Projekt 14318/01

Deutsch-Polnischer Umweltkongreß:Polen und Deutsche – Gemeinsam auf dem Weg zur ökologischen Erneuerung. Beiträge zur regionalen und kommunalen Umsetzung der Agenda 21

Projektträger

Deutsch-Polnische Gesellschaft Hamburg e. V.
Berner Heerweg 183
22159 Hamburg

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Von polnischer wie von deutscher Seite waren der Wunsch nach Informationsaustausch, nach besserer Vernetzung und Vertiefung bestehender Kontakte und Planung neuer Projekte geäußert. Grundlage der Entscheidung für dieses Vorhaben bilden die guten, z.T. bereits jahrelang bestehenden Kontakte zwischen der AG einerseits und polnischen Partnern andererseits, wobei insbesondere die Städte/Regionen Szczecin/Stettin, Kaschubei, Gdansk/Danzig, Masuren, Warszawa/Warschau, Krosno, Krakau, Jelenia Gora zu benennen sind.
Es ging bei dem Kongreß mit der integrierten Fachtagung um:
1. Die fachliche Bestandsaufnahme von Möglichkeiten der Nutzung naturnaher Kläranlagen im ländlichen Raum, deren Relevanz sich aus einem aktuellen, praktischen Problem ergab;
2. die Organisierung der Erfahrungsaustausches über weitere bestehende deutsch-polnische Vorhaben, deren Praxis und Auswirkungen;
3. die Einschätzung von Entwicklungen und Veränderungen in der deutsch-polnischen Zusammenarbeit im Umweltbereich im Hinblick auf die Integration Polens in die EU;
4. einen Einblick in den Stand der Bemühungen in beiden Ländern um die kommunale Umsetzung der Ziele der Agenda 21 zu erhalten, deren mögliche ökonomische Effekte und die Beteiligungsmöglichkeiten von Nichtregierungsorganisationen und Bürgern.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenDie Umsetzung der Ziele des Kongresses und der Fachtagung wurde durch die folgenden Methoden gewährleistet:
1. Die Fachtagung begann mit einem ganztägigen Fachseminar, mit qualifizierten Vorträgen von Firmen und Wissenschaftlern. Am nächsten Tag (Samstag) fand am Vormittag ( schon im Rahmen des Kongresses) eine Präsentation verschiedener Verfahren statt. Am Nachmittag wurde eine eigenständige Arbeitsgruppe angeboten, in der vertiefende Gespräche stattfanden.
Eine geplante Exkursion zur Besichtigung von Pflanzenkläranlagen konnte aus Witterungsgründen nicht stattfinden.
2. Der Kongreß selbst beinhaltete verschiedene Schwerpunkte:
Bei Ankunft wurden allen TN Materialien zum Kongreß und zu den Arbeitsgruppen in beiden Sprachen ausgehändigt.
Am Samstag vormittag fand ein umweltpolitisches Forum statt, in dem die PodiumsteilnehmeriInnen über politische Praxis und praktische Umsetzungen umweltrelevanter Themen in deutsch-polnisch-europäischen Dimensionen diskutierten. Am Nachmittag tagten fünf thematische Arbeitsgruppen, in denen am Anfang jeweils gesetzte Beiträge gehalten wurden. Sonntag vormittag fand wiederum eine Plenarveranstaltung statt. Schwerpunkte waren:
Vorstellung der Arbeitsgruppenergebnisse, Beitrage zum Stand der Umweltgesetzgebung in Polen undökophilosophische Themen. Zur Positionierung der gemeinsamen Arbeit wie auch zur Außendarstellung wurde ein ökologisches Memorandum verabschiedet.
Nach dem Kongreß und der Fachtagung werden Dokumentationen zu beiden Ereignissen in beiden Sprachen erstellt: ein Fachtagungsband und ein Kongreßreader.


Ergebnisse und Diskussion

Dieser Kongreß war der erste seiner Art in der Bundesrepublik Deutschland und trägt daher Modellcharakter im deutsch-polnischen Umweltdialog. An der dreitägigen Veranstaltung unter der Schirmherrschaft des Umweltsenators in Hamburg, Alexander Porschke sowie des Generalkonsul der Republik Polen in Hamburg Mieczyslaw Sokolowski, nahmen VertreterInnen von Nichtregierungsorganisationen, Gemeindeverwaltungen, Behörden, Regierungsstellen und Firmen teil.
Grundlagen unserer Aktivitäten waren und sind die Kommunikationsstrukturen innerhalb der Deutsch-Polnischen Gesellschaften und die zwischen ihnen und den Polnisch-Deutschen Gesellschaften. Insge-samt nahmen ca. 200 Personen - davon über 100 aus allen Regionen Polens - an dem Programm teil. Ursprünglich waren die Organisatoren von maximal 150 Personen ausgegangen.
In einem Umweltpolitischen Forum wurden die Rahmenbedingungen für eine ökologische Erneuerung diskutiert. Deutlich wurde, daß der Titel des Kongresses eher mit einem Fragezeichen zu versehen sei. Ziel und Zweck eines solchen Vorhabens ( wie diesem Kongreß) könne hauptsächlich sein, Hindernisse und positive Entwicklungen zu benennen sowie Bedingungen für eine solche gewollte Entwicklung zu definieren. Dabei wurden neben beispielhaften Fortschritten auch Schwachstellen und Defizite in der umweltpolitischen Zusammenarbeit beider Länder benannt. Beispiel: mit Besorgnis wurde registriert, das es starke Bemühungen gibt, die Praxis der europäischen Agrarpolitik auf Polen zu übertragen. Dabei wurde von beiden Seiten festgestellt, daß die bisherige EU-Agrarpolitik keineswegs als nachahmenswertes Vorbild tauglich ist. So kann und muß von einer bedenkenlosen Übernahme dieser ressourcenvernichtenden Politik gewarnt werden, denn die aus der modernen Intensivierung und der umweltvergiftenden Chemisierung resultierenden Konsequenzen werden die zusätzlich hunderttausendfache Gefährdung bäuerlicher Existenzen sein. Notwendig sind dagegen u.a. die Weiterentwicklung der ländlichen Struktur, eine Ausweitung des ökologischen Landbaus und dessen Standardsicherung.
Interessante Debatten ergaben sich aus den Vorträgen über Themen wie: Wasserreinhaltung, regenerative Energien, Umweltbildung und Verkehr.
Sehr positiv wurden die Übergabe eines Laborkoffers durch den Umweltsenator an den Vertreter des polnischen Umweltministers, dem Präsidenten des polnischen Ökofonds, Herrn Prof. Maciej Nowicki, stellvertretend für alle 23 polnische Partnerschulen von Hamburg und die Übergabe eines ersten Teils einer Photovoltaikanlage an eine polnische Berufsschule bei Pila durch den Hamburger Klimaschutz-fonds und zwei Gesamtschulen aufgenommen. Große Resonanz fanden die deutschen Vorträge der Europaabgeordneten Elisabeth Schoedter, von Lutz Ribbe von EURONATUR, Betty Gebers aus dem Hanse-Büro in Brüssel und Prof. Konrad Ott, Universität Greifswald, von dem einzigen bundesdeutschen Lehrstuhl für Ökoethik. Die Beiträge von polnischer Seite, wie z.B. die von Prof. Maciej Nowicki, Mieczyslaw Mazurkiewicz oder Blandyna Migdalska von Naturschutzpark Unteres Odertals setzten viele deutsche ZuhörerInnen in Erstaunen über den Stand und die Qualität der Debatten in Polen. Alle Beiträge schafften es, für die deutsche wie die polnische TN, aktuellen und spannenden Diskussionsstoff zu liefern.
Der Kongreß verabschiedete als Abschlußdokument ein Ökologisches Memorandum. Ein zentraler Satz darin lautet: Wir erwarten von den Regierungen beider Länder, insbesondere von dieser rot-grünen Bundesregierung, daß die Umweltpolitik und der deutsch-polnische Umweltdialog mit hoher Priorität stattfinden. Es werden einige Vorschläge gemacht.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

In Hamburg und darüber hinaus waren unsere Bemühungen um öffentliches Interesse und mögliche Berichterstattung in der entscheidenden letzten Phase der Vorbereitungen und nach dem Kongreß im Vertrauen darauf gerichtet, daß die Pressemitteilungen Beachtung finden würden. Dies ist nicht in dem gehofften Maße geschehen. Berichte in polnischer Sprache waren häufiger als die in deutschen Medien. Im Zusammenhang mit der Erstellung , dem Druck und dem Vertrieb des Fachtagungsbandes und des Kongreßreaders wird es noch einmal eine intensive Popularisierung der Ziele des Kongresses geben.


Fazit

Neben den organisatorischen und finanziellen Unwägsamkeiten in der Vorbereitungsphase stellten wir fest, daß es uns mit Erfolg gelungen ist, die vorhandenen Kontakte und Kommunikationsebenen zu diesem Kongreß zu aktivieren und zusammenzufassen. Dabei ist bemerkenswert, daß die polnische Seite in ihrer jeweiligen Region ein motiviertes und qualifiziertes Mobilisierungspotential besitzt, untereinander jedoch noch vieles entwicklungsbedürftig erschien, so daß wir von Hamburg einige zusätzliche Aufgaben der Organisation in Polen wahrnehmen mußten. In jedem Fall hat die Zusammenkunft zur Intensivierung der bestehenden Kontakte geführt, neue Kontakte und Projekte eröffnet, deren Umsetzung in ein mehrjähriges Programm erfolgen wird.

Übersicht

Fördersumme

36.966,40 €

Förderzeitraum

06.10.1998 - 27.07.2000

Bundesland

Hamburg

Schlagwörter

Umweltkommunikation