Projekt 13735/01

Nachhaltiges Handlungskonzept für die ökologische Schmiede Kaltensundheim

Projektträger

Günther RauchMetallbau / Kunstschmiedearbeiten
Siegenborn 4
98634 Kaltensundheim

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Anlaß des Vorhabens war die Ansiedlung der geplanten neuen Schmiede als erster Betrieb im neuen ökologischen Gewerbegebiet Kaltensundheim überhaupt. Dabei sollte für das geplante Bauvorhaben neben der Beachtung ökologischer Kriterien für Wasser- und Energieverbräuche, Abfallvermeidung, klimatischer Bedingungen usw. vor allem eine angepaßte Architektur entwickelt werden (traditionelle Schmiede im Biosphärenreservat Rhön). Weiterhin hatte das Projekt zum Ziel neue, dauerhafte Produkte und Produktinnovationen zu finden, die handwerklichen, regionalen Schmiedebetrieben neue ökonomische Chancen mit nachhaltigen Produkten eröffnen.

Die neue Dorfschmiede soll in ihrer ganzheitlichen Konzeption ein Modell für ökonomische, ökologische und soziale Nachhaltigkeit darstellen.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenNach ersten Vorrecherchen existieren für handwerkliche Schmiedebetriebe bisher keine, am Prozeß der Agenda 21 orientierten nachhaltigen Handlungskonzepte, die auf das gesamte betriebliche Geschehen eingehen. Deshalb war der erste Arbeitsschritt die Klärung der heute in der Schmiede eingesetzten Technologien, des Produktsortiments und der Möglichkeiten zur nachhaltigen Weiterentwicklung von Sortiment und Schmiedeprozeß.
Darauf aufbauend wurde für den geplanten Neubau ein Handlungskonzept für die architektonische Gestaltung von Gebäude und Außenanlagen, die ökologische Baustoff- und Materialauswahl sowie den Ressourcenverbrauch (Energie) vorgeschlagen. Das Konzept wurde an den Kriterien umfassender Nachhaltigkeit, also Systemorientierung, Ökologieorientierung, Ökonomieorientierung, Gesellschafts-orientierung, Regionalorientierung und Qualitätsorientierung ausgerichtet. Wichtige Vorgabe dabei war die ökonomische Randbedingung, das Bauvorhaben ohne wesentliche Mehrkosten realisieren zu müssen.
Weiterhin war die kreative Entwicklung neuer Produkte und Produktinnovationen wesentlicher Teil des Projekts. Dabei sollten Ideen für dauerhafte, nachhaltige Produkte und Ihre Vermarktung für diese Schmiede aber auch für das Schmiedehandwerk generell vorgeschlagen werden. Zur Entwicklung dieses nachhaltigen Handlungskonzepts war die Zusammenarbeit von Experten aus Architektur und Marketing sowie der ökologischen Unternehmensberatung erforderlich.


Ergebnisse und Diskussion

Zu Arbeitsbeginn lagen dem Unternehmer Ausführungspläne für eine klassische Gewerbehalle vor. Zunächst wurden in einem Workshop die Zukunftsvorstellungen der Unternehmerfamilie ermittelt. Dazu gehörten auch die sozialen Aspekte der Zukunftsplanung der beiden jungen Söhne des Unternehmers. Es wurden eine Reihe von Lösungsansätzen für eine architektonische und ökologische Verbesserung der Baumaßnahme entwickelt. Dabei stand die Verbesserung der Architektur und die Einbindung in das Gesamtvorhaben Ökologisches Gewerbegebiet Kaltensundheim im Vordergrund. Dies wurde durch eine Fülle von Detailvorschlägen zur Änderung des Gebäudes, zur Vernetzung der Funktionen von Arbeit und Wohnen und zur ökologischen Verbesserung der Luft-, Wasser-, Energie- und Materialhaushalte, sowie ein Handlungskonzept Abfall erreicht. Die Mehrkosten der einzelnen Vorschläge konnten durch Einsparungen bei der Gebäudeeinteilung weitgehend kompensiert werden.

Die Detailvorschläge folgten dem Konzept gebauter corporate identity, was bedeutet, daß die Gesamtanlage zu einer Darstellung des Produktangebots der Schmiede umfunktioniert wurde. Beispiele: Holz-/Stahl-Verbundfenster, Außentreppen, Rankgerüste, Einfriedungen, Metalleinbauschränke und -regalsysteme. Für die einzelnen Maßnahmen wurde eine ökologische und ökonomische Kurzbilanzierung durchgeführt, um die Vorteilhaftigkeit zu dokumentieren. Diese bauökologischen Details für sich stellen nach unserer Überzeugung noch kein nachhaltiges Unternehmenskonzept dar, sondern sind wichtiger Teil eines solchen.

Nachhaltigkeit geht in einem Unternehmen über die Aspekte der Bauökologie weit hinaus. So wurde das Unternehmenskonzept der Schmiede nach den Begriffen der Regionalität und der Dauerhaftigkeit auf ein neues Fundament ökologischer und ökonomischer Qualität gestellt. Das bedeutet beispielsweise bei Materialbeschaffung und Vertrieb auf den regionalen Radius und regionale Bezugsquellen bzw. Zielgruppen streng zu achten. Das bedeutet das Produktsortiment sowohl um eigene Serienprodukte, als auch um individuelle Schmiedeangebote und Restaurierungen zu ergänzen. Das bedeutet nicht zuletzt die enge Verknüpfung der eigenen Aktivitäten mit dem Biosphärenreservat Rhön zu suchen.

Zur Umsetzung der Einzelvorschläge wurden die ursprünglich vorliegenden Ausführungspläne überarbeitet. Die Tatsache, daß beide Söhne des Unternehmers den Schmiedeberuf ergreifen wollen und eine entsprechende Lehre begonnen haben, führte zu dem Wunsch die Vorschläge nachhaltiger, handwerklicher Orientierung der Arbeit kontinuierlich zu verfolgen.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Da das Schmiedeunternehmen nicht in der Lage ist Öffentlichkeitsarbeit zu betreiben, soll das Projekt im Rahmen der geplanten Medienarbeit für das ökologische Gewerbegebiet öffentlich präsentiert werden.


Fazit

Nachhaltiges Wirtschaften ist die zentrale Herausforderung der Zukunft. So sehr diese Zielsetzung auf globaler Ebene diskutiert wird, muß ihre Umsetzung realistischerweise in der Region gelingen. Für Unternehmen bedeuten nachhaltige Handlungskonzepte die Zukunftssicherung insbesondere der Arbeits- und Lebensplätze der nachfolgenden Generation. Am Beispiel der Schmiede Kaltensundheim wurde die Umsetzung nachhaltigen Wirtschaftens im Kleinbetrieb umfassend dargestellt.

Übersicht

Fördersumme

17.977,02 €

Förderzeitraum

03.04.1998 - 04.08.1999

Bundesland

Thüringen

Schlagwörter

Klimaschutz
Ressourcenschonung
Umweltforschung
Umwelttechnik