Projekt 10640/14

Ökologische Siedlungsplanung Kupferheide, Bielefeld (Programm des Kuratoriums zur ökologisch orientierten Siedlungsplanung, hier Kategorie Mischgebiet)

Projektträger

Architekturbüro BültmannInstitut für Kommunal- und Umweltplanung (IKU)
Hainteichstr. 18 a
33613 Bielefeld
Telefon: 0521/98654-0

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Im Rahmen der EXPO 2000 wird die Regionalbahnstrecke Bielefeld - Dissen/Bad Rothenfelde modernisiert und erhält eine erhebliche Aufwertung insbesondere im Bereich der Haltepunkte. Im Bielefelder Stadtteil Quelle wird im Bereich Kupferheide der einzige Haltepunktneubau an der Strecke entstehen. Für die Siedlung Kupferheide sollen in einem kooperativen Verfahren besondere Ziele, Planungsmethoden und Realisierungsstrategien zur Erhöhung der ökologischen Potentiale in der Rahmenplanung erarbeitet werden.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenDas Instrument der Rahmenplanung ermöglicht eine Formulierung von Zielen und Lösungsansätzen, die über die durch das Planverfahren in ihrem Spielraum begrenzten formalen Planarten hinausgehen. Zeitgleich werden die für die Aufstellung eines Bebauungsplans notwendigen formalen Schritte eingeleitet.
Für dieses Verfahren wurde zunächst eine Arbeitsgruppe aus Planungsamt, Klimaschutzbeauftragtem, Planungsbüro und Stadtwerke eingerichtet, die entsprechend der Erfordernisse des Verfahrens erweitert wird. Die einzelnen Arbeitsschritte orientieren sich an der HOAI und am BauGB. Es zeigt sich, dass es in der Arbeit neben der räumlichen Planung, besonders um Modelle und Strategien zur Umsetzung und Sicherung gesetzter Ziele geht.
Im Hinblick auf die Erhöhung ökologischer Potentiale und die damit verbundene komplexe Aufgaben-stellung sind Methoden zur Optimierung des Planungsprozesses und die Einbindung von Organisationsmodellen (z.B. Mobilität ohne eigenes Auto, Betreibermodelle für Nahwärmenetze usw.) nötig. Hier wird Neuland betreten, es können aber Erfahrungen des Planungsbüros z. B. mit der Siedlung Waldquellenweg einfließen. Das kooperative Verfahren soll insbesondere die frühzeitige und zielorientierte Einbindung von Fachbehörden und Entscheidungsträgern ermöglichen.


Ergebnisse und Diskussion

Die Beratung und die erbrachten besonderen Planungsleistungen haben zu einem Siedlungskonzept geführt, das die Stadt Bielefeld in dieser Form nicht aus eigener Kraft erstellt hätte. Im Vergleich zur konventionellen Vorgehensweise sind durch das Projekt erhebliche Chancen für eine nachhaltige Siedlungs-Entwicklung eröffnet worden.
1. Die Zusammenarbeit der Fachbereiche Umwelt und Verkehr mit dem Bereich Bauen und Einwohner-Service in einem Projektteam hat dazu geführt, dass die Belange des Klimaschutzes durch direkte Beteiligung des Klimaschutzbeauftragten stärker als bisher in Bielefeld praktiziert und in die Planungs-Abläufe der Siedlungsentwicklung eingeflossen sind.
2. Durch die geförderten Beratungsleistungen konnte aktive Hilfestellung geleistet werden, die Siedlung als Solarsiedlung bei der Landesinitiative Zukunftsenergien in NRW anzumelden. Durch die Moderation der Arbeitsgruppe Kupferheide ist es gelungen, Vertreter der Stadt und der Stadtwerke in einem positiven Dialog zusammenzubringen und die notwendigen Schritte zur Realisierung einer Solar-Siedlung einzuleiten.
3. Beratung und Planungsleistungen haben die Basis für eine Investorenausschreibung geliefert, mit der die Ökobausteine als Planungsziel verankert und vertraglich abgesichert wurden.
4. Es wurde ein Siedlungsbetreibermodell entwickelt, das auf die speziellen Belange der Stadt Bielefeld und die (teilweise kontraproduktiven) politischen Wünsche abgestimmt war.
5. In Zusammenarbeit mit den Stadtwerken Bielefeld und dem Verkehrsverbund Ostwestfalen-Lippe wurde ein Mobilitätskonzept erarbeitet, das sicherlich als einzigartig gelten kann. Das Konzept dafür wurde als Planungsleistung im Rahmen des Projekts erbracht.
6. Durch das Projekt sind komplexe Zusammenhänge nachhaltiger Siedlungsentwicklung deutlich geworden und haben einen Großteil der Projektbeteiligten für zukünftige Aufgaben sensibilisiert. Nachhaltige Siedlungsentwicklung ist mittlerweile als öffentliche Aufgabe gesellschaftlich angenommen worden. Die Arbeit mit der Stadt Bielefeld hat aber deutlich gezeigt, dass die Kommune mit dieser Aufgabe erheblich überfordert war. Das liegt zum einen in der inneren Struktur einer hierarchischen Ordnung der Fachämter, die zum Teil schlicht entscheidungsunfähig waren. Diese Unsicherheit kann meist nur ausgeräumt werden, wenn man die Vorteile fundiert deutlich machen kann und einen Fürsprecher gewinnt, der das Vertrauen des Gesprächspartners genießt. Wenn man weiterhin den Kommunen als gesellschaftliche Kraft einen besonderen Stellenwert für den Anschub einer nachhaltigen Entwicklung einräumt, ist es erforderlich Hilfestellung zu geben, so dass sie strukturell, personell und fachlich in die Lage versetzt werden, dieser Aufgabe erfolgreich nachzukommen. Neben der Förderung von besonderen Planungsleistungen und Beratung wie in diesem Fall, sollte darauf geachtet werden, dass die Arbeitsweise der Kommune geordnet und zielgerichtet abläuft und neben den architektonisch/städtebaulich/technischen Aspekten auch die wirtschaftlichen und juristischen Aspekte gleichberechtigt betrachtet werden.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Im November 1998 wurde eine Informationsveranstaltung für Verwaltung, Politik, Bauträger und Architekten durchgeführt. Es erfolgte die Aufnahme des Projekts in die Presse und Öffentlichkeitsarbeit des Verkehrsverbunds Ostwestfalen (VVOWL) zum EXPO Projekt Haller Willem, Aufnahme des Pro-jekts mit dem Titel Wohnen plus in die Broschüre RegionalStationZukunft - Wohnquartiere am Haller Willem des Ministeriums für Bauen und Wohnen NRW.


Fazit

Die mit dem Projekt formulierten Ziele und Ergebnisse wären ohne die Förderung und die damit verbundene Beratung durch das Planungsbüro nicht erreicht worden. Das Projekt zeichnet sich besonders durch das neuartige Betreibermodell mit dem Ziel der Solarsiedlung und durch das Mobilitätskonzept aus. Diese Bausteine konnten nur mit der Förderung erarbeitet werden.

Projekterschwerend und zum Teil behindernd haben sich die teilweise erheblichen Informationsdefizite innerhalb von Politik und Verwaltung ausgewirkt. Insbesondere ökonomische Zusammenhänge von Entscheidungen einzelner Fachämter waren nicht erkennbar. Vorteilhaft für das Gelingen des Projekts war die aufgeschlossene Kooperation der Stadtwerke Bielefeld, sowohl im Energie- als auch im Verkehrsbereich.

Übersicht

Fördersumme

50.617,90 €

Förderzeitraum

03.04.1998 - 21.09.2000

Bundesland

Nordrhein-Westfalen

Schlagwörter

Klimaschutz
Landnutzung
Ressourcenschonung
Umweltforschung
Umwelttechnik