Projekt 10168/01

Bundesweite Kooperation zur ökologischen Produktbewertung

Projektträger

Hamburgische Krankenhausgesellschaft e. V. (HKG)
Grevenweg 89
20537 Hamburg
Telefon: 040/251736-0

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Medicalprodukte stellen eine der vielfältigsten und umfangreichsten Produktgruppen im Krankenhaus dar (von der Spritze bis zum Herzkatheter) und sind darüber hinaus von großer wirtschaftlicher Bedeutung (Medizinischer Bedarf macht rund 50 % an den Sachkosten der Krankenhäuser aus). Der Einsatz dieser Produkte führt zu Umweltbelastungen in Form von Ressourcenverbrauch, Abfall, Abwasser oder Emissionen. Die Fachexperten der Partnerkrankenhäuser bewerten die Medizinprodukte unter medizinisch-pflegerischen, hygienischen, sicherheitstechnischen und ökologischen Gesichtspunkten und ergänzen diese Bewertung der Produktqualität um eine Kostenanalyse. Die Bewertung des Umweltschut-zes ist integraler Bestandteil der Qualitätsbewertung und damit der Produktentscheidung. Mit diesem Ansatz soll eine reale Entlastung der Umwelt (Mengen- und Schadstoffreduzierung erreicht werden. Pro Jahr soll in den Krankenhäusern jeweils ein Produkt bewertet werden. Um den Bewertungsaufwand für die einzelnen Krankenhäuser möglichst gering zu halten, ist vorgesehen, dass sich die Krankenhäuser die Arbeit teilen und miteinander kooperieren. Als Ergebnis sollen den Partnerkrankenhäusern Doku-mentationen zur Verfügung stehen, die ihnen eine krankenhausindividuelle Produktauswahl ermöglichen. Darüber hinaus soll am Projektende ein Handbuch bewerteter Medizinprodukte, das auch Dritten (nicht projektbeteiligte Krankenhäuser sowie Hersteller von Medizinprodukten) den Einkauf umweltverträglicher Medizinprodukte erleichtert. Gemeinsam mit Herstellern soll ein allgemein akzeptiertes Instrumentarium zur Bewertung der Umweltverträglichkeit erarbeitet werden (Ökoprofile für Medizinprodukte), das den Bedürfnissen der Hersteller nach vertraulichem Umgang mit ökologischen Produktdaten ebenso Rechnung trägt wie dem Wunsch der Krankenhäuser nach einer Reduzierung des Arbeitsaufwandes für die Durchführung der ökologischen Bewertung und damit Akzeptanz und Einbindung des Umweltschut-zes erhöht.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenGrundlage der Produktbewertung sind die vom LBK Hamburg entwickelten Instrumente zur Einbindung des Umweltschutzes in die Einkaufsentscheidung und zur Bewertung der Umweltverträglichkeit von Medizinprodukten und ihrer Verpackungen. Medizinprodukte werden angelehnt an die Methodik Ökobilanz bewertet. Die Ergebnisse der Ökologiebewertung werden regelhaft in die Qualitätsbewertung der Medizinprodukte eingebunden. Produktqualität (Nutzen) und Kosten werden mittels einer Kosten-Nutzen-Untersuchung gegeneinander abgewogen und bilden die Entscheidungsgrundlage für die konkrete Produktwahl.


Ergebnisse und Diskussion

Die bislang erzielten Bewertungsergebnisse bestätigen, dass der Ansatz, Umweltschutz in die Beurteilung der Produktqualität einzubinden und mittels Kosten-Nutzen-Abwägung eine transparente Grundlage für die Produktentscheidung zu treffen, richtig ist.Die konkreten Bewertungsergebnisse für sehr unterschiedliche Medizinprodukte zeigen u. a.:
· Medizinprodukte sind ökologisch relevant. Eine ökologische Bewertung kann krankenhausseitig zu realer Umweltentlastung (z. B. reduzierte Verbräuche, geringeres Abfallaufkommen, umweltverträglichere Materialien) genutzt werden.
· Der Bereich Umweltschutz wird mit 5 bis 30 % bei der Bewertung der Produktqualität berücksichtigt. Die Arbeitsgruppe Ökoprofil für Medizinprodukte empfiehlt eine Berücksichtigung mit mindestens 10 %.
· Die Bereitschaft zur Lieferung sog. Ökodaten (Angaben zur Materialzusammensetzung der Medizin-produkte) ist herstellerseitig verbesserungsbedürftig.
· Für eine breite und regelhafte Akzeptanz und Berücksichtigung ökologischer Aspekte ist eine Vereinfachung der ökologischen Bewertung im Sinne der Ökoprofile für Medizinprodukte (Arbeitsteilung zwischen Herstellern und Krankenhäusern, weitgehende Bewertung durch die Hersteller auf der Basis eines gemeinsamen und allseits bekannten Bewertungsinstrumentes) sinnvoll.
In enger Zusammenarbeit mit Herstellern von Medizinprodukten ist die Entwicklung eines gemeinsamen Bewertungsinstrumentes (Ökoprofile für Medizinprodukte) gelungen. Das Instrument bedarf allerdings noch der Erprobung bevor eine breite und regelhafte Anwendung möglich ist.
Die Erfahrungen im Projekt zeigen neben fachlich-inhaltlichen insbesondere strukturelle Heraufforderungen für Krankenhäuser (fachübergreifende Zusammenarbeit, Projektorganisation, Information und Kommunikation) und Hersteller (Umgang mit Kundenwünschen, unternehmensinterne Kommunikation, Bereitstellung von Daten und Mustern) auf. Die Kommunikation zwischen Krankenhäusern und Herstellern ist stark verbesserungsbedürftig (Bearbeitung von Anfragen, Auseinandersetzung über die Produktqualität im allgemeinen sowie die ökologische Produktqualität im besonderen. Dem Veränderungsmanagement ist - auf Krankenhaus- und Herstellerseite - besondere Aufmerksamkeit zu widmen. Die Bewertung der Umweltverträglichkeit alleine reicht für eine regelhafte Etablierung des Umweltschutzes (Bewusstsein und Umsetzung in Handeln) nicht aus.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Im Projektverlauf wurden Zwischenergebnisse insbesondere über die Fachpresse publiziert. Daneben wurden die Ergebnisse in verschiedenen Veranstaltungen einer breiteren Fachöffentlichkeit (z. B. 2. Norddeutscher Umwelttag 2001) vorgestellt. Diese Präsentationen wurden durch gesonderte Präsen-tationsveranstaltungen für Hersteller ergänzt. Beteiligte Partnerkrankenhäuser und die Hersteller von Medizinprodukten wurden über sog. INFO fortlaufend über aktuelle Projektfragen und Ergebnisse infor-miert. Die Ergebnisse und Erkenntnisse aus dem Projekt werden Interessierten über das Internet (www.hkgev.de/koep/start.htm) zugänglich sein. Detailergebnisse stehen den Partnerkrankenhäusern in einem passwortgeschützten Bereich zur Verfügung. Aus juristischen Gründen muss die über diesen Kreis hinausgehende Weitergabe in anonymisierter Form erfolgen. Anonymisierte Ergebnisse werden allen Interessierten als CD-Rom zum Selbstkostenpreis zur Verfügung gestellt.


Fazit

Krankenhäuser mit klar geregelten Ablaufstrukturen und (ersten) Erfahrungen im Qualitätsmanagement haben keine Schwierigkeiten, innerhalb der vorgesehenen Zeiten in ihren Teams klar strukturierte, aussage- und umsetzungsfähige Ergebnisse zu erzielen, die sich in Form eines Produktwechsels und finanzieller Einsparungen bemerkbar machen. Damit ist auch eine Umweltentlastung verbunden. Das Projekt zeigt jedoch, dass es zur regelhaften Anwendung des Instrumentes weiterer Anstrengungen bedarf, z. B. durch
· Implementierung in den Einkaufsprozess (Krankenhäuser),
· Erprobung und regelhafte Erstellung von Ökoprofilen für Medizinprodukte (Hersteller),
· Kommunikation (in den Krankenhäusern und den Unternehmen und zwischen diesen Institutionen) und
· durch Umsetzung der Ansätze zur integrierten Produktpolitik (IPP) der EU.

Übersicht

Fördersumme

746.783,72 €

Förderzeitraum

01.01.1999 - 11.02.2003

Bundesland

Hamburg

Schlagwörter

Umweltkommunikation
Umwelttechnik