Projekt 09965/01

Öko-Effizienz und Öko-Effektivität in der mittelständischen Unternehmenspraxis

Projektträger

ÖKOLOGIK ECOVEST AG
Kaiserstr. 11
60311 Frankfurt
Telefon: 069/133889-0

Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenIm theoretischen Teil (Kap. 2 - 5) wird zunächst der Begriff der Umweltleistung geklärt. Dabei wird einerseits auf bestehende Normen, Richtlinien (EMAS, ISO 14031, EGT) Bezug genommen, andererseits als Maßstab das globale Oberziel eines sustainable development herangezogen. Von Umweltleistung zu sprechen ist deshalb schon problematisch, da Menschen und von Menschen geschaffene Organisationsformen wie Unternehmen zuallererst und ständig Leistungen der Natur in Anspruch nehmen, die wiederum umgewandelt werden zu wirklichen oder vermeintlichen Nutzenstiftungen für den Menschen. Sieht man die ursprüngliche Wertschöpfungsgrundlage in der natürlichen Natur (Altner) und nicht in Unternehmen, dann heißt Umweltleistung, daß der Naturkapitalstock erhalten bleibt oder sogar gestärkt bzw. revitalisiert wird, daß die vorhandenen Umweltbelastungen absolut reduziert werden und ein möglichst geschlossener Stoffkreislauf mit der Natur erreicht wird. Ökonomie ist nach diesem Verständnis nicht nur monetär, sondern physisch und philosophisch zu erklären, sie ist langfristig angelegt und nicht allein erwerbswirtschaftlich, sondern auch selbstversorgend, nicht beherrschend, sondern eingeordnet in kulturelle Vielfalt und verbunden mit einem nachhaltigen Lebensstil. M.a.W. läßt sich ein Urteil über die Umweltleistung nicht abgeben ohne die Klärung der Wertgrundlagen unterschiedlicher Ökonomieverständnisse, wofür aktuell insbesondere die Gegenüberstellung des herrschenden mainstreams Neoklassik/Neoliberalismus auf der einen Seite mit der aufkeimenden ökologischen Ökonomik auf der anderen Seite interessiert. Da wir nur in der letzteren eine zukunftsfähige Alternative der Wirtschaftsordnung erkennen, leiten wir daraus den Begriff der Umweltleistung (Kap.2) ab und entwickeln daraus im folgenden (Kap.3) zumindest die Konturen einer Theorie des Nachhaltigen Unternehmens. Damit eng verbunden sind natürlich Fragestellungen über die Beweggründe umweltverantwortlichen Handelns, die an der gegenwärtigen Situation und den Perspektiven einer zukunftsfähigen Entwicklung zu relativieren sind. Es folgt daraus, daß Unternehmen aktiv Spielräume zur Umweltverbesserung haben, aber stärker als bisher stratetgische Potenziale ausloten müssen und sich als strukturpolitische Akteure (Schneidewind) verstehen. Öko-Effektivität kann nur aus dieser Weiterentwicklung des Unternehmens zu einer systemisch-nutzenstiftenden Organisation entstehen im der dringend notwendigen Ausgestaltung einer sozialökologischen Marktwirtschaft haben. Die Realisierung von Öko-Effektivität ist i.d.R. mit systemischen, funktionalen Optimierungen verbunden, die strategischen Mut, Weitblick und Kooperationsfähigkeit mit Umweltpartnern erfordert. Selbstverständlich gehört dazu auch die Produktlinienverantwortlichkeit und ein kritisches, mit einer breiten Öffentlichkeit diskutiertes Bewußtsein über die Universalisierbarkeit von Bedürfnissen und die langfristige Tragfähigkeit des jeweiligen Produktionsprogramms. In diesem Zusammenhang ist die Integration des Ziels Umweltleistung in AGENDA 21-Prozesse unabdingbar.
Das im Forschungsprojekt entwickelte Bepunktungsmodell für Umweltleistung trifft sich zum Zeitpunkt seiner Veröffentlichung interessanterweise mit dem Bepunktungsmodell des Umweltbundesamtes (DUX), das 6 Umweltbereiche mit max. 6000 Umweltpunkte benotet. Es ist denkbar, daß unser Verfahren mit dieser Betrachtungsweise kompatibel ist, wozu weitere Forschungsarbeiten geleistet werden sollten. In jedem Falle dient unser Instrumentarium dem stärkeren micro-macro-link, wie er jeder nationalen Umweltzielplanung (analog dem niederländischen Vorbild) zugrunde liegen sollte.
Das von uns entwickelte Instrumentarium hebt also sowohl die (nach ISO 14000 oder EMAS) organisierten Umweltmanagementsysteme auf die strategische Stufe der Nachhaltigkeit (ohne die Verzahnung mit der operativen Entscheidungsebene auszublenden) und bildet eine Brückenfunktion zwischen dem mikroökonomischen Bereich und der staatlichen Umweltpolitik, die verstärkt auf indirekte Anreizfunktionen und freiwillige Vereinbarungen setzt. Zu bedenken ist dabei immer, daß eine neue Balance zwischen Ökonomie, Ökologie und Sozialem/Kulturellem gefunden werden muß, die derzeit weit überzogen zugunsten finanzökonomischer, kurzfristiger Kalküle ausfällt.


Ergebnisse und Diskussion

Mit den 5 Referenzbetrieben ist in enger Kooperation sowohl der Kriterienkatalog Managementpotenzial als auch das Umweltkennzahlensystem abgestimmt worden. Am weitesten konnten beide Bewertungsfelder (enablers + results) bei der Neumarkter Lammsbräu bepunktet werden. Die Brauereibranche verfügt bereits traditionell über umfangreiche Kennzahlenstatistiken, die allerdings für unsere Zwecke neu aufbereitet werden mußten und z.T. nur bedingt brauchbar waren. Dennoch konnte hier über benchmarks und Umweltziele eine recht weitgehende Bewertung durchgeführt werden. Schwieriger gestalteten sich Erhebung und Auswertung im Mineralwasserbereich und Hausbau. Dazu kam, daß die Fa. Graf Holzbausysteme erst vor kurzem gegründet wurde, im Aufbau befindlich ist und naturgemäß noch kein ausgereiftes Umweltkennzahlensystem vorweisen kann. Hier wurde im Rahmen des Forschungsprojekts zusätzliche Entwicklungsarbeit für ein funktionierendes Umweltmanagement geleistet. Allen 5 Betrieben wurden jedenfalls der Abschlußbericht als hardcopy, das Bepunktungsmodell und die Ergebnisse in Form einer CD zur Verfügung gestellt mit dem Angebot der weiteren Betreuung und Unterstützung in den Anstrengungen zu einer glaubwürdigen dauerhaften Umweltleistung.
Am Ende des Forschungsprojekts wurde deutlich, daß Unternehmen durchaus in der Lage sind, weitgehende Ansprüche der Umweltleistung zu erfüllen. Aus diesem Grunde wurden auch Pionierunternehmen bewußt ausgewählt. Das schließt aber keineswegs die Teilnahme anderer, noch am Anfang der Umweltaktivitäten stehender Betriebe, aus. Im Gegenteil kann es sehr befruchtend sein, anhand eines benchmarking unterschiedliche Stärken und Schwächen der Umweltleistung miteinander zu vergleichen, sich anzuspornen zu einer kontinuierlichen Verbesserung und zu einer dauerhaften Umweltverträglichkeit hochzuschrauben.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Die Projektergebnisse wurden den Referenzbetrieben vorgestellt und ebenfalls das Bewertungsmodell mithilfe einer Notebook-Präsentation erklärt. Die Betriebe sahen darin sowohl die Möglichkeit der Verbesserung des internen Öko-Controlling als auch die Erweiterung ihrer Umweltberichterstattung in Richtung Nachhaltigkeitsbericht. Das Forschungsprojekt wurde außerdem bereits vorgestellt im Rahmen der Initiative der Stadt Nürnberg Coup 21- für nachhaltiges Wirtschaften, an der sich verschiedene Unternehmen in Arbeitskreisen beteiligen. Es wurde auch präsentiert beim Wissens- und Technologie-Transfertag der Fachhochschule Nürnberg am 5. Mai 2000. Exemplare des Abschlußberichts wurden u.a. versandt an die Landesgewerbeanstalt Bayern (an eine Assessorin von EFQM), die mit der Brüsseler Zentrale Kontakt aufnehmen will sowie an das Wuppertal-Institut (den Leiter der Deutschen Delegation im subcomittee 4 des TC 207 der ISO). Über das Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) als wesentlichen Kooperationspartner fließen die Ergebnisse in den NAGUS-Arbeitsausschuß 5 zur Umweltleistungsbewertung ein.
Eine Veröffentlichung in Buchform ist sowohl im deutschsprachigen und als auch anglosächsischen Raum geplant. Kontakte mit englischen Verlagen wurden bereits in die Wege geleitet. Einige unserer ausländischen Partnerhochschulen sind an den Ergebnissen in englischer Sprache ebenfalls sehr interessiert. Eine Kurzfassung der Resultate wird derzeit verschiedenen Verbandszeitschriften und Fachverlagen angeboten.
An den Ergebnissen hat eine Reihe von Unternehmen, Institutionen, Gremien etc. Interesse bekundet, u.a.:
- EFQM (Weiterentwicklung des Selbstbewertungsmodells zu einem Quality and Sustainabililty-Award)
- ISO 14031 Gremien (Konkretisierung der Definition und Beurteilung der Umweltleistung)
- EMAS 2/3 -Gremien (Konkretisierung der kontinuierlichen Verbesserung im Rahmen von Revalidie-rungen)
- Umweltgutachter/-berater
- die Deutsche Akkreditierungsgesellschaft für Umweltgutachter (DAU) (zur Überarbeitung ihrer Prüfkriterien, Auswahl- und Kontrollverfahren)
- Verbände (z.B. Mineralwasser-, Brauereiverband)
- Hochschulen, Bildungseinrichtungen
- Kapitalanlagegesellschaften, Rating- und Ranking-Agenturen
- staatliche Stellen (zur Förderung der konstruktiven Zusammenarbeit mit Unternehmen in der Umweltzielplanung und -kontrolle)


Fazit

Im Verlaufe des Forschungsprojektes wurden Methoden und Instrumente entwickelt, die vornehmlich Unternehmen der Getränke- und Hausbaubranche in die Lage versetzen, ihrer Umweltleistung auf das Ziel des sustainable development hin zu überprüfen und kontinuierliche Verbesserungsmaßnahmen zur Steigerung der Umweltleistung zu ergreifen. Weitere Untersuchungen sollten sich anschließen, um auch anderen Branchen Hilfestellung zu einer anspruchsvollen Selbstbewertung zu geben.
Anhand der 5 untersuchten Referenzbetriebe konnte (wenngleich noch mit etlichen Informationslücken) der Nachweis erbracht werden, daß Klein- und Mittelständische Unternehmen trotz starkem Wettbewerbsdruck zu einer hohen Umweltleistung fähig sind - allerdings sollten sie sich stärker in Netzwerken zusammenschließen und im Interesse ihrer erbrachten Vorleistungen auf eine Änderung der wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen drängen. Das gilt für alle Unternehmen, die ein Interesse an der dringend notwendigen Ausgestaltung einer sozial-ökologischen Marktwirtschaft haben. Die Realisierung von Öko-Effektivität ist i.d.R. mit systemischen, funktionalen Optimierungen verbunden, die strategischen Mut, Weitblick und Kooperationsfähigkeit mit Umweltpartnern erfordert. Selbstverständlich gehört dazu auch die Produktlinienverantwortlichkeit und ein kritisches, mit einer breiten Öffentlichkeit diskutiertes Bewußtsein über die Universalisierbarkeit von Bedürfnissen und die langfristige Tragfähigkeit des jeweiligen Produktionsprogramms. In diesem Zusammenhang ist die Integration des Ziels Umweltleistung in AGENDA 21-Prozesse unabdingbar.
Das im Forschungsprojekt entwickelte Bepunktungsmodell für Umweltleistung trifft sich zum Zeitpunkt seiner Veröffentlichung interessanterweise mit dem Bepunktungsmodell des Umweltbundesamtes (DUX), das 6 Umweltbereiche mit max. 6000 Umweltpunkte benotet. Es ist denkbar, daß unser Verfahren mit dieser Betrachtungsweise kompatibel ist, wozu weitere Forschungsarbeiten geleistet werden sollten. In jedem Falle dient unser Instrumentarium dem stärkeren micro-macro-link, wie er jeder nationalen Umweltzielplanung (analog dem niederländischen Vorbild) zugrunde liegen sollte.
Das von uns entwickelte Instrumentarium hebt also sowohl die (nach ISO 14000 oder EMAS) organisierten Umweltmanagementsysteme auf die strategische Stufe der Nachhaltigkeit (ohne die Verzahnung mit der operativen Entscheidungsebene auszublenden) und bildet eine Brückenfunktion zwischen dem mikroökonomischen Bereich und der staatlichen Umweltpolitik, die verstärkt auf indirekte Anreizfunktionen und freiwillige Vereinbarungen setzt. Zu bedenken ist dabei immer, daß eine neue Balance zwischen Ökonomie, Ökologie und Sozialem/Kulturellem gefunden werden muß, die derzeit weit überzogen zugunsten finanzökonomischer, kurzfristiger Kalküle ausfällt.

Übersicht

Fördersumme

82.062,35 €

Förderzeitraum

06.05.1998 - 29.03.2001

Bundesland

Bayern

Schlagwörter

Umweltkommunikation