Projekt 08671/02

Fortentwicklung der Ergebnisse der ersten Phase des Projekts: Ausfaulung des im fischverarbeitenden Betrieb anfallenden Abwassers gemeinsam mit kommunalem Klärschlamm (2. Projektphase)

Projektträger

SeeStern Feinkost GmbH & Co. KG
Hamburger Str. 55
24576 Bad Bramstedt
Telefon: 04192/8944-17

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Die Voruntersuchungen des Projekts AZ 08671/01 hatten ergeben, daß eine Direktanlieferung von organisch hochbelasteten Abwässern (Garbädern) aus der Fischproduktion in einer Kläranlage zur gemeinsamen Ausfaulung mit kommunalem Klärschlamm grundsätzlich möglich und unbedenklich ist. Das Projekt sollte nun mit einem Praxisversuch - Verbringung in die Kläranlage Bad Bramstedt und alternative Möglichkeiten - fortgesetzt und schließlich evaluiert werden.
Weiterhin sind die in der 1. Projektphase skizzierten technischen Möglichkeiten des Wassersparens in der betrieblichen Praxis zu erproben.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenZunächst waren die betrieblichen und klärwerksseitigen Installationen zur Durchführung des Versuchs vorzunehmen und die entsprechenden Abnahmevereinbarungen zu treffen.
Der Praxisversuch gab detaillierten Aufschluß über die Anwendung folgender Verfahren:
- Verbringung durch eigenes Fahrzeug in das kommunale Klärwerk
(Variante a);
- Verbringung durch Dienstleister in einer Biogasanlage (Variante b).

Im Ergebnis des Projektes sollte eine ökologische und ökonomische Bilanzierung der Verfahren unter den in Bad Bramstedt gegebenen Voraussetzungen in Abgrenzung zum Stand der Technik - insbesondere der alternativen Errichtung einer eigenen, innerbetrieblichen Vorklärung - stehen.
Die Erfahrungen aus dem Projekt sollten anderen Betrieben und Kommunen über die Projektbeteiligten und ggf. weitere Institutionen des Technologietransfers (Wirtschaftsministerium des Landes Schleswig-Holstein, IHK) zur Verfügung gestellt werden.


Ergebnisse und Diskussion

Zum Projekt liegt der ausführliche Bericht vom Dezember 1998 vor.
Alternativ wurden zwei Möglichkeiten der Verbringung von Garbädern über einen längeren Zeitraum in der Praxis getestet.

Variante a) erwies sich in ökologischer Hinsicht aufgrund der wesentlich kürzeren Transportwege als überlegen. Hier waren je m3 Garbad im Gesamtversuch 0,8875 LKW-Kilometer zur Verbringung nötig. Zum Versuchsende war mit 0,78 km/m3 eine Annäherung an das rechnerische Optimum von 0,66 zu verzeichnen. (Vergleich: Durchschnitt Variante b): 4,3766 km/m3; rechnerisches Optimum: 2,85 km/m3).
Variante a) wurde auch im begleitend erstellten Abfallwirtschaftskonzept (Diplomarbeit FH Kiel) empfohlen.

Variante b) erwies sich in der ökonomischen Gesamtschau als günstiger. Sie verursachte zwar höhere betriebsexterne, aber durch Vorteile in der praktischen und organisatorischen Abwicklung geringere betriebsinterne variable Kosten je m3 Abwasser. (Günstigster Wert: 49,26 DM / m3, gegen- über Variante a): Verarbeitungspreis: 44,59 DM + 10,32 DM betriebl. Kosten = 54,91 DM).

Die geringe Jahresmenge der problematischen Abwässer ergab für die Installation einer anaeroben Vorkläreinrichtung wesentlich zu lange Amortisationszeiträume.

Die betrieblichen Verhaltensmaßnahmen zur Wassereinsparung (Personalschulung, bei Wahlmöglichkeit vermehrt Einsatz von Frischware anstatt gefrosteter Rohware) sind als sehr erfolgreich zu bezeichnen: so konnte eine Einsparung von etwa 10% erzielt werden.

Der kostenträchtigste Bestandteil des Programms erwies sich dabei als nicht effektiv: die Umluft-Auftauanlage zeigte sich im Langzeitversuch für mehrere Produktlinien aufgrund mikrobiologischer Probleme als ungeeignet.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Kontaktadressen:
Firma Seestern Feinkost GmbH & Co. KG, 24576 Bad Bramstedt, Ansprechpartner: Herr Gerhard Schönau, Tel. 04192 / 8944-0, Fax -44;
Fachhochschule Kiel, FG Siedlungswasserwirtschaft, Institut Wasser, Umwelt, L. v. Stein Ring 1-5, 24340 Eckernförde, Ansprechpartner: Herr Professor Drebes, Tel. 04351/473-18, Fax -14.


Fazit

Es konnte gezeigt werden, daß die Mitbehandlung organisch hochbelasteter Abwässer für kleine und mittlere Verarbeitungsunternehmen der Nahrungsmittelindustrie im Vergleich zum Bau einer Vorkläranlage unter folgenden Voraussetzungen eine ökologisch und ökonomisch sinnvolle Alternative darstellt: vom Gesamtstrom leicht zu separierende Produktionsabwässer, Menge unterhalb von ca. 5.000 m3 pro Jahr, hohe Abwassergebühren bei hohen Schmutzfrachten.

Ein wesentliches Moment in der Betrachtung der Mitbehandlung ist die Logistik: grundsätzlich bieten ortsnahe Lösungen das größte Potential zur Realisierung von Vorteilen für Abwasserproduzenten und Mitbehandler. Die Voraussetzungen zur Mitbehandlung lassen sich in beinahe jeder kommunalen Kläranlage zu geringen Kosten schaffen (in Bad Bramstedt etwa 3.000 DM), in Betrieben je nach technischen Voraussetzungen. Im Fall SeeStern waren hierfür spezifische Investitionen von ca. 20 TDM erforderlich. Demgegenüber belief sich das günstigste Angebot für eine betriebliche Vorkläranlage auf 280 TDM.

Insgesamt konnte das für kleine lebensmittelverarbeitende Betriebe interessante Projekt erfolgreich abgeschlossen werden.

Übersicht

Fördersumme

25.893,87 €

Förderzeitraum

13.10.1997 - 02.12.1999

Bundesland

Schleswig-Holstein

Schlagwörter

Klimaschutz
Ressourcenschonung
Umweltforschung
Umwelttechnik