Projekt 06017/01

Anwenderbezogene Auswahlverfahren und Einsatzmöglichkeiten von Schutzhandschuhen zur Vermeidung von Umweltbelastungen bei Arbeitnehmern

Projektträger

Universität OsnabrückDermatologieUmweltmedizin und Gesundheitstheorie
Sedanstr. 115
49090 Osnabrück
Telefon: 0541/969-2357

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Zur Vermeidung von Gesundheitsschäden in der Arbeitswelt ist häufig der Einsatz von Schutzhandschuhen unerlässlich. Diese sind jedoch keineswegs immer undurchlässig für die Chemikalien, mit denen am Arbeitsplatz umgegangen wird. Darüber hinaus sind sie auch selbst nicht indifferent für die Haut der Anwender. Deshalb war es Ziel des Projektes, für definierte Arbeitsbereiche konkrete Empfehlungen zu erarbeiten, die sowohl die Anforderungen seitens der Anwender, die in technischen Regelwerken festgeschriebenen Anforderungen an die Dichtheit von Chemikalienschutzhandschuhen und diesbezügliche Testmethoden sowie die Ergebnisse hautphysiologischer Untersuchungen berücksichtigen.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenZunächst ist eine Bestandsaufnahme zu den derzeitigen Testverfahren zur Überprüfung der Durchlässigkeit von Schutzhandschuhen und deren Standardisierung in technischen Regelwerken sowie eine kritische Bewertung des Status quo inklusive der Erarbeitung von notwendigen Optimierungsvorschlägen erfolgt. Parallel ist ein Vorauswahlverfahren für Schutzhandschuhe entwickelt und erprobt worden, das sich auf zwei Informationsquellen bezieht (einschlägige nationale und internationale Datenbanken zu Schutzhandschuhen, Herstellerbefragung). Die ermittelten Schutzhandschuhe sind nach DIN-EN 374Teil I-IV auf ihre Beständigkeit gegenüber Penetration sowie ihre Permeabilität gegenüber den ermittelten Arbeitsstoffen getestet worden. Um Anforderungen der Anwender an Schutzhandschuhe, Verbesserungsvorschläge sowie Anwenderfehler zu erfassen, ist eine erste empirische Befragung unter Beschäftigten aus den Bereichen Friseurhandwerk, Krankenpflege sowie Raumpflege durchgeführt worden. Diese und auch die zweite Befragung - welche die subjektive Bewertung der hautphysiologisch sowie auf ihre Beständigkeit getesteten Handschuhe erfasste - erfolgt schriftlich mittels eines standardisierten und strukturierten Fragebogens. Im Rahmen der hautphysiologischen Untersuchungen ist der Einfluss einer 20-minütigen Handschuhokklusion auf hautphysiologische Parameter bei Anwendung verschiedener Handschuhmaterialien erfasst worden. Es wurden die folgenden hautphysiologischen Messmethoden angewandt: Bestimmung des trasepidermalen Wasserverlustes (TEWL), der relativen Hornschichtfeuchte (RHF), des Hautoberflächen-pH-Wertes sowie der Hauttemperatur.


Ergebnisse und Diskussion

Der aktuelle Stand der technischen Regelwerke zur Prüfung und Auswahl von Schutzhandschuhen ist als unzureichend zu bezeichnen. So fehlt beispielsweise in der DIN-EN 374 Schutzhandschuhe gegen Chemikalien und Mikroorganismen ein Verfahren zur Bestimmung der Degradation; das im Rahmen einer Testhierarchie zur Ermittlung geeigneter Schutzhandschuhe in Expertenkreisen einhellig als unerlässlich gilt. Zudem sind die bereits vorhandenen Testverfahren zur Bestimmung der Penetration und Permeation von Schutzhandschuhen hinsichtlich der Repräsentation von Praxisbedingungen und der Standardisierung weiterzuentwickeln. Herstellerangaben zur Eignung von Schutzhandschuhen beziehen sich in aller Regel auf Einzelchemikalien und nicht auf die in der Praxis zum Einsatz kommenden Stoffgemische. Gleiches gilt für die Angaben in den verwendeten Datenbanken. Somit muss eine kritische Wertung des im Rahmen des Projektes entwickelten Vorauswahlverfahrens für Schutzhandschuhe erfolgen, das als pragmatisch bezeichnet werden kann. In der Praxis wird auch in nächster Zukunft die Auswahl von Schutzhandschuhen willkürlich erfolgen, was eine Gefährdung der Arbeitnehmer zur Folge hat. Deshalb ist zu fordern, dass Empfehlungen für einen geeigneten Handschuh nur aufgrund von Testungen der konkreten Stoffe bzw. Stoffgemische, gegen die der Handschuh schützen soll, bezogen auf ein konkretes Handschuhfabrikat, auszusprechen. Dies ist im Rahmen des Projektes für die Einatzbereiche Raumpflege, Krankenpflege sowie Friseurhandwerk erfolgt. Für diese Bereiche konnten verschieden Schutzhandschuhe ermittelt werden, die aufgrund der experimentellen Beständigkeitsprüfungen in entsprechend hohe Leistungsstufen eingestuft wurden sowie als Ergebnis der hautphysiologischen Untersuchungen Funktionsparameter der epidermalen Permeabilitätsbarriere nicht - oder nur in geringem Ausmaß - beeinträchtigen. Dass diese Untersuchungen notwendig sind, haben Einzelergebnisse gezeigt, die belegen, dass nach dem Vorauswahlverfahren ermittelte Schutzhandschuhe zum Teil penetrabel und für die ausgewählten Testchemikalien permeabel waren. Auch die hautphysiologischen Untersuchungen haben gezeigt, dass abhängig vom Handschuhmaterial und gegebenenfalls erfolgter Puderung der Handschuhe Hautfunktionsparameter ungünstig beeinflusst werden. So kommt es beispielsweise durch Verwendung gepuderter Handschuhe zu einem Anstieg des Hautoberflächen-pH-Wertes, was wiederum die Entstehung von Handekzemen und Infektionen der Haut begünstigt. Als großes Problem bezüglich der Schädigung der Haut durch das Tragen von Schutzhandschuhen ist der Okklusionseffekt objektiviert worden. Dieser entsteht durch den nahezu luftdichten Abschluss der Haut und die dadurch bedingte Mazeration der Haut. Die Mazeration der Haut durch das vermehrte Schwitzen unter den Handschuhen ist als ein Risikofaktor für die Entwicklung von Handekzemen zu bezeichnen. Zudem verringert das verstärkte Schwitzen unter Schutzhandschuhen die Anwenderakzeptanz. Besonders herauszustellen ist das Ergebnis der Anwenderbefragung, dass eine große Zahl von Anwendern bestehende Hautprobleme ausschließlich auf das Tragen von Schutzhandschuhen zurückführt. Zudem konnten relevante Erkenntnisse zu subjektiven Anforderungen an einen Schutzhandschuh ermittelt werden. Diese Anforderungen sind neben der experimentellen und hautphysiologischen Prüfung bei der Auswahl von Schutzhandschuhen zu berücksichtigen, um die Anwendung von Schutzhandschuhen zur Prävention von berufbedingten Hauterkrankungen zu steigern.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Publikation von Zwischenergebnissen in: Schwanitz H.J., Uter W., Wulfhorst B. (1996) Neue Wege zur Prävention; Paradigma Friseurekzem. Rasch, Osnabrück; Präsentaton der Ergebnisse auf wissenschaftlichen Fachtagungen sowie Ausschusstagungen der gesetzlichen Unfallversicherungsträger und Weiterbildungsveranstaltungen von Arbeitsmedizinern; Auszeichnung mit dem Posterpreis der Arbeitsgemeinschaft für Berufsdermatologie 1996. - Publikation der Endergebnisse in Vorbereitung, nach weiteren Testungen Erstellung eines Leitfadens für kleine und mittlere Unternehmen.


Fazit

Die Durchführung des Förderprojektes hat konkrete Ergebnisse zur Verbesserung der Auswahl und Anwendung von Schutzhandschuhen für Beschäftigte in Feuchtberufen erbracht. Eine Weiterführung spezifischer Testungen für die bisher ausgewählten und weitere Feuchtberufe ist unerlässlich. Zudem sind Schulungskonzepte zur Verbesserung der Akzeptanz und Vermeidung von Anwendungsfehlern bei den Beschäftigten in Feuchtberufen zu entwickeln. Besondere Bedeutung kommt der Entwicklung neuer Handschuhmaterialien zu, wie einem semipermeablen Handschuh, der undurchlässig für exogene Noxen ist, die Wasserdampfabgabe der Haut jedoch nicht einschränkt. Der durch das verstärkte Schwitzen unter Schutzhandschuhen entstehende Okklusionseffekt, der die Entstehung von Handexzemen fördert, könnte so verhindert werden. Erste Voruntersuchungen eines semipermeablen Materials sind seitens des Projektnehmers bereits durchgeführt worden.

Übersicht

Fördersumme

93.711,11 €

Förderzeitraum

17.11.1995 - 31.05.2000

Bundesland

Niedersachsen

Schlagwörter

Klimaschutz
Landnutzung
Umweltforschung
Umweltkommunikation
Umwelttechnik