Es geht um Antworten auf die Klimakrise, den Biodiversitätsverlust und die Gefährdung lebensnotwendiger Ökosystemleistungen: Im April sind zwölf DBU-Projekte gestartet mit dem Ziel, Ideen zum nachhaltigen Wandel zu entwickeln, umzusetzen und das Wissen weiterzuvermitteln. Sie werden im Rahmen der DBU-Förderinitiative „Transformative Bildung für nachhaltige Entwicklung“ mit insgesamt 2,9 Millionen Euro gefördert. DBU-seitig wird die Förderinitiative von Melanie Vogelpohl und Dr. Alexander Bittner betreut. Im Interview erzählen sie mehr dazu – auch, wie es 2024 zur Idee für die Initiative kam.
DBUaktuell Umweltbildung: Könnt ihr kurz erklären, was es mit der Förderinitiative auf sich hat?
Melanie Vogelpohl: Anlass für die Ausschreibung „Transformative Bildung für nachhaltige Entwicklung – Veränderung gestalten“ war ein Workshop mit unseren Projektpartner*innen der vorangegangenen Ausschreibung zu Nachhaltigkeitsdilemmata und den Umgang mit Unsicherheiten. Hier zeigte sich, dass es einfach an Unterstützung für Vorhaben mangelt, in denen unterschiedliche, transformationsrelevante Zielgruppen an realen Veränderungsprozessen für nachhaltige Entwicklung zusammenarbeiten. Die neue Ausschreibung richtete sich daher ausschließlich an Kooperationsprojekte, um genau diese Zusammenarbeit anzureizen.
DBUaktuell Umweltbildung: Was versteht man unter „transformativ“ in Bezug auf Bildung?
Alexander Bittner: Die transformative Bildung für nachhaltige Entwicklung zielt darauf ab, nicht nur Wissen und Fähigkeiten zur Gestaltung einer lebenswerten Zukunft zu vermitteln, sondern auch Veränderungen im Denken, Handeln und Engagement der Lernenden selbst zu bewirken. Diese Art der Bildung hat das Potenzial, individuelle und gesellschaftliche Veränderungen herbeizuführen, indem sie die Fähigkeit der Lernenden stärkt, kritisch zu denken, Probleme zu analysieren, zu bewerten und aussichtsreiche Wege zu identifizieren, die Nachhaltigkeitsherausforderungen unserer Zeit zu gestalten.
DBUaktuell Umweltbildung: Was beeindruckt euch persönlich bei den Projekten, die gefördert werden?
Bittner: Zum einen sicher die breite Themenvielfalt, die uns erreicht hat. In den geförderten Projekten geht es um die Energiewende, Biodiversität, nachhaltige Mobilität oder Ernährungsfragen. In vielen Projekten kommen spannende transformative Formate wie Realexperimente oder Citizen Science-Ansätze zum Einsatz, die das gemeinsame Lernen und Erfahren optimal unterstützen können.
Vogelpohl: Auch die Vielfalt der Zielgruppen und wie diese in ganz unterschiedliche Prozesse des transformativen und gemeinsamen Lernens einbezogen werden, hat uns beeindruckt. Vom Schulleiter bis zur Verwaltungsmitarbeiterin, von Schüler*innen bis zu Gemeindemitgliedern, von Mehrgenerationenhäusern bis zu Sportvereinen: Die Projekte adressieren ganz unterschiedliche Gesellschaftsgruppen.
DBUaktuell Umweltbildung: Warum sind die Projekte gesellschaftlich relevant?
Vogelpohl: Eigentlich fast aus denselben Gründen, die uns beeindruckt haben: Die Projekte adressieren die großen Krisen, denen wir als Gesellschaft heute gegenüberstehen und versuchen, konkrete Lösungsansätze gemeinsam zu entwickeln – etwa durch nachhaltige Verkehrsplanung, Wasserbewirtschaftung oder Klimaanpassung in Städten.
Bittner: Die Vorhaben setzen dazu größtenteils auf partizipative Bildungsformate und lassen die Zielgruppen zu engagierten Akteur*innen und Mitgestalter*innen werden. Durch die intersektorale Zusammenarbeit kommen zudem gesellschaftliche Gruppen zusammen, die bisher noch nicht strukturiert gemeinsam an lokalen Lösungen zusammengearbeitet habt. Das stärkt nicht zuletzt auch Teilhabe und den demokratischen Zusammenhalt.
Die 2024 gestartete DBU-Förderinitiative „Transformative Bildung für nachhaltige Entwicklung“ will mit Bildungsprojekten Umweltkompetenzen vermitteln und Mut für mehr Nachhaltigkeit machen – sozial, ökologisch und ökonomisch. Von 90 Projektbewerbungen wurden schließlich zwölf vom DBU-Kuratorium bewilligt. Diese zwölf Projekte werden durch die Universität Potsdam wissenschaftlich begleitet (DBU-AZ 40117). Das Ziel ist es, die Erfolgsfaktoren der Bildungsansätze in den geförderten Projekten zu erfassen und ggf. Strategien zur Optimierung zu entwickeln. Zudem gilt es, Synergien zwischen den geförderten Projekten schaffen, ihre Zusammenarbeit zu stärken und ein wirksames Netzwerk zu schaffen. Netzwerktreffen und weitere Veranstaltungen des Projektclusters werden von der Fields GmbH, Berlin, organisiert.