DBU-Engagement für eine nachhaltige Landwirtschaft

„Landwirtschaft ist systemrelevant.“ Laut Abschlussbericht der Zukunftskommission Landwirtschaft gestaltet die Land- und Forstwirtschaft mehr als 80 Prozent der Oberfläche unseres Landes. „Zwangsläufig übt sie damit entscheidenden Einfluss auf Umwelt und Natur aus, auf Böden, Tiere, Gewässer und biologische Vielfalt.“ Die Zukunftskommission Landwirtschaft – deren Mitglieder Kathrin Muus und Myriam Rapior mit dem Deutschen Umweltpreis 2022 der DBU ausgezeichnet wurden – entwirft die Vision einer ökologischen, sozial nachhaltigen sowie ökonomisch tragfähigen Agrarwirtschaft. Denn der Umbau der Landwirtschaft und der nachhaltige Umgang mit ihren Produkten sind gesamtgesellschaftliche Aufgaben und drängende Herausforderungen unserer Zeit: Aktuell stammen 7,7 Prozent der jährlichen Treibhausgasemissionen in Deutschland aus dem Agrarsektor, verursacht hauptsächlich durch Methanemissionen aus der Tierhaltung und Lachgasemissionen aus den landwirtschaftlich genutzten Böden. Auf intensiv genutzten Flächen finden viele Tier- und Pflanzenarten keine Lebensräume mehr und verschwinden – die biologische Vielfalt geht verloren.

Gemüseanbau ohne Erde: Das Startup Pflanzentheke entwickelt mit Förderung durch die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) eine horizontale Mini-Farm. Die Pflanzen wachsen in nährstoffreichem Wasser.
© Pflanzentheke GmbH

Die DBU engagiert sich daher für einen verstärkten Klima- und Biodiversitätsschutz in landwirtschaftlichen Räumen sowie ein angepasstes Stickstoffmanagement. So werden unter anderem Verfahren für eine bedarfsgerechte Düngung, beispielsweise über das Ermitteln des Düngebedarfs der Pflanzen oder neue Verfahren zur Düngerapplikation unterstützt. Eine aktuelle DBU-Förderinitiative erprobt zudem Ansätze zur Vermeidung und Verminderung von Pestiziden in der Umwelt. Ein wichtiges Instrument auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit sieht die DBU in der Digitalisierung.

Gemüseanbau ohne Erde und Tierwohlställe

Ein aktuelles Beispiel, wie sich Dünger und Wasser einsparen lassen, zeigt das DBU-geförderte Start-up „Pflanzentheke“ aus Lorsch in Hessen – und zwar durch einen Anbau ohne Erde: In Kooperation mit der Hochschule Osnabrück arbeitet das Unternehmen daran, hydroponische Systeme zu entwickeln, in denen Gemüsepflanzen in
nährstoffreichem Wasser wachsen. Diese neue Bewirtschaftungsform reduziert den Einsatz von Wasser, Dünger und Energie, da er genau an den Bedarf der Pflanzen angepasst wird.

Neue Ansätze in der Tierhaltung hat die DBU mit einem Projekt der DöhlerAgrar Unternehmensberatung zum „güllelosen Stall“ gefunden, einem Tierwohlstallsystem, das darauf zielt, Ammoniak- und Lachgasemissionen zu minimieren. Die Landwirtin Gesa Langenberg hat das neue Tierhaltungssystem in ihrem Betrieb umgesetzt und berichtet von ihren Erfahrungen. Und auch Bürgerinnen und Bürger können zu Forschenden für eine schadstoffärmere Landwirtschaft werden, indem sie Nitratwerte dokumentieren. Das zeigt ein Citizen-Science-Projekt der Universitäten Osnabrück und Oldenburg zur Stickstoffbelastung von Gewässern im Weser-Ems-Gebiet.

Lebensmittelverschwendung stoppen mit der Planetary Health Diet

Doch was, wenn die möglichst nachhaltig erzeugten Lebensmittel gar nicht ihre Bestimmung erreichen? Laut Daten des Statistischen Bundesamtes werden in Deutschland jährlich etwa elf Millionen Tonnen Lebensmittelreste weggeworfen, darunter auch Speisen, die noch essbar wären. „Die Folge von Lebensmittelverschwendung und -verlusten ist eine nicht hinnehmbare Ressourcenvergeudung von Energie und Wasser bis hin zu Ackerflächen und Arbeitskräften“, sagt DBU-Generalsekretär Alexander Bonde. In der aktuellen Ausgabe von DBUaktuell-Umweltbildung finden sich Projekte, die gegen die Lebensmittelverschwendung angehen. Zudem wird gezeigt, wie eine vollwertige Ernährung auf Basis der sogenannten Planetary Health Diet aussehen kann. Sie beschreibt eine Ernährungsweise, die zehn Milliarden Menschen weltweit innerhalb der planetaren Grenzen gesund ernähren und das Klima schützen kann. Damit wäre die Vision einer zukunftsfähigen, nachhaltigen Agrarwirtschaft erreicht.

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