So ein neuer Schweinestall ist noch nie in Niedersachsen gebaut worden: Mit mehr als doppelt so viel Platz wie gesetzlich vorgeschrieben, Strohdusche, Außenbereich und einer „Schweinetoilette“, bei der Kot und Harn direkt getrennt werden. Dadurch sollen Ammoniak- und Lachgasemissionen und damit auch der Stallgeruch minimiert werden. Die Kosten betragen rund 1,5 Mio. Euro, von denen die Hälfte der Bund übernommen hat. Im März wurde im neugebauten Stall der Landwirtin Gesa Langenberg in Drentwede (Ortsteil Bockstedt) eingestallt. Bereits 2022 hatte sie bei einem Umbau für 400 Tiere auf das neuartige, emissionsarme Stallkonzept ohne Mist und Gülle gesetzt (siehe DBUaktuell 3/2023). Ähnlich sieht es auch bei Familie Baierl in der Oberpfalz aus. Sie hat den bayernweit ersten konventionellen Maststall nach diesem umweltentlastenden Konzept gebaut, der zudem die Anforderungen der Tierhaltungsstufe 3 erfüllt.
DBU-gefördertes Tierwohlstallkonzept
Mit rund 95 Prozent gehört der Sektor Landwirtschaft zu den Hauptquellen von Ammoniak-Emissionen in Deutschland. Der Luftschadstoff entweicht vor allem aus Stallmist und Gülle, die in der Tierhaltung anfallen und auf landwirtschaftlichen Flächen als Dünger ausgebracht werden. In der Luft reagiert Ammoniak mit anderen Schadstoffen zu gesundheitsschädlichem Feinstaub. Neue Stallsysteme mit reduzierter Ammoniakbildung fördern also nicht nur das Wohlbefinden der Tiere, sondern kommen auch Umwelt und Gesundheit zugute.
Das Konzept hinter dem güllelosen Stall stammt von den DBU-geförderten Projektpartnern SCHAUER Maschinenfabrik GmbH, Pocking, und DöhlerAgrar Unternehmensberatung, Untermerzbach. Im Rahmen mehrerer DBU-Projekte wurden das Haltungskonzept und eine Ausführungsplanung für einen Stall mit etwa 1 500 Tierplätzen entwickelt. Das Konzept ist aber auch für größere oder kleinere Anlagen geeignet. Dabei leben jeweils 25 bis 30 Tiere in langgestreckten Buchten, die sich in einen wärmegedämmten und klimatisierbaren eingestreuten Liege- und Ruhebereich, einen Fress- und Aktivitätsbereich sowie einen Kotbereich mit perforiertem Boden gliedern.
Durch das Trennen von Kot und Harn und anschließende Behandlungsschritte werden die Emissionen aller relevanten Gase auf ein Niveau reduziert, wie es bisher nur mittels Abluftreinigung erreichbar ist. Schon während der Projektlaufzeit wurden in Österreich und in Deutschland Stallsysteme auf Basis dieser Planungsgrundlagen errichtet. Laut Aussage des Projektpartners Schauer wurden inzwischen rund 80 Ställe dieser Art in Österreich, der Schweiz und Deutschland gebaut.
Innovative Projekte für nachhaltige Landwirtschaft
Die DBU fördert seit Langem eine Vielzahl innovativer Projekte, die dazu beitragen, die negativen Auswirkungen der Landwirtschaft auf Klima, Boden, Wasser, Luft und Artenvielfalt zu verringern. Neben dem Minimieren von Ammoniak- und Lachgasemissionen stehen dabei Projekte im Fokus, die sich mit verbessertem Nährstoffmanagement – insbesondere zum Schutz der Gewässerqualität – und der Reduktion des Pestizideinsatzes befassen (siehe auch DBUaktuell Oktober 2024 zur DBU-Förderinitiative Pestizidvermeidung).
„Nachhaltige Landwirtschaft steht nicht im Widerspruch zu einer profitablen Landwirtschaft – sie ist vielmehr der Schlüssel dazu. Wer heute verantwortungsvoll mit Boden, Wasser und Artenvielfalt umgeht, sichert die Ernährungsgrundlagen von morgen“, sagt DBU-Generalsekretär Alexander Bonde.
Mehr über die neuen Stallkonzepte, Kosten und Herausforderungen berichten zwei Fernsehbeiträge von Hallo Niedersachsen (NDR) und Unser Land (Bayerischer Rundfunk).
Die Details zum DBU-Projekt finden sich unter https://www.dbu.de/projektdatenbank/34882-01/