Landwirtin Gesa Langenberg im Interview über neuartiges Stallkonzept ohne Mist und Gülle

Landwirtin Gesa Langenberg setzt in ihrem Familienbetrieb im niedersächsischen Bockstedt DBU-Projektergebnisse zur Schweinehaltung ohne Mist und Gülle in die Praxis um. Im Interview berichtet sie von ihren Erfahrungen.

DBUakuell: Wie sind Sie auf das Stallkonzept aufmerksam geworden?
Langenberg: Im Februar 2020 habe ich die DLG-Konferenz Spitzenbetriebe Schwein in Kassel besucht. Dort haben Herr Döhler (DöhlerAgrar Unternehmensberatung, Kooperationspartner des DBU-Projekts) und Christian Auinger (Fa. Schauer, DBU Projektpartner) den „Schweinestall ohne Mist und Gülle“ vorgestellt. Die Ausführungen zur Kot-Harn-Trennung haben meinen Mann und mich so neugierig gemacht, dass wir von dort sofort nach Österreich weitergefahren sind und uns drei Betriebe mit dem Schauer Stallkonzept vor Ort angesehen haben. Dass wir abends an unserer „Stallkleidung“ kaum etwas gerochen haben und wir so ins Restaurant gehen konnten, hat uns sehr positiv überrascht. 

Wurden Ihre Erwartungen an das Konzept erfüllt?
Den Einbau einer Kot-Harn-Trennung in unseren umgebauten Schweinestall bereuen wir nicht. Im Gegenteil, wir möchten auch weitere Ställe auf dieses System umbauen. Die Schweine nehmen ihr Klo gut an, sodass die Kot-Harn-Trennung funktioniert und die Emissionen von Ammoniak und Lachgas deutlich reduziert werden, wodurch wir einen erheblichen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Zudem erleben wir eine sehr gute Stallluft, die sowohl uns Menschen als auch den Tieren zugutekommt. Die gute Luft im Stall sorgt darüber hinaus im Zusammenspiel mit der Anpassung des Stalls an die natürlichen Bedürfnisse der Schweine für ausgeglichene Tiere. Diese Gelassenheit verhindert, dass unsere rosa Rüsselschnauzen die Schwänze ihrer Artgenossen anbeißen. Wir können daher problemlos auf das Kupieren der Schwänze verzichten und haben Schweine mit schönen Ringel- statt mit kurzen Stummelschwänzen im Stall. 

Wie können auch andere Landwirtinnen und Landwirte von der Idee des Konzepts überzeugt werden? 
Am besten überzeugt die Besichtigung verschiedener Stallkonzepte. Wir selbst haben uns auch im Vorfeld des Umbaus einige Ställe mit Auslauf angesehen. Hinsichtlich des Tierwohls haben uns alle Ställe überzeugt, aber die Unterschiede in der Geruchsintensität waren erheblich. Ursächlich für den Geruch sind die Ammoniakemissionen, die mit negativen Einflüssen auf die Umwelt einhergehen. Diese lassen sich am besten mit einer Kot-Harn-Trennung minimieren, sodass für uns schnell klar war, dass wir darauf nicht verzichten wollen. Ebenso hilft ein Blick auf Österreich und die Schweiz. Beide Länder sind mit der Umsetzung des Tierwohls deutlich weiter als Deutschland und stellen jetzt fest, dass die Auswirkungen der Tierhaltung auf die Umwelt nicht ausreichend berücksichtigt worden sind. Wer folglich konsequent nach vorne denkt und ohne Zielkonflikte sowohl Tierwohl als auch Umweltschutz ausreichend würdigen will, sollte sich intensiv mit der Kot-Harn-Trennung auseinandersetzen.

Mehr zum Betrieb von Gesa Langenberg unter www.hi-gesa.de

„Ursächlich für den Geruch sind die Ammoniakemissionen, die mit negativen Einflüssen auf die Umwelt einhergehen. Diese lassen sich am besten mit einer Kot-Harn-Trennung minimieren, sodass für uns schnell klar war, dass wir darauf nicht verzichten wollen“, so die Landwirtin. Foto: Gesa Langenberg

Titelfoto: Gesa Langenberg