DBU aktuell – Nr.9 | September 2007

Informationen aus der Fördertätigkeit der Deutschen Bundesstiftung Umwelt
Die Messe »Biotechnica« präsentiert vom 9. bis 11. Oktober 2007 auf dem Messegelände Hannover das gesamte Spektrum der Biotechnologie - von Grundlagen über Geräte, Bioinformatik und Dienstleistungen bis hin zu den Anwendungsbereichen Pharma/Medizin, Industrie, Ernährung, Landwirtschaft und Umwelt. Vier Säulen bilden die Grundlage der erfolgreichen Veranstaltung, die inzwischen zum 15. Mal stattfindet:

Für dieses Jahr erwartet die Deutsche Messe mehr als 900 Unternehmen aus rund 30 Ländern in Hannover (2005: 850). Aus dem deutschen Raum wird mit einem leichten, aus dem europäischen Raum mit einem deutlichen Zuwachs gerechnet. Das Konferenzprogramm wurde im Vergleich zu den Vorgängerveranstaltungen stark erweitert: Neben dem »Innovations-Forum« (Firmen- und Produktvorträge) finden zahlreiche andere Fachveranstaltungen anlässlich der Biotechnica statt, so zum Beispiel die »Deutschen Biotechnologietage« des BMBF, eine »trinationale Clustertagung« zur »Weißen Biotechnologie«, die bei der DBU bereits seit 1997 im Fokus der Fördertätigkeit steht, sowie weitere Veranstaltungen zur Roten und Grünen Biotechnologie.

Erstmals findet in diesem Jahr in Hannover eine sogenannte »Partnering-Plattform« statt. Das Programm aus Vorträgen, Expertenrunden und Firmenpräsentationen ermöglicht den Teilnehmern auf direktem Wege, strategische Partner zu finden.

Der »European Biotechnica Award« bildet die vierte Säule des Veranstaltungskonzepts. Er gilt als weltweit attraktivster Wettbewerb zur Stärkung des Engagements junger Biotech-Unternehmen und findet in diesem Jahr bereits zum fünften Mal statt.

Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) ist mit ihren Initiativen ICBio und ChemBioTec auch in diesem Jahr (Halle 9, Stand B26) auf der Biotechnica mit einem großen Stand vertreten. Zwei der dort gezeigten Projekte stellt DBU aktuell in der vorliegenden Ausgabe vor.

Ein neuer Bioreaktortyp zur Kultivierung von Organismen, die Licht für ihr Wachstum benötigen, wird auf der Biotechnica zu sehen sein.
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In diesem Forschungsprojekt mit Ko­operationspartnern aus Hochschule und Industrie wird ein wesentlicher Beitrag zur Entwicklung von Basistechnologien für hochselektive Biooxidationen und Hydrierungen mit isolierten Oxidoreduktase-Enzymen erarbeitet, die zur Aktivierung niedermolekularer Ausgangsstoffe für Pharmaka eingesetzt werden können. Dabei werden Lösungen für die bisherigen Schlüsselprobleme der Redox-Biokatalyse entwickelt: das Auffinden geeigneter Biokatalysatoren auf der einen Seite, von Ausgangsverbindungen auf der anderen Seite, daneben die Entwicklung umweltfreundlicher Verfahren zur Herstellung der Biokatalysatoren und der Pharmagrundstoffe. Neben dem klassischen Screening nach neuen Katalysatoren für industriell bedeutsame Ausgangssubstrate wird in diesem Projekt auch ein sogenanntes in silico-Screening durchgeführt.

Dazu wurde für eine bestimmte als Modellenzym ausgewählte Dehydrogenase eine Datenbank mit homologen Proteinsequenzen erstellt und aufbauend darauf ein Modell der Bindungstasche und des Katalysators entwickelt. Dieses dient der Vorhersage interessanter, gerichteter Mutationen zur Optimierung von Substratspezifität und Prozessstabilität. Die Projektdurchführung liegt beim Fachbereich Bio- und Chemieingenieurwesen der Universität Dortmund. Projektpartner sind die Jacobs University Bremen, die Universität Stutt­gart, die Brain AG ( Zwingenberg), die EMC microcollections GmbH (Tübingen) sowie die BASF AG (Ludwigshafen).

Teil der Stammsammlung der Brain AG
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Mit diesem Projekt des Lehrstuhls für Bioverfahrenstechnik der Technischen
Universität München und den Firmen DASGIP Drescher Arnold & Schneider AG für Informations- und Prozesstechnologie (Jülich) sowie der OrganoBalance GmbH (Berlin) wird ein Beitrag für die nachhaltige Bereitstellung des chemischen Zwischenprodukts Bernsteinsäure geleistet. Mehr als 15.000 Jahrestonnen Bernsteinsäure werden als Ausgangsstoff für Polyesterharze, Farbstoffe und Pharmazeutika heute ausschließlich auf petrochemischer Basis hergestellt.

Die Projektpartner werden neue Hefestämme verfügbar machen, die Bernsteinsäure ausgehend von nachwachsenden Rohstoffen herstellen können und dabei Kohlendioxid binden. In parallelen Bioreaktoren unter technischen Bedingungen im Kleinst­maßstab wird ein entsprechender effizienter Bioprozess entwickelt. Das weitestgehend kohlendioxid-neutrale biologische Verfahren lässt durch Ersatz der petrochemischen Synthese von Bernsteinsäure eine wesentliche Umweltentlastung erwarten.
Bioprozessentwicklung im Hochdurchsatz-Bioreaktorsystem zur effizienten Herstellung von Bernsteinsäure
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Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) hat im Jahr 2006 insgesamt 339 Projekte mit rund 47,7 Mio. Euro bewilligt (2005: 45,7 Mio. Euro, 343 Projekte). Damit hat sie seit Stiftungsgründung 1991 über 6.600 Vorhaben mit knapp 1,2 Mrd. Euro gefördert. Diese Zahlen stammen aus dem Ende August veröffentlichten Jahresbericht der DBU.

Ihm ist zu entnehmen, dass die DBU einen der neuen Förderschwerpunkte im Bereich der energetischen Gebäude­sanierung setzt: Allein 2006 machte die Anzahl der Ökobau-Projekte fast ein Zehntel der gesamten Förderung aus: 33 Projekte mit rund 3,3 Mio. Euro. Seit 1991 unterstützte die größte Umweltstiftung der Welt mit Sitz in Osnabrück fast 300 Projekte mit knapp 41 Mio. Euro, um im Interesse des Klimaschutzes Berghütten, Altenheime, Schulen, Kirchen und Sporthallen fit für eine nachhaltige Zukunft zu machen.
Ab sofort kostenlos bei der Geschäftsstelle erhältlich: der DBU-Jahresbericht 2006 auf CD-ROM und in gedruckter Form
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Download / Bestellung Jahresbericht 2006Seit Einführung der Altautoverordnung im Sommer 2002 müssen Demontagebetriebe große Kunststoffteile aus Altfahrzeugen ausbauen und stofflich verwerten. Diese Branche ist stark mittelständisch geprägt. Die Firmen sehen sich mittlerweile veränderten Rahmenbedingungen gegenüber: Zum einen verschlechtert sich die Zusammensetzung recyclingfähiger Kunststoffe, zum anderen wird von Seiten der Automobilindustrie eine höhere Qualität für Recyclingkunststoffe verlangt, was deren Ausgasungsverhalten angeht, um die Innenraumluft in Fahrzeugen zu verbessern.

Vor diesem Hintergrund hat das Fraunhofer Institut für Chemische Technologie (ICT) in Kooperation mit den Firmen BSB Recycling GmbH und der Retek AG ein Verfahren zur Herstellung emissions- und geruchsarmer Kunststoffe aus Recyclingmaterial am Beispiel von Polypropylenabfällen entwickelt. Die Kunststoffteile - vor allem Altbatterien - wurden hierzu von der Retek AG demontiert und in der großtechnischen Anlage der BSB Recycling GmbH aufbereitet. Das Fraunhofer Institut ICT führte die Versuche zur Reinigung der Kunststoffe im Extrusionsprozess durch. Zum Einsatz kam dabei das umweltverträgliche Lösungsmittel überkritisches CO2, das nicht brennbar ist. Es gelang damit, Geruchs- und Schadstoffe bei der Kunststoffaufbereitung auszuschleusen und eine Reinigungsleistung von über 80 % zu erzielen.

Derzeit finden Gespräche zwischen den Projektpartnern und einem Anlagen­bauer statt, um die positiven Projektergebnisse in eine Anlage bei der BSB Recycling GmbH zu überführen.
Beim Altautorecycling sind zahlreiche Stoffgruppen zu berücksichtigen. Ein aktuelles DBU-Projekt befasste sich mit der Wiederverwertung von Kunststoffen.
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Mit dieser Versuchseinrichtung wurden die Recyclingkunststoffe gereinigt. Anschließend wurde der Reinigungserfolg online gemessen.
© Fraunhofer ICT
Allein im Verbund der deutschen Automobilindustrie sind rund 36 Mio. Kleinladungsträger (KLT) im Einsatz. Sie dienen zum Transport und zur Aufbewahrung von Kleinteilen. Da es sich dabei häufig um elektronische Bauteile handelt, müssen die KLT aus antistatischem oder elektrisch ableitfähigem Material gefertigt sein, um ungewollte elektrostatische Entladungen zu vermeiden. Das Projekt der Daigler Kunststoffspritzerei GmbH (Trochtelfingen) in Zusammenarbeit mit dem Institut für Angewandte Forschung (IAF/Reutlingen) zielte darauf ab, für KLT einen Werkstoff zu entwickeln, der diesen Anforderungen entspricht und aus Produktionsabfällen bzw. Recyclingmaterial besteht.

Die besten Ergebnisse konnten hier mit einer Kombination aus gemahlenem Aluminium und Kohlenstofffasern erzielt werden. Die Einfärbung des Materials erfolgte durch Beimischung eines 2-3-prozentigen Farbbatches. Aus dieser Materialkombination hergestellte Prototypen wurden potenziellen Kunden zu Testzwecken überlassen. Es zeigte sich, dass zentrale Produkteigenschaften wie elektrische Ableitfähigkeit, Einfärbbarkeit sowie Stabilität gegenüber anwendungstypischen Reinigungsmitteln für die KLT gegeben waren.

Die Hersteller sehen dem möglichen Absatz des preislich attraktiven Recyclingprodukts daher mit Zuversicht entgegen. Bei einem Marktanteil von 10 % für KLT aus Recycling-Compound könnten dem Stoffkreislauf pro Jahr rund 1.200 t wiederverwertetes Material zugeführt werden.
Kleinladungsträger sind vor allem zum Transport und zur Aufbewahrung von Kleinbauteilen im Einsatz.
© bekuplast
Eine Kooperationsgemeinschaft mit hoher Expertise auf den Gebieten Bio- und Nanotechnologie entwickelt ein neues, ressourcenschonendes Verfahren zur Gewinnung von Baccatin III, einer Vorstufe zur Herstellung des hochwirksamen Antikrebsmittels Paclitaxel (Markenname: Taxol®).

Damit sollen die Umweltnachteile der konventionellen Produktion um wenigstens 60 % gesenkt werden. Man will dies zum einen durch eine kontinuierliche Betriebsweise der Fermentation erreichen, die eine wesentliche Produktivitätssteigerung erbringen soll, zum anderen durch Verminderung der Verluste des derzeit bestehenden Aufreinigungsverfahrens um mehr als 50 %. Alle Arbeitsschritte werden hinsichtlich ihrer Leistungsfähigkeit und Ökoeffizienz im Rahmen des Projekts charakterisiert.

Die in diesem Projekt agierende Kooperationsgemeinschaft besteht aus dem Institut für Umweltverfahrenstechnik der Universität Bremen, dem Lehrstuhl für Anlagen- und Prozesstechnik der Universität Dortmund, der Abteilung Angewandte Botanik und Physiologische Pflanzenanatomie des Zentrums für Umweltforschung und Umwelttechnologie der Universität Bremen sowie den beiden KMU PLANTON GmbH (Kiel) und Engineered nano Products Germany GmbH (Saarbrücken).

ZDH-Präsident begeistert von DBU-Infokampagne

Der Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks (ZDH), Otto Kentzler (2. v. l.), zeigte sich bei seinem Besuch Ende August in der DBU-Geschäftsstelle in Osnabrück begeistert vom Erfolg der aktuellen Infokampagne »Haus sanieren - profitieren!«. Kern der Kampagne ist ein kostenloser Energie-Check für Hausbesitzer. Bereits in der Pilotphase haben sich über 1.000 Kooperationspartner zu Schulungen in den Handwerkskammerbezirken Osna­brück-Emsland und Münster angemeldet. Damit gibt es laut ZDH-Präsident Kentzler gleich drei Gewinner: Das Klima, weil weniger Energie verbraucht wird, Besitzer und Mieter, weil sie Geld sparen, und das Handwerk mit mehr Aufträgen und Beschäftigung. Der ZDH-Präsident wurde in Osnabrück von (v. l.) DBU-General­sekretär Dr.-Ing. E. h. Fritz Brickwedde, Dr. Heinz-Gert Schlenkermann, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer (HWK) Osnabrück-Emsland und HWK-Präsident Karl-Heinz Brünger begrüßt.

Der Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks (ZDH), Otto Kentzler (2. v. l.), wurde in Osnabrück von (v. l.) DBU-General­sekretär Dr.-Ing. E. h. Fritz Brickwedde, Dr. Heinz-Gert Schlenkermann, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer (HWK) Osnabrück-Emsland und HWK-Präsident Karl-Heinz Brünger begrüßt.
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Zur Homepage der DBU-Kampagne "Haus sanieren - profitieren"

Einsatzstellen für Trainees gesucht

Die Alfred Toepfer Stiftung sucht für ihr Traineeprogramm (siehe DBU aktuell 1/07) mit dem Schwerpunkt Schutzgebiets­management auch in diesem Jahr wieder Einsatzstellen.

Die Stiftung bietet:

Gesucht werden: Großschutzgebiete oder andere Naturschutzeinrichtungen mit der Bereitschaft, einen englisch sprechenden rumänischen oder bulgarischen Trainee für einen Zeitraum von bis zu drei Monaten in den eigenen Arbeitsalltag einzubinden.

Interessenten wenden sich an:

Dr. Annika Frech oder Steffen Peters
Tel. 05199-98925
E-Mail: naturegio@nna.niedersachsen.de
www.naturegio-bg-ro.de

»Lachs und Luchs« sehr beliebt

Über 15 Mio. Zuschauer haben mittlerweile die im Auftrag der Sächsischen Landesstiftung Natur und Umwelt produzierte Film-Dokumentation »Comeback für Lachs und Luchs« gesehen. Der von der DBU geförderte Film zeigt die Schönheiten der Nationalparkregion Sächsisch-Böhmische Schweiz. Er wurde und wird sowohl im öffentlich-rechtlichen und Privat-Fernsehen als auch auf Filmfestivals gezeigt.
»Lachs und Luchs« sehr beliebt
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muna 2007 - Der Preis für aktiven Naturschutz

ZDF und DBU zeichnen in einer Feier­stunde am Freitag, 28. September 2007 ehrenamtliche Naturschützer im Rahmen des bundesweiten Naturschutzwett­bewerbs muna aus. Die Veranstaltung findet von 11 bis 13 Uhr im Zentrum für Umweltkommunikation (ZUK/Osnabrück) statt und ist kostenlos.  

muna
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Mail: Anmeldung per E-Mail oder telefonisch bei Carla Tusche unter 0541-9633916Weitere Informationen auf der muna-Webseite

Umweltkommunikation auf Großveranstaltungen

Von der Gartenschau IGA bis zum Weltjugendtag heißt ein neues Buch im Untertitel, das dem Thema »Umweltkommunikation auf Großveranstaltungen« gewidmet ist. Anschaulich und an konkreten Beispielen informieren die Autoren Martin Schulte und Meike Wunderlich, welche Umweltinhalte mit welchen Medien und Methoden unterschiedlichen Zielgruppen vermittelt werden können. Zahlreiche praktische Beispiele mit Erfahrungsberichten sowie Leitfäden und Checklisten geben dem Leser Anregungen und Handlungsansätze für eigene Projekte an die Hand.

Susanne Eich, Thomas Pyhel, Martin Schulte, Meike Wunderlich (Hrsg.)
Umweltkommunikation auf Großveranstaltungen
oekom Verlag
128 Seiten
24,80 Euro
ISBN 978-3-936581-74-4

Umweltkommunikation auf Großveranstaltungen
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Herausgeber:
Deutsche Bundesstiftung Umwelt DBU; An der Bornau 2, 49090 Osnabrück
Tel. 0541|9633-0, Fax 0541|9633-190, www.dbu.de

Redaktion:
Stefan Rümmele, Zentrum für Umweltkommunikation der Deutschen Bundesstiftung Umwelt gGmbH ZUK, An der Bornau 2, 49090 Osnabrück, Tel. 0541|9633-962, Fax 0541|9633-990, zuk-info@dbu.de

Verantwortlich:
Dr. Markus Große Ophoff (ZUK)

Erscheinungsweise:
monatlich (Doppelausgabe: Juli/August)

Adresse für Bestellungen und Adressänderungen ist die Redaktionsanschrift, kostenlose Abgabe

Gestaltung (Print):
Birgit Majewski (ZUK)

Satz:
ZUK

Druck:
Steinbacher Druck GmbH, Osnabrück