DBU aktuell Nr. 5 | Mai 2014

Informationen aus der Fördertätigkeit der Deutschen Bundesstiftung Umwelt

Im Jahr 2010 wurden nach Angaben des Umweltbundes­amtes (UBA) 77 % der in Deutschland erzeugten Abfälle verwertet. Davon gingen 69 % in die Behandlung und die stoffliche Verwertung, die restlichen acht Prozent in die energetische Verwertung.

Über die neuesten Zahlen und Entwicklungen in Deutschlands Abfallwirtschaft unterhielt sich DBU aktuell mit dem Vorsitzenden des Sachverständigenrates für Umweltfragen (SRU), Prof. Dr.-Ing. Martin Faulstich.

DBU aktuell: Allen Anstrengungen zum Trotz: Das Gesamt­abfallaufkommen in Deutschland ist nach neuesten Zahlen in den letzten Jahren wieder leicht gestiegen*. Warum?
Prof. Faulstich: Das Gesamtabfallaufkommen in Deutschland ist eigentlich nie wirklich gesunken. Es wurden lediglich bislang beseitigte Mengen nunmehr verwertet, die Gesamtmenge blieb jedoch nahezu unverändert. Eine wirkliche Abfallvermeidung hat also nicht stattgefunden.


DBU aktuell: Deutschland gilt und galt als Recycling-Weltmeister. Dennoch sind die Verwertungsquoten quer durch alle Stoffgruppen zumindest stagnierend. Worauf fĂĽhren Sie das zurĂĽck?
Prof. Faulstich: Deutschland hat bei den besagten Stoffgruppen bezüglich der Quoten ein hohes Niveau erreicht, was sich nur noch wenig steigern lässt. Die Frage ist jedoch, ob die Verwertung auch immer hochwertig ist und ob das angelegte Kriterium das richtige ist. Werden die gewonnenen Sekundärrohstoffe nämlich auf den jeweiligen Wirtschaftsinput bezogen, sind die Quoten wirklich sehr niedrig.

DBU aktuell: Sehen Sie Verbesserungsbedarf hinsichtlich der Qualität einzelner Verwertungsverfahren?
Prof. Faulstich: Grundsätzlich gilt, je hochwertiger die Sammlung ist, umso besser ist die anschließende Verwertung. Da gibt es sicher noch Optimierungsbedarf.

DBU aktuell: Was muss sich Ihrer Meinung nach ändern, damit die Verwertungsquoten wieder steigen und das Abfall­aufkommen rückläufig ist.
Prof. Faulstich: Wichtig ist vor allem, was gesammelt und verwertet wird. Derzeit konzentrieren wir uns vielfach auf Verpackungen. Die wirklich relevanten Stoffströme sind jedoch die wirtschaftsstrategischen Rohstoffe, also insbesondere die Metalle, die für unsere moderne High-Tech-Gesellschaft in den Bereichen Information, Kommunikation, Verkehr, Medizin und Energie erforderlich sind. Da stehen wir mit dem Recycling noch ziemlich am Anfang.

Beispielhafte DBU-Projekte zum Thema »Recycling« finden Sie im Innenteil.

 

* von 373,01 (2010) auf 386,69 Mio. t (2011), Quelle: Statistisches Bundesamt, Juli 2013

Die Recyclingquoten in Deutschland stagnieren.
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Bei der Herstellung von Gipsfaserplatten fällt rund ein Viertel der Produktionsmenge als Abfall an. Diese Abfälle wie Schleifstäube oder stückiges Material aus der Konfektionierung waren bislang nicht verwertbar und wurden deponiert.

Im ersten und zweiten Teil eines Projekts der Lindner AG, Dettelbach, konnte gezeigt werden, dass sich Gipsfaserabfälle über die Zwischenstufe eines sogenannten α-Calciumsulfat-Halbhydrats wieder problemlos in den Produktions­kreislauf einbringen lassen. Beim α-Calciumsulfat-Halbhydrat handelt es sich um eine qualitativ hochwertige Form des Gipses, die aus dem abgebundenen Gips durch Umkristallisation entsteht – und zwar indem ein Teil des im Molekül gebundenen Wassers abgegeben wird. Mit diesem Schritt lassen sich Abfälle vermeiden, Rohstoffe und Energie einsparen.

Im dritten Projektabschnitt, der ebenfalls mit dem F. A. Finger-Institut für Baustoffkunde, Weimar, durchgeführt wurde, erstellten Fachleute der Firma Modellrechnungen für verschiedene Verfahrensvarianten. Dies führte zu einer Umstellung des Verfahrens­konzeptes auf Direktdampfbeheizung der Suspensionen. Zudem wurde untersucht, ob auch Abfälle aus Gipskartonplatten für den Wiederverwertungsprozess nutzbar gemacht werden können. Diese Abfälle müssen derzeit noch vorwiegend auf Deponien entsorgt werden. Es gelang auch für diese Reststoffe, einen Verwertungsweg zu finden und optimale Mischungsverhältnisse für das Recycling von unterschiedlichen Reststoffen wie REA-Gips, Gips aus Gipskartonplatten festzulegen.

Schließlich wurde für den gesamten Produktionsstandort eine Ökobilanz erstellt. Das rohstoff- und entsorgungsbedingte CO2-Äquivalent macht mehr als die Hälfte des kompletten CO2-Äquivalentes am Firmenstandort aus. Durch das geplante Recycling aller derzeit in den beiden Werken am Standort anfallenden Gipsabfälle zu α-Calciumsulfat-Halbhydrat und die direkte Einarbeitung in den Produktionsprozess wird das durch die Gipsrohstoffe und die Entsorgung bedingte CO2-Äquivalent im Werk 1 um etwa 25 % verbessert.

Der Beginn der Inbetriebnahme der Recyclinganlage ist fĂĽr den Sommer 2014 geplant.

Weitere Informationen unter: www.lindner-norit.com

Separator zur Aufbereitung von Gipskartonabfällen
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Elektrogeräte haben in Zeiten ständig neuer Erfindungen und Entwicklungen keine lange Lebensdauer mehr und landen häufig nach wenigen Jahren im Hausmüll. Allerdings gehören sie gerade dort nicht hin. Richtiges Entsorgen sowie fachgerechtes Recycling von Elektro- und Elektronik-Altgeräten gewinnen vor dem Hintergrund knapper werdender Rohstoffe zunehmend an Bedeutung.

Der Osnabrücker Umweltdienstleister Hellmann Process Management GmbH & Co. KG will mit der interaktiven und multimedialen Ausstellung »eSchrott Recycling. Nicht für die Tonne!« Hintergründe und Anreize für eine fachgerechte Entsorgung von ausrangierten Elektrogeräten vermitteln. Jugendliche und Konsumenten von E-Geräten sind die Zielgruppe. Nach Auskunft von Geschäftsleiter André Pohl verfolgt die Ausstellung auch das Ziel, mit gezielter Information die gesetzlich geforderten Sammelquoten zu erreichen.

Inhaltlich klärt die Ausstellung unter anderem über richtiges Abfalltrennen, über Schadstoffe und ihre Gefahren sowie über die Werthaltigkeit von Rohstoffen auf. Sie wird am Mittwoch, 4. Juni 2014 bei der Busmann OHG in Osnabrück eröffnet und zunächst in der Modellregion Osnabrück/Ostwestfalen-Lippe gezeigt.

Weitere Informationen unter: www.nicht-fuer-die-tonne.de

 

Eine Recyclingsuche-App namens »eSchrott« zeigt sowohl kommunale Sammelstellen für Altgeräte als auch Sammelstellen im Handel an.
Ausrangierte Elektrogeräte gehören nicht auf die Müllhalde.
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Aufgrund knapper werdender Roh­stoffe und des zunehmenden Alters der Bausubstanz wird die Gebäude­umnutzung und -sanierung in den nächsten Jahrzehnten einen Schwerpunkt der Tätigkeiten im Baugewerbe bilden. Voraussetzung für eine Gebäude­umnutzung bei gleichzeitigem Erhalt der Bau­substanz ist der Nachweis von Tragfähigkeit und Gebrauchstauglichkeit vorhandener Konstruktionen. Die besondere Herausforderung dabei liegt in der Vielzahl von Unsicherheits­faktoren wie unbekannten Material­eigenschaften, Geometrien, Rand­bedingungen und Vorbelastungen.

Um dennoch Aussagen über den aktuellen Zustand einer Konstruktion machen zu können und das Tragverhalten unter zukünftigen Lastkonstellationen zu prognostizieren, ist eine Vorgehensweise notwendig, die alle vorhandenen Informationen und Zwischenergebnisse effizient nutzt und automatisiert verknüpft.

Im Forschungsvorhaben des Instituts für Statik und Dynamik der Leibniz Universität Hannover in Zusammenarbeit mit dem Ingenieurbüro H. Sellmann in Hannover wurde eine praxisgerechte, zerstörungsfreie Methodik zur Ermittlung der Gebrauchstauglichkeit und der Tra­greserven von Geschossdecken in historischen und neueren Gebäuden entwickelt. Im Wesentlichen stützt sie sich auf Schwingungsmessungen infolge impulsartiger Anregungen. Dabei werden experimentelle, analytische und numerische Verfahren kombiniert und auf beliebige Deckentypen angewendet.

Im Projektzeitraum wurden zwei Decken im Bestand und eine Versuchs­decke im Modellmaßstab analysiert.

Kontakt:
Dr.-Ing. Tanja GrieĂźmann

Institut für Statik und Dynamik, Leibniz Universität Hannover
t.griessmann@isd.uni-hannover.de

 

Das Bild zeigt eine zeitgenössische und drei historische Deckenarten.
Deckentypen: Stahlbetondecke, Stahlsteindecke, Kappendecke, Holzbalkendecke
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Erfolgreich und mit guten Besucherzahlen – so lautet die erfreuliche Bilanz des Messeauftritts der Deutschen Bundes­stiftung Umwelt (DBU) auf der diesjährigen Hannover Messe Industrie.

Erstmals war Europas größte Umweltstiftung am Gemein­schaftsstand des Vereins Deutscher Ingenieure (VDI) mit vertreten. Die beiden DBU-Mitaussteller Firma Karl Wörwag Lack- und Farbenfabrik, Stuttgart, und die Firma ONYX composites GmbH, Osnabrück, freuten sich über den Besuch des qualifizierten Fachpublikums. Darunter auch Bundesbildungsministerin Prof. Dr. Johanna Wanka und Bremens Umweltsenator Joachim Lohse, die sich vor Ort über Neuerungen in der Lackiertechnik und den Bau ultraleichter Elektro-Fahrzeuge informierten.

Höhepunkt der zahlreichen Infoveranstaltungen am Stand war ein Talk mit DBU-Generalsekretär Dr. Heinrich Bottermann und VDI-Direktor Ralph Appel zum Thema Ressourceneffizienz.

Als Positivum der Messepräsenz werteten die DBU-Messe­verantwortlichen vor allem die zahlreichen Synergien, die der gemeinsame Auftritt für beide Organisationen mit sich brachte. Genannt wurden hier vor allem die verstärkte Netzwerkarbeit und der Zulauf an versiertem, technisch interessiertem Publikum für die DBU sowie Expertise in Sachen Nachhaltigkeit und Ressourcenschutz für den VDI.

Standleiter Ulf Jacob (DBU), Bundesbildungsministerin Prof. Dr. Johanna Wanka, VDI-Direktor Ralph Appel und Dr.-Ing. Udo Ungeheuer (VDI-Präsident) am DBU-Stand im Gespräch (v.l.n.r.).
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Die Bundesregierung hat Anfang Mai folgende 16 Personen fĂĽr die Dauer von fĂĽnf Jahren ins Kuratorium der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) berufen:

Das Kuratorium tritt am 11. Juni zu seiner ersten Sitzung zusammen.

www.dbu.de/402.html

Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) bietet allen Antragstellern ab sofort die Möglichkeit, einen Förder­antrag online einzureichen. Nach wie vor können Anträge aber auch weiterhin formlos in Papierform eingereicht werden.

Die für die Online-Antragstellung selbsterklärende Eingabemaske steht im Netz bereit unter: www.dbu.de/antrag_registrierung

Im Rahmen einer Feierstunde im DBU Zentrum für Umweltkommunikation (Osnabrück) erhielten vor kurzem 18 weitere DBU-Projekte die Auszeichnung als UN-Dekade Projekt »Bildung für nachhaltige Entwicklung«.

Während der zu Ende gehenden UN-Dekade (2005–2014) wurden insgesamt bereits rund 1 900 Projekte mit dem begehrten Gütesiegel ausgezeichnet.

 

Weitere Informationen zu den ausgezeichneten Vorhaben sind zu finden unter:
www.dbu.de/123artikel35336_335.html

Ein Workshop zum Thema »Geräuschentwicklung von Windkraftanlagen« findet am 24. Juni 2014 im DBU Zen­trum für Umweltkommunikation (Osnabrück) statt. Vorgestellt und diskutiert wird unter anderem die von der DBU geförderte Studie der Umweltpsychologen Prof. Dr. Gundula Hübner und Dr. Johannes Pohl von der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. In drei parallel stattfindenden Arbeits­gruppen werden ferner folgende Fragestellungen behandelt:

Die eintägige Veranstaltung beginnt um 9:15 Uhr und endet um 16:45 Uhr. Die Teilnahme ist kostenlos.

Näheres unter: www.dbu.de/termine

In der Reihe »Innovationen für die Umwelt« sind sechs neue Faltblätter erschienen.

Es handelt sich um:


Die Publikationen sind kostenlos bei der Geschäftsstelle erhältlich oder können unter folgender
Adresse heruntergeladen werden: www.dbu.de/339.html

Herausgeber
Deutsche Bundesstiftung Umwelt DBU
An der Bornau 2
49090 OsnabrĂĽck
Tel. 0541|9633-0
Fax 0541|9633-190
www.dbu.de

Redaktion
Stefan RĂĽmmele
DBU Zentrum fĂĽr Umweltkommunikation
An der Bornau 2
49090 OsnabrĂĽck
Tel. 0541|9633-962
Fax 0541|9633-990

Verantwortlich
Prof. Dr. Markus GroĂźe Ophoff

Erscheinungsweise
monatlich (Doppelausgabe: Juli/August)
Adresse für Bestellungen und Adressänderungen ist die Redaktionsanschrift
kostenlose Abgabe

Gestaltung
Birgit Stefan