Treffender als Bundespräsident Joachim Gauck es in seiner Eröffnungsrede verkündete kann man die zentrale Botschaft der „Woche der Umwelt“ eigentlich kaum formulieren. Ob zum Beispiel Recycling durch Laserspektroskopie, Elektromobilität oder Umweltbildung im Nationalpark: Sehen und erleben, wie es geht, konnten rund 12.000 Besucher im Park von Schloss Bellevue in Berlin am 7. und 8. Juni 2016. Knapp 200 Aussteller zeigten bei der gemeinsamen Veranstaltung von Bundespräsident Joachim Gauck und DBU, wie lösungsorientierte Innovationen im Natur- und Umweltschutz entwickelt und Modellvorhaben praxisnah umgesetzt werden können. Zusätzlich beschäftigten sich namhafte Experten bei zahlreichen Podiumsdiskussionen – insgesamt fanden sechs Haupt- und 80 Fachforen statt – mit der Frage, wie gutes Leben für alle Menschen gelingen kann, ohne die Belastungsgrenzen der Erde weiter zu überschreiten.
Auch der Satz „Umweltschutz soll Freude machen!“ – Zitat des Bundespräsidenten zum Deutschen Umweltpreis 2013 – spiegelte den Geist der Veranstaltung wieder, weshalb DBU-Generalsekretär Heinrich Bottermann ihn beim abendlichen Empfang noch einmal ins Bewusstsein rief. Mit Senecas Worten „Die wahre Freude ist eine ernste Sache“, kam Bottermann anschließend darauf zu sprechen, dass es genügend Themen gibt, mit denen wir uns ernsthaft befassen müssen. Dem Erhalt unserer Lebensgrundlagen eine starke Stimme zu verleihen, das ist Veranstaltern und Mitwirkenden mit der inzwischen fünften „Woche der Umwelt“ gelungen. „Umweltschutz ist ein bedeutender zivilisatorischer Lernprozess, mühsam und langwierig. Diesen Lernprozess müssen wir mit Kreativität und Leidenschaft vorantreiben, bisweilen auch gegen kurzfristige Interessen – über alle Generationen hinweg, weil Jung und Alt gleichermaßen Ressourcen verbrauchen. Umweltschutz ist eine Aufgabe, die uns unser Leben lang begleitet“, so Gauck weiter.
Nach den Eröffnungsreden von Gauck und der DBU-Kuratoriumsvorsitzenden Rita Schwarzelühr-Sutter überreichten Jugendliche der Initiative „Zukunft selber machen“ dem Bundespräsidenten eine symbolhafte Erdkugel mit der Frage: „Und wie machen Sie die Welt besser?“ Damit appellierten sie an jeden Einzelnen, verantwortungsbewusst für den Erhalt des Planeten zu handeln und gaben den Startschuss für das weltweite Projekt #selfmadefuture.
Anschließend erwartete die Besucher im Park von Schloss Bellevue eine rund 4.000 Quadratmeter große Ausstellungsfläche, bei der sich die Aussteller zu den Fachthemen Klimaschutz, Energie, Ressourcen, Boden und Biodiversität, Mobilität und Verkehr, Bauen und Wohnen positionierten.
12,6 Mio. Menschen sterben jährlich an den Folgen von ungesunden Umweltbedingungen wie Luftverschmutzung. Das gab Achim Steiner, Exekutivdirektor des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) beim ersten Hauptforum der „Woche der Umwelt“ zu bedenken. Steiner weiter: „Wir nehmen solche Zahlen – und damit einen hohen Preis – in Kauf, müssten ihn aber eigentlich gar nicht bezahlen.“ Dass etwas geschehen muss, darüber waren sich alle Diskutanten auf dem Podium einig. Nur „wie“ der Weg zu einem guten und gesunden Leben auszusehen hat, ohne die Lebensgrundlagen unseres Planeten aufzubrauchen, diese Frage lieferte Stoff für Kontroversen. Eingeladen von Bundespräsident Gauck und der DBU unterhielten sich namhafte Experten aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft über planetare Belastungsgrenzen und den Handlungsrahmen, der sich für unsere Gesellschaft daraus ergibt.
Vier von neun Belastungsgrenzen der Erde sind durch den Einfluss des Menschen bereits überschritten: Klima, Lebensvielfalt, Landnutzung und biogeochemische Kreisläufe. Diese These legte der auf diesem Gebiet führende schwedische Forscher Prof. Johan Rockström dar, der im vergangenen Jahr den Deutschen Umweltpreis der DBU erhielt. Aus dem Überschreiten dieser Belastungsgrenzen folgten etwa ein weltweites Artensterben oder Unwetterereignisse wie El Nino. Bundesumweltministerin Dr. Barbara Hendricks spiegelte die Komplexität der politischen Diskussionen ganz praktisch wider: „Die Folgen der Starkregenfälle sind schlimmer in Gegenden, wo das Wasser schneller fließen kann.“ Ein Beispiel seien die vielen Maisfelder in Bayern für Biogasanlagen. Der weitere Ausbau des Biomassesektors sei darüber hinaus in Bezug auf Artenvielfalt nicht hilfreich.
Die Moderatoren des ersten Hauptforums, Volker Angres, Chef der ZDF-Umweltredaktion, und Harald Asel vom Inforadio des Radios Berlin-Brandenburg, lenkten die folgenden Gespräche auf Klimaschutz und Energiewirtschaft. Ökonom Prof. Dr. Christoph Schmidt, Vorsitzender des Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung und Präsident des Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung (RWI) in Essen, forderte: „Wir brauchen eine globale Allianz für den Klimaschutz, mindestens eine europäische.“ Er sah eine Umsetzung vor allem in der Ausgestaltung des europäischen Emissionshandels. Wohingegen Hendricks schon jetzt einen weltweiten Emissionshandel in absehbarer Zeit für realisierbar hält, wenn der europäische mit dem chinesischen verbunden werde und damit die USA in Zugzwang kämen.
Katrin Göring-Eckardt, Vorsitzende der Bundestagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen, stellte die Dekarbonisierung, also den Ausstieg aus der Förderung fossiler Energieträger wie Kohle, Gas und Öl, und den damit verbundenen Ausbau der erneuerbaren Energien in den Vordergrund. Rockström gab zu bedenken, dass die Dekarbonisierung bis 2050 nicht reiche. Er mutmaßte, womöglich erhalte zukünftig ein Umweltminister einen höheren Stellenwert als der Regierungschef.
Immer wieder rückte das kontrovers diskutierte Thema Glyphosat bei der Hauptbühnendiskussion „Bodenschutz: Wie erreichen wir eine ressourcenschonende Landnutzung“ in den Mittelpunkt der Debatte. „Nie war der Boden so wertvoll wie heute“, formulierte Marlehn Thieme, Vorsitzende des Rates für Nachhaltige Entwicklung (RNE) wörtlich. Insgesamt zeigte die von Harald Asel (rbb Inforadio) moderierte Gesprächsrunde gut die weitreichende Verflechtung des Themas Boden mit nahezu allen anderen Umweltmedien auf. Thieme wies zunächst auf die globale Bedeutung des Themas Bodenschutz hin, ging dann aber auf die Situation in Deutschland ein: Mit über 60 ha täglichem Flächenverbrauch sei man hierzulande weit vom Zielwert aus dem Jahr 2002 entfernt, wonach nur noch 30 ha Fläche versiegelt werden sollen. Stuttgart habe mit einer Bodenschutzverordnung gezeigt, dass es anders geht. Die Stadt habe eine ausgeglichene Bilanz bei der Bodennutzung erreicht, so Thieme.
Gründe für die derzeit herrschenden hohen Bodenpreise benannte Prof. Dr. Joachim von Braun, Direktor des Zentrums für Entwicklungsforschung an der Uni Bonn: „Boden ist weltweit ein Anlage- und Spekulationsobjekt geworden“, formulierte der Wissenschaftler, weil andere Anlageformen nichts mehr einbrächten. Carl-Albrecht Bartmer, Präsident der Deutschen Landwirtschafts Gesellschaft (DLG) betonte: „Der Landwirt ist einer der Garanten für den Erhalt von Böden hoher Qualität.“ Bartmer sah in der Verwendung des Pflanzenschutzmittels Glyphosat „kein Problem“. Seiner Meinung nach gehe es dabei eher um eine politische als um eine wissenschaftliche Debatte. Darauf angesprochen zeigte sich Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt selbstkritisch: „Wenn sich Politik an die Stelle der Wissenschaft setzt und nach Opportunitäten entscheidet, sind wir auf dem falschen Weg.“ Schmidt räumte ein, dass Glyphosat als Nebenwirkung eine Abnahme an Biodiversität mit sich bringe. Diesen Nachteil hob auch Prof. Dr. Kai Niebert, Präsident des Deutschen Naturschutzrings (DNR), hervor. Er sagte: „Der DNR ist sehr froh, dass sich die Bundesumweltministerin deutlich gegen den weiteren Einsatz von Glyphosat positioniert hat.“ Niebert schlug vor, Glyphosat auf ein äußerstes Minimum zu beschränken, um beweisen zu können, dass die Landwirtschaft auch ohne das Herbizid auskommt, um dann mittelfristig ganz darauf verzichten zu können. Prof. Dr. von Braun bezeichnete diese Debatte als „eine sehr deutsche.“ Deutschland bewirtschafte nur rund 1 % des Weltackerlandes. Ihm sei keine Studie zu Glyphosat bekannt, die negative Gesundheitskonsequenzen für Verbraucher dokumentiert habe. Unabhängig von der Glyphosat-Kontroverse hielt von Braun fest: „Nachhaltige Bodennutzung ist nicht zum Nulltarif zu haben.“ Bauern müssten für nachhaltige Landnutzung eine Kompensation erhalten, weil sie nur teilweise direkt davon profitierten.
Die gesamte Diskussion ist per Video zu verfolgen unter:
https://www.woche-der-umwelt.de/2724.html
Einigkeit herrschte auf dem Podium hinsichtlich der Frage, dass man aus der Stromerzeugung mit Braunkohle aussteigen müsse und dass ein großer Hebel für die Energiewende in der Energieeffizienz zu sehen sei. Viele andere Fragen wie die Bedeutung von Strom- versus Wärmemarkt waren hingegen umstritten. Moderiert von Georg Ehring (Deutschlandfunk) debattierten sechs Experten aus Wirtschaft, Industrie, Politik und Umweltverbänden zu aktuellen Fragen der Energiewende und des Klimaschutzes auf der Hauptbühne der „Woche der Umwelt“.
Dr. Werner Struth, Geschäftsführer der Robert Bosch GmbH (Industrial Technology), vertrat dabei die Ansicht, dass der Wärmemarkt mit einem Anteil von 50% am Gesamtenergieverbrauch in Deutschland bislang in den Debatten zu kurz komme. Allein mit der Erneuerung von Heizanlagen in Deutschland ließen sich 50 Mio. t CO2 sparen. MdB Carsten Müller, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Unternehmensinitiative Energieeffizienz e.V. (DENEFF), machte für das nur schleppende Vorankommen der energetischen Gebäudesanierung in Deutschland fehlende steuerliche Anreize mit verantwortlich. Hier würden nach seiner Darstellung vor allem die Bundesländer bremsen. Prof. Dr. Harald Bradke, Mitglied des Sachverständigenrates für Umweltfragen (SRU), unterstrich, dass vor in der Industrie noch riesige Effizienzpotenziale lägen, die man nutzen müsse, um die Energiewende zu verwirklichen. Einen anderen Akzent setzte Peter Wollseifer, Präsident des Zentralverbands des Deutschen Handwerks (ZDH). Er bezeichnete die insgesamt 200.000 Betriebe und über 1 Mio. Beschäftigten im deutschen Handwerk als Umsetzer der Energiewende.
Die Einführung von zwei Strompreiszonen werde es in Deutschland nicht geben, erklärte Jochen Homann, Präsident der Bundesnetzagentur, auf Rückfrage. Homann plädierte vor allem für einen schnellen Netzausbau, der synchronisiert mit dem Ausbau der Erneuerbaren ablaufen müsse. Er wurde in diesem Punkt von Regine Günther, Generaldirektorin für Politik und Klima des WWF, unterstützt. Sie warb in diesem Zusammenhang um Verbündete aus Zivilgesellschaft, Umweltverbänden und erneuerbaren Energieversorgern. Günther betonte auch, sie finde die Debatte um „unsichtbare“ Windräder verlogen. Ohne Onshore-Windenergie werde die Energiewende nicht gelingen.
Weitere Diskussionsthemen wie EEG-Umlage, Konversion des Braunkohlebergbaus, Emissionshandel und andere interessante Diskussionsthemen dieser Runde lassen sich nachverfolgen unter:
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„Das Schöne in Deutschland ist: Wenn der Rahmen da ist, dann handeln die Bürger auch danach.“ Eine Klimapolitik, die nur auf die Initiative des Einzelbürgers setzt, sei zum Scheitern verurteilt, so Prof. Dr. Klaus Töpfer, Träger des Deutschen Umweltpreises 2002, beim Hauptforum „Große Transformation“ bei der „Woche der Umwelt“. Bärbel Höhn, Vorsitzende des Bundestagsumweltausschusses, unterstützte diese klare Rahmensetzung seitens der Politik, indem sie auf den Erfolg des Erneuerbaren Energie-Gesetzes hinwies. „Eigentlich müsste Deutschland dafür den Friedensnobelpreis kriegen“, sagte die Grünen-Abgeordnete, machte aber andererseits an die Adresse der Bundesregierung deutlich: „Es darf nicht mehr sein, dass wir am Sonntag Nachhaltigkeit predigen und von Montag bis Freitag das Gegenteil tun.“ Bei dem Hauptforum mit sechs Experten wurde sowohl die Rolle der Politik in ihrer Funktion als Rahmensetzer als auch des Einzelnen in seinen bewussten Kauf- und Lebensentscheidungen diskutiert. Karin Dohr vom ARD-Hauptstadtstudio und Klemens Kindermann vom Deutschlandfunk moderierten die Debatte gemeinsam. Deutlich wurde, wie viele kleine und kleinste aufeinander abgestimmte Einzelschritte und -initiativen nötig sind, um die Große Umgestaltung eines Tages Wirklichkeit werden zu lassen.
Für Klaus Müller, Vorstand des Bundesverbands Verbraucherzentralen, hängt die Bereitschaft zu nachhaltigem Handeln von drei zentralen Voraussetzungen ab:
Einen anderen Akzent in dieser Debatte setzte Prof. Dr. Gesche Joost, Internetbotschafterin der Bundesregierung. Sie sah den Trend, dass sich mehr und mehr Bürgerinnen und Bürger übers Netz in neuen Formaten zusammenfinden. Das seien Bausteine, die neben den normativen Top-Down-Vorgaben aus Politik und Wirtschaft als Bottom-Up-Prozesse aus der Bevölkerung äußerst wichtig und fruchtbar seien.
Thomas Silberhorn, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesentwicklungsministerium, mahnte: „Wenn alle so leben würden, wie wir das in Deutschland und Europa tun, dann bräuchten wir unsere Erde dreimal. In der Tat müssen wir unsere Lebens- und Wirtschaftsweise in allen Bereichen auf den Prüfstand stellen.“ Welche konkreten Konsequenzen daraus für Deutschland erwachsen, thematisierte der Staatssekretär nicht. Auch Petra Gerstenkorn, Vertreterin von ver.di und Mitglied im Kuratorium der DBU, äußerte sich: Für Gewerkschaften bedeute die Energiewende einen Spagat zwischen den Interessen der Beschäftigten, den Anliegen der Politik und dem, was Unternehmen leisten können.
Weitere Themen und Thesen der Runde „Große Transformation: Wie können Veränderungsbereitschaft und Selbstverantwortung in der Gesellschaft gestärkt werden?“ sind per Video nachzuvollziehen unter:
www.woche-der-umwelt.de/index.php?menuecms=2724
Gut gedämmte und energieeffiziente moderne Wohnungen müssen für Ärmere bezahlbar bleiben. Dies ist ausschlaggebend, so DBU-Generalsekretär Dr. Heinrich Bottermann beim Fachforum „Urbane Räume im Klimawandel“, damit es zu keiner Spaltung der Gesellschaft kommt. Er betonte außerdem, wie wichtig es für eine klimaneutrale und ressourcenschonende Quartiersentwicklung ist, verstärkt auf Holzbau zu setzen, Betonbauten hingegen zurückzudrängen. „Wenn schon Beton, dann nur Recyclingbeton“, unterstrich Bottermann. Damit ließen sich wertvolle Ressourcen wie Kiesgruben auf einfache Weise und ohne Komforteinschränkung schonen. Dr. Lars Grotewold, Klimaschutzexperte der Mercator Stiftung, sprach sich für eine Verkehrswende in den Städten aus. Seiner Darstellung nach friste die Mobilität bei den Klimaschutzmaßnahmen noch immer ein Schattendasein. Denn: Allen Effizienzbemühungen zum Trotz verursache der Verkehr noch immer so viel Emissionen wie vor 25 Jahren. Grotewolds ambitionierte Forderung: „Bis Mitte des Jahrhunderts muss der Verkehrssektor komplett CO2-frei sein.“ Stadtklimatologe Prof. Wilhelm Kuttler (Uni Duisburg/Essen) benannte zentrale Kriterien für eine klimagerechte Stadt. Dazu gehörten aus seiner Sicht:
Kuttler wies ferner darauf hin, dass Platanen, Lieblingsbäume vieler Stadtgärtner, keine gute Wahl für die urbane Vegetation darstellten. Grund: Sie emittierten viel Isopren, eine Vorläufersubstanz von Stickoxiden, die wiederum bei der Ozonbildung eine Rolle spielen.
Das Projekt „Grüne Hauptstadt Essen 2017“ erläuterte Simone Raskop. Cornelia Rösler verwies auf die Beratungsangebote des Deutschen Instituts für Urbanistik (DIFU) für Kommunen in Sachen Klimaschutz.
Durchgängige Botschaft der Referenten dieses Forums war: Das Ende des Kohlezeitalters hat begonnen. Wörtlich erklärte dies Kristina Rüter, Head of research der Nachhaltigkeits-Ratingagentur oekom in München. Investoren müssten daher die Kohlenstoffrisiken berücksichtigen, um nicht empfindliche Wertverluste zu erleiden.
Eric Heymann, senior economist der Deutschen Bank in Frankfurt, verwies dagegen darauf, dass sich viele Anlagen in Kohle oder Ölwerte in den letzten Jahren zwar nicht gerechnet hätten, dies sei aber nicht auf die Klimaschutzpolitik zurückzuführen, sondern auf ein weltweites Überangebot, das auf eine schwache Nachfrage getroffen sei. Daher seien die Preise gesunken. Heymann sehe auch keine Anzeichen, dass es weltweit zu einem schnellen Rückzug aus den fossilen Energien komme. Dennoch könnten solche Strategien für Anleger sinnvoll sein, denen die Signalwirkung wichtiger wäre als die Rendite.
Im Bereich nachhaltiger Kapitalanlagen seien keine geringeren Renditen zu erwarten, erklärte Andreas Knörzer, Leiter Nachhaltige Kapitalanlagen der Schweizer vescore AG. Zusätzlich zu einer mindestens kapitalmarktgerechten Rendite würden die Anleger auch noch zu einer positiven Entwicklung von Wirtschaft und Gesellschaft beitragen, so Knörzer.
Michael Dittrich, Abteilungsleiter Finanzen und Verwaltung der DBU, führte aus, dass die Stiftung seit Jahresbeginn keine Neuinvestitionen im Bereich Kohle mehr vornehme und sich aus bestehenden Anlagen zurückziehe. Allerdings würden in Deutschland nach der Energiewende Öl und Gas noch über einen langen Zeitraum als Übergangstechnologie gebraucht. Nach mehr als zehnjähriger sowohl wissenschaftlicher als auch praktischer Erfahrung im Bereich nachhaltiger Kapitalanlagen könne er für die DBU feststellen, dass eine sinnvolle Berücksichtigung von Nachhaltigkeitskriterien in der Kapitalanlage zu keinen Renditenachteilen führe.
Unbekanntes erforschen, Fragen stellen, inspirieren, mitmachen und gemeinsam Spaß haben – das alles steckt in Bürgerwissenschaft oder Citizen Science, einer Kooperation von Wissenschaftlern und Bürgern auf Augenhöhe, von der beide Partner profitieren. Zu diesem Thema veranstaltete das Zentrum für Umweltforschung (UFZ), das Deutsche Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) zusammen mit dem Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) das Fachforum: „Gemeinsam Wissen schaffen – was ist der Mehrwert von Citizen Science für BürgerInnen, Wissenschaft und Gesellschaft?“
In einem interaktiven Rollenspiel, organisiert von Dr. Anett Richter und Prof. Aletta Bonn (beide UFZ/iDiv), wurde diskutiert, wie Citizen Science das Tor zur Wissenschaft öffnen und einen Beitrag zur Transformation der Wissenschaft und Gesellschaft leisten kann. Gemeinsam Fragen stellen und beantworten ermöglicht mehr Verständnis und Innovation für Wissenschaft und Gesellschaft. Ebenfalls wurde deutlich, dass Citizen Science Akteure im Umweltbereich zusammenbringt und einen Baustein zu nachhaltiger Bildung darstellen kann.
Dass Citizen Science überdies einen wichtigen Beitrag zur Verbesserung der Datengrundlage für die Wissenschaft darstellt, davon überzeugte sich auch Joachim Gauck. Der Besuch des Bundespräsidenten zeigt den hohen Stellenwert von Citizen Science in Deutschland, ein Thema, das nun auch in den Förderleitlinien der DBU berücksichtigt ist.
26 ausgewählte DBU-Stipendiatinnen und -Stipendiaten sowie Alumni aus dem Promotionsstipendienprogramm und MOE-Austauschstipendienprogramm wurden von Bundespräsident Joachim Gauck im Rahmen der „Woche der Umwelt“ in Berlin empfangen. An drei Thementischen diskutierten sie mit dem Bundespräsidenten, der durch DBU-Kurator Dr. Georg Schütte begleitet wurde, über ihre interkulturellen Erfahrungen in Deutschland, die Herausforderungen von Interdisziplinarität und Transdisziplinarität sowie über die Vereinbarkeit von Karriere und Familie beziehungsweise generell über die persönlichen Zukunftsaussichten in der Wissenschaft.
Mehr dazu hier:
Zukunft Ressourceneffizienz – DBU auf der Hannovermesse 2016
Zukunft Ressourceneffizienz– unter diesem Motto stand der diesjährige Auftritt der DBU auf der Hannovermesse im April. Als Mitaussteller auf dem zentralen Messestand des Vereins Deutscher Ingenieure (VDI) zeigten die DBU und der Träger des DBU Deutschen Umweltpreises, Prof. Dr. Gunther Krieg (UNISENSOR Sensorsysteme GmbH, Karlsruhe) eine hocheffiziente Recyclingtechnologie, die neue Potenziale für die sortenreine Wiederverwendung von Kunststoffen erschließt. Dieses auf Laserspektroskopie basierendes Sortiersystem trennt auch bisher nicht separierbare Kunststoffe mit höchster Präzision und Geschwindigkeit. Auf diese Weise lassen sich nun auch schwarze bzw. dunkle Kunststoffe anhand ihres optischen Spektrums eindeutig erkennen und sortenrein sortieren. Darüber hinaus präsentierte die DBU in mehreren Talkveranstaltungen – unter anderem mit DBU-Generalsekretär Dr. Heinrich Bottermann – ihre neuen Förderleitlinien. Mehr zu den neuen Förderthemen findet sich unter:
www.dbu.de/index.php?menuecms=2505
Nachhaltigkeit und Journalismus: Forschungsprojekt mündet in Weiterbildungsangebot
Drei Jahre lang wurde die „Initiative Nachhaltigkeit und Journalismus“ an der Leuphana Universität Lüneburg von der DBU gefördert – nun werden die Ergebnisse in die Breite getragen. Neben dem kürzlich veröffentlichten Buchprojekt „Nachhaltigkeit und Journalismus: Erkenntnisse und Impulse aus Wissenschaft und Praxis“ werden die Ergebnisse über das berufsbegleitende Aufbaustudium „Nachhaltigkeit und Journalismus“ einer breiteren Öffentlichkeit bekannt gemacht. Das Studium startet im Oktober neu an der Leuphana Professional School. Es ist darauf ausgerichtet, Journalisten und Medienmacher in einem Jahr zu Experten in Sachen Nachhaltigkeitskommunikation zu machen.
Der Bewerbungsschluss für den nächsten Jahrgang ist der 31. Juli.
www.leuphana.de/nachhaltigkeitsjournalismus
Wiesen-Konferenz in Landau
Am 22./23. September findet an der Universität Koblenz-Landau in Landau eine zweitägige Konferenz über „Wiesenlandschaften mit hohem Wert für Mensch und Natur“ statt. Im Rahmen der Konferenz wird die Wiesenbewässerung als eine mögliche Nutzungsoption auf Grundlage eigener Projektergebnisse vorgestellt. Die Übertragbarkeit verschiedener Nutzungsoptionen auf andere Regionen Deutschlands und angrenzende Länder wird zur Diskussion gestellt. Angesprochen sind Behördenvertreter der Bundes- und Landesämter, Interessensvertreter aus Naturschutz- und Landschaftspflegeverbänden, Akteure aus der Landwirtschaft sowie Wissenschaftler aus praxisorientiert forschenden Arbeitsgruppen. Weitere Einzelheiten wie Teilnehmerbeitrag, Anmeldemodalitäten etc. unter:
www.uni-ko-ld.de/WasserWiesenWerte
Die Welt im Anthropozän
Anfang Mai ist das Buch »Die Welt im Anthropozän. Erkundungen im Spannungsfeld zwischen Ökologie und Humanität« im oekom-Verlag erschienen. Die Publikation gibt Einblick in die vielfältigen Zusammenhänge des Themas, regt an zu einer Selbstreflexion über die Wurzeln, die Natur und den Kulturauftrag humaner Existenz und liefert einen wichtigen Beitrag zur laufenden Anthropozän-Diskussion.
Wolfgang Haber, Martin Held, Markus Vogt (Hrsg.): Die Welt im Anthropozän. Erkundungen im Spannungsfeld zwischen Ökologie und Humanität. 184 Seiten, Broschur, 24,95 Euro / 25,70 Euro (A), ISBN 978-3-86581-773-0, auch als E-Book erhältlich.
Herausgeber
Deutsche Bundesstiftung Umwelt DBU
An der Bornau 2
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Tel. 0541|9633-0
Fax 0541|9633-190
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Redaktion
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