DBU aktuell Nr. 3 | März 2014

Informationen aus der Fördertätigkeit der Deutschen Bundesstiftung Umwelt

Statement anlässlich des gemeinsamen Messeauftritts von VDI und DBU auf der diesjährigen Hannover Messe

Nach Angaben des Bundesumwelt­ministeriums (BMUB) wurden im Jahr 2009 weltweit über 68 Mrd. t an Rohstoffen verwendet – etwa doppelt so viel wie Ende der 1970er Jahre. Bei einer prognostizierten Weltbevölkerung von über 9 Mrd. Menschen im Jahr 2050 und der gleichzeitig rasanten wirtschaftlichen Entwicklung von Schwellenländern geht man von einer weiterhin stark wachsenden Nachfrage nach Rohstoffen und Energie aus. Das ist sowohl unter wirtschaftlichen als auch unter ökologischen und sozialen Gesichtspunkten eine große Herausforderung für die Weltgemeinschaft. Ein schonender und gleichzeitig effizienter Umgang mit natürlichen Ressourcen und Energiequellen ist daher die Schlüsselkompetenz für zukunftsfähige Gesellschaften.

Materialkosten liegen bei 45 % der Gesamtkosten Auch die Zukunftsfähigkeit kleiner und mittlerer Unternehmen, die im Förderfokus der DBU liegen, steht und fällt mit dem wirtschaftlichen Umgang mit Rohstoffen, Materialien und Energie: Die Ressourcen- und Energieeffizienz zu steigern, ist deshalb das Gebot der Stunde.

Laut Zahlen des Statistischen Bundes­amtes von 2013 liegt der Anteil der Materialkosten im produzierenden Gewerbe an den gesamten Unternehmenskosten im Durchschnitt bei 45 %. Zum Vergleich: Personalkosten machen durchschnittlich nur 17 % der Gesamt­kosten aus. Die Abhängigkeit der Unternehmen vom Rohstoffmarkt und seinen Preisschwankungen ist demnach enorm. Im sparsamen Umgang mit Ressourcen liegen daher erhebliche Chancen für die Wirtschaft. Dazu eines von zahlreichen Beispielen aus der DBU-Förderarbeit: Mit dem innovativen Verfahren der Firma Wörwag KG (Stuttgart) ist es möglich, Kunststoffbauteile mit einer Materialeinsparung von 50 % zu beschichten – und dies bei bis zu 80 % reduziertem Energieeinsatz. Die Firma ist Mitaussteller am diesjährigen DBU-Stand bei der Hannover Messe in Halle 2 (D 36), der erstmals unter dem Dach des Vereins Deutscher Ingenieure (VDI) zu finden ist.

Nahezu alle Lebensbereiche betroffen Im Prinzip erstreckt sich das Thema Ressourceneffizienz auf nahezu alle Lebensbereiche, angefangen vom Rohstoff­verbrauch, der beispielsweise im Bausektor mit 85 % aller in Deutschland verwendeten mineralischen Rohstoffe besonders dominant ist, über das Produktdesign und die Lang­lebigkeit von Waren und Konsumgütern bis hin zu verschiedenen nachhaltigen Lebensformen. Zentral für Letztere ist unter anderem der Umgang mit nachhaltiger Mobilität.

Auch dazu findet sich ein Beispiel am kombinierten VDI/DBU-Messe­stand: Das 100 kg leichte Hybrid-Mobil für Kurzstrecken der Firma ONYX composites GmbH (Osnabrück) setzt dank einer Antriebskombination aus Elektromotor und Pedalkraft keine Schadstoffe frei.

Die Beispiele belegen, welchen Stellen­wert die DBU dem Thema Ressourcen- und Energieeffizienz bereits in der Vergangenheit beigemessen hat. In Zukunft soll dieses Engagement noch verstärkt werden.

Auch für den VDI ist das Querschnittsthema seit langem ein wichtiges Betätigungsfeld, wie das im Rahmen der Klimaschutzinitiative im Auftrag des BMUB tätige VDI Zentrum Ressourceneffizienz in Berlin beweist. Der VDI will seine Anstrengungen in diesem Punkt weiter bündeln und hat dazu Ende letzten Jahres einen neuen Fachausschuss mit dem Titel »Ressourceneffizienz« ins Leben gerufen, der alle VDI-Fachgesellschaften umfasst. Seit 2011 arbeiten darüber hinaus die Experten des VDI an verschiedenen VDI-Richt­linien zum gleichnamigen Thema.

 

Dr. Heinrich Bottermann (DBU), Ralph Appel (VDI)
© Catrin Moritz (Foto Ralph Appel)

Die Firma ONYX composites GmbH (Osnabrück) entwickelt derzeit ein ultraleichtes Hybridfahrzeug, mit dem sich kurze bis mittlere Strecken sicher, bequem, gesundheitsfördernd und abgasfrei zurücklegen lassen. Ein Antriebs-Mix aus Elektromotor und Pedal­kraft entlastet die Umwelt. Mit einer Reichweite von 25 bis 50 km, einem Maximaltempo von 45 km/h und einem Gewicht unter 100 kg (ohne Akku) soll der Zweisitzer dort zum Einsatz kommen, wo das Fahrrad an seine Reichweiten- und Komfortgrenzen stößt.

Das neue E-Mobil ähnelt einem Liege­rad mit Karosserie: tiefer Einstieg, zwei kleine Vorderräder, zwei große Hinterräder, abnehmbare Scheiben sowie Türen. Im Innenraum haben zwei Personen nebeneinander Platz. Die tragende Struktur aus Natur-, Glas- oder Kohlenstofffaserkunststoff ermöglicht dem Fahrer auch bei Regen und Kälte eine sichere und komfortable Fahrt. Für die Karosserie sollen nachwachsende Rohstoffe wie zum Beispiel Hanf zum Einsatz kommen. Anhand von Fahrtests konnte die Funktionstauglichkeit des Konzepts inzwischen nachgewiesen werden. Darauf aufbauend soll im nächsten Entwicklungsschritt ein realistischer Prototyp entstehen.

Weitere Informationen unter: www.onyx-composites.de/

Durch die Kombination von Faserverbundwerkstoffen mit technisch bewährten Komponenten aus dem Elektrofahrradbau entsteht ein ebenso leichtes wie umweltfreundliches Fahrzeug.

Besuchen Sie den VDI/DBU-Stand auf der Hannover Messe 2014, Halle A2/D 36.

Das ONYX-Mobil in Fahrt
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Klassische Lackierverfahren sind in der Regel energie- und materialintensiv. Eine neue, energiearme und effiziente Methode der Lackapplikation ist die von der Firma Karl Wörwag Lack- und Farbenfabrik (Stuttgart) entwickelte Folientechnik. Dabei werden Kunststoff-Trägerfolien per Rakeltechnik unter Reinraumbedingungen beschichtet – bei gleichzeitiger Materialeinsparung von 50 % und einer Energieeinsparung von 80 %.

Wörwag hat die Lackfolientechnik in zwei Einsatzbereichen bis zur Serien­reife gebracht. Grundlage beider Produkte ist ein zweischichtiges Lacksystem, das aus einer universell pigmentierbaren Haftschicht auf Wasserbasis und einem lösemittel­haltigen Dualcure UV-System besteht.

Die Dekorlackfolie ist ein Lackfilm, der bei der Profilkaschierung auf Kunststofffenstern und anderen Bauelementen eingesetzt werden kann. Sie besteht aus einer Träger­folie, einem universell pigmentierbaren Basislack sowie einem hochflexiblen Klarlack als schützender Schicht. Der sogenannte Transferlack wurde speziell für die Beschichtung von Kunststoffanbauteilen im Automobilbereich entwickelt. Das zweischichtige Lacksystem ist hier zwischen zwei Schutzfolien eingebettet, die vor bzw. nach dem Klarlack­transfer entfernt werden.

Weitere Informationen unter: www.woerwag.de

Aufbauend auf diesen Erfolgen erprobt Wörwag zur Zeit eine über­lackierfähige Transferlackfolie. Sie soll Mehrfarblackierungen von Automobilen in einem Lackierprozess ermöglichen, indem sie direkt auf den einfarbigen Basislack aufgebracht wird. Durch das neue Verfahren würde sich die Dauer des Lackier­prozesses für mehrfarbige Autos halbieren, ebenso würde der Energie­bedarf um 30 bis 50 % sinken.
Ein Mitarbeiter kontrolliert im Reinraum die innovative Beschichtung.
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Färbeprozesse in der Textilindustrie sind mit hohem Energie- und Wasser­verbrauch verbunden. Gleichzeitig führen die eingesetzten Chemikalien zu erheblichen Aufwendungen bei der Abwasserbehandlung. Ziel des Projekts der Firma Lindenfarb Textilveredlung Julius Probst GmbH & Co. KG (Aalen) war es, ein Schnellfärbeverfahren für textile Bahnen auf Polyesterbasis zu entwickeln, das Einsparungen beim Energie- und Wasserverbrauch erlaubt. Die Produkte werden vorwiegend für Autoinnenausstattungen verwendet. Hierzu wurde zunächst von der Firma Textilcolor AG (CH/Sevelen) ein Textilhilfsmittel konzipiert, bei dem ein neuer Wirk­mechanismus zum Tragen kommt. Nach erfolgreichen Laborversuchen wurde dieses Egalisier- und Dispergierhilfsmittel im Praxistext erfolgreich auf Standardfärbemaschinen eingesetzt.

Dabei zeigte sich, dass sich die Aufheiz- und Abkühlschritte sowie die Färbe- und Haltezeiten deutlich reduzieren lassen. Auch können die Färbungen bei 5 °C niedrigerer Temperatur erfolgen. Insgesamt ließ sich die Prozesszeit um rund 30 % verkürzen. Für die Färbeproduktion liegt die jährliche Energieeinsparung, abhängig vom Maschinen­typ, bei bis zu rund 260 000 kWh. Im Weiteren wird nun geprüft, ob das Verfahren auf andere Materialien (Polyamid oder Mischungen Polyamid/Polyester) beziehungsweise auf andere Färbeverfahren wie das Baumfärben übertragbar ist.

Weitere Informationen unter: www.lindenfarb.de/ und www.textilcolor.ch/

Wie können sich Jugendliche in schulischen und außer­schulischen Umwelt- und Nachhaltigkeitsprojekten praxisnah und handlungsorientiert engagieren? Anregungen dazu lieferte die DBU-Fachtagung »Lernen durch Umweltengagement – bestechend gut!? Modellhafte Instrumente für die Motivation Jugend­licher zu nachhaltigem Handeln«. Sie fand am 21./22. Februar im DBU Zentrum für Umweltkommunikation in Osnabrück statt.

Der erste Veranstaltungstag war Fachvorträgen, Praxisbeispielen und einer Podiumsdiskussion sowie einem »Markt der Möglichkeiten« vorbehalten, an dem sich nachhaltige Schülerfirmen und Arbeitsgemeinschaften präsentierten, die in der Imkerei tätig sind. Während der Veranstaltung fiel auch der Startschuss zum DBU-geförderten Projekt »Nachhaltige Schulimkerei«. Vertreter des Landesbieneninstituts Celle lobten die Kooperation zwischen DBU, Imkerverbänden, Kultusbehörden und Schulen und bezeichneten diese deutschlandweit als außergewöhnlich. Im Rahmen der Fachtagung wurden die ersten neun Bewilligungsbescheide übergeben. Ausgezeichnet wurden Schulen, die sich der Imkerei neu zuwenden – von Lowtech bis Hightech: In einem Fall wird die Imkerei für Schüler mit Hör­beeinträchtigungen aufbereitet, in einem anderen sollen Kleincomputer mit offenem Betriebssystem für die Analyse und Überwachung von Bienen­völkern konstruiert werden.

Weitere Termine und Näheres zum Projekt »Schulimkerei«.


Am zweiten Veranstaltungstag präsentierten sich unter anderem beispielhafte DBU-Medienprojekte, die lebendige Umweltbildungs­ansätze erfolgreich umgesetzt haben. Als eines der Ergebnisse der Tagung kann festgehalten werden, dass Medien­arbeit das Selbstvertrauen von Kindern und Jugendlichen stärken sowie Gestaltungskompetenzen, Kreativität und Kommunikationskompetenzen fördern kann. Dies sind wichtige Voraussetzungen für ein soziales (Umwelt-) Engagement. Allerdings, so ein weiteres Ergebnis, bedarf die Förderung von Lernen durch Umweltengagement neuer didaktischer und formaler Strukturen, wobei ein authentisches, glaubwürdiges Lernumfeld unerlässlich ist.

Im »Markt der Möglichkeiten« eröffneten Schulimkerei-Projekte Einblick in ihre Arbeit.
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Bereits seit 2008 sind die Beschäftigten von Bundesforst, Geschäftsbereich der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA), als Dienstleister für die DBU Naturerbe GmbH tätig, um die rund 45 000 ha Naturerbeflächen mit zu verwalten und zu managen. Nun wurde die Zusammenarbeit, die man vor gut fünf Jahren in einem Dienstleistungsvertrag vereinbart hatte, fortgesetzt und erweitert: und zwar um rund 15 000 ha Naturerbeflächen, die in einer zweiten Tranche im Mai 2013 aus dem Immobilienbesitz des Bundes an die DBU übertragen wurden.

Dr. Heinrich Bottermann , DBU-General­sekretär und Geschäftsführer der DBU Naturerbe GmbH, sagte bei der Vertragsunter­zeichnung: »Der Erhalt und die Pflege des Nationalen Naturerbes sind die zentralen Aufgaben der DBU Naturerbe GmbH. Sie leistet damit einen wesentlichen Beitrag dazu, das Ziel zu erreichen, mindestens 2 % der Landesfläche Deutschlands wieder in Wildnisgebiete zurück zu verwandeln«.

Dr. Heinrich Bottermann (links), DBU-General­sekretär und Geschäftsführer der DBU Naturerbe GmbH mit Gunther Brinkmann, Geschäfts­bereichsleiter Bundesforst
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Das Vorhaben des Qualifizierungs- und Beschäftigungsprojekts MÖWE (Osnabrück) feierte vor kurzem seinen erfolgreichen Projekt­abschluss: Es kombinierte die Qualifikation Langzeitarbeitsloser mit dem Ansatz der Weiter- und Wiederverwendung und -verwertung von gebrauchten Materialien zur Abfallreduzierung. Langzeitarbeitslose und Jugendliche in der Berufsorien­tierungsphase haben weiterverwendbare Materialien bei Abbruch von Häusern fachgerecht ausgebaut oder arbeiteten anfallende Altmaterialien fachgerecht auf.

Die aufgearbeiteten Materialien wurden erneut zum Verkauf angeboten. 160 vormals langzeitarbeitslose Teilnehmer haben in dem Projekt mitgewirkt, 40 von ihnen konnten dadurch in weitere Arbeit vermittelt werden. DBU-Vertreterin Verena Exner unterstrich die bundesweite Modellhaftigkeit. Insbesondere die von Beginn an durchgeführten Kooperationen mit dem Bildungsbüro der Stadt Osnabrück im Rahmen des vom BMBF-geförderten Programms »Lernen vor Ort« und weiteren privaten wie öffentlichen Trägern seien nachahmenswert.

Im Januar wurde der fachliche Leiter des DBU Zentrums für Umweltkommunikation, Dr. Markus Große Ophoff, zum Honorarprofessor für Veranstaltungsmanagement und Nachhaltigkeitskommunikation der Hochschule Osnabrück ernannt.

Dr. Markus Große Ophoff
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Am Donnerstag, 8. Mai 2014 stellt Prof. Dr. Niko Paech (Uni Oldenburg) im DBU Zentrum für Umweltkommunikation (Osnabrück) Chancen und Kriterien einer sogenannten Postwachstum­s­ökonomie vor. Titel seines Vortrags: »Das Ende des Wachstums – und nun?« Die kostenfreie Veranstaltung beginnt um 18:30 Uhr (Dauer ca. 1 Stunde).

Ab 17:45 Uhr findet an gleicher Stelle eine Führung durch die Ausstellung »KonsumKompass« statt.

www.dbu.de/550artikel35033_135.html

Im oekom-Verlag ist der englischsprachige Tagungsband »Future of Food – State of the Art, Challenges and Options for Action« erschienen. Er fasst die Ergeb­nisse einer internationalen Konferenz zusammen, die im November 2011 in Berlin stattfand.

DBU Environmental Communication/Volume 2, oekom-Verlag, S. Albrecht, R. Braun, Z. Heuschkel, S. Mari, J. Pippig (Editors), 266 Seiten, ISBN 9783865814197, 39,95 EUR

Vor kurzem ist wieder eine Reihe neuer Faltblätter erschienen.

Die Publikationen sind kostenlos bei der Geschäftsstelle erhältlich oder können unter folgender Adresse heruntergeladen werden: www.dbu.de/339.html

Herausgeber
Deutsche Bundesstiftung Umwelt DBU
An der Bornau 2
49090 Osnabrück
Tel. 0541|9633-0
Fax 0541|9633-190
www.dbu.de

Redaktion
Stefan Rümmele
DBU Zentrum für Umweltkommunikation
An der Bornau 2
49090 Osnabrück
Tel. 0541|9633-962
Fax 0541|9633-990

Verantwortlich
Prof. Dr. Markus Große Ophoff

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monatlich (Doppelausgabe: Juli/August)
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Gestaltung
Birgit Stefan