Statement anlässlich des gemeinsamen Messeauftritts von VDI und DBU auf der diesjährigen Hannover Messe
Nach Angaben des BundesumweltÂministeriums (BMUB) wurden im Jahr 2009 weltweit ĂĽber 68 Mrd. t an Rohstoffen verwendet – etwa doppelt so viel wie Ende der 1970er Jahre. Bei einer prognostizierten Weltbevölkerung von ĂĽber 9 Mrd. Menschen im Jahr 2050 und der gleichzeitig rasanten wirtschaftlichen Entwicklung von Schwellenländern geht man von einer weiterhin stark wachsenden Nachfrage nach Rohstoffen und Energie aus. Das ist sowohl unter wirtschaftlichen als auch unter ökologischen und sozialen Gesichtspunkten eine groĂźe Herausforderung fĂĽr die Weltgemeinschaft. Ein schonender und gleichzeitig effizienter Umgang mit natĂĽrlichen Ressourcen und Energiequellen ist daher die SchlĂĽsselkompetenz fĂĽr zukunftsfähige Gesellschaften.
Materialkosten liegen bei 45 % der Gesamtkosten Auch die Zukunftsfähigkeit kleiner und mittlerer Unternehmen, die im Förderfokus der DBU liegen, steht und fällt mit dem wirtschaftlichen Umgang mit Rohstoffen, Materialien und Energie: Die Ressourcen- und Energieeffizienz zu steigern, ist deshalb das Gebot der Stunde.
Laut Zahlen des Statistischen BundesÂamtes von 2013 liegt der Anteil der Materialkosten im produzierenden Gewerbe an den gesamten Unternehmenskosten im Durchschnitt bei 45 %. Zum Vergleich: Personalkosten machen durchschnittlich nur 17 % der GesamtÂkosten aus. Die Abhängigkeit der Unternehmen vom Rohstoffmarkt und seinen Preisschwankungen ist demnach enorm. Im sparsamen Umgang mit Ressourcen liegen daher erhebliche Chancen fĂĽr die Wirtschaft. Dazu eines von zahlreichen Beispielen aus der DBU-Förderarbeit: Mit dem innovativen Verfahren der Firma Wörwag KG (Stuttgart) ist es möglich, Kunststoffbauteile mit einer Materialeinsparung von 50 % zu beschichten – und dies bei bis zu 80 % reduziertem Energieeinsatz. Die Firma ist Mitaussteller am diesjährigen DBU-Stand bei der Hannover Messe in Halle 2 (D 36), der erstmals unter dem Dach des Vereins Deutscher Ingenieure (VDI) zu finden ist.
Nahezu alle Lebensbereiche betroffen Im Prinzip erstreckt sich das Thema Ressourceneffizienz auf nahezu alle Lebensbereiche, angefangen vom RohstoffÂverbrauch, der beispielsweise im Bausektor mit 85 % aller in Deutschland verwendeten mineralischen Rohstoffe besonders dominant ist, ĂĽber das Produktdesign und die LangÂlebigkeit von Waren und KonsumgĂĽtern bis hin zu verschiedenen nachhaltigen Lebensformen. Zentral fĂĽr Letztere ist unter anderem der Umgang mit nachhaltiger Mobilität.
Auch dazu findet sich ein Beispiel am kombinierten VDI/DBU-MesseÂstand: Das 100Â kg leichte Hybrid-Mobil fĂĽr Kurzstrecken der Firma ONYX composites GmbH (OsnabrĂĽck) setzt dank einer Antriebskombination aus Elektromotor und Pedalkraft keine Schadstoffe frei.
Die Beispiele belegen, welchen StellenÂwert die DBU dem Thema Ressourcen- und Energieeffizienz bereits in der Vergangenheit beigemessen hat. In Zukunft soll dieses Engagement noch verstärkt werden.
Auch fĂĽr den VDI ist das Querschnittsthema seit langem ein wichtiges Betätigungsfeld, wie das im Rahmen der Klimaschutzinitiative im Auftrag des BMUB tätige VDI Zentrum Ressourceneffizienz in Berlin beweist. Der VDI will seine Anstrengungen in diesem Punkt weiter bĂĽndeln und hat dazu Ende letzten Jahres einen neuen Fachausschuss mit dem Titel »Ressourceneffizienz« ins Leben gerufen, der alle VDI-Fachgesellschaften umfasst. Seit 2011 arbeiten darĂĽber hinaus die Experten des VDI an verschiedenen VDI-RichtÂlinien zum gleichnamigen Thema.
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Die Firma ONYX composites GmbH (OsnabrĂĽck) entwickelt derzeit ein ultraleichtes Hybridfahrzeug, mit dem sich kurze bis mittlere Strecken sicher, bequem, gesundheitsfördernd und abgasfrei zurĂĽcklegen lassen. Ein Antriebs-Mix aus Elektromotor und PedalÂkraft entlastet die Umwelt. Mit einer Reichweite von 25 bis 50 km, einem Maximaltempo von 45 km/h und einem Gewicht unter 100 kg (ohne Akku) soll der Zweisitzer dort zum Einsatz kommen, wo das Fahrrad an seine Reichweiten- und Komfortgrenzen stößt.
Das neue E-Mobil ähnelt einem LiegeÂrad mit Karosserie: tiefer Einstieg, zwei kleine Vorderräder, zwei groĂźe Hinterräder, abnehmbare Scheiben sowie TĂĽren. Im Innenraum haben zwei Personen nebeneinander Platz. Die tragende Struktur aus Natur-, Glas- oder Kohlenstofffaserkunststoff ermöglicht dem Fahrer auch bei Regen und Kälte eine sichere und komfortable Fahrt. FĂĽr die Karosserie sollen nachwachsende Rohstoffe wie zum Beispiel Hanf zum Einsatz kommen. Anhand von Fahrtests konnte die Funktionstauglichkeit des Konzepts inzwischen nachgewiesen werden. Darauf aufbauend soll im nächsten Entwicklungsschritt ein realistischer Prototyp entstehen.
Weitere Informationen unter: www.onyx-composites.de/
Klassische Lackierverfahren sind in der Regel energie- und materialintensiv. Eine neue, energiearme und effiziente Methode der Lackapplikation ist die von der Firma Karl Wörwag Lack- und Farbenfabrik (Stuttgart) entwickelte Folientechnik. Dabei werden Kunststoff-Trägerfolien per Rakeltechnik unter Reinraumbedingungen beschichtet – bei gleichzeitiger Materialeinsparung von 50 % und einer Energieeinsparung von 80 %.
Wörwag hat die Lackfolientechnik in zwei Einsatzbereichen bis zur SerienÂreife gebracht. Grundlage beider Produkte ist ein zweischichtiges Lacksystem, das aus einer universell pigmentierbaren Haftschicht auf Wasserbasis und einem lösemittelÂhaltigen Dualcure UV-System besteht.
Die Dekorlackfolie ist ein Lackfilm, der bei der Profilkaschierung auf Kunststofffenstern und anderen Bauelementen eingesetzt werden kann. Sie besteht aus einer TrägerÂfolie, einem universell pigmentierbaren Basislack sowie einem hochflexiblen Klarlack als schĂĽtzender Schicht. Der sogenannte Transferlack wurde speziell fĂĽr die Beschichtung von Kunststoffanbauteilen im Automobilbereich entwickelt. Das zweischichtige Lacksystem ist hier zwischen zwei Schutzfolien eingebettet, die vor bzw. nach dem KlarlackÂtransfer entfernt werden.
Weitere Informationen unter: www.woerwag.de
Färbeprozesse in der Textilindustrie sind mit hohem Energie- und WasserÂverbrauch verbunden. Gleichzeitig fĂĽhren die eingesetzten Chemikalien zu erheblichen Aufwendungen bei der Abwasserbehandlung. Ziel des Projekts der Firma Lindenfarb Textilveredlung Julius Probst GmbH & Co. KG (Aalen) war es, ein Schnellfärbeverfahren fĂĽr textile Bahnen auf Polyesterbasis zu entwickeln, das Einsparungen beim Energie- und Wasserverbrauch erlaubt. Die Produkte werden vorwiegend fĂĽr Autoinnenausstattungen verwendet. Hierzu wurde zunächst von der Firma Textilcolor AG (CH/Sevelen) ein Textilhilfsmittel konzipiert, bei dem ein neuer WirkÂmechanismus zum Tragen kommt. Nach erfolgreichen Laborversuchen wurde dieses Egalisier- und Dispergierhilfsmittel im Praxistext erfolgreich auf Standardfärbemaschinen eingesetzt.
Dabei zeigte sich, dass sich die Aufheiz- und AbkĂĽhlschritte sowie die Färbe- und Haltezeiten deutlich reduzieren lassen. Auch können die Färbungen bei 5 °C niedrigerer Temperatur erfolgen. Insgesamt lieĂź sich die Prozesszeit um rund 30 % verkĂĽrzen. FĂĽr die Färbeproduktion liegt die jährliche Energieeinsparung, abhängig vom MaschinenÂtyp, bei bis zu rund 260 000 kWh. Im Weiteren wird nun geprĂĽft, ob das Verfahren auf andere Materialien (Polyamid oder Mischungen Polyamid/Polyester) beziehungsweise auf andere Färbeverfahren wie das Baumfärben ĂĽbertragbar ist.
Weitere Informationen unter: www.lindenfarb.de/ und www.textilcolor.ch/
Wie können sich Jugendliche in schulischen und auĂźerÂschulischen Umwelt- und Nachhaltigkeitsprojekten praxisnah und handlungsorientiert engagieren? Anregungen dazu lieferte die DBU-Fachtagung »Lernen durch Umweltengagement – bestechend gut!? Modellhafte Instrumente fĂĽr die Motivation JugendÂlicher zu nachhaltigem Handeln«. Sie fand am 21./22. Februar im DBU Zentrum fĂĽr Umweltkommunikation in OsnabrĂĽck statt.
Der erste Veranstaltungstag war Fachvorträgen, Praxisbeispielen und einer Podiumsdiskussion sowie einem »Markt der Möglichkeiten« vorbehalten, an dem sich nachhaltige SchĂĽlerfirmen und Arbeitsgemeinschaften präsentierten, die in der Imkerei tätig sind. Während der Veranstaltung fiel auch der Startschuss zum DBU-geförderten Projekt »Nachhaltige Schulimkerei«. Vertreter des Landesbieneninstituts Celle lobten die Kooperation zwischen DBU, Imkerverbänden, Kultusbehörden und Schulen und bezeichneten diese deutschlandweit als auĂźergewöhnlich. Im Rahmen der Fachtagung wurden die ersten neun Bewilligungsbescheide ĂĽbergeben. Ausgezeichnet wurden Schulen, die sich der Imkerei neu zuwenden – von Lowtech bis Hightech: In einem Fall wird die Imkerei fĂĽr SchĂĽler mit HörÂbeeinträchtigungen aufbereitet, in einem anderen sollen Kleincomputer mit offenem Betriebssystem fĂĽr die Analyse und Ăśberwachung von BienenÂvölkern konstruiert werden.
Weitere Termine und Näheres zum Projekt »Schulimkerei«.
Am zweiten Veranstaltungstag präsentierten sich unter anderem beispielhafte DBU-Medienprojekte, die lebendige UmweltbildungsÂansätze erfolgreich umgesetzt haben. Als eines der Ergebnisse der Tagung kann festgehalten werden, dass MedienÂarbeit das Selbstvertrauen von Kindern und Jugendlichen stärken sowie Gestaltungskompetenzen, Kreativität und Kommunikationskompetenzen fördern kann. Dies sind wichtige Voraussetzungen fĂĽr ein soziales (Umwelt-) Engagement. Allerdings, so ein weiteres Ergebnis, bedarf die Förderung von Lernen durch Umweltengagement neuer didaktischer und formaler Strukturen, wobei ein authentisches, glaubwĂĽrdiges Lernumfeld unerlässlich ist.
Bereits seit 2008 sind die Beschäftigten von Bundesforst, Geschäftsbereich der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA), als Dienstleister für die DBU Naturerbe GmbH tätig, um die rund 45 000 ha Naturerbeflächen mit zu verwalten und zu managen. Nun wurde die Zusammenarbeit, die man vor gut fünf Jahren in einem Dienstleistungsvertrag vereinbart hatte, fortgesetzt und erweitert: und zwar um rund 15 000 ha Naturerbeflächen, die in einer zweiten Tranche im Mai 2013 aus dem Immobilienbesitz des Bundes an die DBU übertragen wurden.
Dr. Heinrich Bottermann , DBU-GeneralÂsekretär und GeschäftsfĂĽhrer der DBU Naturerbe GmbH, sagte bei der VertragsunterÂzeichnung: »Der Erhalt und die Pflege des Nationalen Naturerbes sind die zentralen Aufgaben der DBU Naturerbe GmbH. Sie leistet damit einen wesentlichen Beitrag dazu, das Ziel zu erreichen, mindestens 2 % der Landesfläche Deutschlands wieder in Wildnisgebiete zurĂĽck zu verwandeln«.
Das Vorhaben des Qualifizierungs- und Beschäftigungsprojekts MĂ–WE (OsnabrĂĽck) feierte vor kurzem seinen erfolgreichen ProjektÂabschluss: Es kombinierte die Qualifikation Langzeitarbeitsloser mit dem Ansatz der Weiter- und Wiederverwendung und -verwertung von gebrauchten Materialien zur Abfallreduzierung. Langzeitarbeitslose und Jugendliche in der BerufsorienÂtierungsphase haben weiterverwendbare Materialien bei Abbruch von Häusern fachgerecht ausgebaut oder arbeiteten anfallende Altmaterialien fachgerecht auf.
Die aufgearbeiteten Materialien wurden erneut zum Verkauf angeboten. 160 vormals langzeitarbeitslose Teilnehmer haben in dem Projekt mitgewirkt, 40 von ihnen konnten dadurch in weitere Arbeit vermittelt werden. DBU-Vertreterin Verena Exner unterstrich die bundesweite Modellhaftigkeit. Insbesondere die von Beginn an durchgeführten Kooperationen mit dem Bildungsbüro der Stadt Osnabrück im Rahmen des vom BMBF-geförderten Programms »Lernen vor Ort« und weiteren privaten wie öffentlichen Trägern seien nachahmenswert.
Im Januar wurde der fachliche Leiter des DBU Zentrums fĂĽr Umweltkommunikation, Dr. Markus GroĂźe Ophoff, zum Honorarprofessor fĂĽr Veranstaltungsmanagement und Nachhaltigkeitskommunikation der Hochschule OsnabrĂĽck ernannt.
Am Donnerstag, 8. Mai 2014 stellt Prof. Dr. Niko Paech (Uni Oldenburg) im DBU Zentrum fĂĽr Umweltkommunikation (OsnabrĂĽck) Chancen und Kriterien einer sogenannten PostwachstumÂsÂökonomie vor. Titel seines Vortrags: »Das Ende des Wachstums – und nun?« Die kostenfreie Veranstaltung beginnt um 18:30 Uhr (Dauer ca. 1 Stunde).
Ab 17:45 Uhr findet an gleicher Stelle eine Führung durch die Ausstellung »KonsumKompass« statt.
www.dbu.de/550artikel35033_135.html
Im oekom-Verlag ist der englischsprachige Tagungsband »Future of Food – State of the Art, Challenges and Options for Action« erschienen. Er fasst die ErgebÂnisse einer internationalen Konferenz zusammen, die im November 2011 in Berlin stattfand.
DBU Environmental Communication/Volume 2, oekom-Verlag, S. Albrecht, R. Braun, Z. Heuschkel, S. Mari, J. Pippig (Editors), 266 Seiten, ISBN 9783865814197, 39,95 EUR
Vor kurzem ist wieder eine Reihe neuer Faltblätter erschienen.
Die Publikationen sind kostenlos bei der Geschäftsstelle erhältlich oder können unter folgender Adresse heruntergeladen werden: www.dbu.de/339.html
Herausgeber
Deutsche Bundesstiftung Umwelt DBU
An der Bornau 2
49090 OsnabrĂĽck
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Fax 0541|9633-190
www.dbu.de
Redaktion
Stefan RĂĽmmele
DBU Zentrum fĂĽr Umweltkommunikation
An der Bornau 2
49090 OsnabrĂĽck
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Verantwortlich
Prof. Dr. Markus GroĂźe Ophoff
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