Wissen, wo Wald wächst – Analyse im DBU Naturerbe abgeschlossen

24 Prozent des Waldes in der Salzunger Vorderrhön bereits strukturreich und naturnah
Spezielle Waldbilder wie beispielsweise der Waldrand entlang des Polsambaches erfordern dauerhafte Eingriffe und werden gemeinsam mit dem Bundesforstbetrieb Thüringen-Erzgebirge gepflegt.
© Heike Schneider/DBU Naturerbe

Bad Salzungen. Mit Luftbildkarten vom Wald ausgestattet waren die Mitarbeitenden der Firma Giscon viele Wochen auf der DBU-Naturerbefläche Salzunger Vorderrhön unterwegs. Im Auftrag des DBU Naturerbes, eine gemeinnützige Tochtergesellschaft der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU), wurde der Wald kartiert, Baumhöhen und Durchmesser notiert, die Zusammensetzung der Baumarten und ihr Alter aufgenommen. Jetzt ist die sogenannte Forsteinrichtung abgeschlossen. „Mit dieser Ist-Erfassung der Wälder bekommen wir wichtige Daten, um Maßnahmen für die nächsten Jahre zu planen“, erläutert Susanne Belting, Fachliche Leiterin im DBU Naturerbe.

Salzunger Vorderrhön dem Naturschutz gewidmet

Seit der Übernahme durch das DBU Naturerbe ist der etwa 1.400 Hektar (ha) große Teilfläche des ehemaligen Truppenübungsplatz südlich von Bad Salzungen in den Landkreisen Wartburgkreis und Schmalkalden-Meiningen dem Naturschutz gewidmet. „Im Wald haben wir uns mit der Übertragung verpflichtet, die teils noch monotonen Nadelholzbestände zu naturnahen Laubmischwäldern zu entwickeln und sie dann aus der Nutzung zu nehmen und in den sogenannten Prozessschutz zu überführen“, so Belting. Schließlich sei eins der erklärten Ziele auf allen Flächen des bundesweit rund 164.000 ha großen Nationalen Naturerbes, die Wälder langfristig sich selbst zu überlassen und dort im Sinne der Nationalen Biodiversitätsstrategie natürliche Entwicklungen ohne menschliche Eingriffe zuzulassen.

Rund 24 Prozent der Waldfläche ist bereits naturnah und wird sich selbst überlassen

Wälder machen mit rund 1.360 Hektar (ha) den Großteil der DBU-Naturerbefläche Salzunger Vorderrhön aus. Diese bestehen überwiegend aus Nadelbäumen, vor allem Fichten und sollen zu Laubmischwäldern entwickelt werden. 333 ha, etwa 24 Prozent, sind bereits so naturnah, dass die Flächeneigentümerin dort bereits heute die forstliche Nutzung eingestellt hat. „Naturnah bedeutet, dass wir einen Laubmischwald vorfinden, in dem Bäume mit unterschiedlichen Altersklassen wachsen. Auch alte Bäume oder solche mit besonderen Habitaten wie Spechthöhlen werden nicht entnommen“, erläutert Belting. Natur Natur sein lassen – darum geht es dort. Dadurch würden vor allem Tier- und Pflanzenarten profitieren, die von hohen Totholzanteilen und alten Bäumen abhängig sind. „In den meisten Wäldern in Deutschland finden wir keine uralten Bäume und nur wenig Totholz, weil das Holz forstwirtschaftlich genutzt wird. Bei uns dürfen die Wälder alt werden. Dort entnehmen wir in der Regel auch kein Totholz mehr aus der Fläche“, erläutert die Fachliche Leiterin.

Mit der Übertragung ins Nationale Naturerbe sollen die teils noch monotonen Nadelholzbestände in der Salzunger Vorderrhön zu naturnahen Laubmischwäldern entwickelt werden.
© DBU Naturerbe

Waldentwicklung über mehrere Jahrzehnte

In der Salzunger Vorderrhön sind Nadelbäume im Hauptbestand prägend, in der Verjüngung sind aber bereits viele Buchen vorhanden. „Das zeigt eine gute Entwicklung hin zum Laubmischwald. Wenn wir allerdings nicht eingreifen, haben es die Laubbäume schwer, sich zu behaupten und aus dem Unterstand groß zu werden“, bestätigt Dr. Heike Schneider, Forstwissenschaftlerin im DBU Naturerbe, die die Forsteinrichtung betreut hat. Um dem Prozessschutz-Ziel näher zu kommen, werden in der Salzunger Vorderrhön auf rund 1.000 Hektar noch Nadelbäume entnommen. So erhalten die vorhandenen Laubbäume noch einmal etwas mehr Licht, um ihre Verbreitungschancen zu erhöhen. Auf einem Großteil der Fläche wird die Entwicklung noch über mehrere Jahrzehnte dauern, weil zu viele Bäume gleicher Art und Altersklasse noch lange nicht den Charakter eines naturnahen Laubmischwalds haben. Anschließend werden diese Waldabschnitte ebenfalls sich selbst überlassen.

Spezielle Waldbilder bleiben pflegeintensiv

Wer aber denkt, dass es auf der DBU-Naturerbefläche irgendwann keinen Maschineneinsatz mehr gibt, der irrt. Nicht nur die Verkehrssicherung der Wege sowie die Waldbrandvorsorge erfordern kontinuierliche Arbeit im Naturerbe, sondern auch sogenannte Sonderbewirtschaftungsflächen: Kulturhistorische Waldweiden, Eichenwald-Lebensräume oder naturnahe Waldränder gehören zu den Waldbildern, bei denen dauerhaft Eingriffe zum Erhalt notwendig seien. „Es gibt in der Salzunger Vorderrhön rund 25 Hektar Waldränder rund um Wiesen und Gewässer wie den Polsambach, die wir gemeinsam mit dem Bundesforstbetrieb Thüringen-Erzgebirge langfristig weiter pflegen werden“, ergänzt Schneider.

Medien & Infos