Rückbau für mehr Natur

Abrissarbeiten auf DBU-Naturerbefläche Rüthnicker Heide haben begonnen
Für den Naturschutz erhalten: In dem ehemaligen Schlauchturm sollen Fledermäuse und Zauneidechsen weiterhin geeigneten Unterschlupf finden.
© Aron Farr/TRION

Rüthnick. Wenn am Montag die ersten Baufahrzeuge in die DBU-Naturerbefläche Rüthnicker Heide rollen, beginnt das bislang größte Rückbauprojekt auf einer der 66 Flächen im DBU Naturerbe, einer Tochtergesellschaft der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU). Innerhalb von neun Monaten sollen auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz südöstlich von Neuruppin rund 100 Objekte wie Kasernen, Bunker, Raketenstellungen und Betonflächen sowie ehemalige Laufgräben zurückgebaut werden. „Schadstoffe werden abtransportiert, Gefahrenzonen verschwinden, und die Natur bekommt auf den entsiegelten Flächen wieder die Oberhand – auf einer Fläche von 5,3 Hektar ein wichtiger Schritt für Mensch und Natur“, sagt Marius Keite, Prokurist im DBU Naturerbe. Der Rückbau ist Teil einer Kompensationsmaßnahme der Bund/Länder-Projektgesellschaft DEGES.

Laufgräben auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz sind Gefahrenzonen und werden als Teil einer Kompensationsmaßnahme der Bund/Länder-Projektgesellschaft DEGES zurückgebaut.
© Werner Wahmhoff

Planung und Umsetzung berücksichtigt Naturschutz

Die Bagger werden sich Stück für Stück über mehrere Teilflächen von 5,3 Hektar arbeiten, um versiegelte Wege, Plätze, Gebäude, Tankstellen und Laufgräben an zwei ehemaligen Kasernenanlagen, einer ehemaligen Raketenstellung sowie in weiteren Bereichen der Naturerbefläche abzureißen. „Mit 100 Objekten bauen wir die Mehrzahl der ehemals militärisch genutzten Gebäude zurück. Neun Gebäude werden wir nach aufwändigen Prüfungen für den Naturschutz erhalten“, erklärt Dr. H. Otto Denstorf, Projektmanager im DBU Naturerbe, der den Rückbau gemeinsam mit dem Planungsbüro TRION aus Berlin koordiniert. In einem ehemaligen Schlauchturm der Militärfeuerwehr finden hoffentlich Fledermäuse und Schwalben ein Quartier und Zauneidechsen auf einem alten Gebäudedach und den Außenmauern geeignete Sonnenplätze. „Wenn der Winter naht, sind die Bauzäune voraussichtlich wieder weg, und Besucherinnen und Besucher können beobachten, wie sich die Natur die geräumten Flächen langsam zurückerobert“, erklärt Denstorf.

Aufwendige Zusammenarbeit bei der Planung

„Selbstverständlich können wir als Eigentümerin nicht einfach Gebäude oder Wege zurückbauen, sondern müssen die Maßnahmen in langwierigen und komplexen Verfahren genehmigen lassen“, verdeutlicht Keite. An dem Konzept für die Rückbaumaßnahme waren die Unteren Naturschutzbehörden, die Unteren Wasserbehörden sowie die Bauämter der Landkreise Ostprignitz-Ruppin und Oberhavel beteiligt. Die DEGES nutzt den Rückbau, um flächige Versiegelungen im Rahmen des abgeschlossenen Ausbaus der A10 und A24 zu kompensieren.

Stück für Stück werden auf 5,3 Hektar die Bagger rund 100 ehemals militärische Objekte abreißen.
© Aron Farr/TRION

DBU Naturerbe hat 66 Flächen mit rund 70.000 Hektar vom Bund übernommen

Das DBU Naturerbe verantwortet als Tochtergesellschaft der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) den Naturschutz auf 66 überwiegend ehemaligen Militärflächen mit rund 70.000 Hektar in zehn Bundesländern. Der Bund verzichtet seit 2005 auf den Verkauf ausgewählter, wertvoller Naturflächen im Bundeseigentum und hat bislang rund 164.000 Hektar stattdessen dem Naturschutz gewidmet und an Stiftungen, Naturschutzverbände oder Bundesländer übertragen. Zum Nationalen Naturerbe zählen ehemals militärisch genutzte Gebiete, Flächen entlang der früheren innerdeutschen Grenze, Treuhandareale und stillgelegte Braunkohletagebaue. Im DBU Naturerbe sollen offene Lebensräume mit seltenen Tier- und Pflanzenarten durch Pflege bewahrt, Wälder möglichst ohne menschlichen Eingriff ihrer natürlichen Entwicklung überlassen, artenarme Forste zu naturnahen Wäldern umgewandelt und Feuchtgebiete sowie Gewässer ökologisch aufgewertet oder erhalten werden. Zudem möchte die DBU-Stiftungstochter Menschen für die heimische Natur begeistern.

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