Mit Plomben und Präzision für mehr Wasser in der Landschaft

Wiedervernässung von Kleinstmooren auf DBU-Naturerbefläche Ueckermünder Heide abgeschlossen
Das DBU Naturerbe verbesserte den Wasserrückhalt in Kleinstmooren wie dem sogenannten Natternbruch auf der DBU-Naturerbefläche Ueckermünder Heide.
© Henning Schneidereit/DBU Naturerbe

Luckow/Glashütte. Tief in den Wäldern der rund 9.600 Hektar großen DBU-Naturerbefläche Ueckermünder Heide machten sich Bagger in den Wintermonaten letzten Jahres sowie diesen Herbst an die Arbeit: Ein lokales Unternehmen setzte über 100 Grabenplomben, verschloss 15 verrohrte Durchlässe und verfüllte einen Grabenabschnitt auf über 100 Metern mit umliegendem Erdmaterial. „Moorlebensräume brauchen Wasser und wir wollen das Wasser in der Ueckermünder Heide halten – für den Erhalt wertvoller Ökosysteme und für den Klimaschutz“, sagt Susanne Belting, Fachliche Leiterin im DBU Naturerbe, eine Tochtergesellschaft der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU). Die Möglichkeiten, den Wasserstand auch auf anderen Teilflächen langfristig in der Fläche zu halten, werden im Rahmen des Modellprojekts „NaturErbeKlima“ derzeit geprüft.

Wiedervernässung mit Augenmaß

Insgesamt 23 Kleinstmoore steuerte der Bagger auf der DBU-Naturerbefläche an, die das Naturerbe-Team auf Basis von digitalen Geländemodellen, historischen Moorkarten und Flächenbereisungen identifizierte. Kleinstmoore sind ursprünglich in abflusslosen Bodensenken gewachsen, die für die Nutzung durch Militär oder Landwirtschaft durch Gräben entwässert wurden. Dies führte dazu, dass die Torfkörper nicht mehr wassergesättigt waren und in Verbindung mit Luftsauerstoff klimawirksame Gase wie Kohlenstoffdioxid freisetzen. „Ein Torfkörper wird sich nur erholen, wenn das Grabensystem nicht weiter ganzjährig das Wasser aus diesen Bodensenken abzieht“, erklärt Belting. In den abgeschiedenen und unwegsamen Bereichen arbeitete vor allem ein Kleinbagger, der aufgrund seines Gewichts und der Wendigkeit das Gelände nur minimal beanspruchte. Für die Arbeiten in besonders feuchten Mooren kamen Bodenmatten zum Einsatz, um tiefe Furchen oder das Einsinken zu vermeiden. Dabei setzte der Bagger rund 110 sogenannte Erdplomben, bei denen Entwässerungsgräben an einzelnen Punkten zugeschüttet wurden, verstopfte verrohrte Betondurchlässe oder verfüllte einen ganzen Grabenabschnitt. „Als Füllmaterial haben wir ausschließlich Bodenmaterial von der DBU-Naturerbefläche genutzt. In den flach abgebaggerten Senken entstehen so zusätzlich naturschutzfachlich wertvolle Blänken, die das Wasser in der Landschaft halten“, erklärt Christina Möller vom Bundesforstbetrieb Vorpommern-Strelitz. Gemeinsam mit ihren Kollegen koordinierte sie die Maßnahmen vor Ort und warf selbst täglich einen Blick auf die Umsetzung.

Intakte Moore speichern Kohlenstoff und dienen als Lebensraum für seltene Arten

Der Bagger steuerte insgesamt 23 Kleinstmoore auf der DBU-Naturerbefläche Ueckermünder Heide an.
© Tobias Neike/Bundesforst

Intakte Ökosysteme sind natürliche Klimaschützer. Gut wasserversorgte Moore speichern Kohlenstoff, indem abgestorbene Pflanzenreste im Boden unter Luftabschluss konserviert werden. Die Kleinstmoore auf der DBU-Naturerbefläche wurden seit Jahrzehnten über Gräben entwässert und durchlüftet. Dadurch verliert das Moor nicht nur seine ökologische Funktion als Kohlenstoffsenke, sondern es verschwinden begleitend auch Lebensräume für seltene spezialisierte Tier- und Pflanzenarten wie Sumpfporst, Moosbeere und Sonnentau. „Indem wir das von Menschen gezogene Grabensystem mit Plomben verschließen, können sich die vergleichsweise kleinen Torfkörper wieder erholen und Lebensräume erhalten werden“, erklärt Belting.

Modellprojekt „NaturErbeKlima“ plant Maßnahmen mit Klima- und Naturschutzwirkung

Die Umsetzung in der Ueckermünder Heide ist Teil des Modellprojekts „NaturErbeKlima“, welches mit insgesamt rund 2,2 Millionen Euro im Aktionsprogramm Natürlicher Klimaschutz (ANK) durch das Bundesamt für Naturschutz (BfN) mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) gefördert wird. In mehreren Machbarkeitsstudien werden verschiedene Maßnahmen für zahlreiche DBU-Naturerbeflächen geplant und auf ihre Klima- und Naturschutzwirkung überprüft. Im Modellprojekt geht es darum, den Landschaftswasserhaushalt und degradierte Moore und Auen zu optimieren, standortheimische Laubbäume zur Brandvermeidung einzusetzen sowie mögliche Anrainergrundstücke an den DBU-Naturerbeflächen in Augenschein zu nehmen, um eine Erweiterung von Wildnisflächen zu prüfen.

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