Biofilme an der Wurzel packen: Intelligente Technik gegen Bierschädlinge

Verfahren soll Umwelt und Unternehmen entlasten - Auf gesamte Getränkeindustrie übertragbar - DBU fördert mit 243.000 Euro
Osnabrück. Bier ist beliebt. Allein in den ersten drei Monaten dieses Jahres haben die Deutschen fast 23 Millionen Hektoliter des Gerstensafts getrunken, so das Statistische Bundesamt. Was viele Biertrinker nicht wissen: beim Sauberhalten der Abfüllanlagen fallen jedes Jahr über 2000 Tonnen Reinigungs- und Desinfektionsmittel an. Die schaden nicht nur Umwelt und Gesundheit, sondern sind auch teuer. In einem von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) geförderten Kooperationsprojekt zwischen Hochschulen und Industrie soll nun ein intelligentes Früherkennungs-Verfahren entwickelt werden. Dieses hilft, Reinigungsmittel so zu dosieren, dass die Entstehung so genannter Biofilme sicher verhindert wird. Sie bilden sich vor allem an Grenzflächen, wo Mikroorganismen eine gute Nahrungsgrundlage finden - so wie auf unseren Zähnen, wo der Biofilm Plaque genannt wird. Die DBU unterstützt das Projekt mit rund 243.000 Euro.

Biofilme früh erkennen und stoppen

Die für die Biofilmbildung verantwortlichen Mikroorganismen werden von der Universität Osnabrück untersucht. Hier werden auch ihre speziellen Schwachstellen analysiert, um die Bildung von Biofilmen durch angepasste Reinigungsmaßnahmen bereits im Ansatz zu verhindern. Der Erfolg der Reinigung wird von Sensoren überwacht, die von der Universität Duisburg-Essen gemeinsam mit dem jungen Unternehmen Onvida GmbH (Duisburg)entwickelt werden. Erprobt und eingesetzt wird das Verfahren bei der mittelständischen Privatbrauerei Moritz Fiege (Bochum) sowie der Bitburger Brauerei.

Mikroben mit Faible für Bier

Ziel ist es, so genannte Primär-Biofilme ausfindig zu machen, ohne den laufenden Abfüllprozess zu stören. "Primär-Biofilme entstehen auf den Edelstahloberflächen der Abfüllanlagen", erläuterte DBU-Generalsekretär Dr.-Ing. E. h. Fritz Brickwedde heute beim offiziellen Projektstart in Osnabrück. "Den für die Biofilm-Bildung verantwortlichen Mikroben schmeckt das Bier offensichtlich ebenso gut wie uns."

Energie und Reinigungsmittel sparen

"Die Arbeitsteams um Prof. Dr. Karlheinz Altendorf und Privatdozent Dr. André Lipski von der Universität Osnabrück sowie um Prof. Dr. Hans-Curt Flemming von der Universität Duisburg-Essen gelten als ausgewiesene Spezialisten", sagte Brickwedde. In einem früheren, ebenfalls von der DBU unterstützten Projekt hätten die Osnabrücker Forscher in Zusammenarbeit mit ihren Industriepartnern bereits gezeigt, dass der Verbrauch von Energie und Desinfektionsmitteln und die damit verbundene Abwasserbelastung durch innovative Methoden deutlich gesenkt werden könne. Auch die mit der Reinigung verbundene Arbeitszeit könne deutlich verringert werden.

"Problem an der Wurzel packen"

"Das neue Projekt packt das Problem Biofilm an der Wurzel", so Brickwedde. Es besitze nicht nur für die rund 1.300 Brauereien in Deutschland Modellcharakter, sondern für alle Abfüllanlagen in der Getränkeindustrie. "Reinigungs- und Desinfektionsmittel belasten Umwelt und Gesundheit, ihre Entsorgung verursacht hohe Kosten", so Brickwedde. "Durch das Vorhaben könnten künftig Umwelt und Unternehmen deutlich entlast werden."
Stopp den Bierschädlingen: Um die Abfüllanlagen in Brauereien sauber zu halten, muss gründlich gereinigt werden. Industrie und Wissenschaft arbeiten in einem DBU-Projekt nun gemeinsam daran, so genannte Biofilme frühzeitig zu erkennen und so Reinigungsmittel zu sparen.
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Mit intelligenter Technik und DBU-Unterstützung wollen Industrie und Wissenschaft Bierschädlingen an den Kragen. Zum Startschuss des Projekts trafen sich bei der DBU in Osnabrück (v.l.): Dr. Frank-Jürgen Methner (Bitburger Brauerei), Prof. Dr.Hans-Curt Flemming (Universität Duisburg-Essen), Gerhard Schröder (Privatbrauerei Moritz Fiege), DBU-Generalsekretär Dr.-Ing. E. h. Fritz Brickwedde, Prof. Dr. Karlheinz Altendorf (Universität Osnabrück), DBU-Bereichsleiterin Dr. Stefanie Heiden, Privatdozent Dr. André Lipski (Universität Osnabrück)und Heribert Frank (Brauerei Rolinck).
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