Deutscher Umweltpreis 2023 für Klimaforscherin und Holzbau-Pionierin

Exzellente Forschung zu Extremwetterereignissen und wegweisende Impulse für die Bauwende: Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt vergibt in diesem Jahr den Deutschen Umweltpreis an zwei Preisträgerinnen, die mit herausragender Tatkraft beweisen, dass keine Zeit im Kampf gegen die Klimakrise zu verlieren ist.

Die Klimaforscherin Prof. Dr. Friederike Otto und die Holzbau-Unternehmerin Dipl.-Ing. Dagmar Fritz-Kramer teilen sich die zum 31. Mal verliehene renommierte Auszeichnung in Höhe von insgesamt 500.000 Euro. Sie zählt zu den höchstdotierten Umweltpreisen Europas. Überreicht wird der Preis am 29. Oktober in Lübeck von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. Nach Worten von DBU-Generalsekretär Alexander Bonde gelingt Friederike Otto und Dagmar Fritz-Kramer etwas Entscheidendes: „Sie sind echte Inspiration und Motivation, aus den bereits unübersehbaren Folgen der Erderwärmung zu lernen und deshalb Tag für Tag noch mehr Umwelt- und Ressourcenschutz umzusetzen, damit der Planet lebenswert bleibt.“

Schaut drauf: Prof. Dr. Friederike Otto (rechts) sieht genau hin, wenn Extremwetter etwa zu katastrophalen Waldbränden mit Schäden unvorstellbaren Ausmaßes führen, wie etwa in Kanada. Zentrale Frage: Welchen Anteil hat der menschengemachte Klimawandel? Zum Wissenschaftsteam der World Weather Attribution-Initiative gehören neben Otto die Klimatologinnen (von links) Dr. Mariam Zachariah, Dr. Clair Barnes sowie Dr. Joyce Kimutai, die sich regelmäßig über Videokonferenzen im internationalen Austausch befinden. © Geoff Marsh

Zusammenhang zwischen Extremwetter und Klimawandel

Friederike Otto vom Imperial College London hat sich laut Bonde als „exzellente Klimawissenschaftlerin mit wegweisenden Forschungsarbeiten um die sogenannte Zuordnungswissenschaft verdient gemacht“. Die auch Attributionsforschung genannte Disziplin geht der Frage nach, welche Rolle der Klimawandel beim Wetter spielt – „ob es also Zusammenhänge zwischen Klimaveränderungen und Extremwetter wie Hitzewellen, Dürren, Überflutungen und Starkregen gibt“, so der DBU-Generalsekretär.

2015 hat die 41-jährige, in Kiel geborene Klimawissenschaftlerin zusammen mit ihrem mittlerweile verstorbenen niederländischen Kollegen Prof. Dr. Geert Jan van Oldenborgh die Initiative World-Weather-Attribution (WWA) gegründet und das Verfahren der Attribution maßgeblich mitentwickelt. Mit ihrer Kommunikation der Studien direkt zum Zeitpunkt eines Extremwetters liegen wissenschaftlich fundierte Fakten vor „noch während die Auswirkungen des Geschehens in Medien, Politik und Gesellschaft diskutiert werden“, sagt Bonde. „Das schnelle Veröffentlichen der Studienergebnisse hat einen bahnbrechenden Einfluss auf den Diskurs über Folgen und Maßnahmen wegen des Klimawandels.“ Otto ist eine Leitautorin des sechsten Sachstandsberichts des Weltklimarats (IPCC) und gehört zum zentralen Autorenteam des im März erschienenen IPCC-Syntheseberichts. Im November 2022 erhielt sie eine Exzellenzprofessur der Petersen-Stiftung.

Am Betriebs-Stammsitz in Erkheim im Allgäu steht Geschäftsführerin Dagmar Fritz-Kramer auf dem Gelände, wo das mittelständische Unternehmen Bau-Fritz GmbH & Co. KG Musterhäuser aus Holz präsentiert. Fritz-Kramer erhält den diesjährigen Deutschen Umweltpreis der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU). Neben energieeffizienten und ökologischen Neubau setzt die Firma auch auf Sanierungen und Aufstockungen vor allem mit heimischem Fichtenholz. Der Gebäudesektor nimmt eine Schlüsselrolle ein, will Deutschland wie geplant bis 2045 klimaneutral werden. © Jongebloed | DBU
© © Jongebloed | DBU

Baustoff Holz für den Klimaschutz

Dagmar Fritz-Kramer (52) ist als Geschäftsführerin des Allgäuer Familienbetriebs Bau-Fritz GmbH & Co.KG, kurz Baufritz, laut DBU-Generalsekretär Bonde „Ideengeberin für neue Wege im Bausektor“. Bonde weiter: „Sie und ihr Unternehmen sind Motor für die Branche und Vorreiterin für die Bauwende.“ Denn bei Neubau, Sanierungen und Aufstockungen setzt Baufritz fast ausschließlich auf den Baustoff Holz – „ein exzellenter Klimaschützer, der große Mengen an Kohlenstoff speichert und auf diese Weise die Bildung von klimaschädlichem Kohlendioxid verhindert“, so Bonde. Baufritz verarbeitet vor allem heimisches Fichtenholz und erreicht nach eigenen Angaben durch die Bauprojekte jedes Jahr eine CO2-Ersparnis von etwa 12.000 Tonnen.

Der Gebäudesektor ist nach Bondes Einschätzung „einer der Schlüsselfaktoren, wenn Deutschland, wie geplant, bis 2045 klimaneutral werden will“. Einer Studie der Ruhr Universität Bochum zufolge eröffnen sich bereits bis 2030 Chancen für mehr Klimaschutz, wenn man konsequent auf Holz als Baustoff setzt: Demnach könnten auf diese Weise allein in Deutschland binnen der nächsten sieben Jahre 42 Millionen Tonnen Treibhausgase eingespart werden.

Fritz-Kramer ist seit 2004 geschäftsführende Gesellschafterin im Familienbetrieb, der 1896 seinen Anfang nahm und mittlerweile in vierter Generation existiert. Das mittelständische Unternehmen mit rund 500 Mitarbeitenden hat eine eigene Abteilung Forschung und Entwicklung und hält mehr als 40 Patente und Schutzrechte.


Sie möchten mehr über unsere Preisträgerinnen erfahren? Ab dem 4. Oktober präsentieren wir in unserem Blog Porträts, Videosequenzen und Hintergrundinformationen zu ihrer Forschung und Tätigkeit. Dazu gibt es alle Informationen zur Umweltpreisverleihung. Schauen Sie wieder rein!


Text: DBU-Pressemitteilung, Titelfoto: © Baufritz | © guy@strikingfaces