DBUgoesBrussels

Mittwoch, 31. August 2022 von 18:30 bis 22:00 Uhr in Brüssel

Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU), mit einem Stiftungskapital von rund 2,39 Milliarden Euro eine der größten Umweltstiftungen Europas, setzt ihre Reihe „DBUgoesBrussels“ mit einer Veranstaltung zum Klimaschützer Holz fort: In Kooperation mit der Vertretung des Landes Hessen bei der Europäischen Union (EU) in Brüssel lädt die DBU gemeinsam mit Hessens Ministerin für Bundes- und Europaangelegenheiten, Lucia Puttrich, zu einer Abendveranstaltung ein, die sich einem besonderen Baustoff und einem Schlüsselsektor für die Energiewende widmet: „Holz für Haus und Hof: Wie der Weg zu mehr Klimaschutz beim Bau gelingt“.

Keynote-Speaker ist Prof. Dr. Hans Joachim SCHELLNHUBER. Der langjährige frühere Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) ist einer von rund zwei Dutzend Gründerinnen und Gründern von „Bauhaus der Erde“ – einer Initiative, die sich für eine Bauwende einsetzt. Denn der Bausektor zählt durch das Errichten, Nutzen und Rückbauen von Gebäuden zu einem der Haupttreiber des Klimawandels durch den Ausstoß von klimaschädlichen Treibhausgasen (THG) wie Kohlenstoffdioxid (CO2).

In einer anschließenden Podiumsdiskussion erörtern neben Klimaforscher Schellnhuber unter anderem DBU-Generalsekretär Alexander BONDE und die Leiterin des DBU-Referats Architektur und Bauwesen, Sabine DJAHANSCHAH, diverse Einsatzmöglichkeiten des Klimaschützers Holz als Beitrag zum Gelingen einer Energiewende.

Wir laden Sie herzlich ein, bei dieser spannenden Debatte dabei zu sein. Bitte beachten Sie die vor Ort geltenden Corona-Hygieneregeln.

ORT: Vertretung des Landes Hessen bei der EU, Rue Montoyer 21, 1000 Brüssel
ZEIT: Mittwoch, 31. August 2022, 18:30 bis 22 Uhr
ANMELDUNG: Bis 25. August 2022 per Mail unter: https://www.dbu.de/@AnmeldungDBUgoesBrussels

Zum Hintergrund

Auch im Schatten des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine und der dadurch verursachten vollkommen veränderten geopolitischen Lage bleibt der Kampf gegen die Klimakrise ganz oben auf der globalen politischen Agenda. Extreme Wetterereignisse wie derzeit die Hitzeglocke über Europa mit teils nie zuvor gemessenen Temperatur-Höchstwerten haben über die Jahre zugenommen und sind warnende Vorboten irreversibler Folgen der Erderwärmung. Diese zu stoppen oder zumindest zu verlangsamen, ist das Ziel von Maßnahmen wie die Abkehr von fossilen Energieträgern, der Ausbau erneuerbarer Energien sowie mehr Energieeffizienz und Energiesparen. Russlands Krieg gegen die Ukraine verleiht diesem Instrumentarium eine zusätzliche Dimension: Plötzlich geht es nicht nur um Klima- und Umweltschutz, sondern auch um Energieversorgung und -sicherheit.

Eine Schlüsselrolle nimmt wegen des hohen THG-Ausstoßes in dieser komplexen energie- und umweltpolitischen Gemengelage der Bau- und Gebäudesektor ein – besonders mit Blick etwa auf notwendige Sanierungen im Altbestand. Nach Ansicht von Prof. Dr. Hans Joachim Schellnhuber muss sich in diesem Bereich einiges schleunigst ändern, wenn das Pariser Klimaschutzabkommen von 2015 nicht scheitern soll. Die 196 Unterzeichnerstaaten hatten seinerzeit auf der Weltklimakonferenz unter anderem beschlossen, die Weltwirtschaft auf klimafreundliche Weise zu verändern und die menschengemachte Erderwärmung bis zum Jahr 2100 auf unter zwei Grad Celsius und sogar möglichst unter 1,5 Grad Celsius im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter zu begrenzen.

Schellnhubers Ansatz: Neben der Dekarbonisierung, also dem Vermeiden und Verringern des CO2-Ausstoßes sind vermehrt Kohlenstoff-Senken notwendig – also Speicher, aus denen der Kohlenstoff nicht mehr in die Atmosphäre entweichen kann. Prädestiniert dafür ist nach seiner Ansicht der Bausektor. Holz als Baustoff könnte zum Klimaschützer der Zukunft werden. Sein Plädoyer: Der weltweite Ersatz von klimaschädlichen Baumaterialien wie Stahl und Beton durch organische Baustoffe wie Holz und Bambus, um enorme Mengen klimaschädliche THG-Emissionen zu vermeiden – ein großes Potenzial für Kohlenstoff-Senken. Dabei geht es nicht allein um Ein- und Zweifamilienhäuser. Auch Mehrfamilien- und gar Hochhäuser kommen fürs Bauen mit Holz in Betracht.

Das „Bauhaus der Erde“ wurde Anfang 2021 gegründet und versteht sich in Anlehnung an die Bauhaus-Bewegung des 20. Jahrhunderts als Keimzelle für einen globalen breiten gesellschaftlichen Diskurs darüber, wie eine Transformation der gebauten Umwelt gelingen kann. Denn: Wie wir leben und wohnen hat erheblichen Einfluss auf den Klimawandel – und wird entscheidend unseren Weg ins postfossile Zeitalter bestimmen.

Das Einsparpotenzial im Gebäudesektor ist riesig, vor allem der alte Gebäudebestand. Der Grund: Fast zwei Drittel der Gebäude bundesweit wurden vor 1977 errichtet – also bevor per Wärmeschutzverordnung Dämmung von Dächern, Wänden und Kellerdecken vorgeschrieben wurde. Zugleich hat die Politik Handlungsdruck aufgebaut: Ziel der Bundesregierung sind zum Beispiel klimaneutrale Gebäude in Deutschland bis 2045, also ohne THG-Ausstoß. In der Europäischen Union (EU) sind laut EU-Kommission Gebäude für 40 Prozent des Energieverbrauches und etwa ein Drittel der THG-Emissionen verantwortlich.

Die Ambitionen auf EU- und nationaler Ebene beim Klima- und Umweltschutz sind zudem generell hoch: Die EU-Kommission legte Ende 2019 mit dem europäischen Grünen Deal den Grundstein. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen sprach in Anspielung auf die Mondlandung in den 1960er-Jahren von Europas „Mann auf dem Mond-Moment“: Die EU will bis 2050 klimaneutral werden, also nicht mehr Treibhausgase ausstoßen, als wieder gebunden werden können. Teil des „Green Deal“ ist das „Fit for 55“-Paket von 2021, das die Maßnahmen sogar noch verschärfte: Bis 2030 sollen die THG-Emissionen im Vergleich zu 1990 um 55 Prozent gesenkt werden – statt ursprünglich vorgesehen um 40 Prozent. Bis 2030 will die EU rund eine Billion Euro für entsprechende Vorhaben investieren, um globaler Vorreiter beim Klimaschutz und zugleich zum Wachstumsmotor zu werden – mit einer ressourceneffizienten und wettbewerbsfähigen Wirtschaft. Jährlich sind zusätzliche Milliarden-Investitionen geplant. Und seitens der Bundesregierung gibt es die Vorgabe, den Strom binnen 13 Jahren weitgehend aus regenerativen Quellen zu beziehen – all das große Herausforderungen im Schatten des Ukraine-Kriegs.

Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt mit Sitz in Osnabrück verfügt über ein Stiftungskapital von rund 2,39 Milliarden Euro und hat in den 30 Jahren ihres Bestehens rund 10.600 Projekte mit mehr als 1,96 Milliarden Euro gefördert. Zum Zuge kommen dabei innovative Umwelt-, Natur- und Ressourcenschutzprojekte mit besonderem Fokus auf Vorhaben der mittelständischen Wirtschaft. Die DBU zählt zu den größten Umweltstiftungen Europas.