Promotionsstipendium: Karola Plümpe

Neuartiger Provenienztest am Beispiel der Baumart Castanea sativa Mill. im Keimungs- und Etablierungsstadium und Entwicklung eines modellhaften Ansatzes zur Vorauswahl vielversprechender Provenienzen im Klimawandel

Die Geschwindigkeit der anthropogenen Klimaänderungen macht eine ähnlich schnelle Anpassung der Wälder ohne menschliches Eingreifen unrealistisch (Aitken et al. 2008, Loarie et al. 2009, Pedlar et al. 2012, Hamann et al. 2015). Mitunter rücken thermophile Baumarten aus trockeneren Naturräumen zunehmend in den Fokus der Diskussion um den Aufbau klimaresilienter Wälder (Thom et al. 2017, Thurm et al. 2018, Kölling & Mette 2022). Dabei sollte die Suche nach geeigneten Optionen nicht auf die Artenebene beschränkt bleiben: Insbesondere wenn über eine weite geographische Fläche und klimatische Amplitude voneinander differenzierte Ökotypen innerhalb einer Art existieren, die sich in Anpassung an die vorherrschenden Umweltbedingungen entwickelt haben, kann die gezielte Einbringung bestimmter Provenienzen ein probates Mittel sein, um negative Auswirkungen des Klimawandels auf die Wälder abzumildern (Aitken et al. 2008, Sgrò et al. 2011).

Die Esskastanie wird vielfach als geeignete Baumart im Klimawandel artikuliert (Kölling 2007, Bachmann et al. 2009, Schmiedinger et al. 2009, Thurm et al. 2018, Thurm & Heitz 2018, Lüpke et al. 2018, Liesebach et al. 2021, Avila et al. 2021, Kölling & Mette 2022, Asche & Stromberg 2023, Wessely et al. 2024). Mit ihrem natürlichen Verbreitungsschwerpunkt in Süd- und Südosteuropa, ist sie in Deutschland als Archäophyt eine bislang weitestgehend seltene Baumart (Aas 2018, Liesebach et al 2019). Die Ursprungsorte der Vorkommen hierzulande sind in der Regel unbekannt (Schiffer 2002, Schmiedinger et al. 2009, BLE 2022). Anzunehmen ist, dass diese oft von ehemaligen Kulturformen abstammen (Faust & Fussi 2018). Gleichzeitig geht aus der Literatur hervor, dass innerhalb des natürlichen Verbreitungsgebiets der Esskastanie mehrere Ökotypen unterschieden werden können, die unter sehr verschiedenen Klimabedingungen vorkommen (Bottacci 1998, Míguez-Soto et al. 2019, Alcaide et al. 2019, Castellana et al. 2021). Vor diesem Hintergrund besteht eine Wissenslücke, welche Provenienzen für den Anbau auf bestimmten Standorten im Klimawandel besser geeignet sind als andere.

Herkömmliche Herkunftsversuche testen eine Vielzahl von Herkünften auf einer Vielzahl von Standorten über mindestens ein Jahrzehnt (Liesebach et al. 2021). Die Vorauswahl von Herkünften soll mithilfe eines systematischen Ansatzes rationalisiert und die Testphase durch gezielte Untersuchungen in der Keimungs- und Etablierungsphase abgekürzt werden. Der Fokus auf die frühe Lebensphase erlaubt den Einbezug einer großen Stichprobe auf verhältnismäßig kleiner Fläche sowie statistisch auswertbare Ergebnisse schon nach ein bis zwei Vegetationsperioden. Die prinzipielle Möglichkeit bereits in jungen Stadien anhand bestimmter Merkmale Rückschlüsse auf das Wuchsverhalten in späteren Stadien ziehen zu können, ist von Frühtests bekannt (Ceulemans 1989, Spindler 1990, Wagner 1992, 1993).

Ziel des Forschungsvorhabens ist daher die Entwicklung eines neuartigen Provenienztests sowie eines modellhaften Ansatzes zur Auswahl vielversprechender forstlicher Herkünfte im Klimawandel am Beispiel der Baumart Esskastanie (Castanea sativa Mill.). 

 

AZ: 20024/016

Zeitraum

01.08.2024 - 31.07.2027

Institut

Technische Universität München (TUM) Department für Life Science Systems

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Betreuer

Dr. Dominik Thom