Institutioneller Wandel im WildtiermanagementJagdgenossenschaften bilden ein interessantes und aufschlussreiches Beispiel einer selbstverwalteten Ressourcenbewirtschaftung in einem Ko-Management-System zwischen Staat und lokalen Akteuren. Dezentrale und selbstverantwortliche Steuerungsstrukturen werden gerade im Agrarumweltbereich als vorteilhaft erachtet. Neuere gesellschaftliche und politische Entwicklungen, wie z.B. die Novellierung des BJagdG , stellen diese jedoch gerade in Frage. GegenwĂ€rtig haben Jagdgenossenschaften einen Anpassungsdruck zu bewĂ€ltigen, der sowohl aus internen Umstrukturierungen als auch aus den vielfĂ€ltigen Nutzungswerten bzw. den mit der Ressource Wild verbundenen heterogenen Leistungs – und Kostenströmen resultiert. Neuartige Anforderungen an das Wildtiermanagement, verĂ€nderte gesellschaftliche PrĂ€ferenzen und daraus folgende politische Neuregelungen prĂ€gen die Umwelt von Jagdgenossenschaften. Das Dissertationsvorhaben zielt deshalb auf eine Identifizierung der Rolle, Möglichkeiten und Grenzen von Jagdgenossenschaften als Steuerungsstrukturen des Managements der Ressource Wild. Das Datenmaterial wurde mittels einer Kombination aus qualitativen und quantitativen Methoden erhoben (Leitfadeninterviews, Fokusgruppe, standardisierte Befragung), ausgewertet (Atlas.ti und SPSS) und unter zu Hilfenahme von Theorien der Neuen Institutionenökonomie reflektiert und untermauert. Hierzu zĂ€hlen die Institutionelle Ăkonomie natĂŒrlicher Ressourcen (HAGEDORN et al. 2002), die Ăkonomische Theorie der Common Pool Ressourcen (OSTROM 1998) und der Neuen Politischen Ăkonomie (OLSON 1965). Neben allgemeinen Strukturdaten zu Jagdgenossenschaften konnten somit eine detaillierte Situationsanalyse des sich wandelnden (Selbst-) VerstĂ€ndnisses, des Anpassungsdrucks, des Anpassungsverhaltens und letztlich der AnpassungsfĂ€higkeit von Jagdgenossenschaften erstellt werden. Dabei wird auch das Organisationsverhalten von Jagdgenossenschaften im Sinne einer Interessensgemeinschaft nĂ€her beleuchtet. Des Weiteren kommt eine institutionenökonomische Bewertung der Pflichtmitgliedschaft von GrundeigentĂŒmern in Jagdgenossenschaften zu dem Ergebnis, diese rechtlich beizubehalten. Die Arbeit leistet einen originĂ€ren Beitrag zur Erforschung eines nahezu unbekannten Forschungsobjekts, zur Definition von Bestimmungsfaktoren und Hemmnissen institutionellen Wandels im Wildmanagement sowie zum tieferen VerstĂ€ndnis fĂŒr das Anpassungsverhalten selbstverwalteter Steuerungsstrukturen des Managements natĂŒrlicher Ressourcen.