Promotionsstipendium: Dr. Michaela Lange-Ventker

Entwicklung neuer Verfahren zum Nachweis anthropogener organischer Stoffe in der aquatischen Umwelt mittels HPLC-MS

WasseranalytikSeit einigen Jahren gewinnt die Kopplung zwischen der HPLC und einem Massenspektrometer an Bedeutung, da die inzwischen verfĂŒgbaren Interfaces einen schonenderen Übergang aus dem HPLC-Eluat in den Ionisierungsbereich des Massenspektrometers ermöglichen.Die Effizienz der HPLC-MS-Systeme wurde entscheidend durch die Weiterentwicklung der Interfaces und Ionisierungsarten verbessert. Insbesondere durch die Entwicklung von Ionenquellen, die bei AtmosphĂ€rendruck arbeiteten (API) – der „atmospheric pressure chemical ionisation“ (APCI) und der „electrospray ionisation“ (ESI) – wurden erstmals robuste HPLC-MS Kopplungen verfĂŒgbar, die heute z.B. in der Bioanalytik bereits routinemĂ€ĂŸig eingesetzt werden. API-Quellen sind geeignet fĂŒr thermolabile, ionische und hochmolekulare Verbindungen, da die Analyten im Spray stets von Laufmitteltröpfchen umgeben sind, in denen sie solvatisiert vorliegen und auch gegen thermische Zersetzung geschĂŒtzt bleiben. · Einige PhosphorsĂ€ureester werden den sogenannten prioritĂ€ren Stoffen zugerechnet, die im Zusammenhang mit der EU-Wasserrahmenrichtlinie (RL 2000/60/EG) sowie einer Ă€lteren europĂ€ischen GewĂ€sserschutzrichtlinie aus dem Jahr 1976 (RL 76/464/EWG) diskutiert werden. Im Art. 7 der zuletzt genannten Richtlinie werden Maßnahmenprogramme und QualitĂ€tsziele gefordert, die dazu beitragen sollen, die Verbreitung besonders toxischer, langlebiger oder zur Bioakkumulation neigender anthropogener Wasserinhaltsstoffe in den GewĂ€ssern der Gemeinschaft einzudĂ€mmen. In beiden Richtlinien werden hierzu auch entsprechende Stofflisten (z.B. die sogenannte „99er-Liste“) ausgewiesen. Eine von der LĂ€ndergemeinschaft Wasser (LAWA) entworfene Musterverordnung nennt fĂŒr die in Frage kommenden Stoffe die geforderten QualitĂ€tsziele.FĂŒr die 17 PhosphorsĂ€ureester, die in den oben genannten Richtlinien aufgefĂŒhrt werden, ist eine Methode mit Hilfe der HPLC-MS erarbeitet worden. Durch die Kombination von SPE mit der Injektion hoher Volumina (1000 ”L) konnten fast alle PhosphorsĂ€ureester mit der geforderten Empfindlichkeit nachgewiesen werden.· Hormonell wirksame Substanzen können selbst in niedrigen Konzentrationen zu einer Störung des endokrinen Systems bei Mensch und Tier fĂŒhren. Zu den endokrin wirksamen Stoffen gehören sowohl die natĂŒrlichen als auch die synthetischen Östrogene. Bei den natĂŒrlichen Östrogenen unterscheidet man zwischen Substanzen, die im menschlichen und tierischen Organismus synthetisiert und ĂŒber den Urin ausgeschieden werden (z.B. Estron, Estradiol und Estriol) und Substanzen, die von Pflanzen gebildet werden, den sogenannten Phytoöstrogenen (z.B. b-Sitosterol und Stigmasterol). b-Sitosterol dient aber auch zur Herstellung anderer Steroide und wird in der Therapie als Lipidsenker, als Prophylaxe gegen Arteriosklerose, HyperlipidĂ€mie sowie gegen Prostatabeschwerden eingesetzt.Synthetische Östrogene (z.B. Mestranol und 17-Ethinylestradiol) werden in der Humanmedizin zur Therapie verwendet, aber auch als Kontrazeptiva eingesetzt. Nach der therapeutischen Anwendung gelangen diese Substanzen ĂŒber die menschlichen Ausscheidungsprodukte unzersetzt bzw. auch metabolisiert in das hĂ€usliche Abwasser und von dort in die KlĂ€ranlagen, in denen einige von Ihnen nicht – bzw. nicht vollstĂ€ndig – abgebaut werden. FĂŒr die Untersuchung von Östrogenen und Phytoöstrogenen in Urin und OberflĂ€chenwasser sind zwei HPLC-MS- Methoden entwickelt worden. Beide verwenden die APCI (+) als Ionisationstechnik.· Acrylamid dient ĂŒberwiegend der Herstellung von Polyacrylamid, einem Kunststoff, der in der Industrie hĂ€ufig verwendet wird. Polyacrylamid selber ist nicht toxisch, doch monomeres Acrylamid hat sich im Tierversuch als krebsauslösend erwiesen und auch fĂŒr den Menschen wird ein krebserregendes Potential vermutet. Acylamid wurde aufgrund seines cancerogenen Potentials in der Trinkwasserverordnung vom 21. Mai 2001 als neuer Parameter in die Stoffliste der Anlage 2, Teil I, lfd. Nr. 1 aufgenommen und mit einem niedrigen Grenzwert (0,1 ”g/L) belegt. Das Vorkommen von Acrylamid im Trinkwasser lĂ€sst sich auf die Verwendung von Polyacrylamid als Flockungshilfsmittel in der Trinkwasseraufbereitung zurĂŒckzufĂŒhren. Da bei der technischen Herstellung von Polyacrylamid in der Regel Spuren des monomeren Acrylamids im Endprodukt zurĂŒckbleiben, besteht prinzipiell immer die Möglichkeit des Herauslösens von Acrylamid mit Wasser, so dass seine Konzentration gegebenenfalls durch technische Vorkehrungen minimiert werden muss. Zur Verbesserung der Analysenempfindlichkeit konnte Acrylamid mittels Festphasenextraktion angereichert und damit die Anforderungen der Trinkwasserverordnung erfĂŒllt werden.

AZ: 20001/136

Zeitraum

01.06.2001 - 30.11.2003

Institut

Technische UniversitÀt Braunschweig
Institut fĂŒr Lebensmittelchemie

E-Mail

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Betreuer

Prof. Dr. Peter Winterhalter