Karstgrundwasserleiter sind weltweit eine bedeutsame Quelle der Trinkwassergewinnung. Studien zufolge versorgen Karstgrundwasserleiter etwa 20 â 25 % der Weltbevölkerung mit Trinkwasser. In manchen LĂ€ndern Europas und alpinen Regionen werden sogar ĂŒber 50 % der jeweiligen Bevölkerungen mit Karstgrundwasser versorgt. Doch in Zeiten des globalen Wandels, bedingt durch Klimawandel, Bevölkerungswachstum und menschlichen AktivitĂ€ten, wĂ€chst nicht nur der Druck auf Karstwasserressourcen, sondern auch die AbhĂ€ngigkeit von diesen. Damit EntscheidungstrĂ€ger und Stakeholder sich auf gegenwĂ€rtigen und zukĂŒnftigen Grundwasserstress, oder sogar Grundwasserknappheit, vorbereiten können, ist ein VerstĂ€ndnis der Auswirkungen von Klimawandel, Landnutzung und Bevölkerungswachstum auf Wasserressourcen in Karstgebieten fundamental. Obwohl bereits groĂe Fortschritte in der groĂflĂ€chigen AbschĂ€tzung des Risikos von Grundwasserstress gemacht wurden, vernachlĂ€ssigen groĂskalige hydrologische Modelle die Besonderheiten der Karstgrundwasserleiter, was die Anwendbarkeit der besagten Simulationsmodelle zum Grundwasserressourcenmanagement stark beeintrĂ€chtigt.
Karstlandschaften entstehen durch die Verwitterung von Karbonatgestein und kennzeichnen sich durch die starke ober- und unterirdische HeterogenitĂ€t der FlieĂ- und Speicherprozesse. Dies fĂŒhrt zu prĂ€ferentiellem Grundwasserdurchfluss entlang des hochdurchlĂ€ssigen Röhrensystems und der verzögerten EntwĂ€sserung der geringdurchlĂ€ssigen Gesteinsmatrix sowie der Interaktion beider Kompartimente. Die beschriebene KomplexitĂ€t stellt fĂŒr die Modellierung von Karstsystemen eine groĂe Herausforderung dar und hat zur Folge, dass es bis dato an zuverlĂ€ssigen Prognosen zur globalen VerfĂŒgbarkeit von Karstwasserressourcen hinsichtlich gegenwĂ€rtiger und zukĂŒnftiger Klima- und Bevölkerungsentwicklungen mangelt.
Das ĂŒbergeordnete Ziel dieses Promotionsvorhabens ist es diese ForschungslĂŒcke zu fĂŒllen und ein globales Grundwassermodell speziell fĂŒr Karstregionen zu entwickeln, um die gegenwĂ€rtige und, gekoppelt mit Klimaszenarien, zukĂŒnftige VerfĂŒgbarkeit von Wasserressourcen in Karstgebieten zuverlĂ€ssig zu bestimmen. Um von Wasserknappheit bedrohte Regionen zu identifizieren, soll hier zugleich der gegenwĂ€rtige und zukĂŒnftige Wasserbedarf miteinbezogen werden. Die Grundlage fĂŒr diese Arbeit bilden ein groĂskaliges Modell zur AbschĂ€tzung der Grundwasserneubildung in Karstregionen und ein Karstgrundwassermodell, das bisher gröĂtenteils auf Einzugsgebietsskale zum Einsatz kam. Mittels Modellperformancetests, SensitivitĂ€tsanalysen und PlausibilitĂ€tskontrollen, sowie Vergleiche mit gĂ€ngigen globalen Simulationsmodellen, welche die HeterogenitĂ€t von Karstsystemen nicht berĂŒcksichtigen, soll die ZuverlĂ€ssigkeit des Modells geprĂŒft und bewerkstelligt werden. AnschlieĂend kann das Modell zur AbschĂ€tzung jetziger und zukĂŒnftiger Wasserressourcen in den Karstregionen der Welt eingesetzt werden. Dabei soll die groĂe Anwendungsskale des Modells es EntscheidungstrĂ€gern ermöglichen die Gefahren von Klimawandel und Bevölkerungswachstum auf Karstwasserressourcen einzuschĂ€tzen und notwendige MaĂnahmen im Rahmen des gegenwĂ€rtigen und zukĂŒnftigen Karstwasserressourcenmanagements zu ergreifen. Aus wissenschaftlicher Sicht soll diese Arbeit die Forschung im Bereich Karst-Hydrologie bereichern, indem es ein neuartiges Modell vorstellt, welches die Herausforderungen einer zuverlĂ€ssigen Karstsystemmodellierung bewĂ€ltigen möchte, indem es sowohl die Notwendigkeit einer realitĂ€tsnahen Karstprozessdarstellung als auch die erforderliche VerfĂŒgbarkeit von Inputdaten berĂŒcksichtigt.