MOE-Fellowship

Aaron Hagen Kauffeldt

Effekte von Extremwetterereignissen auf die Verbreitung und Populationsdynamik von Brutvögeln in Deutschland und deren Implikationen fĂŒr den Naturschutz

Der Mensch gemachte Klimawandel fĂŒhrt nicht nur zu einem weltweiten Anstieg der Jahresmitteltemperatur und zu einer Umverteilung von NiederschlĂ€gen, sondern auch zu einem Anstieg von Extremwetterereignissen. Diese VerĂ€nderungen im Klimasystem sowie die zunehmende IntensitĂ€t und Frequenz von Extremwetterereignissen beeinflussen die globale BiodiversitĂ€t. Deutschland hat sich in mehreren Abkommen der Vereinten Nationen sowie im Zuge des New Green Deal der EU dazu verpflichtet, die BiodiversitĂ€t zu schĂŒtzen. Erfolgreicher BiodiversitĂ€tsschutz erfordert eine Identifikation von schĂŒtzenswerten NaturrĂ€umen und Zielarten im Vorhinein. Diese Identifikation muss unter der BerĂŒcksichtigung von zukĂŒnftigen Klimawandel bedingten Effekten auf die BiodiversitĂ€t stattfinden. Momentan beziehen sich fast alle Art- und   Schutzgebietsbewertungen auf die Vorhersagen fĂŒr ein durchschnittliches Klima in der Zukunft. Der Einfluss von Extremwetterereignissen wurde bis jetzt jedoch kaum berĂŒcksichtigt. Dieses Promotionsvorhaben soll ein Beitrag dazu leisten diese LĂŒcke im Bewertungssystem von NaturrĂ€umen und Arten zu schließen.

Die Effekte von Extremwetterereignissen sollen wĂ€hrend des Promotionsvorhabens exemplarisch  fĂŒr die Brutvogelwelt Deutschlands analysiert werden. Es ist bekannt, dass Vogelpopulationen stark auf Extremwetterereignisse reagieren. Durch die Funktion von Vögel als Indikatortaxon sind die Ergebnisse dieses Projektes in ihren GrundsĂ€tzen ebenfalls auf andere taxonomische Gruppen anwendbar.

Konkret sollen detaillierte neuartige DatensĂ€tze - mit knapp 100 Millionen Einzelbeobachtungen ĂŒber die letzten 2 Dekaden - verwendet werden, um mit modernen Modellierungsmethoden mögliche Folgen vergangener und zukĂŒnftiger Extremwetterereignisse auf die Vogelwelt Deutschlands AbzuschĂ€tzen. (1) Im ersten Kapitel der vorgestellten Promotionsarbeit sollen die Effekte von Extremwetterereignissen auf die rĂ€umliche Verbreitung der Brutvogelarten anhand von Nischenmodellen - welche die Verbreitung einer Art unter bestimmten Wetter/Klimabedingungen abbilden können - evaluiert werden. Über die Ergebnisse werden die Arten und Gruppen identifiziert, die besonders sensibel auf Extremwetterereignisse der vergangen 20 Jahre reagiert haben und in Zukunft durch Extremwetterereignisse bedroht sind. (2) Im zweiten Kapitel sollen zusĂ€tzlich zur rĂ€umlichen Analyse und Bewertung von Arten und FlĂ€chen die fĂŒr den Naturschutz relevanten KenngrĂ¶ĂŸen wie Populationstrends, PopulationsgrĂ¶ĂŸe oder vorhergesagte Zeit bis zum (regionalen) Aussterbezeitpunkt im Kontext von Extremwetterereignissen quantifiziert werden. DafĂŒr werden Populationsmodelle fĂŒr ausgewĂ€hlte Vogelarten angewandt und unter verschiedenen Extremwetterereignisszenarien (Typ, Frequenz und IntensitĂ€t) verglichen. ZusĂ€tzlich können demographische Parameter identifiziert werden, welche fĂŒr das Abpuffern von Extremwetter-bedingten Effekten auf Popualtionen besonders wichtig sind. (3) Im dritten Kapitel soll der Einfluss des Schutzgrades sowie der Einfluss des geschĂŒtzten Habitats auf die Resilienz oder VulnerabilitĂ€t eines Schutzgebietes hinsichtlich verschiedener Extremwetterereignisse anhand der Ergebnisse der Nischenmodellierung abgeschĂ€tzt werden. Weiter soll eine Gesamtbewertung der Brutvögel Deutschlands anhand eines kombinierten Messwertes, der sowohl die Erkenntnisse ĂŒber wichtige demographische Parameter der Populationsmodellierung als auch die Ergebnissen der Nischenmodelle berĂŒcksichtigt, stattfinden.

Mithilfe der erwarteten Ergebnisse können deutschlandweit Naturschutzempfehlungen hinsichtlich des FlĂ€chenschutzes sowie des Artschutzes formuliert werden. Die Möglichkeit Effekte des Klimawandels auf die deutsche BiodiversitĂ€t abzuschĂ€tzen, bekommt mit diesem Projekt - der Implementierung von Extremwetterereignissen in den Bewertungsprozess fĂŒr den Naturschutz von FlĂ€chen und Arten -  eine neue Dimension, welche bis jetzt kaum in der Anwendung berĂŒcksichtigt wird.


Übersicht

Förderzeitraum

01.10.2023 - 30.09.2026

Institut

Johann Wolfgang Goethe University Frankfurt am Main Geowissenschaften / Geographie Institut fĂŒr Geowissenschaften

Betreuer

Prof. Dr. Susanne Fritz

Kontakt

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