MOE-Fellowship

Dr. Alexandra Kruse

Welchen Beitrag kann die historische Landschaftsanalyse fĂŒr die Formulierung regionalisierter UmweltqualitĂ€tsziele leisten?

Alexandra Schmidt (MĂ€dchenname), Kurzfassung der Dissertation „Beitrag der historischen Landschaftsanalyse fĂŒr aktuelle Fragen des Naturschutzes - Eine Untersuchung durchgefĂŒhrt am Beispiel des BiosphĂ€renreservates Schorfheide-Chorin“, bei Prof. Dr. Hartmut Roweck

Eine auf dem Gebiet des BiosphĂ€renreservates Schorfheide-Chorin (Brandenburg) beispielhaft durchgefĂŒhrte historische Landschaftsanalyse testet 14 ausgewĂ€hlte historische Quellengattungen auf ihre Praxistauglichkeit und ihr Potential zur KlĂ€rung von acht eingangs formulierten planungsrelevanten naturschutzfachlichen Fragestellungen. Dazu wurden 190 historische Karten (1600 – 1800) und MeßtischblĂ€tter (1826 – 1987), 10 historisch-statistisch-topographische Landschaftsbeschreibungen (1775 und 1841), LandbĂŒcher (14. und 19. Jh.), StĂ€dteansichten sowie fast 1500 Literaturstellen zusammengetragen und ausgewertet. Die ĂŒber 100 bearbeiteten Aktentitel sowie thematische Feldbegehungen mit ortskundigen Fachleuten lieferten zusĂ€tzliche Detailinformationen fĂŒr einzelne FlĂ€chen, Nutzungen oder Projekte. Die konkrete Beschreibung der Landschaft und ausgewĂ€hlter Landschaftselemente (sieben wurden detailliert, weitere 16 in Anlehnung an § 20c BNatSchG in tabellarischer Form behandelt) in 14 Ortschaften, erfolgte auf der Grundlage von 106 Karten.

Es konnte gezeigt werden, daß die Archivfunktion der Landschaft besonders vor dem Hintergrund, daß schriftliche oder kartographische Überlieferungen nur fĂŒr einen relativ kurzen Zeitabschnitt zur VerfĂŒgung stehen, von großer Bedeutung ist. Die historische Landschaftsanalyse erschließt den umfangreichen Datenpool, den Landschaft in situ fĂŒr Planungsaufgaben bereithĂ€lt und bietet sich immer dann an, wenn die Referenzebene einer Problemstellung in der Vergangenheit liegt. Gezielter Arten- und Biotopschutz setzt entwicklungsgeschichtliche Kenntnisse voraus, die mit Hilfe der historischen Landschaftsanalyse erschlossen werden, ohne daß hiermit die Schaffung musealer ZustĂ€nde angestrebt wird. Das Ergebnis zeigt einen interdisziplinĂ€ren, standörtlichen, die komplette Landschaft einbeziehenden Ansatz fĂŒr die naturschutzfachliche Praxis. Obwohl Kulturlandschaften und naturschutzfachliche Fragestellungen zu komplex sind, um eine einzige Methode der historischen Landschaftsanalyse zu standardisieren, mĂŒssen doch gewisse Richtlinien erarbeitet werden, um die Anwendung zu erleichtern. Die gewĂ€hlte tabellarische Form ĂŒber AussagefĂ€higkeit der untersuchten Quellenmaterialien sowie Möglichkeiten und Grenzen bei der Bearbeitung ausgewĂ€hlter Landschaftselemente hat sich fĂŒr den Praxiseinsatz als vorteilhaft erwiesen.

Diese Studie stellt einen ersten Schritt auf dem Weg zur Implementierung der historischen Landschaftsanalyse im Planungsalltag dar.


Übersicht

Förderzeitraum

01.05.1995 - 30.04.1998

Institut

Christian-Albrechts-UniversitÀt zu Kiel
Institut fĂŒr Wasserwirtschaft und Landschaftsökologie

Betreuer

Prof. Dr. Hartmut Roweck

Kontakt

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