Krisztina Vincze
Beurteilung der ökotoxikologischen Effekte von 2,4,7,9-Tetramethyl-5-decyn-diol (TMDD)
In deutschen FlĂŒssen wird zunehmend eine Chemikalie gemessen, deren Wirkung auf Umwelt und Leben derzeit nicht geklĂ€rt ist. TMDD (2,4,7,9-Tetramethyl-5-decyn-4,7-diol) ist ein nicht-ionisches Tensid, das fĂŒr diverse industrielle Zwecke eingesetzt wird, da es die OberflĂ€chenspannung erniedrigt und damit die Benetzbarkeit erhöht. Typische Anwendungsgebiete sind Druckertinten, EntschĂ€umungs- und Dispersionsmittel. Es wird allein in Deutschland ĂŒber tausend Tonnen TMDD pro Jahr hergestellt. Dieser Stoff ist im Wasser Ă€uĂerst stabil und nach vorliegenden Informationen unter KlĂ€ranlagenbedingungen mikrobiell nur schwer abbaubar. Durch diese Eigenschaften ist TMDD in der Natur persistent. Ăber die ToxizitĂ€t von TMDD weiĂ man jedoch nur wenig, und eine ökotoxikologische Bewertung ist ĂŒberfĂ€llig. Das Ziel des vorliegenden Projekts ist es daher, allgemeine ToxizitĂ€t und spezifischen Effekte von TMDD auf Aquatische Organismen zu untersuchen. Durch ökotoxikologische Screeningtests kann das AusmaĂ des biologischen SchĂ€digungspotentials bestimmt werden. Aus diesem Zweck wurden mit einer Fischzelllinie ein ZelltoxizitĂ€tstest sowie zwei GentoxizitĂ€tstests durchgefĂŒhrt. Die embryotoxische und endokrine Wirkung von TMDD wurde mit dem Zebrafisch (Danio rerio) untersucht. ZusĂ€tzlich wurde bei belastete Zebrafische nach histologischen VerĂ€nderungen in Leber, Kieme, SchilddrĂŒse und Gonade gesucht. Die durchgefĂŒhrten Zelltests weisen sowie auf zelltoxisches als auch auf gentoxisches Potenzial von TMDD hin. Der Embryotest mit dem ZebrabĂ€rbling zeigt bereits nach 24 Stunden Effekte. Bei niedrigeren TMDD-Konzentrationen konnten VerĂ€nderungen wie Entwicklungszögerungen, Ădembildungen und Störungen im Blutkreislauf beobachtet werden. Bei den höchsten Konzentrationen waren die Fischeier nach wenigen Stunden koaguliert. Die Ergebnisse der endokrine und der histologischen Untersuchungen sind zur Zeit unter Bearbeitung. TMDD wurde bisher als gering toxisch fĂŒr aquatische Organismen eingestuft. Subletale Effekte aus Langzeitexperimenten, Daten zur GentoxizitĂ€t, EmbryotoxizitĂ€t und endokrinen Wirkung wurden jedoch soweit nicht ermittelt. Die vorliegende Studie schlieĂt diese DatenlĂŒcken, daher ist es ein wichtiger Ausgangspunkt zum Orientierung. Die Risikobewertung von TMDD ist weiterhin schwierig, da die Effektschwellen ĂŒber den in der Umwelt gemessenen Konzentrationen liegen.
Förderzeitraum
01.09.2009 - 31.08.2010
Institut
Ruprecht-Karls-UniversitÀt Heidelberg
Institut fĂŒr Zoologie,
Aquatische Ăkologie und Toxikologie
Betreuer
Prof. Dr. Thomas Braunbeck
Kontakt
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