Otto-Friedrich-Universität Bamberg
Lehrstuhl Geografie I (Kulturgeografie)
Markusplatz 3
96045 Bamberg
Das Projekt „Schüler*innen tradieren zentrale Erfahrungen im Naturerbe Wässerwiesen (SchützEN)“ zielt darauf, das immaterielle Kulturerbe der Traditionellen Bewässerung von Wiesen in Franken zu erhalten und zukunftsfähig zu machen.
Die Tradition der Bewässerung wurde 2023 wegen ihrer europaweiten Bedeutung für den Klima- und Artenschutz in die UNESCO-Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit aufgenommen. Sie ist Beispiel und Vorbild für eine Ko-Konstruktion von Mensch und Natur, die wichtige ökologische und klimatische Funktionen erfüllt. Das bundesweit bedeutsame Feuchtgebiet der Wässerwiesen in Franken fördert die Biodiversität, den Dürre- und Hochwasserschutz und die Herstellung von Trinkwasser.
Schützen, Bodenreliefe und Artenvielfalt drohen im wertvollen immateriellen Kulturerbe der Traditionellen Bewässerung in Franken zu verschwinden, obwohl die ältere Generation noch - z.T. ganz persönliche - Erinnerungen an die Bewässerung hat. Anhand der Wiesenbewässerung lässt sich zeigen, wie naturnahe Bewässerung und Düngung Hand in Hand
geht und zum Trinkwasser-, Hochwasser-, Dürre- und Klimaschutz beiträgt.
Im Projekt sammeln Schüler*innen als Citizen Scientists Relikte und Erinnerungen zur Bewässerung; als Service Learning renovieren sie ein Stell-, Hub- oder Kurbelschütz. Die kleinen Wehre ermöglichen eine gezielte Wasserverteilung zur Bewässerung der Wiesen und erfüllen damit eine wichtige ökologische und klimatische Funktion. Die Sammlung von Daten und kultursensible Renovierung der Schütze in Absprache mit Wässerern und (ehemaligen) Landwirten mündet in die Entwicklung von Lösungen zum Erhalt der Bewässerung. Die Ergebnisse ihrer Arbeiten präsentieren die Schüler*innen in lokalen Gemeinderäten und Ausstellungen.
Das Projekt verfolgt einen Baukastenansatz, der in formalen Bildungsstrukturen wie in informellen Kontexten implementiert werden kann. Methodisch basiert das Projekt auf Fortbildungen und Multiplikatorenmaßnahmen zu STEAM-Education, problembasiertem Lernen, Outdoor-Learning und Designbased Learning mit Micro-Teaching im naturnahen Raum der Wässerwiesen. Die Ergebnisse fließen in den Aufbau des „Internationalen Zentrum für Traditionelle Bewässerung der EU“ in Forchheim.
Ziel ist, dass die Jugendlichen und ihre Familien den Wert des immateriellen Kulturerbes der Wässerwiesen für Klima- und Artenschutz erkennen und zukunftssfähige Lösungen zu ihrem Erhalt entwickeln. Zur Erreichung dieses Ziels werden Erkenntnisse zum Aufbau von Engagement mit innovativen pädagogischen Ansätzen und Ansätzen neo-endogener Entwicklung (Ray 2001) kombiniert.
Die Maßnahmen basieren auf drei Säulen:
die Lehrerfortbildung und Ausbildung von Multiplikator*innen, pädagogische Maßnahmen mit Schulklassen im Bereich Naturschutz und Kulturerbe und die Untersuchung und Veröffentlichung der Ergebnisse.
Schritt 1 umfasst eine Bestandsaufnahme zu Schützen, Bedarfen an Schulen, die Anpassung der Fortbildungen und ihre aktive Bewerbung.
In Schritt 2 vermitteln Fortbildungen von Lehrkräften und Seminare mit Multiplikator*innen gezielte didaktische Impulse zur Transformation.
Service Learning- und Citizen Science-Projekte in Schritt 3 dienen dem aktiven Erhalt des immateriellen kulturellen Erbes. Vorgesehen ist, dass Schüler*innen Schütze renovieren, sowie Daten zu tradierten Erinnerungen im Kulturerbe und zu Relikten der Bewässerung erheben. Innovative problembasierte didaktische Prinzipien wie STEAM-Education und Designbased Learning geben Raum für ästhetische Wahrnehmungen und die Entwicklung von Vorstellungen. Die digitale Aufbereitung und Präsentation ihrer Ergebnisse soll die Relevanz ihrer Arbeiten zum immateriellen Kulturerbe verdeutlichen. Die Begleitung von Schulklassen in Unterrichtseinheiten im Naturerbe der Wässerwiesen stützt die Implementation der Fortbildungen.
Schritt 4 besteht zweimal pro Jahr in einem Beiratstreffen. Der Beirat evaluiert das Projekt formativ, diskutiert Ergebnisse und Probleme aus interdisziplinärer Perspektive und nimmt Anpassungen vor. Ein Follow-Up für Lehrkräfte dient der Implementation und Reflexion der Maßnahmen.
In Schritt 5 werden die Ergebnisse im EU Dependant des IZTB (Internationales Zentrum für Traditionelle Bewässerung) in Forchheim vestetigt. Emotionen und Kognitionen während des Lernens in der naturnahen Lernumgebung werden anhand der Methode des Nachträglichen Lauten Denkens (NLD) ausgewertet. Die für den Transfer von Wissen zum Handeln relevanten Emotionen und Kognitionen zu erfassen, ermöglicht Erkenntnisse zu Transformation und zur Entwicklung von Nachhaltigkeitsbewusstsein bei Jugendlichen. Die Ergebnisse werden auf Tagungen vorgestellt und veröffentlicht.