Projekt 39141/01

Parkhaus zu Wohn- und Lebensraum Chancen für die Quartierentwicklung ? Herausforderungen an den Prozess

Projektdurchführung

MUT Urban Trust Stiftung gGmbH
Ludwigstr. 4
20357 Hamburg



Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Aniass des Vorhabens:
Die Innenstädte funktionleren in ihrer Nutzung als Zentrum des Handels und Arbeitens nicht mehr. Durch die Corona Pandemie beschleunigt, weicht der stationäre Einzelhandel stetig dem Online-Handel und hinterlässt eine immer weniger belebte Innenstadt. Auch die Veränderung der Arbeitswelt und die Zunahme des Arbeitens vom Homeoffice aus verändert die Bedeutung der Innenstädte als Bürostandort.

Doch gerade der zunehmende Leerstand kann als Potenzial begriffen werden. Im Zuge dieses Wandels entstehen Freiräume für Nutzungen, die sonst wenig oder keinen Platz im Zentrum finden: Kultur und Bildung, Handwerk und Gewerbe, und nicht zuletzt - Wohnen. Denn die Anforderungen an die zentralen Orte unserer Städte sind nun erneut zu verhandeln.

Zielsetzung:
Mit der Untersuchung und Studie zur Transformation der Innenstädte wollten wir Antworten auf folgende Fragen finden und eine Handlungsempfehlung für die weitere Entwicklung entwickeln:

Für wen soll die Innenstadt der Zukunft sein?
Wer wird dort arbeiten, wer wird dort wohnen? Wer wird dorthin kommen und womit? So ändert sich natürlich nicht nur die Nutzung der Innenstadt, sondern auch ihre Nutzer*innen und damit auch die vorhandene Fokussierung auf den PKW.

Es ist politischer Konsens im Zuge der Mobilitätswende den MIV (motorisierter Individualverkehr) in deutschen Innenstädten zu minimieren und einen verstärkten Fokus auf ÖPNV, Rad- und Fußverkehr zu legen. Im Sinne des Klimaschutzes ist es damit auch aus planerischer Sicht dringend notwendig, dass über eine ressourcenschonende und sozial gerechte Transformation der zugrundeliegenden Infrastruktur nachgedacht wird. sozial gerechte Transformation der zugrundeliegenden Infrastruktur nachgedacht wird. Hierzu gehören neben Straßen und Parkplätzen vor allem die zahlreichen Parkhäuser in den Innenstädten Deutschlands.

Sie bergen das räumliche Potenzial, zu wegweisenden Ankerpunkten für diesen gesellschaftlichen Prozess zu werden.

Der offen zugängliche Bericht soll nicht nur das Wissen für alle beteiligten Akteur*innen versammeln, sondern so formuliert und angelegt sein, dass sich die grundsätzliche Methodik auch auf andere Innenstädte bzw. Quartiere Deutschlands anwenden lässt. Der MUT Urban Trust ist an einem überregionalen Wissensaustausch interessiert und steht auch nach Projektabschluss weiterhin zur Verfügung, den Bericht aktiv in anderen Orten zu präsentieren.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenPhase 1 - Untersuchung
Um eine ausreichende Datenlage zu schaffen, werden wir im ersten Schritt eine umfangreiche Untersuchung des Quartiers der südlichen Hamburger Altstadt durchführen. Dazu gehört auch die Einbindung in die Umgebung und die lokalen
Parkhäuser. Die einzelnen Untersuchungen werden interdisziplinär von den entsprechenden Fachkräften durchgeführt.

Phase 2 - Entwicklung Raumprogramm
Das Raumprogramm für das zu transformierende Parkhaus setzt sich zum einen aus vorher definierten Nutzungen und den im Prozess mit der Nachbarschaft erarbeiteten quartiersspezifischen Nutzungen zusammen. So sammelt diese Phase das Fachwissen der Planenden und das lokale Wissen der Anwohner*innen als Vorbereitung für den folgenden Prozess der Koproduktion.

Phase 3 - Vergleich Potenzial mit Anforderungen
In dieser Phase vergleichen wir unter Beteiligung des gesamten Quartiers in einem Workshop-Prozess mit dem Quartierverein Altstadt für Alle! e.V." die gesammelten Informationen aus Phase 1 und Phase 2 und erstellen ein geeignetes und real
umsetzbares Raumprogramm für das ausgewählte Parkhaus. Dies findet statt in zwei konsekutiv aufeinander aufbauenden Workshop-Formaten.

Phase 4 - Untersuchung grundsätzlicher Fragestellungen

Phase 5 - Erstellung eines öffentlichen Berichtes


Ergebnisse und Diskussion

Die Revitalisierung der südlichen Altstadt Hamburgs stellt eine erhebliche Herausforderung dar, die jedoch auch erhebliche Potenziale für eine nachhaltige, zukunftsorientierte und sozial gerechte Stadtentwicklung birgt. Dieses Vorhaben erfordert daher eine umfassende Neuorientierung in der Planung und Gestaltung der städtischen Räume, wobei ökologische, soziale und ökonomische Aspekte miteinander verknüpft werden müssen, insbesondere angesichts des Klimawandeis, der demografischen Veränderungen und der fortschreitenden Urbanisierung besitzt die Transformation der Altstadt eine gewisse Dringlichkeit. Die geplanten Maßnahmen müssen dabei nicht ausschließlich langfristig tragfähig sein, sondern auch flexibel auf die dynamischen Bedürfnisse der Stadt und die sich darin befindenden Bewohnerinnen reagieren können.

Dabei könnte die Umgestaltung bestehender Infrastrukturen für nachhaltige Umnutzungen besonders relevant sein. Dies zeigt sich im Rahmen des Forschungsberichts anhand der zahlreich vorhandenen Parkhäuser in der südlichen Altstadt Hamburgs. Diese Gebäude, die in der Vergangenheit primär als Stellflächen für den motorisierten Individualverkehr dienten, haben durch den fortschreitenden Rückgang der Autonutzung in Innenstädten an Bedeutung und zugleich an Nutzen verloren. Dies bietet jedoch gleichzeitig die Chance, diese einer neuen, multifunktionalen Nutzung zuzuführen und somit als Transformationspotenziaie anzusehen.

Die Umnutzung von Parkhäusern könnte eine Vielzahl von Synergien schaffen: Einerseits bieten sie die Möglichkeit, dringend benötigten Wohn- und Arbeitsraum in zentraler Lage zu schaffen, ohne neue Flächen zu versiegeln. Zudem könnten Parkhäuser als Urbane Mobilitäts-Hubs fungieren, in denen neben konventionellen Parkmöglichkeiten auch Angebote wie Carsharing, E-Ladestationen, Fahrradverleih und öffentliche Verkehrsmittel integriert werden. Dadurch könnten diese Gebäude zu zentralen Knotenpunkten einer nachhaltigen Mobilitätsstrategie werden, die den privaten Autoverkehr weiter reduziert und alternative Verkehrsmittel fördert. Auch kulturelle oder soziale Nutzungen, wie temporäre Veranstaitungsflächen oder städtische Begrünung, könnten die Attraktivität dieser Bauwerke steigern. Die Umgestaltung von Parkhäusern eröffnet nicht nur neue Möglichkeiten für eine nachhaltige Mobilitätsinfrastruktur, sondern trägt auch zur Bereitstellung dringend benötigter Wohn- und Freiräume bei, was einen wertvollen Beitrag zur Steigerung der Lebensqualität insbesondere in zentralen Lagen leisten kann.

Eine weitere zentrale Herausforderung stellt in den von uns untersuchten Forschungsbereich die Verkehrsplanung dar. Die derzeitige Verkehrsführung, ins besondere durch die Willy-Brandt-Straße und die Domachse, ist stark auf den Autoverkehr
ausgerichtet und führt zu einer erheblichen Fragmentierung des Stadtbildes. Diese breiten verkehrsintensiven Straßen erscheinen wie Barrieren, welche die verschiedenen Teile der Altstadt voneinander trennen und insbesondere fußläufige Erschließung des Quartiers erschweren. Eine der zentralen Maßnahmen zur Verbesserung der Lebensqualität in der Altstadt stellt daher die Reduzierung des Autoverkehrs und die Neugestaltung dieser Verkehrsachsen sein.

Ein weiterer zentraler Ansatz zur Förderung der sozialen und kulturellen Teilhabe ist die temporäre Umnutzung von bestehenden Infrastrukturen für kulturelle und kreative Zwecke. Hierbei könnten Parkhäuser oder leerstehende Gebäude als Veranstaltungsorte für Konzerte, Ausstellungen, Theateraufführungen oder Gemeinschaftsprojekte genutzt werden. Solche temporären Nutzungen hätten nicht nur den Vorteil, dass sie das kulturelle Leben in der Altstadt bereichern und vielfältige Zielgruppen anziehen, sondern auch dazu beitragen, das Quartier überregional bekannt zu machen und seine Attraktivität als Wohn- und Arbeitsort zu steigern.

Es lässt sich feststeilen, dass die Finanzierung dieser umfassenden städtebaulichen und infrastrukturellen Maßnahmen eine der größten Herausforderungen in diesem Kontext darstellt. Während langfristige Masterpläne oft an bürokratischen und finanziellen Hürden scheitern, bieten insbesondere kleinere, schrittweise umsetzbare Projekte die Möglichkeit, pragmatische Lösungen zu finden und flexibel auf neue Herausforderungen zu reagieren.

Insgesamt zeigt sich, dass die erfolgreiche Transformation in der südlichen Altstadt Hamburgs nur durch eine integrierte, interdisziplinäre und partizipative Herangehensweise erreicht werden kann, ökologische, soziale und ökonomische Zielsetzungen müssen miteinander in Einklang gebracht werden, um eine nachhaltige und lebenswerte Stadt für alle zu schaffen.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Begleitung der Studie
Während der Durchführung und Erstellung der Studie wurde eine Einbindung aller Stakeholder durch eine Befragung der Bewohner und Gewerbetreibenden der Hamburger Altstadt zu ihren Anforderungen und Zukunftsideen für die Hamburger Altstadt durchgeführt. Die Ergebnisse sind Teil der vorgelegten Studie.

Weiterhin wurden Interviews und Gespräche mit wichtigen Akteuren wie dem Verein Altstadt für alle, der Genossenschaft Gröninger Hof und weiteren zu ihren Vorstellungen der zukünftigen Quartiersentwicklung durchgeführt.

Um die Überlegungen zur Quartiersentwicklung und Zwischenergebnisse der Studie zu teilen sowie zusätzlichen Input und Expertise zu generieren, wurde ein öffentlicher Workshop zusammen mit dem Verein Altstadt für Alle durchgeführt, dessen Ergebnisse ebenfalls in die Studie eingeflossen sind.

Präsentation der Ergebnisse
Von uns wird eine Veröffentlichung der Studie nach abschließender Prüfung und Bewertung durch die DBU angestrebt.
Dies kann - je nach Interesse der DBU - im Rahmen einer gemeinsamen Pressemitteilung und zusätzlich einem gemeinsamen Pressetermin (ggfs. unter Einbindung der Behörde für Umwelt, Klima, Energie und Agrarwirtschaft (BUKEA) der Freien und Hansestadt Hamburg) Ende Juli oder Anfang September in Hamburg erfolgen.



Fazit

Zeit umzudenken - Mut für Experimente!
Die Transformation von Parkhäusern kann dazu beitragen, die Stadt lebenswerter und attraktiver zu gestalten, während sie gleichzeitig nachhaltige Entwicklungen fördert und positive Auswirkungen auf das gesamte Quartier verzeichnet. Die Bereitschaft, Risiken einzugehen und Neues auszuprobieren, um innovative Lösungen zu finden ist unverzichtbar, um traditionelle Denk- und Planungsweisen zu überdenken und offen für neue Ideen und Ansätze zu sein.

Nachhaltige Belebung der Innenstadt durch Wohnen!
Die nachhaltige Belebung der Innenstadt durch Wohnen fördert eine lebendige, diverse und sozial ausgewogene Gemeinschaft. Durch die Schaffung von attraktivem Wohnraum in zentralen Lagen werden Fußgängerzonen belebt, der Einzelhandel unterstützt und die lokale Wirtschaft gestärkt. Eine ausgewogene Mischung aus Wohn-, Arbeits- und Freizeitmöglichkeiten trägt zu einer hohen Lebensqualität bei.

öffentliche Parkhäuser sind eine wertvolle Ressource!
Parkhäuser in der Innenstadt, insbesondere solche, die sich auf öffentlichem Grund befinden und im Besitz der öffentlichen Hand sind, können eine wertvolle Ressource sein. Ihre zentrale Lage an wichtigen Verkehrsachsen macht sie zu strategischen Standorten, die für verschiedene Zwecke genutzt werden können.

Nicht jedes Parkhaus eignet sich!
Die Entscheidung, Parkhäuser zu transformieren, sollte sorgfältig abgewogen werden. Dabei sollten sowohl die potenziellen Vorteile als auch die Herausforderungen betrachtet werden, wenn beispielsweise ein Parkhaus aufgrund seiner Bausubstanz oder architektonischen Beschaffenheit nicht für eine langfristige Nutzung geeignet ist.

Bauen Im Bestand muss anders gedacht werden!
Das Bauen im Bestand erfordert einen neuen Denkansatz, der sich von traditionellen Methoden unterscheidet. Es ist wichtig, offen für unterschiedliche Ergebnisse zu sein und flexibel auf die Gegebenheiten vor Ort zu reagieren. Die Minimierung von C02-Emissionen stellt dabei einen Gewinn dar und trägt zu einer nachhaltigeren Bauweise bei. Eine Kultur des Machens fördert den Erfolg, auch wenn dieser sich nicht immer in den klassischen Planungsstrukturen widerspiegelt. Der Fokus sollte weniger auf einem festen Masterplan liegen, sondern vielmehr auf einem adaptiven, schrittweisen Ansatz, der auf die spezifischen Bedürfnisse und Potenziale des Bestands eingeht.

Ein Quartler der Zukunft muss Kllmareslllent sein!
Die Entsiegelung von Flächen und die Förderung grüner und blauer Infrastrukturen sind entscheidend, um eine nachhaltige und widerstandsfähige Stadtentwicklung zu gewährleisten. Der Vorteil der bereits vorhandenen blauen Infrastruktur im Quartier kann genutzt werden, um Wasserretention und -management zu verbessern und die Umgebung zu kühlen. Da unsere Städte derzeit nicht ausreichend klimaresilient sind, müssen wir uns auf Anpassungen und Maßnahmen vorbereiten, um die Auswirkungen des Klimawandels zu mindern und lebenswertere Quartiere zu schaffen.

Autos von den Straßen!
Autos aus dem öffentlichen Raum zu entfernen kann zahlreiche Vorteile bieten, darunter die Schaffung von Freiräumen, die für verschiedene Gemeinschaftsaktivitäten genutzt werden können. Nicht alles muss dabei im Voraus geplant sein. Indem Verantwortung abgegeben und Vertrauen in die öffentliche Nutzung des Raums gesetzt wird, kann eine dynamische und ansprechende Umgebung entstehen.

Ein Quartler der Zukunft muss Kllmareslllent sein!
Die Entsiegelung von Flächen und die Förderung grüner und blauer Infrastrukturen sind entscheidend, um eine nachhaltige und widerstandsfähige Stadtentwicklung zu gewährleisten. Der Vorteil der bereits vorhandenen blauen Infrastruktur im Quartier kann genutzt werden, um Wasserretention und -management zu verbessern und die Umgebung zu kühlen. Da unsere Städte derzeit nicht ausreichend klimaresilient sind, müssen wir uns auf Anpassungen und Maßnahmen vorbereiten, um die Auswirkungen des Klimawandels zu mindern und lebenswertere Quartiere zu schaffen.

Synergien und Solidarität!
Synergien und Solidarität sind Schlüsselkonzepte in der kooperativen Quartierentwicklung. Einzelne Maßnahmen können unabhängig voneinander durchgeführt werden, doch der größte Nutzen entsteht, wenn verschiedene Ansätze miteinander kombiniert werden. Diese Integration führt zu einer nachhaltigen Quartiersentwicklung, in der sich die einzelnen Maßnahmen gegenseitig unterstützen und verstärken. Durch das Zusammenwirken von Projekten wie der Schaffung von Grünflächen, der Förderung des Rad- und Fußgängerverkehrs und der Verbesserung des öffentlichen Nahverkehrs entsteht eine ganzheitliche Entwicklung, die sowohl den Bewohnerinnen als auch der gesamten Stadt zugutekommt.

öffentlicher Raum Ist politisch!
öffentlicher Raum ist politisch, und jede Maßnahme, die positive Effekte aufzeigt und Mehrwerte schafft, kann eine Kettenreaktion von Nachahmung und weiteren Verbesserungen auslösen. Dies führt zu einem positiven Strahleffekt, der das Stadtbild und das Zusammenleben in der Gemeinde nachhaltig bereichert.

Nicht alles muss geplant sein!
Durch die Schaffung von Freiräumen und das Loslassen von Verantwortung kann Vertrauen in die Kreativität und Eigeninitiative der Menschen gesetzt werden, öffentlicher Raum ist stets politisch, und jede positive Maßnahme hat das Potenzial,
Nachahmungseffekte auszulösen. Indem Mehrwerte und positive Auswirkungen sichtbar gemacht werden, kann ein inspirierender Strahleffekt erzielt werden, der die gesamte Gemeinschaft bereichert.

Übersicht

Fördersumme

85.825,00 €

Förderzeitraum

04.10.2023 - 31.12.2024

Bundesland

Hamburg

Schlagwörter