Projekt 39049/01

Entwicklung eines Bewertungs- und Zertifizierungskonzeptes sowie Schulungs- und Qualifizierungsmaßnahmen zur Auflösung des Zielkonflikts Hygiene vs. Mehrweg-Textilien im Gesundheitswesen

Projektdurchführung

Hohenstein Innovations gGmbH
Schlosssteige 1
74357 Bönnigheim

Zielsetzung

Textilien bzw. deren Pendants aus dem Einwegbereich spielen eine große Rolle in nahezu allen Bereichen des Gesundheitswesens. Im OP-Bereich beeinflussen häufig Hygienebedenken die Entscheidung von Kliniken pro Einweg. Einwegprodukte stellen einen großen Teil des Abfallaufkommens dar, wobei der im OP anfallende Müll verbrannt werden muss und keinem Recycling-Verfahren zugeführt werden kann. Auch und vor allem mangelndes Wissen darüber, wie Textilien effizient und hygienisch sicher aufbereitet werden können und was hochwertige Mehrweg-OP-Textilien heutzutage im Vergleich zu Einweg leisten, verhindern einen erfolgreichen Vorstoß in Sachen Mehrweg. Der Konflikt „Hygiene vs. Mehrweg“ im Bereich OP-Textilien und dessen Auflösung soll deshalb im Projekt „CirculTex“ im Mittelpunkt stehen.

Dazu werden umfangreiche Befragungen an deutschen, österreichischen und schweizerischen Kliniken zum Thema textile Einweg- und Mehrweg-Produkte im OP durchgeführt. Informationen zur Hygienesituation und Textilaufbereitung werden gesammelt und bereitgestellt. Darüber hinaus wird ein Kriterienkatalog für prüfbare Qualitätsmerkmale zur zirkulären Nutzung von OP-Textilien im Sinne eines allgemein gültigen Standards entwickelt. Die ausgewerteten Daten und die zusätzlich durchgeführten Lebenszyklusanalysen der entsprechenden Produkte werden zu Schulungen und Webcasts aufbereitet. Diese Informations- und Weiterbildungsmöglichkeiten werden dauerhaft, auch über das Projektlaufende hinaus, angeboten. Dadurch kann Aufklärungsarbeit geleistet werden, dass Mehrweg-Produkte im OP keinen hygienischen Nachteil bringen und im Gegenteil sogar Kosten und Ressourcen schonen und durch ihre Konstruktion die Sicherheit erhöhen. Durch Publikationen in Fachzeitschriften und einen Fachkongress sollen die Projektergebnisse einem breiten Personen- und Anwenderkreis zugänglich gemacht werden.

Durch die Aufklärungsarbeit im Projekt „CirculTex“ wird ein großer Beitrag zur Umweltentlastung geleistet. Eine höhere Akzeptanz von Mehrwegprodukten und jeder Wechsel von Einweg zu Mehrweg trägt dazu bei, Müllmengen aktiv zu reduzieren. Dies entlastet nicht nur bei der Entsorgung von Einwegmüll, sondern schont auch Ressourcen, wie Energie und Wasser, spart Kosten und ermöglicht Rohstoffrecycling.

Arbeitsschritte

Die Grundlage dieses Projektes bildet eine Umfrage unter Kliniken aus den DACH Ländern zum Thema Einweg- und Mehrwegprodukte im OP (angehängter Link). Die gesammelten Antworten werden zu Publikationen und Webcasts aufbereitet.
Komplettiert werden die Daten durch TCO- und Lifecycle-Analysen zu den sterilen Einweg- und Mehrwegprodukten für den OP.

Umfrage CirculTex

Ergebnisse

Der Gesundheitssektor produziert weltweit 4,4% der Treibhausgasemissionen. Das bedeutet mehr Ausstoß als der Flugverkehr oder die Schifffahrt. Auch in Deutschland gehen 5,2% der Gesamtemissionen auf den Gesundheitssektor zurück.
In deutschen OP-Sälen werden jährlich 15-17 Millionen Operationen durchgeführt, wobei durchschnittlich 2-8 kg Müll anfallen, der thermisch entsorgt werden muss und keinem Recyclingprozess zugeführt werden darf. Ein großer Teil dieses Abfallaufkommens stellen OP-Textilien wie Abdecktücher oder OP-Mäntel dar. Mit Hilfe der durchgeführten Umfrage unter Kliniken und einer literaturbasierten Datenanalyse konnte gezeigt werden, dass Mehrweg-OP-Textilien einen deutlichen Mehrwert hätten. Sie stehen ihren Pendants aus dem Einweg-Bereich in Sachen Hygiene und Performance in Nichts nach und können zudem einen großen Beitrag zur Müllreduzierung und zur Nachhaltigkeit leisten. Da der Preis eine große Rolle bei der Beschaffung spielt, lohnt es sich den Preis global über die gesamte Lieferkette zu betrachten. Mehrweg-OP-Textilien sind in der Anschaffung zwar etwas teurer als die entsprechenden Einweg-Produkte, lohnen sich aber bereits nach 20 Wiederaufbereitungszyklen, wobei sie bis zur Entsorgung ca. 80-100 Zyklen durchlaufen.

Öffentlichkeitsarbeit

Die Ergebnisse wurden als Webcast-Reihe aufgenommen und auf der Homepage der Hohenstein Institute veröffentlicht. Zudem erschienen Artikel in der Rechtsdepesche (www.rechtsdepesche.de) und in der Fachzeitschrift R+W Textilservice (Ausgabe 11/ November 2025/ B7011 /124. Jahrgang (www.rw-textilserice.de)).
Das Projekt und die gesammelten Daten wurden auf der Jahrestagung der Gütegemeinschaft Verantwortungsvoller Textilservice in Lübeck durch einen Fachvortrag vorgestellt. Auch im Rahmen der Medica-Messe in Düsseldorf wurde ein Fachvortrag auf dem MedTech-Forum gehalten und die Ergebnisse so publiziert.

webcast-ReiheArtikel RechtsdepescheArtikel R+W Textilservice

Fazit

Die in diesem Projekt durchgeführten Studien und Analysen zeigen, welches Potential zur Reduzierung von CO2-Emissionen und Einsparung an Müllmengen in der Verwendung von Mehrweg-OP Textilien liegt. Es bedarf viel Aufklärungsarbeit und auch Bereitschaft aktiv etwas dafür zu tun, dass sowohl das Angebot als auch die Nachfrage nach Mehrweg-Produkten steigt. Denn nur so kann dieses Potential auch ausgeschöpft werden.

Übersicht

Fördersumme

174.918,00 €

Förderzeitraum

08.12.2023 - 31.12.2025

Bundesland

Baden-Württemberg