Projekt 38710/01

Schäden an historischen Bauwerken durch Bodenveränderungen infolge Klimawandel am Beispiel der Synagoge Worms

Projektträger

Institut für Steinkonservierung e. V.
Große Langgasse 29
55116 Mainz
Telefon: 06131/2016-500

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Die Folgen des globalen Klimawandels durch Extremwetterereignisse sind allerorts feststellbar und betreffen auch die historische Bausubstanz in vielfältiger Weise. Stehen die Folgen von Starkregenereignissen bislang im Fokus des Interesses, sind andere Effekte, wie Bodensenkungen infolge von Austrocknungsprozessen, eher untergeordnet beachtet worden. Jedoch können die zunehmenden Setzungsrisse an Gebäuden oftmals mit langanhaltenden Austrocknungsprozessen in Verbindung gebracht werden. Auch die Synagoge in Worms, als ein prominenter Teil des UNESCO-Weltkulturerbes SchUM-Stätten, zeigt seit einiger Zeit starke Rissbildungen, die nach bisherigen Untersuchungen ihren Ursprung in den Ton- oder Lehmschichten haben, die unmittelbar ans Fundamentmauerwerk angrenzen oder Bestandteil dessen sind. Die aktuell kritische Entwicklung der Rissverläufe führt zur Gefährdung der Standsicherheit und schränkt die Zugängigkeit ein. Hieraus ergibt sich der Bedarf zu wissenschaftlichen Erforschungen der Schadensentwicklungen und die Ausarbeitung von objektspezifischen Lösungsansätzen.
Die genauen Hintergründe der aufgezeigten Problematik sind in den relevanten Fachkreisen kaum bekannt, so dass im Rahmen eines interdisziplinären Fachkolloquiums verschiedene wirksame und nachhaltige Sanierungskonzepte vorgestellt und diskutiert wurden. Eine Exkursion zur Synagoge verdeutlichte durch die starken Bauwerksschäden die besondere Brisanz des Themas.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenDas Fachkolloquium wurde vom 21. - 22. März 2023 in Worms durchgeführt. Am ersten Veranstaltungstag wurden zunächst aktuelle Kenntnisse zum Klimawandel vorgestellt. Daneben wurden verschiedene Maßnahmen im Umgang mit vergleichbaren Setzungserscheinungen an denkmalgeschützten Bauwerken sowie auch geotechnische Methoden in Abhängigkeit von jeweiligen Bodenverhältnissen zur Ertüchtigung des Untergrundes kritisch erörtert. Anschließend konnte die Wormser Synagoge in kleinen Gruppen besucht und fachkundig hinsichtlich der momentanen Schadensbilder vorgestellt werden. Am zweiten Veranstaltungstag wurden konkrete Untersuchungsergebnisse und denkmalpflegerische sowie bautechnische Zielstellungen für die Synagoge dargestellt. Besondere Beachtung wurde dabei auf die religiösen, archäologischen und historischen Hintergründe gelegt. Die Tagung endete mit einer Podiumsdiskussion mit Teilnehmern aus Archäologie, Baudenkmalpflege sowie Architektur und Tragwerksplanung.
Nach lebhafter Abschlussdiskussion wurde beschlossen, das Konzept eines Feuchtemanagements weiterzuverfolgen und nach Möglichkeit an der Synagoge Worms modellhaft zum Einsatz zu bringen. Dies bedingt weitere Untersuchungen und Ausarbeitungen vor allem zu den Boden- und Grundwasserverhältnissen direkt an der Synagoge sowie eine Machbarkeitsstudie zu einem Feuchtemonitoring im tonhaltigen Untergrund, mit dem Ziel, einen stabilen, gleichmäßigen Feuchtegehalt, z. B. mittels gezielter Bewässerung während tiefgründiger Austrocknungszeiten, zu ermöglichen. Mit diesen individuell an die besondere Bausituation angepassten Maßnahmen soll pauschalen Sanierungskonzepten z. B. mittels Nachgründung, Fundamentunterfangung und Bodenertüchtigung entgegengesteuert werden. Diese sind oft mit massiven Eingriffen und potentiell negativen Auswirkungen auf die archäologischen und bauhistorischen Befunde verbunden. Eine Übertragbarkeit auf andere sensible Bauwerke wird angestrebt.
Die Beiträge zur Tagung werden anschließend verschriftlicht und in der Berichtsreihe der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz, Direktion Landesdenkmalpflege, publiziert.

Übersicht

Fördersumme

21.075,00 €

Förderzeitraum

24.02.2023 - 30.06.2024

Bundesland

Rheinland-Pfalz

Schlagwörter

Klimaschutz
Landnutzung
Ressourcenschonung
Umweltforschung
Umwelttechnik