Klimarobuste Agrargehölze für Agroforstsysteme in dürregefährdeten Regionen (Klim-Agrar-Gehölze)
Projektdurchführung
Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde
FG Agrarökologie und nachhaltige Anbausysteme
FB Landschaftsnutzung und Naturschutz
Schicklerstr. 5
16225 Eberswalde
Zielsetzung und Anlass des Vorhabens
Agroforstsysteme haben zahlreiche positive Effekte auf die Ökologie, Ökonomie und Soziales. Sie ermöglichen die nachhaltige Erzeugung von Lebensmitteln bei gleichzeitiger Erhaltung von Agrar-Ökosystemen und fördern die Extensivierung der Agrarlandschaft. Eine Ausweitung der Agroforstwirtschaft gilt als Treiber für die Nachhaltigkeitstransformation in der Landwirtschaft.
Aufgrund der verstärkt auftretenden klimatischen Extrembedingungen, wie Dürre- und Hitzeereignisse mit Temperaturen bis zu 40 °C (2022), ist die Etablierung von Gehölzen auf landwirtschaftlichen Flächen jedoch zunehmend herausfordernd. Viele Agroforst-Neuanlagen weisen hohe Ausfallraten und ein mäßiges Gehölzwachstum auf. Die notwendigen Nachpflanzungen und Pflegemaßnahmen sind arbeits- und kostenintensiv und stellen für landwirtschaftliche Betriebe eine Herausforderung neben dem Tagesgeschäft dar. Es besteht die Gefahr, dass klimatische Extremsituationen die Etablierung von Agrarholz so stark beeinträchtigen, dass Agroforstsysteme ihr Anpassungs- und Abmilderungspotenzial an die Klimakrise nicht entfalten können.
Im Rahmen des dreijährigen Forschungsprojekts Klimarobuste Agrargehölze für Agroforstsysteme in dürregefährdeten Regionen wird deshalb untersucht, wie die erfolgreiche Etablierung von Gehölzen in Agroforstsystemen unter zunehmenden klimatischen Extrembedingungen gelingen kann. Ziel des Projekts ist es, die bestehenden Wissenslücken zu klimarobusten Baumarten/Sorten und praktikablen Pflanzqualitäten durch Feldexperimente zu schließen. Die Untersuchungen sollen dazu beitragen, Erkenntnisse zur erfolgreichen Etablierung von Gehölzbeständen mit dauerhafter Pflanzengesundheit und regelmäßigen Zuwächsen zu gewinnen, und dadurch Nachpflanzungen in Agroforstsystemen zu minimieren. Die Ergebnisse sollen Expert*innen und Praktiker*innen in der Landbewirtschaftung zugänglich gemacht werden und so in Zukunft eine risikominimierte, erfolgreiche Etablierung von Agroforstsystemen ermöglichen.
Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenDas Projekt gliedert sich in drei Projektphasen (I-III).
Projektphase I: Recherche, Lernen aus der Praxis, Aufbau des Forschungsdesigns
Die Arbeitsschritte umfassen Recherche, Stakeholder-Analyse, Akteursübersicht, Praktiker*innen-Umfrage und Expert*innen- Workshops. Zentral für diese Projektphase sind die Bündelung bereits vorhandener Wissensressourcen aus der Praxis und der Aufbau eines Projekt-Netzwerks.
In einer Praktiker*innen-Umfrage (telefonische Experteninterviews + und qualitative Auswertung) werden die Erfahrungen von Praxisbetrieben mit der Etablierung der Gehölze in trockenen Regionen (Ausfallquoten, Wuchsverhalten, Anlage, Initialpflege, lessons learned) zusammengetragen.
Innerhalb eines Expert*innen-Workshops oder einer Umfrage werden zudem die Erfahrungen von Agroforstberater*innen und Baumschulen erfasst.
Basierend auf den Ergebnissen und gemeinsam mit den Praxispartner*innen werden geeignete Arten und Sorten ausgewählt und das genaue Versuchsdesign für die Feldversuche entworfen.
Projektphase II: Feldversuch auf drei Ackerstandorten
Nach der Konzeption des Feldversuchs soll mit der Anlage der Agroforst-Versuchsflächen im Winter 2025 die Projektphase II beginnen. Auf allen Flächen soll ein vergleichbares Pflanzdesign bzgl. der Baumarten/Sorten, Pflanzqualitäten und Verfahren umgesetzt und im Winter 2025 gepflanzt werden.
In den zwei darauffolgenden Vegetationsperioden (2026 und 2027) sollen die begleitenden wissenschaftlichen Untersuchungen auf den Flächen stattfinden. Die Feldversuche sollen Aufschluss darüber geben, wie sich die ausgewählten Baumarten/Sorten unter realen Bedingungen und bei extensiver Pflege in den ersten Jahren entwickeln. Weiterhin soll untersucht werden, welche Zusammenhänge zwischen den Pflanzqualitäten und dem Anwuchs- und Zuwachsverhalten der Gehölze bestehen.
Folgende Parameter und Vergleiche sollen innerhalb des Feldversuches erhoben und durchgeführt werden:
- Ausfallraten
- Vitalitätsbonitur
- Biomasse, Kohlenstoffspeicherung
- Photosynthese-Raten
- Zuwächse: Höhen- und Dickenwachstum
- Entwicklung des Wurzelwerks
- Vergleich der Wachstumsperformance verschiedener Baumarten/Sorten und Pflanzqualitäten
- ökonomische Berechnung der Pflanzung und des Management
Projektphase III: Projektkommunikation, Wissenstransfer und Multiplikation
Die Projektphase III beginnt mit der Anlage des Feldversuchs und wird parallel zu Phase II bis zum Ende der Projektlaufzeit durchgeführt. Im Zentrum stehen dabei die Projektkommunikation, der Wissenstransfer und die Multiplikation der Ergebnisse.
Folgende Punkte sind u. a. geplant:
- öffentlichkeitswirksame Pflanzaktion gemeinsam mit den Betrieben
- Veröffentlichung der Zwischenergebnisse in Fachkreisen
- Organisation von Feldtagen/Workshops
- Vorträge auf Konferenzen (Agroforst-Forum; Wissenschaftstagung Ökolandbau, Tagung der Gesellschaft für Pflanzenbauwissenschaften)
- Beiträge in Fachzeitschriften
- Integration in die Agroforst Lehrmodule an der HNEE
- Einbindung der Ergebnisse in das InnoForum Ökolandbau Brandenburg
- Videoproduktion zur erfolgreichen Etablierung von Agrargehölzen