Projekt 38679/01

mehrweg.einfach.machen die Allianz der Mehrweg-Macher:innen. Gemeinsam machen wir Mehrweg zum neuen Standard.

Projektdurchführung

ProjectTogether gGmbH
Karl-Liebknecht-Str. 34
10178 Berlin

Zielsetzung

Ausgangssituation und identifizierte Defizite:
Die zunehmende Verpackungskrise stellt eine erhebliche ökologische und gesellschaftliche Herausforderung dar. Mit durchschnittlich 237 Kilogramm Verpackungsabfall pro Kopf jährlich zählt Deutschland zu den Spitzenreitern in Europa. Insbesondere die Gastronomiebranche fungiert als zentraler Verursacher von Einwegmüll, wobei im Jahr 2023 rund 14,6 Milliarden Einwegverpackungen in Umlauf gebracht wurden – bei einem Mehrweganteil von lediglich 1,6 %. Die Produktion und Entsorgung dieser Verpackungen trägt maßgeblich zu Ressourcenverbrauch, Umweltbelastung und Treibhausgasemissionen bei. Trotz der Einführung regulatorischer Maßnahmen wie der Mehrwegangebotspflicht (MAP) zum 01.01.2023 zeigen sich in der praktischen Umsetzung erhebliche Hürden:mangelnde Mehrweg-Infrastruktur, “wenig convenience” für Verbraucher:innen, unterschiedliche Standards und Technologie. Aktuelle Rahmenbedingungen begünstigen Einweg. Es bestehen ungleiche Wettbewerbsbedingungen zwischen Mehrweg und Einweg.

Zielsetzung des Förderprojekts:
Im Rahmen des geförderten Projekts wurde die Umsetzungsallianz mehwerg.einfach.machen. von ProjectTogether, WWF Deutschland und dem Mehrwegverband Deutschland initiiert. Die große Vision der Umsetzungsallianz ist es, Mehrweg langfristig zum neuen Standard zu machen. Dabei zielt das Vorhaben darauf ab, systemische Hindernisse bei der Einführung von Mehrweg-To-Go-Lösungen zu identifizieren und praxistaugliche Strategien für deren Überwindung zu entwickeln und zu testen. Durch einen Collective-Action-Ansatz werden Akteur:innen aus Wirtschaft, Politik und Zivilgesellschaft in einer missionsorientierten Zusammenarbeit mobilisiert, um flächendeckende, skalierbare Mehrwegsysteme zu etablieren und die notwendigen Voraussetzungen für diese Mehrwegsysteme zu schaffen. Das übergeordnete Ziel ist es, die Umweltauswirkungen von Verpackungsmüll nachhaltig zu verringern, den Rohstoffverbrauch zu senken und einen Beitrag zur Reduktion von Treibhausgasemissionen zu leisten. Damit wird ein bedeutender Beitrag zur Umsetzung der Kreislaufwirtschaftsziele und zum Schutz von Klima und natürlichen Ressourcen geleistet.

Arbeitsschritte

Gestartet sind wir mit dem strategischen Aufbau der Zusammenarbeit mit WWF Deutschland und dem Mehrwegverband Deutschland. Gemeinsam haben wir einen iterativen, hypothesenbasierten Ansatz zur Förderung von Mehrweg-To-Go-Systemen verfolgt.
Im Zentrum stand dabei der sogenannte Collective-Action-Ansatz, der auf zielgerichtete Zusammenarbeit zwischen Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft setzt. Ziel war es, durch gemeinsames Lernen und Handeln systemische Barrieren abzubauen – und konkrete Lösungen zu entwickeln, zu testen und zu verbreiten.

Die Arbeit erfolgte in mehreren ineinandergreifenden Phasen:
Sondieren & Verstehen: Zu Beginn stand die Frage: Wo liegen die größten Herausforderungen für eine breite Mehrweg-Transformation? In Interviews und Workshops mit zentralen Akteur:innen (z. B. Kommunen, Systemanbietern, Unternehmen) wurden erste Hypothesen gebildet – etwa zur Rolle fragmentierter Infrastrukturen oder Akzeptanzhürden bei Nutzer:innen.

Hypothesen entwickeln & testen: Auf Basis dieser Erkenntnisse wurden gezielt Hypothesen formuliert, z. B. „Eine einfache Rückgabeoption erhöht die Nutzungsbereitschaft bei Verbraucher:innen“. Daraus entwickelten wir gemeinsam mit Partner:innen erste Handlungsoptionen und Prototypen – von kleinen Experimenten bis zu komplexeren Reallaboren.

Interventionen umsetzen: Acht dieser Ansätze wurden als sogenannte Collective-Action-Projekte (CAPs) umgesetzt. Diese CAPs dienten dazu, unter realen Bedingungen gemeinsam mit relevanten Akteur:innen (z. B. Städte, Unternehmen, Verbände) konkrete Lösungsansätze zu testen – etwa zur Anbieter-übergreifenden Rückgabe im öffentlichen Raum oder zur Integration von Mehrweg in Unternehmensstandorte.

Lernen, auswerten & weiterentwickeln: Die Erfahrungen aus den CAPs wurden systematisch ausgewertet. Die daraus gewonnenen Erkenntnisse flossen in Lernformate wie „Lernlabore“ ein und halfen dabei, neue Akteure einzubinden sowie weitere Aktivitäten anzustoßen. Dabei stand stets die Frage im Vordergrund: Was wirkt wirklich – und warum?

Besonders innovativ war die Kombination aus hypothesenbasiertem Arbeiten, agiler Steuerung und einem offenen Lernprozess mit vielen Beteiligten. So entstand nicht nur eine belastbare Wissensbasis, sondern auch eine breite Allianz für den Mehrwegwandel.

Ergebnisse

Aufbau eines starken Bündnisses
Mit der Umsetzungsallianz mehrweg.einfach.machen. ist es gelungen, über 200 Akteur:innen aus Wirtschaft, Kommunen, Zivilgesellschaft, Wissenschaft und Verwaltung in einem vertrauensbasierten Netzwerk zu vereinen.
Diese Allianz war das Rückgrat aller Aktivitäten – sie ermöglichte nicht nur Umsetzungsvorhaben, sondern auch sektorübergreifendes Lernen und politische Rückkopplung.Die daraus entstandenen Erfahrungen, Strukturen fließen nicht zuletzt u.a. auch direkt in das neue DATIpilot-Vorhaben MEHRCE ein.

Konkrete Umsetzungsformate
In acht praxisnahen Umsetzungsformaten (z. B. Reallaboren, Experimentierräumen und Pilotmaßnahmen) wurden zentrale Hebel für Mehrweg identifiziert und getestet – etwa anbieterübergreifende Rückgabe in München, Nudging-Interventionen in der Systemgastronomie oder Mehrweg bei Großveranstaltungen mit über 130.000 Gästen. Dabei wurde getestet, was unter realen Bedingungen funktioniert – und was nicht. Die daraus gewonnenen Erkenntnisse wurden systematisch aufbereitet und mit dem Ökosystem geteilt. Sie bilden die Grundlage für weitere Vorhaben.

Brücke zur Politik
Erfahrungen aus der praktischen Umsetzung wurden kontinuierlich in den politischen Raum zurückgespielt. Über unser Policy Paper, den Dialog mit Bundesministerien und über die Schirmherrschaft des BMUV entstand ein funktionierender Policy-Feedback-Loop bei dem wir u.a. ganz konkrete Empfehlungen zur Weiterentwicklung der Mehrwegangebotspflicht (MAP) eingebracht haben.

Systemisches Lernen und Transfer
Die Skalierung von Mehrweg ist kein linearer Prozess, sondern eine komplexe Herausforderung. . Die Allianz hat deshalb neue Arbeitsformen erprobt: hypothesenbasiertes Vorgehen, agile Lernarchitekturen, Collective Action und Co-Design. Diese Erfahrungen sind nicht nur für das Thema Mehrweg relevant – sie geben auch wertvolle Impulse für andere Akteur:innen, die an komplexen gesellschaftlichen Herausforderungen arbeiten.

Eine umfassende Darstellung der Ergebnisse und Erkenntnisse des Projekts - sowohl für Mehrweg To-Go als auch für Transformationsprozesse allgemein - sind im Learning Report auf der "mehrweg.einfach.machen." Website veröffentlicht.

Learning Report mehrweg.efinach.machen.

Fazit

In den letzten zwei Jahren haben wir durch unsere Pilotprojekte wertvolle Erkenntnisse für die Skalierung von Mehrweg-Systemen gewonnen. Dabei wurde deutlich, dass es mehr braucht als einzelne Vorhaben, um nachhaltige Wirkung zu erzielen. Erfolgsfaktoren sind das frühzeitige Einbinden verschiedener Perspektiven, wirtschaftliche Anreize sowie eine alltagstaugliche Rückgabeinfrastruktur. Ergänzend braucht es strukturierte Lernprozesse, um neue Lösungen wirksam zu verankern – hierfür haben wir eine solide Grundlage geschaffen.

Unsere Erfolge beruhen auch auf systemischer Zusammenarbeit und dem Dialog zwischen Praxis und Politik. Eine Weiterentwicklung der politischen Rahmenbedingungen ist entscheidend, um ambitionierte Ziele zu realisieren. Die anstehende Novelle des Verpackungsgesetzes und die Umsetzung der Europäischen Verpackungsverordnung (PPWR) bieten Chancen, die Skalierung von Mehrweg durch neue Finanzierungsmechanismen gezielt zu fördern. Die bestehenden Allianzen bieten eine gute Basis für eine ambitionierte, praxisnahe Umsetzung.

Der Aufbau weiterer Kooperationsstrukturen bleibt zentral. Ab 2025 bietet das DATIpilot-Projekt MEHRCE die Chance, Forschung und Praxis im Bereich Mehrweg enger zu verzahnen.

Fazit: Der Weg zu einem flächendeckenden Mehrweg-Standard ist komplex und erfordert langfristig koordinierte Anstrengungen, neue Partnerschaften und flexible Ansätze.

Übersicht

Fördersumme

303.233,00 €

Förderzeitraum

20.03.2023 - 31.12.2024

Bundesland

Berlin

Schlagwörter

Umweltkommunikation