Forschungsstätte der evangelischen
Studiengemeinschaft e. V. (F.E.S.T.)
Institut für Interdisziplinäre Forschung
Schmeilweg 5
69118 Heidelberg
Mit der Vorstudie ist geplant, in einem ersten Arbeitsschritt eine Bestandsaufnahme der nationalen und internationalen Diskussion zum „Grünen Museum“ vorzunehmen. Diese Darstellung und Auswertung sollen als Grundlage dienen, um in einem zweiten Schritt eine Sammlung von nationalen und internationalen best-practice-Beispielen zusammenzustellen, die sich bereits auf den Weg zum „Grünen Museum“ gemacht haben. Sowohl der State of the Art als auch die best-practice-Beispiele sollen dann in eine erste Handreichung zu Grünen Museen zusammengefasst werden, die sich an folgenden Aspekten orientiert, nämlich (1) Managementsystemen, (2) Ressourcenverbrauch, (3) Steuerung von Heizung, Kühlung, Lüftung, (4) Mobilität, (5) sorgsames Material und Abfallmanagement und (6) Gebäudemanagement und nachhaltige Gebäudekriterien.
Das beantragte Vorhaben „Grünes Museum und klimagerechte Kultur“ wird beim „Förderthema 12: Bewahrung und Sicherung national wertvoller Kulturgüter vor schädlichen Umwelteinflüssen“ verortet und eingereicht. Mit ihm soll es gelingen, durch die Analyse und Deskription der genannten best-practice-Beispiele Strategien und Konzepte zur präventiven Konservierung, Sicherung und Bewahrung sowie Wartung und Pflege national wertvoller Kulturgüter und historischer Kulturlandschaften zu erarbeiten. Im Mittelpunkt wird die Aufgabe stehen, die Museen in Deutschland auf den Klimawandel und die damit verbundene Klimaanpassung durch zielführende Maßnahmen besser vorzubereiten. Dabei geht es um Einsparungen bei den Ressourcen im Betrieb (Strom, Wärme/Lüftung und Wasser) und im Bau (Graue Energie, Lebenszyklusanalyse), denn unter den veränderten klimatischen Bedingungen müssen die Museen anders gebaut und betrieben werden (höhere Maximaltemperaturen und -feuchten im Sommer, niedrigere Minimaltemperaturen und -feuchten im Winter, erweiterte Schwankungsbereiche für Feuchte und Temperatur), um die zum Erhalt von national wertvollem Kunst- und Kulturgut notwendigen konservatorischen Bedingungen zu gewährleisten. Momentane Entwicklungen in der Energieversorgung unterstreichen allerdings die Notwendigkeit, hier intensiver gegenzusteuern, denn die Kosten steigen exorbitant an. Die von uns in ausgewählten nationalen und internationalen Fallstudien analysierten Maßnahmen sollen nach folgenden Kriterien geclustert werden, die auch die Grundstruktur für eine erste Handreichung in Richtung „Grünes Museum“ bilden:
• Nachhaltige Gebäudekriterien;
• Verbesserung des Gebäudemanagements und des laufenden Betriebs von Museen;
• Zusammenstellung von ersten Grundsätzen für Bau und Instandsetzung von Museen und weiteren Memory Institutions;
• Einführung von Managementsystemen zu Energie, Umwelt, Nachhaltigkeit und Klimaschutz;
• Einsparung von Strom, Wärme, Kälte;
• Ökologische Steuerung von Heizung, Kühlung, Lüftung;
• Entwicklung von risiko- und prozessorientierten Ansätzen der Präventiven Konservierung für die Erhaltung von national wertvollem Kunst- und Kulturgut;
• Mobilität;
• Sorgsames Material- und Abfallmanagement.
In einer Nachfolgestudie ist geplant, die Vorgaben der Europäischen Kommission zur geplanten Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) in Modellvorhaben auf exemplarisch ausgewählten Museen oder andere Memory Institutions zu übertragen und zu evaluieren. Parallel dazu hat die Europäische Kommission auch Anforderungen zur Klimaberichterstattung und den damit verbundenen Anforderungen einer Risikoanalyse (Stichwort „Doppelte Materialität“) vorgelegt, die ebenfalls berücksichtigt werden sollen. Ebenso soll auch auf laufende Bedarfe der Bundesregierung zur Energieeinsparung und Klimaanpassung eingegangen werden. Des Weiteren sollen die bisherigen Ergebnisse und Handlungsanleitungen mit der Fachöffentlichkeit erörtert werden, um einen für die Museumslandschaft möglichst übergreifenden Konsens zu erreichen. Drittens sollen zentrale Indikatoren für eine Nachhaltigkeitsberichterstattung vorgeschlagen werden und parallel die bisherigen Erkenntnisse auf einzelne Museen als Leuchtturmprojekte übertragen werden. Im Endergebnis wird eine aus Theorie und Praxis, mit Erfahrungen aus der Museumslandschaft und externem Fachwissen gespeiste weitere Handreichung erstellt, mit dem Ziel, einen neuen „State of the Art“ für nachhaltige Museen darzulegen.
Das Projekt gliederte sich in eine Reihe miteinander verknüpfter Arbeitsschritte, mit dem Ziel, den aktuellen Stand von Klimaschutz und Nachhaltigkeit im Museumssektor zu erfassen und eine praxisorientierte Handlungshilfe zur Unterstützung des Transformationsprozesses hin zu umweltverantwortlichem Handeln zu entwickeln. Ein erster zentraler Arbeitsschritt bestand in der Konzeption und Verbreitung eines digitalen Fragebogens, der Informationen über Nachhaltigkeitsaktivitäten im Museumsbereich erfassen sollte. Der Fragebogen wurde über die Plattform Lamapoll erstellt und über nationale sowie internationale Netzwerke verbreitet – unter anderem mit Unterstützung des Deutschen Museumsbundes und über verschiedene Mailinglisten. Zusätzlich wurden einzelne Museen direkt angesprochen, und das Projektteam stand in engem Kontakt mit den Einrichtungen, um Rückfragen zu klären und die Teilnahme zu erleichtern.
Die Erhebungsphase fand zwischen November 2023 und Februar 2024 statt. Die Ergebnisse lieferten wertvolle Einblicke in den Status quo der Klimaschutzmaßnahmen und Herausforderungen im Sektor. Parallel dazu wurden im zweiten Arbeitsschritt sogenannte best-practice-Beispiele identifiziert und analysiert. Hierzu wurde ein strukturierter Bewertungsrahmen entwickelt, anhand dessen ausgewählte Museen im Hinblick auf Aspekte wie Gebäudestruktur, Energieverbrauch, Be-triebsabläufe und Klimastrategien untersucht wurden. Die Datenerhebung erfolgte über Webseiten, Jahresberichte, persönliche Kommunikation und – sofern verfügbar – veröffentlichte Energieverbrauchs- oder CO₂-Bilanzen. Diese Erhebungen bildeten die Grundlage für die Entwicklung einer praxisnahen Handlungshilfe, die Museen einen strukturierten Weg zur Nachhaltigkeit aufzeigt, sie bei der Reduktion ihrer Umweltbelastung unterstützt und sie auf die Herausforderungen des Klimawandels vorbereitet. Dabei wurden auch bestehende Leitfäden gesichtet und evaluiert, um vorhandene Erkenntnisse zu integrieren und die Handlungshilfe als Weiterentwicklung aktueller Praxis zu positionieren. Durch die Kombination quantitativer Datenerhebung mit qualitativer Fallanalyse entstand ein umfassendes Wissensfundament, das nicht nur den Ist-Zustand widerspiegelt, sondern auch Perspektiven für zukünftige Entwicklungen eröffnet. Der gewählte Ansatz geht über den bisherigen Stand von Wissen und Praxis hinaus und trägt durch gezielte Maßnahmen zur langfristigen ökologischen Entlastung bei.
Das Hauptziel, den aktuellen Stand der nachhaltigen Entwicklung in Museen sowohl national als auch international zu evaluieren, wurde durch eine Umfrage erreicht. Zwar war trotz intensiver Bemühungen die Rücklaufquote niedrig, doch lieferten die Ergebnisse wertvolle Einblicke in die umwelt- und klimapolitische Situation sowohl deutscher als auch internationaler Museen.
Viele der befragten Museen setzen bereits energieeffiziente Maßnahmen um, führen Energie-, Umwelt oder Klimamanagementsysteme ein und erarbeiten Strategien zur Verringerung der CO₂-Emissionen oder planen sie. Allerdings bestehen weiterhin Herausforderungen, wie unzureichende Gebäudeisolierung und der Bedarf an verbesserten Maßnahmen zur Temperatur- und Luftfeuchtigkeitsregelung. Obwohl viele Museen Klimaneutralität bis 2030 oder 2035 durch den Einsatz erneuerbarer Energien und CO₂-Kompensation anstreben, sind zusätzliche Anstrengungen erforderlich. Viele Museen ergreifen daher proaktive Maßnahmen, wie Investitionen in erneuerbare Energien und die Verbesserung der Gebäudeinfrastruktur.
Die Umfrageergebnisse bestätigen, dass die Museen noch in der frühen Phase ihres Übergangs zur Klimaneutralität sind. Nur wenige von ihnen haben bereits umfassende Klimabilan-zen entwickelt. Dies verdeutlicht den Bedarf an praktischer Unterstützung für Museen, der mit der Entwicklung der Broschüre „Auf dem Weg zum Grünen Museum: Handlungshilfe zur Klimabilanzierung und zum Gebäudemanagement“ vorgenommen wurde.
Ein weiteres wichtiges Ergebnis des Projekts war die Sammlung von best-practice-Beispielen. Die Zusammenstellung nationaler und internationaler Museen liefert eine Vielzahl innovativer Strategien für energieeffiziente Gebäudekonzepte, die Einführung von Managementsyste-men, die Erstellung von Klimabilanzen und Verbesserung der Klimaresilienz umsetzen. Die best-practice-Beispiele können als wertvolle Ressource für Museen dienen, die auf ihrem Weg zur Nachhaltigkeit Orientierung suchen und von den Erfahrungen anderer lernen möchten.
Die gesammelten best-practice-Beispiele zeigen das wachsende Engagement des Museumssektors für Nachhaltigkeit, da Institutionen Das Projekt hat erfolgreich gezeigt, dass der Wandel bereits im Gange ist und dass Museen weltweit zunehmend klimabewusste Strategien in ihre Betriebsabläufe integrieren.
Die im Rahmen des Projekts entwickelte Handlungshilfe zur Klimabilanzierung und zum Ge-bäudemanagement dient als praxisorientierte Ressource für Museen, die nachhaltige Praktiken umsetzen und ihre Umwelt- und Klimabilanz verbessern möchten. Diese Handlungshilfe wird als pdf-file auf den Homepages der Deutschen Bundesstiftung Umwelt, der Forschungsstätte der Ev. Studiengemeinschaft und des Rathgen-Forschungslabors abzurufen sein. Darüber hinaus wird das Projekt aktiv über verschiedene Kanäle nach außen getragen sowie auf nationalen und internationalen Konferenzen vorgestellt. Geplante Maßnahmen über die Projektdauer hinaus werden weiterhin dazu beitragen, die Ergebnisse zugänglich zu machen, insbesondere für kleine und mittlere Museen, um sicherzustellen, dass diese Praktiken im gesamten Museumssektor weite Verbreitung finden.
Das Projekt hat unser Verständnis für Nachhaltigkeitsbemühungen im Museumssektor sowohl auf nationaler als auch auf internationaler Ebene erfolgreich erweitert. Durch Umfragen, Fallstudien und Forschungen haben wir wertvolle Einblicke in den Stand des Umweltschutzes und der Klimaschutzinitiativen innerhalb kultureller Institutionen gewonnen. Diese Ergebnisse verdeutlichen nicht nur Fortschritte, sondern zeigen auch bestehende Herausforderungen auf und bieten Orientierung für Museen in verschiedenen Phasen ihrer Nachhaltigkeitsreise.
Ein zentrales Ziel des Projekts war es, den aktuellen Stand der nachhaltigen Entwicklung in Museen zu bewerten und best-practice-Beispiele verschiedener Museen zusammengetragen, die bereits energieeffiziente Technologien, Ressourcennutzungsstrategien und Klimaschutzmaßnahmen umgesetzt haben. Die im Rahmen des Projekts erstellte „Handlungshilfe zur Klimabilanzierung und zum Gebäudemanagement“ soll Museen strukturierte Strategien zur Erreichung langfristiger Klimaschutzziele bieten. Obwohl das Projekt bedeutende Fortschritte bei der Förderung der Nachhaltigkeit im Museumssektor erzielt hat, zeigt sich, dass die Umstellung auf Klimaneutralität bei vielen Institutionen noch in den Anfängen steckt. Weitere Anstrengungen, Zusammenarbeit und Engagement sind entscheidend, um diese Dynamik fortzusetzen. Letztlich legt das Projekt eine solide Grundlage für Museen, um aktiv zu den globalen Klimazielen beizutragen.