Projekt 38230/01

Hochwertige Kreislaufführung von Textilien durch Upcycling erstmals von Stoffflächen

Projektträger

MOOT Upcycling GmbH
Juliusstr. 64
12051 Berlin
Telefon: +49 176 63442934

Zielsetzung

MOOT (Made Out Of Trash) möchte ein alltägliches, aber viel zu wenig diskutiertegesellschaftliches Problem angehen: Die Produktion von Textilien, genauer gesagt Kleidung. Kleidung ist zu einer Wegwerfware geworden. Recycling findet kaum statt, stattdessen funktioniert die Textilwirtschaft überwiegend linear, ganz nach dem Motto “take-make-waste”. Fast Fashion und der Modekonsum sind längst zum globalen ökologischen und gesellschaftlichen Problem gereift und finden aktuell ihren Höhepunkt.Zumindest in der westlichen Welt ist nachhaltiger Konsum jedoch längst kein Nischenthema mehr. Konsument:innen fordern mittlerweile also mehr Alternativen, finden diese aber weder bei den großen Modehäusern, noch (bzw. kaum) bei herkömmlichen Fair-Fashion-Labels. Letztere bieten zwar ein ökologischeres Angebot als Fast-Fashion-Konzerne, setzen allerdings eher auf ressourcenaufwändiges Recycling von textilen Fasern. Statt dem vermeintlich “nachhaltigen” Angebot von Produkten aus überwiegend recycelten Materialien bedarf es einer Kreislaufführung, die alle Stufen des Lebenszyklus eines Produktes berücksichtigt und das Leben von Materialien verlängert. Nach aktuellem Stand der Technik und des Wissens fehlt es jedoch bisher an massentauglichen Ansätzen, die eine ganzheitliche Kreislaufführung von Textilien ermöglichen.

MOOT macht die vollständige Wiederverwendung bereits produzierter Textilien
massentauglich und folgt somit dem “Circular Economy” Ansatz. MOOT´s Re-Design Produkte bestehen zu 100% aus weggeworfenen Textilien, bei denen die Potenziale intakter, textiler Flächen genutzt werden. Dadurch hat MOOT einen innovativen Ansatz geschaffen, der sich vom Designprozess traditioneller Recycling-Modeunternehmen unterscheidet. Gleichzeitig ist das Ergebnis umso ökologischer: Sie benötigen weniger CO2, Wasser und Produktionsschritte, können die gesamte Produktion ausschließlich in Deutschland durchführen und müssen keinerlei neu produzierte Fasern hinzufügen.
Das Unternehmen MOOT haben Nils Neubauer (Modedesigner) und Michael Pfeifer (Betriebswirt) 2020 gegründet.

MOOT legt Wert auf einen ganzheitlich nachhaltigen Ansatz. Durch die flächige Verarbeitung von ausschließlich aussortierten Textilien, sparen sie bei der Produktion nicht nur wertvolle Ressourcen, sondern benötigen ebenfalls 90% weniger CO2 und 99,9% weniger Wasser als bei der herkömmlichen Kleidungsproduktion. Dieses holistische Nachhaltigkeitskonzept übertragen sie nun auch auf das Projekt „Kreislaufführung von Textilien durch Upcycling” und steigern somit ihr Umweltentlastungspotenzial noch weiter.

Zusammenfassend arbeitet MOOT mit dem Projekt „Kreislaufführung von Textilien durch Upcycling“ an folgenden Zielsetzungen: 1) die Identifikation von upcycling-tauglichen Materialien, 2) die Entwicklung von Kompetenzen, um diese Materialien zu neuwertigen Produkten zu verarbeiten und 3) die Vermarktung der Produkte.

Das finale Ziel ist, dass sich Kund:innen von Kopf bis Fuß in upgecycelter Mode kleiden können und MOOT somit ein maximales Umweltentlastungspotential bietet.

Arbeitsschritte

Indem weitere Materialien als upcycling-tauglich identifiziert werden, müssen diese nicht mehr CO2-intensiv verbrannt werden, sondern können in Zukunft zu neuwertiger Kleidung umgewandelt werden. Während MOOT bislang nur Heimtextilien wie Jersey-Bettwäsche und Wolldecken für die Herstellung der Produkte nutzt, werden sie im Rahmen dieses Projektes zunächst zehn weitere Materialien auf ihre Upcycling-Tauglichkeit prüfen. Hierzu werden Expert:innen-Interviews Aufschluss über die Häufigkeit und Qualität der Textilien, den aktuellen Warenfluss und potenzielle Lieferketten geben.
Auf Grundlage dessen sollen mindestens zehn neue Materialien in die Testphase übergehen und durch experimentelles Erproben der Materialeigenschaften auf drei Ausgangsmaterialien reduziert werden.
In der Phase der Produktentwicklung werden mehrere Designs entworfen, Schnitte konstruiert und erste Prototypen erstellt. Letztendlich werden zwei Schnittmuster für neue Produkte entstehen.
Um die Markttauglichkeit jener Produkte zu testen, wird ein Markttest in Form eines strukturierten Interviews entworfen. Nach der Strukturierung und Analyse der mindestens 30 qualitativen Interviews dient die Auswertung als Grundlage für die nächste Phase: Kommunikation und Vermarktung. Auf Basis der Erkenntnisse und eines eigens für das Projekt entworfenen Kommunikationskonzepts sollen die beiden neuen Produkte in den Verkauf gehen. Ziel ist es, vor allem die Skepsis gegenüber Upcycling-Produkten zu überwinden und innerhalb von drei Monaten 100 Stück der neuen Produkte zu verkaufen.

Ergebnisse

Im Rahmen der fünf Arbeitspakete hat MOOT in den vergangenen 12 Monaten alle Schritte von der Identifikation der Rohmaterialien bis hin zur Marktreife erfolgreich durchgeführt. MOOT konnte zwei weitere upcycling-taugliche Materialien identifizieren: leinwandbindige Bettwäsche und Fleecedecken. Daraus konnte das Hemd, Hemdkleid und der Fleecepullover entwickelt werden. Insgesamt sind also statt zwei geplanten Schnittmustern, sogar drei entstanden. Die neu entdeckten Rohstoffe erwiesen sich als besonders vielseitig, weshalb sie für weitere B2B-Kooperationen genutzt werden konnten. Es entstanden weiterhin Mitarbeitendenkleidung, ein Kulturbeutel, ein Schlauchschal, eine Schlafmaske und ein Nackenkissen. Jeweils simultan zum Launch der Produkte begann das Aussenden der Fragebögen des Markttests. Hier konnten, wie geplant, über 30 qualitative Interviews ausgewertet werden. Das fünfte und letzte Arbeitspaket zur Kommunikation und Vermarktung hatte zum Ziel, innerhalb von drei Monaten mindestens 100 Stück der Produkte zu verkaufen. Über den gesamten Projektzeitraum hinweg, bis Ende November, wurden insgesamt 107 Produkte verkauft.

Alle im Projekt gesetzten Ziele konnten nicht nur erreicht, sondern größtenteils sogar übertroffen werden. Im Rahmen der Abschlussveranstaltung am 29.11.2023 konnte MOOT zudem aufzeigen, dass eine Fortführung und weitere Skalierung der Projektergebnisse gegeben sind.

Das HemdDer FleecepulloverDas Hemdkleid

Öffentlichkeitsarbeit

Bei der Abschlussveranstaltung konnten die Besucher:innen die Ausgangsmaterialien ertasten und die Unterschiede in der Stofflichkeit und die damit einhergehende Upcycling-Tauglichkeit direkt erfahren. Unter anderem wurden die produzierten B2B-Produkte vorgestellt. Gemeinsam mit Prof. Jutta Mettenbrink (Lette Verein Berlin) wurde die Kommunikation rund um das Projekt diskutiert. Anschließend folgte ein Vortrag von Eike Müller (Deutsche Kleiderstiftung) zur Rolle von Upcycling für Textilsortierungen. Dr. phil. Thorsten Philipp (TU Berlin) rundete die Veranstaltung mit seinem transdisziplinären Vortrag ab. Durch die erfolgreiche Umsetzung des Projekts profitieren alle Beteiligten. Das neu gewonnene Wissen zu upcycling-tauglichen Materialien stärkt MOOT in seiner Mission, die seit November 2022 in 25 Presseveröffentlichungen geteilt wurde. Dank der Vielseitigkeit der Materialien bestehen weitere Möglichkeiten in der Produktentwicklung. Zukünftig werden vor allem EU-Regulationen das Vorhaben, weitere Materialien nutzbar zu machen, positiv antreiben. Auch B2B gilt als eine sehr wichtige und attraktive Zielgruppe. Es ist ein wachsendes Interesse festzustellen und MOOT ist Vorreiter darin, den Bedarf an Upcycling-Produkten zu decken.

MOOT-Presseseite

Fazit

Es konnten alle gesteckten Ziele übertroffen werden. Statt ursprünglich zwei Produkten entstanden insgesamt acht, welche sich entsprechend der Zielsetzung verkauft haben. Die Vorgehensweise der Projektbearbeitung hat sich demnach bewährt. Vor allem im Bereich Produktentwicklung liegt die Stärke des MOOT-Teams. Zukünftig soll der Bereich Vermarktung noch stärker ausgebaut werden, um die Reichweite der nachhaltigen Produkte zu erhöhen. Es ist von besonderem Interesse, die identifizierten Materialien weiter nutzbar zu machen. Aufgrund der Flächigkeit und Vielseitigkeit von leinwandbindiger Bettwäsche und Fleecedecken können weitere Produkte entworfen werden. Auch unter dem Betrachtungspunkt der Kombinationsmöglichkeit haben sich die beiden Materialien als geeignet erwiesen und eröffnen weitere Produktideen. MOOT verbucht das Projekt als Erfolg und ist äußerst motiviert weitere upcycling-taugliche Materialien zu identifizieren und kreative Produkte für eine hochwertige Kreislaufführung zu erschaffen.

Übersicht

Fördersumme

69.372,00 €

Förderzeitraum

18.11.2022 - 17.11.2023

Bundesland

Berlin

Schlagwörter