Das Vorhaben basiert auf Erkenntnissen aus dem DBU-geförderten Projekt AZ: 34341/01.
Striga, ein parasitäres Unkraut, ist in Sub-Sahara Afrika für Ertragseinbußen im Mais- und Hirseanbau von 3 - 4 Milliarden Euro jährlich verantwortlich und damit eine der größten Bedrohungen für die lokale Ernährungssicherheit. Eine Bekämpfung des Parasiten ist sehr schwierig, da die Pflanze erst oberirdisch erscheint - und dann chemisch oder mechanisch bekämpft werden kann -, wenn die Wirtspflanze bereits schwer geschädigt ist. Ein endemisch vorkommender Pilz aus der Gruppe der Fusarium-Pilze, Fusarium oxysporum, ist in den letzten Jahren entwickelt worden, der keimende Striga-Pflanzen mit guter Erfolgsrate bekämpft. Das o. g. Projekt umfasste die Entwicklung des Verfahrens zur Bekämpfung von Striga hermonthica in West-Kenia auf der Basis eines Fusarium-Pilzes. Durch das biologische Pflanzenschutzmittel Kichawi Kill wird der betroffenen bäuerlichen Bevölkerung mittels eines neu gegründeten gemeinnützigen Unternehmens (Toothpick Company Ltd.) nun eine effektive Lösung für das Striga-Problem unter für Kleinbauern vertretbarem Kostenaufwand dauerhaft zur Verfügung gestellt.
Das aktuelle Projekt widmet sich neben der Kultivierung des Pilzes (Erhaltung der Virulenz) sowie der Fortentwicklung von Substraten und Anwendungsverfahren vor allem dem Aufbau des Vertriebssystems, d.h. der Produktion und Verteilung von mit dem Pilz geimpften Substraten. Dazu erhält die Toothpick Company Ltd. (TCL) im Projekt den Auftrag, Produktionsstandorte und Produzenten für das biologische Pflanzenschutzprodukt auszuwählen, die Finanzierung der von ihnen benötigten Produktionsmittel sicher zu stellen und die Akteure an den verschiedenen Standorten zu schulen. Die formale Gründung der Firma erfolgte bereits im März 2018 (Eintragung ins Handelsregister) in Kenia in Form einer GmbH (Ltd.), zunächst als ‚Social Business‘ und Projektbestandteil der Welthungerhilfe. Seit September 2019 ist TCL ein strukturell unabhängiges Unternehmen (eigenes Personal, Büro etc.). TCL wird nach Ablauf des Projektes einen dauerhaften, wirtschaftlich selbständigen Geschäftsbetrieb aufrechterhalten, der alle Distrikte in den west-kenianischen Maisanbaugebieten mit dem Bioherbizid versorgt. Der erarbeitete Geschäftsplan von TCL sieht den Break-even (volle Kostendeckung aus dem laufenden Betrieb) für 2024 vor.
1. Entwicklung ein im Vergleich zum bisher verwendeten Reis billigeres Kultursubstrat
2. Entwicklung Folgeprodukt auf Basis von Chlamydosporen, (Saatgutummantelung),
3. Ausbau Vertriebsstruktur
Zu 1. Zur Entwicklung eines neuen Kultursubstrates, die zurzeit noch in Zusammenarbeit mit KALRO erfolgt, müssen geeignete, preiswerte organische Substrate hinsichtlich ihrer Eignung für die Kultur von F.o. getestet werden. Kriterien: gute Sterilisierbarkeit unter den Bedingungen; gute Eignung für die Kultur von F.o.; gute Wirkung des Endproduktes im Feldversuch.
Es sollen getestet werden: Mischung von Reis und Reisspelzen im Verhältnis von 1:4; Mischung von sehr fein gemahlenen Maisspindelgranulaten mit Reis im Verhältnis 2:1; Hirse der Art Sorghum bicolor
Da KALRO aus Kapazitäts- und Kostengründen nicht mehr im vollen Umfang einbezogen werden kann, sollen die nötigen Experimente in Kakamega stattfinden, unterstützt durch das noch einzurichtende Labor in den Räumen der TCL. Das Labor ist auch für die Qualitätssicherung notwendig. Es soll ausgestattet werden mit Laborgerätschaften und Aufgabe der Substrattestung übernehmen. Die Feldversuche werden mit Hilfe der Produzenten bei den Kleinbauern durchgeführt, die Kichawi Kill bereits einsetzen.
zu 2.) Folgeprodukt auf Basis von Chlamydosporen,
In Labor-Pilotversuchen ist es Herrn Lüth bereits gelungen, ein Sporenpulver zu produzieren, welches als Saatgutbehandlungsmittel eingesetzt werden kann. Noch bedarf es einiger Experimentierarbeit bis hier eine Anwendungsreife vorliegt, aber mittelfristig könnte dieses Pulver in Form von Saatgut-Ummantelung als Folgeprodukt für Kichawi Kill an die Kleinbauern abgegeben werden. Die Zeit bis zur Markteinführung des Sporenpulvers wird auf rd. 4-5 Jahre (bis 2025) angesetzt, da bis dahin folgende Schritte zu absolvieren sind:
2023/24: Zulassungsprüfungen, Zulassungsverfahren bei PCPB
2024/25: Errichtung einer Produktionsanlage
zu 3. Vertriebsstruktur Da eine kostendeckende Unternehmenstätigkeit aus dem Verkauf des Bioherbizids noch nicht möglich war, ergibt sich ein finanzieller Bedarf um die Leistungen zum Aufbau des Vertriebssystems zu erbringen. Folgende Leistungen werden u.a. erbracht: Entwicklung einer zweiten Vertriebsebene, Substitution von Reis als Kultursubstrat durch ein preiswerteres Substrat, Entwicklung eines Saatgutbehandlungsmittels, Etablierung der Inokulum-Produktion im eigenen Labor und Etablierung der Qualitätskontrolle im eigenen Labor.
Kichawi Kill ist ein Bioherbizid, das zur Bekämpfung des Striga-Unkrauts eingesetzt wird. Ursprünglich wurde Reis als Träger für den Pilz verwendet. Er war bei der Bekämpfung von Striga wirksam. Er hatte jedoch Mängel, da er u.a. teuer in der Herstellung war und eine kurze Haltbarkeit von10Tagen hatte. Dies veranlasste das Unternehmen, weitere Forschungsstudien über potenzielle Substrate/Träger durchzuführen, d.h. Holzpulver, Reishülsen, Bagasse und getrocknete Bananenblätter. Diese Tests wurden Anfang 2023 durchgeführt. TCL hat mehrere kompatible Substrate für F.o. identifiziert, die jedoch nicht in der von TCL geforderten feinen Partikelgröße geliefert werden konnten. Daher entschied sich TCL, das feine Holzpulver von JRS Rettenmaier, Deutschland, zu beziehen, während weitere Studien zur Ermittlung lokaler Lösungen durchgeführt werden. Dieses Holzpulver wird aus Fagus sylvatica hergestellt. Dieses Pulver ist mit dem Pilz kompatibel und wird derzeit als Trägerstoff für F.o. verwendet. Für die lange Regenzeit in 2023 wurde weiterhin gekochter Reis als Substrat für Kichawi Kill verwendet, da die Zulassungsversuche für das feine Holzpulver noch liefen. Zur Weiterentwicklung des Produkts Kichawi Kill wurde eine Reihe von Labortests durchgeführt. Zu den wichtigsten Ergebnissen gehören: Die Ausbringungsmenge des Sporenpulvers bestimmt seine Wirksamkeit: die Anwendung von 2g Sporenpulver pro 1kg Maissaatgut (Duma43; Duma419) ist am besten, gefolgt von 1g Pulver pro 1kg Saatgut. Auf dieser Grundlage wird empfohlen, eine Dosierung von 2g Sporenpulver pro 1kg Maissaatgut anzuwenden. Es ist wichtig, die geeignete Wassermenge zu bestimmen, die bei der Zubereitung von Kichawi Kill für die Saatgutbeschichtung verwendet wird. 40ml Flüssigkeit wurde als die am besten geeignete Wassermenge für die Beschichtung von 2kg Maissaatgut mit 16g Kichawi Kill ermittelt (16g Kichawi Kill enthalten sowohl 12g Trägerstoff/Bindemittel als auch 4g Sporenpulver). Das Protokoll wurde verfeinert. Einige Samen sind möglicherweise nicht für die Verwendung von Kichawi Kill geeignet. Es wurde festgestellt, dass das Saatgut W101 der Western SeedCompany nicht kompatibel ist, die Sorten D614 und H513 der KenyaSeed Company aber kompatibel sind.
Es gab diverse Aktivitäten in Kenia und weltweit, um den Bekanntheitsgrad von Kichawi Kill und TCL zu verbreiten und zu erhöhen.
Es gab eine Pressemittelung zu der offiziellen Einführung des Kichawi Kill Sporenpulver. Es wurde offiziell im Dezember als biologisches Pflanzenschutzmittel auf dem kenianischen Markt zugelassen. Biologisch gegen Hexenkraut - DBU
Desweiteren veröffentlichte die Deutsche Welle einen Informationsfilm über das Produkt.
Scientists wage fungal warfare against witchweed – DW – 07/18/2023
Desweiteren präsentierte TCL auf verschiedenen Veranstaltungen und Messen in Kenia selber ihre Produkte und stellte die Verfahrenstechniken vor. Auf diese Weise erweiterte sich der Bekanntheitsgrad des Produktes kontinuierlich; dies ist vor allem in den ländlichen Gebieten und speziell für die Zielgruppe der Kleinbauern sehr wichtig. Die Akkzeptanz gegenüber biologischer Schädlingsbekämpfung wächst insbesondere in diesem Kontext.
Zusätzlich dazu plant TCL ihr Produkt u.a. beim Sankalp Forum 2024 einzureichen. (Mit großem Erfolg; wie wir heute wissen, haben sie den 1. Preis gewonnen (25) Feed | LinkedIn).
Die Unterstützung durch die DBU hat eine kontinuierliche Verbesserung des Produkts Kichawi Kill ermöglicht. Auf diese Weise erhöht sich für viele Kleinbauern der Zugang zu dem Produkt. Zusätzlich dazu wurden Arbeitsplätze für die Mitarbeiter von TCL erschaffen, sowie die Vertriebsketten verbessert. Das Wachstum des Unternehmens und des Produkts weckte zudem auch das Interesse weiterer Stakeholder, darunter Saatgutunternehmen, WFP Innovation und FtMA, die eine Möglichkeit zur Zusammenarbeit mit TCL sehen, um die Lebensbedingungen der Landwirte zu verbessern. Die Überarbeitung des Geschäftsplans bezogen auf die Einbeziehung der Sporenpulver-Samenbeschichtung läuft derzeit. Die Verwendung des Holzpulvers in der Kichawi-Produktion hat die Produktionskosten des Produkts gesenkt und dem Unternehmen damit die Möglichkeit gegeben, sein Einkommen zu steigern. Es wird erwartet, dass in 2025 die Gewinnschwelle erreicht wird. Es besteht jedoch die Notwendigkeit, den Produktionsprozess von Kichawi Kill weiter zu verbessern , da das Unternehmen mit einer steigenden Nachfrage rechnet. Dazu gehören u.a. die Verbesserung der Kommunikationslinien und die Verbesserung der Logistik.