Projekt 37086/01

KlimaGO – Klimafittes Gemüse und Obst auf Balkon und Terrasse

Projektdurchführung

gARTenakademie Sachsen-Anhalt e. V.
Vor dem Salzwedeler Tor 7
39638 Gardelegen

Zielsetzung

Balkonkästen zum Thema Klimawandel und urbane Begrünung
Der Klimawandel betrifft uns alle und stellt urbane Räume vor große Herausforderungen, insbesondere durch zunehmende Hitzebelastung, veränderte Niederschlagsmuster und den Verlust biologischer Vielfalt. Begrünte Flächen – auch in kleinstem Maßstab – können zur Minderung dieser Effekte beitragen – aber nicht jeder hat einen Garten oder viel Platz, um aktiv gegenzusteuern. Mit den richtigen Maßnahmen können auch Stadtbewohner die Umwelt entlasten, Biodiversität fördern und das Mikroklima verbessern. Vor allem in sehr dicht verbauten Siedlungsgebieten, in Städten und Ballungsräumen mit ihren stark versiegelten Flächen werden die Auswirkungen des Klimawandels – Extremwetterereignisse und Rekordhitzetemperaturen - in den nächsten Jahren zunehmend zu spüren sein. Dadurch wird die Lebensqualität der dort lebenden Bewohnerinnen und Bewohner stark beeinträchtigt. Grün auf Balkon und Terrasse nimmt schon jetzt an Bedeutung rasant zu. Angesichts wachsender urbaner Bevölkerungsdichten, globaler Lieferkettenabhängigkeit und zunehmender ökologischer Herausforderungen rückt die urbane Selbstversorgung verstärkt in den Fokus. Auch kleinste Flächen wie Balkonkästen können zur dezentralen Nahrungsmittelproduktion beitragen und gleichzeitig Umwelt- und Bildungsaspekte fördern. Nicht zuletzt, gibt es immer wieder Diskussionen und großes Interesse am Thema Selbstversorgung. Balkonkästen bieten trotz begrenzter Fläche die Möglichkeit zur Kultivierung ausgewählter Nutzpflanzen.
Der allgemeine Wissensstand bzgl. klimaresilientem Gemüse und Obst ist noch begrenzt und stützt sich ausschließlich auf private Beobachtungen. Bei den Versuchen zu „neuen“ oder „alten/bekannten“ trockenheits- und wärmeliebenden Nutzpflanzen wurde vor allem der Anbau von Nutzpflanzen auf Balkon und Terrasse genauer untersucht. Es wurden ausgewählte Sorten von Gemüse und Obst ausgepflanzt, um Aufschluss zu Gesundheit, Ertrag, Kühlungseffekt zu geben sowie einheitliche Pflanzgefäße und Substratmischungen erarbeitet, eingerichtet und ausgewertet. Bei den Praxistesten (Experten und Laien) ging es vorrangig um den Einsatz hitzeverträglicher Sorten und die Entwicklung der Pflanzen in Hinblick auf Himmelsrichtungen, Ertrag, Beschattung, Pflege- und Wasserbedarf sowie um die Förderung der gärtnerischen Eigenaktivität auch bei unerfahrenen Nutzern und Nutzerinnen sowie die Bewertung des subjektiven Nutzens hinsichtlich Lebensqualität und Wohlbefinden.

Arbeitsschritte

Die ausgewählten Partner waren durch verschiedene, andere Projekte einander bekannt. Sie deckten von der Literaturrecherche, über die Erarbeitung der wissenschaftlichen Methodik und Auswertung, Pflanzenauswahl, Begleitung und Betreuung der Probanden, Auslieferung der Materialien, Grafik, Projektsteuerung und Öffentlichkeitsarbeit die gemeinsame ausgewogene Zusammenarbeit ab.
Dieses Projekt ließ alle Personen teilnehmen, die auf einem Balkon oder einer Terrasse gärtnern, sich mit gesundem Gemüse und Obst selbstversorgen wollen und bereit waren, ihre Erfahrungen und Beobachtungen zu notieren und zu übermitteln: Privatpersonen in Eigenheimen, Mieterinnen und Mieter, Seniorenheime, Kitas und Horte, Bürogemeinschaften sowie öffentliche Verwaltung.120 Personen starteten im Mai 2023 mit einem Balkon-Paket in den Städten Osterburg/ Altmark, Burg/Börde, Bad Dürrenberg/Burgenlandkreis sowie im Raum Magdeburg und Helmstedt; ein Balkonkasten steht in Berlin-Wedding.Es wurden jeweils im Frühjahr/Sommer 2023 und 2024 sowie im Herbst 2023 die entsprechende Pflanzen und das Saatgut ausgegeben
Das Paket umfasste u.a. das Balkonhochbeet, 100% aus recyclingfähigem Kunststoff mit 100% erneuerbarer Energie hergestellt sowie das Substrat der Marke Edahphon. Dem Starterpaket war neben den Pflanzen ein Pflanzplan, Auswertungsformulare für die Kulturzeit und Infomaterial der DBU beigelegt. Das Gewicht des Kastens mit Substrat und Pflanzen betrug ca. 30 kg. Für die Wohnungsbaugesellschaften, und für einen Großteil der Probanden, war es wichtig, dass der Kasten nicht zu schwer ausgelegt war: Transport in die Stockwerke sowie statische Belastung der Balkone. Es wurden die Standorte nach den Himmelsrichtungen Ost, Süd und West ausgewählt.
Alle ausgewählten Gemüsearten und Sorten ermöglichten es, einen Vergleich für die unterschiedlichen Ausrichtungen der einzelnen Balkone zu bekommen. Im Rahmen des Citizen-Science-Versuchs wurde untersucht, welche Nutzpflanzen sich besonders gut für den Anbau auf Balkon und Terrasse eignen, insbesondere wenn dieser durch gärtnerische Laien und Anfängerinnen erfolgt. Die pflanzen wurden gepflanzt, ausgesät, kultiviert, beobachtet, beerntet, bewertet. Da die Erntemengen in direktem Zusammenhang mit der Pflanzengesundheit stehen, wurden diese Daten und Angaben zum Wetter und zur Pflege übermittelt und gaben praxistaugliche Erkenntnisse über Standorteignung, Entwicklung der Pflanzen, Pflegeaufwand und Ertrag.

Ergebnisse

Das Projekt kann als ein Beispiel für die Verbindung von praxisnaher Umweltbildung, urbaner Selbstversorgung und bürgerwissenschaftlicher Forschung gelten. Der gewählte Citizen-Science stellt eine Modellmaßnahme dar, die in sozialräumlicher und ökologischer Hinsicht weiter entwicklungsfähig ist für Bildungs- und Beteiligungsformate im Bereich der urbanen Nachhaltigkeit.
Für die Zukunft ergeben sich folgende Potenziale:
Skalierung und Verstetigung: Eine Ausweitung des Programms insbesondere auf weitere Wohnungsbaugesellschaften könnte den positiven Effekt auf Lebensqualität, Biodiversität und Stadtklima einleiten.
Klimaanpassung urbaner Räume: Mittels einfacher Begrünungsmaßnahmen kann die Selbstversorgung und das Mikroklima in dicht besiedelten Wohngebieten verbessert werden. Dies sollte in Klimaanpassungsstrategien stärker berücksichtigt werden.
Soziale Innovation: Der niedrigschwellige Zugang und die Möglichkeit zur gemeinschaftlichen Umsetzung zeigen, wie inklusiv Gärtnern als gesundheitsfördernde Maßnahme wirken kann.
Das Projekt verfolgte drei zentrale Zielrichtungen: die Erprobung geeigneter Nutzpflanzenarten für kleinklimatische Extremstandorte, die Förderung der gärtnerischen Eigenaktivität auch bei unerfahrenen Nutzern und Nutzerinnen sowie die Bewertung des subjektiven Nutzens hinsichtlich Lebensqualität und Wohlbefinden. In allen drei Bereichen konnten wertvolle weiterführende Erkenntnisse gewonnen werden. Darüber hinaus bestätigte sich die große Bedeutung der subjektiven Faktoren: Der Anbau wurde von einer überwältigenden Mehrheit als wohltuend, stressreduzierend und bereichernd empfunden. Diese emotionale Komponente trägt wesentlich zur Motivation bei, solche Projekte nicht nur einmalig, sondern dauerhaft in den Alltag zu integrieren. Die verfolgten Ziele wurden hiermit erreicht. Urbane Gartenprojekte sind ökologisch sinnvoll, sozial wirksam und gesundheitlich förderlich. Sie bieten ein niedrigschwelliges, identitätsstiftendes und generations-übergreifendes Angebot zur aktiven Mitgestaltung des eigenen Wohn- und Lebensumfeldes. Das Projekt hat erfolgreich gezeigt, wie sich bürgernaher Klimaschutz, nachhaltige Ernährung und soziale Teilhabe auf innovative Weise verknüpfen lassen.
Es erfolgte eine kostenneutrale Anpassung des Zeitplans aufgrund des Projektträgerwechsels. Der Kostenplan wurde unterschritten. Die Zusammenarbeit mit allen Beteiligten verlief problemlos, in sehr guter Abwicklung der Leistungen auf Augenhöhe, mit großem Engagement.

Öffentlichkeitsarbeit

Persönliche, öffentliche Übergabe des „Balkonpaketes“, weitere Treffen vor Ort mit den Probanden zum Erfahrungsaustausch und Bekanntmachung in den Regionen.
Erste Ergebnisse diskutiert im Febr. 2024 im KLIMA GO Kolloquium, Anregungen, Hinweise in das Projekt einbezogen, Auswertungsbögen überarbeitet, angepasst.
Präsentation dieser Ergebnisse im Rahmen „Woche der Umwelt“ Berlin,
Abschlussveranstaltung im März 2025 im Campus der HS Anhalt, Bernburg, mit Projektpartnern, Auftragnehmern, Referenten, Studierende, Probanden. Vorstellung der Ergebnisse, Erfahrungsaustausch, persönliche Kontaktaufnahme „wir machen weiter!“
Magazin KlimaGo, Pflanzen- und Pflegehinweise als Downloaden webseite, Übergabe an Probanden, Partner, in NATUR im GARTEN Schaugärten in Sachsen-Anhalt, Studierende der HS, Wohnungsbaugesellschaften und Mitglieder des gARTenakademie Sachsen-Anhalt e.V., Mitglieder der European Garden Association NiG International, TN der2. Europäischen Sommerakademie 2025 in Sachsen-Anhalt, zeitnahe Auszeichnung für Balkongärtner und ihre Balkonkästen auch in Deutschland nach den NATUR im GARTEN Kriterien, sichtbares Zeichen Balkon-Stecker und Tür-Sticker von „Natur im Garten“.

gARTenakademie Sachsen-Anhalt e.V.

Fazit

Das durchgeführte Projekt hat eindrücklich gezeigt, dass ein strukturierter, gemeinschaftlich durchgeführter Balkon- und Terrassengemüseanbau sowohl gärtnerisch als auch gesellschaftlich wirksam sein kann.
Die Auswertung der quantitativen und qualitativen Daten:
Pflanzliche Erfolge: Tomaten, Gurken und Erdbeeren erwiesen sich als besonders ertragreich, pflegeleicht und wurden hochgeschätzt. Die Sortenauswahl und Standorteignung waren entscheidende Erfolgsfaktoren.
Subjektive Wirkung: Der Anbau wurde von über 90 % der Teilnehmenden als bereichernd, entspannend und motivationsfördernd bewertet.
Praktikabilität: Die Handhabung der Hochbeetkästen und des Pflanzenpakets wurde als alltagstauglich eingeschätzt – insbesondere in Hinblick auf Gewicht, Pflegeaufwand und Integration in die häusliche Umgebung.
Datenlage: Die erste Saison offenbarte Schwächen bei der Datenerhebung durch zu hohe Anforderungen an Laien. Die Überarbeitung der Bögen im Folgejahr führte zu deutlich besser nutzbaren Rückmeldungen. Die zunächst zu komplexen Beobachtungsbögen (2023) führten zu Inkonsistenzen bei der Datenerfassung. Nach methodischer Überarbeitung (2024) wurde die Datenqualität verbessert. Es bleiben Herausforderungen in der Standardisierung von Erntemengen und Aufwandserfassung bei Laien bestehen.
Das Projekt konnte auch weniger gartenaffine Menschen zum Gärtnern motivieren und zur Weiterführung anregen, wie der hohe Anteil zufriedener Rückmeldungen und die Bereitschaft zur Fortsetzung belegen.

Übersicht

Fördersumme

60.500,00 €

Förderzeitraum

01.01.2022 - 31.05.2025

Bundesland

Grenzüberschreitend

Schlagwörter

Grenzüberschreitend
Klimaschutz
Umweltforschung