RE-Shirt-Textilmüll reduzieren und zwar effektiv
Projektdurchführung
RE-SHIRT GbR Anna Hadzelek & Emmy SchumacherFeldmochinger Str. 7
80339 München
Zielsetzung
Die Textilindustrie verursacht 20% des industriellen Wasserverbrauches auf der Erde. 3000 Liter Wasser fallen pro Herstellung eines einzelnes T-Shirts an – und das leider meistens im globalen Süden, wo Wasser besonders knapp ist. Systematische Analysen haben ergeben, dass 10% aller Altkleider in Deutschland bedruckte Textilien sind. Es fällt auf, dass gerade diese sich in besonders gutem Zustand befinden. Um diesem Problem entgegenzutreten hat RE-SHIRT die erste reversible Textildruckfarbe entwickelt, die sich durch eine haushaltsübliche Wäsche auswaschen lässt – und somit ermöglicht, dass für spezifische Anlässe bedruckte Textilien wieder von ihrem Druck befreit und somit langfristig getragen und genutzt werden können.
Arbeitsschritte
Durch die Förderung der DBU konnten wir in den letzten knapp zweieinhalb Jahren die zu Beginn bestehende Rezeptur der reversiblen Farbe Magic Ink in einem iterativen Prozess weiter verbessern und den Pfad der Patentierung einschlagen, um einerseits unsere Innovation zu schützen, andererseits auch ein relevantes Marketinginstrument hinzuzugewinnen. Die Vergabe des Patents erfolgt voraussichtlich im Herbst 2024.
Aus wirtschaftlicher Sicht haben wir neben dem Aufbau der Marke RE-SHIRT ein Geschäftsmodell mit Produktportfolio aus drei Linien aufgezogen: Im B2B Bereich werden reversibel bedruckte T-Shirts im Leihmodell angeboten, ebenfalls B2B verkaufen wir reversibel oder kombiniert bedruckte Kleidungsstücke, das Auswaschen erfolgt dann durch die Träger:innen.
Um den B2C Markt ebenfalls mit reversibel bedruckten Textilien zu bedienen, und das große Potenzial aus Umwelt- und Wirtschaftssicht zu heben, läuft seit Juni 2024 ein Pilotprojekt mit anlassbezogenen und vorab bedruckten Shirts an, die über einen eigenen Webshop vertrieben werden.
Beginnend mit Q2 2024 startet RE-SHIRT mit dem Programm der Anschlussförderung Convert2Green aus dem Horizon Europe Programm. Kern der Kollaboration mit dem europäischen Konsortium ist die Weiterentwicklung der Druckfarbe, hinzu kommen passende Umweltzertifizierungen, die Ermittlung einer Ökobilanz sowie wirtschaftliche Untersuchungen des Marktes.
Ergebnisse
Ein echtes Kreislaufprodukt braucht besondere Zuwendung.
Ein echtes Kreislaufprodukt braucht mehr Mühe als sein klassischer, linearer Vorgänger. Das RE-SHIRT B2B Leihmodell zeigt sich im Business Case als weniger ertragreich, da die teils händischen Prozesse des Rücklaufs wie Einsammeln, Aufbereiten und v.a. die Qualitätskontrolle stark zu Buche schlagen. Es entsteht mehr Aufwand, Textilien in den Kreislauf zurückzuführen, als sie nach einem “single use” ohne viel Nachdenken zu entsorgen – während die Kundenerwartung bei geliehenen Produkten ganz klar einen geringeren Preis vorsieht.
Mit dem B2B Kaufmodell gelangen die Textilien bei den jeweiligen Einzelpersonen in ihren nächsten Lebensabschnitt. Der Aufwand ist damit geteilt, die reversibel bedruckten Kleidungsstücke gehen einfach zusammen mit einer normalen Wäsche in die Waschmaschine, die Magie – und der eigene, echte Hebel für mehr Nachhaltigkeit im persönlichen Alltag – passieren zu Hause. Mit reversibel bedruckten Textilien von RE-SHIRT erhalten unserer Kund:innen somit nicht nur zwei Kleidungsstücke in einem, sondern sie übernehmen einen aktiven Teil des European Green Deal, in dem sie selbst das eigene Verhalten und den eigenen Konsum reflektieren und neu aufsetzen.
Innovation sieht schön aus, schmeckt aber nicht sofort.
Metaphorisch geht es hier um die Schwelle, ein nachhaltiges und neues Produkt wirklich zu nutzen, in den eigenen Alltag zu integrieren und gegebenenfalls auch neues Verhalten zu lernen. Wenn wir von der Idee von RE-SHIRT erzählen, unser Produkt erklären und anpreisen, stoßen wir auf Begeisterung und Zuspruch. Die Idee leuchtet ein, ist leicht verständlich.
Dennoch sehen wir, dass leider in nach wie vor vielen Fällen nach ausführlicher Akquise der Griff doch zu konventionell bedruckten Textilien für die auszustattende Gruppe geht. Teils soll der Druck doch permanent bleiben, teils sind wir mit den Preisen noch nicht wettbewerbsfähig genug.
Auf beide Einwände haben wir gute Entgegnungen: Mit einem aus permanenten und reversiblen Elementen kombiniertem Druck erreichen wir bessere und nachhaltiger nutzbare Ergebnisse, als sie ein rein konventioneller Druck bieten kann.
Wir sehen es gerne als eine unserer Aufgaben, hier hartnäckig zu bleiben und weiterhin Überzeugungsarbeit zu leisten. Dennoch bleibt ein ehrlicher Teil der Antwort, dass der Griff zum nachhaltigen Produkt teils noch schwer fällt, eher unter Druck passiert und doch ganz gerne “den anderen” überlassen wird.
Öffentlichkeitsarbeit
Veröffentlichungen & Präsentationen:
- RE:PUBLICA 2022: Panel Talk zusammen mit DBU
- Ausstattung der RE:PUBLICA 2022 und 2023 Medienkonferenz in Berlin
- 09/22 Messestand bei der Konferenz Sport Handelt Fair in Leipzig
- 01/23: “Mit T-Shirts die Welt verbessern” im Donaukurier
- 02/23: Teilnahme an einem StartUp Treffen der GLS Bank in Bochum
- 04/23 Vortrag bei der Fachtagung des Fashion Revolution Verbandes Halle
-01/23: Internationalisierung der Öffentlichkeitsarbeit durch die PSI Messe für Werbeartikel in Düsseldorf (gemeinsam mit dem finnischen Hersteller Pure Waste vertreten). Besonders aus nordeuropäischen Ländern kam RE-SHIRT großes Interesse entgegen, wir haben einige Aufträge und Musterungen abgewickelt.
- 11/23 Messestand auf dem Circular Republic Festival & Pitch auf der Bühne
- 02/24: Süddeutsche Zeitung / Wirtschaftsteil München: “Grüne, nachhaltige Mode”
- 03/24: Fernsehbeitrag auf München TV - “München tut gut: Münchner Start-Up-Ideen für mehr Nachhaltigkeit in unserem Kleiderschrank”
- 05/24: MACHN Festival inklusive Panel
- 05/24 Vortrag im Rahmen der Cum Ratione Austauschtreffen Beschaffung im Profisport
- Kultur- und Kreativpilot*innen 2022
- WIPANO Förderung
- “Convert 2 Green” / Horizon Europe Programm
Fazit
Ohne die Green StartUp Förderung hätte RE-SHIRT die letzten beiden Jahre nicht den Weg gehen können, den es gegangen ist – wir sind an der Herausforderung, ein neues Produkt weiterzuentwickeln und auf den Markt zu bringen, eine Marke aufzubauen, zu Gründen, vor mal wenigen und mal sehr vielen Menschen zu sprechen, Werbung für die gute Sache zu machen, auszuprobieren, zu verwerfen und wieder neu denken, so sehr gewachsen, wie wir uns es im Vorhinein nicht hätten ausmalen können.
Herzlichen Dank, liebe DBU.