Projekt 35224/01

Die Online-Plattform für die Urbane Landwirtschaft als Brücke zwischen BürgerInnen und Landwirtschaft

Projektdurchführung

Mikro Landwirtschaft
- gemeinschaftlicher Gemüseanbau e. V.
Joseph-Bauer-Str. 37
68259 Mannheim

Zielsetzung

Der Verein Mikro Landwirtschaft plant den Aufbau und die Etablierung einer Online-Plattform für urbane Landwirtschaft in Deutschland (www.mikrolandwirtschaft.org). Diese Plattform soll Landwirten und Betreibern von Gemeinschaftsäckern die Vermietung von Anbauflächen erleichtern und Bürgern den einfachen Einstieg in den Eigenanbau von Gemüse ermöglichen.

Das übergeordnete Ziel ist es, eine Verbindung zwischen Landwirten und Bürgern zu schaffen, um das gegenseitige Verständnis zu fördern, das Bewusstsein für Landwirtschaft, Natur und Lebensmittel zu stärken und gleichzeitig die Artenvielfalt zu unterstützen.

Das Projekt zielt darauf ab, Hürden für die Gründung und den Betrieb von Gemeinschaftsäckern sowie anderer kleinstrukturierter, urbaner Landwirtschaftsformen abzubauen. Dadurch soll es Bürger:innen erleichtert werden, erfolgreich gemeinschaftlich Gemüse anzubauen.

Langfristig strebt der Verein eine flächendeckende Verbreitung von Gemeinschaftsäckern in Deutschland an. Dabei spielen lokale Organisatoren eine Schlüsselrolle, indem sie ihre Anbauflächen über die Plattform zur Verfügung stellen.

Arbeitsschritte

Zu Beginn des Projekts stand die Auswahl, Entwicklung und Gestaltung einer Online-Plattform für die urbane Landwirtschaft. Nach dem Prinzip des Early Prototyping wurde sie praxisnah entwickelt und an den tatsächlichen Bedürfnissen ausgerichtet, die auf den Gemeinschaftsäckern von Mikro Landwirtschaft sowie einer Solidarischen Landwirtschaft ermittelt wurden.

Die Plattform soll Anbietern von Gemeinschaftsäckern, Mietäckern, Solidarischer Landwirtschaft und Urban Gardening die Möglichkeit bieten, sich zu präsentieren, neue Interessenten zu gewinnen und direkt Verträge abzuschließen. Zudem unterstützt sie neue Projekte beim Start eines Gemeinschaftsackers durch umfangreiches Grundlagenwissen, praxisnahe Hilfsmittel und Beratung. Öffentlichkeitsarbeit trägt dazu bei, das Konzept weiter zu verbreiten.

Die eigenen Gemeinschaftsäcker dienten als Demonstrationsfelder, um den praktischen Erfolg zu zeigen, und als Aushängeschilder, um die Wirkung von Gemeinschaftsäckern gegenüber Besucher:innen, Medien, Politik und Öffentlichkeit zu kommunizieren. Gleichzeitig wurden sie als rechtliche Prüfobjekte genutzt, um behördliche Einordnungen zu ermöglichen und rechtliche Fragen in Bereichen wie Landwirtschaftsrecht, Naturschutzrecht, Baurecht und Steuerrecht zu klären.

Für die Betreuung von Gemeinschaftsäckern wurde die Mikro Landwirtschaft Community geschaffen – ein Social-Media-Tool mit umfassendem multimedialen Gartenwissen. Diese Plattform steht auch anderen Gemeinschaftsäckern, Mietäckern und Solawis zur Verfügung.

Die ökologische Wirkung von Gemeinschaftsäckern wurde in einem detaillierten Bericht zum ökologischen Impact dokumentiert, während eine Evaluation den sozialen Nutzen untersuchte.

Zur Unterstützung der Mitmacher:innen entstand ein Handbuch für den naturnahen Gemüseanbau, ergänzt durch ein Garten-Kinderbuch für die jüngsten Gärtner:innen.

Auch digitale Innovationen fanden ihren Platz: Individuelle Bodenfeuchtesensoren ermöglichen es den Mitmacher:innen, per Smartphone den Feuchtigkeitsstatus des Bodens abzurufen. So können sie besser einschätzen, wann ihre Tomaten Wasser brauchen, spielerisch ihr Gießverhalten optimieren und die Vorteile des Mulchens direkt beobachten.

Regelmäßige Mietacker-Netzwerktreffen dienten dazu, innerhalb der Gemeinschaftsacker-Bewegung Fachfragen zu besprechen, sich gegenseitig zu unterstützen und Kooperationen zu fördern. Ein bedeutender Meilenstein war zudem die Durchführung der ersten großen Mietacker-Konferenz.

Ergebnisse

Mikro Landwirtschaft wollte die führende Online-Plattform für urbane Landwirtschaft werden – und hat dieses Ziel erreicht. Von den rund 250 Mietäckern in Deutschland sind über 100 auf der Plattform vertreten, dazu mehr als 80 kleine Gemüsegärtnereien. Die Plattform wird intensiv genutzt, mit über 85.000 Zugriffen und mehr als 1,2 Millionen Impressionen in der Google-Suche im letzten Jahr.

Neben umfassenden Infos und Tools zum Start von Gemeinschaftsäckern bietet die Plattform fundiertes Gartenwissen, ein Workshop-System und gärtnerische Videos. Die entwickelten Mischkultur-Saatgut-Sets wurden tausendfach verkauft und brachten vielfältige Mischkultur in viele Privatgärten.

Die Mikro Landwirtschaft Community hat sich als wichtigstes Tool für die Betreuung von Gemeinschaftsäckern etabliert und wird von vielen Projekten aktiv genutzt.

Auch die ökologische Wirkung konnte eindrucksvoll belegt werden: Mehr als 180 Tierarten wurden dokumentiert, die Zahl der Regenwürmer stieg von 25 auf 175 pro Quadratmeter, und es wurden über 120 Wildkräuterarten gezählt. Diese Ergebnisse unterstreichen die ökologische Bedeutung der Gemeinschaftsäcker und sind im Bericht zum ökologischen Impact dokumentiert.

Auch die soziale Wirkung wurde durch Evaluationen und eine Masterarbeit untersucht. So entstand ein Instrument zur Messung der ökologischen und sozialen Effekte.

Das Gemeinschaftsacker-Handbuch sowie das Garten-Kinderbuch sind Standardwerke geworden und wurden von Gemeinschaftsäckern und Hobbygärtner:innen tausendfach genutzt.

Durch gezielte Netzwerk- und Öffentlichkeitsarbeit wurde das Konzept in Politik und Verwaltung bekannt gemacht. Diese Arbeit erwies sich als essenziell, denn eine aktive Unterstützung durch die Verwaltung kann entscheidend für den langfristigen Erfolg sein.

Die regelmäßigen Netzwerktreffen und die Mietacker-Konferenz förderten den Austausch innerhalb der Bewegung, stärkten das Gemeinschaftsgefühl und inspirierten zu neuen Kooperationen.

Mikro Landwirtschaft Plattform

Öffentlichkeitsarbeit

Das Projekt hatte eine wichtige Öffentlichkeitswirkung: Es machte Gemeinschaftsäcker sichtbar und erlebbar. Mikro Landwirtschaft erschien in 17 Zeitungsartikeln (darunter eine ganzseitige Bild-Zeitung), in Radiobeiträgen und TV-Reportagen (darunter 3 SWR-Filme und mehrere lokale Sendungen). Auf Social Media wuchs die Community auf über 2000 Facebook-Fans und 2700 Instagram-Follower. Die Plattform erreicht jährlich mehr als 1 Million Google-Anzeigen.

Zudem stärkte Mikro Landwirtschaft die politische Relevanz von Gemeinschaftsäckern. Durch gezielte Interessenvertretung wurden Bundes- und Landespolitik sowie Verwaltung sensibilisiert. Über 1000 Bürgermeister:innen wurden über die Vorteile von Gemeinschaftsäckern informiert.

Fazit

Mit diesem Projekt wurde ein bedeutender Schritt in der Transformation hin zu einer engeren Verbindung zwischen Stadtbewohnern und Landwirtschaft erreicht. Viele Menschen haben durch den eigenen Gemüseanbau erstmals selbst Hand an die Erde gelegt und dabei die Bedeutung von Humusaufbau, Artenvielfalt und Klimaschutz hautnah erfahren. Sie entwickelten eine neue Wertschätzung für die Natur, entdeckten die Freude an selbst angebauten Lebensmitteln und stärkten ihr Bewusstsein für nachhaltige Ernährung – genau wie es zu Beginn des Projekts erhofft wurde.

Gemeinschaftsäcker vereinen vielfältige Nutzungsinteressen auf einer Fläche: Sie sind Orte für lokale Lebensmittelproduktion, Biodiversität, Umweltbildung, Naherholung und soziale Begegnung. Sie fördern Gesundheit, Wohlbefinden und eine resiliente lokale Wirtschaft und schlagen eine Brücke zwischen Stadt und Landwirtschaft. Zudem vermitteln sie wichtige Selbstversorgungs-Kompetenzen, die gerade in Krisenzeiten zur Ernährungssicherung beitragen können.

Durch das Projekt konnten viele Hürden für neue Gemeinschaftsäcker abgebaut werden.

Übersicht

Fördersumme

122.500,00 €

Förderzeitraum

17.06.2020 - 15.06.2024

Bundesland

Baden-Württemberg

Schlagwörter

Landnutzung