Projekt 34623/01

Neue methodische Bildungsansätze für die junge Generation und Multiplikatoren zum Thema Nachhaltige Ernährung in Deutschland und Bulgarien

Projektdurchführung

Jugendumweltnetzwerk Niedersachsen (JANUN) e. V.
Goebenstr. 3 a
30161 Hannover



Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Ernährungsentscheidungen und Nahrungsmittelproduktion wirken sich stark auf die Biodiversität, den Boden, die Wasserqualität und das Klima aus, ebenso wie auf die menschliche Gesundheit. Ernährungsentscheidungen sind jedoch insbesondere von den umweltrelevanten Auswirkungen ihres Anbaus oftmals zeitlich und räumlich entkoppelt. Es gibt inzwischen viel aus Wissenschaft und Praxis stammendes Wissen um die Probleme und mögliche Alternativen.
Ziel des Projekts „EcoNa“ ist es, die Zusammenhänge von nachhaltiger Entwicklung und Nahrungsmittelproduktion aufzuzeigen. Mittels innovativer Bildungsmaterialien und -aktivitäten werden die auf wissenschaftlichen Erkenntnissen basierenden Informationen leicht verständlich aufbereitet und verbreitet. Zudem werden
Handlungsmöglichkeiten auf verschiedenen Ebenen kommuniziert, vom veränderten Konsumverhalten über Mitwirken an Projekten bis hin zum politischen Engagement. Die internationale Kooperation ermöglicht es, Ideen gemeinsam zu entwickeln, bestehende erfolgreiche Ansätze miteinander zu teilen, sowie Potenziale für
eine Verbreitung und Vertiefung zu erörtern.



Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenIn deutsch-bulgarischer Zusammenarbeit (JANUN, EcoCentric) werden folgende innovative Methoden für die Zielgruppe Jugendliche und junge Erwachsene entwickelt:
? graphische Informations- und Bildungsmaterialien in Form eines Wimmelbilds (in Deutschland, im Folgenden ‚D‘) und Finde-den-Unterschied-Bildern (in Bulgarien, im Folgenden ‚BG‘), die mit vertiefenden Informationen unterfüttert und hinterlegt werden; digital in Form von Infoboxen, gedruckt durch Handreichungen für Multiplikator*innen (mind. 15.000 Erreichte);
? Stadttouren zu Projekten nachhaltiger Ernährung für Neubürger*innen und Erstsemester (D, 100 TN) sowie Integration des Themas in die bestehenden WELTbewusst-Stadtrundgänge (D, 100 TN) sowie Garteninstallationen als Ankerpunkt und Gesprächseinstieg für die Stadtrundgänge zu nachhaltigem Konsum (BG, 100 TN); und für die Öffentlichkeitsarbeit
? Science-Slams an der Universität Lüneburg (D, mind. 2 x 100 TN) im neu geschaffenen nachhaltigen Gartenprojekt der Universität Sofia (BG, mind. 1 x 100 TN);
? Qualifizierungsreihen für mindestens 50 Multiplikator*innen (D + BG), die die Bildungsmaterialien entwickeln, Stadttouren und -rundgänge anbieten und selbst aktiv Veranstaltungen organisieren (mind. 1200 TN, je 600 in D + BG).

Inhaltlich werden in der Qualifizierungsreihe wissenschaftlich gestützte Informationen und multidimensionale Indikatoren gemeinsam erarbeitet und diese auf konkrete Beispiele im regionalen Rahmen und mit Alltagsbezug für die Zielgruppe angewendet. Anschließend werden die Ergebnisse für die Bildungsmaterialien und kreativen Bildungsangebote aufbereitet, wobei Handlungsoptionen einbezogen und Spannungsfelder zwischen Indikatoren berücksichtigt werden.
Im Projekt besteht ein fortwährender Austausch zwischen den beiden Projektpartnern JANUN und EcoCentric. Hierbei werden jeweils Beispiele und Ideen guter Praxis sowohl vermittelt als auch gemeinsam entwickelt. Dabei wird der Austausch zwischen den internationalen Seminaren durch Internetkonferenzen unterstützt und Feedback zu den jeweiligen Bildungsmaterialien und Methoden eingeholt.

In zwei internationalen Seminaren wird deutschen und bulgarischen Aktiven die direkte Begegnung ermöglicht. Dabei sollen vor Ort jeweils Beispielprojekte besucht werden, welche sowohl einen Einblick in die jeweiligen lokalen Aktivitäten und Herausforderungen bieten als auch eine Diskussion über gemeinsame Perspektiven ermöglichen. Im Fokus steht bei diesem Austausch die Entwicklung von Bildungsmaterialien und -aktivitäten: Wie gelingt es, Beispiele guter Praxis anschaulich zu vermitteln und dazu beizutragen, dass entsprechende Projekte mehr Anerkennung und Verbreitung finden?
Der deutsch-bulgarische Transfer umfasst dabei besonders die im Projekt entwickelte Stadttour zur Ernährungssouveranität sowie Beispiele anderer Projekte und Initiativen, die lokal/regional zum Themenbereich nachhaltige Ernährung arbeiten, sowie institutionelle Rahmenbedingungen und ihre Trägerschaften.
Der bulgarisch-deutsche Transfer umfasst besonders den Aspekt kultureller Praktiken wie Selbstversorgung, den Umgang mit Saatgut sowie die Methodik der Garten-Installationen als Bildungsmöglichkeit.
Die Bildungsaktivitäten von JANUN und EcoCentric basieren auf dem Ansatz der Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) und des Globalen Lernens.


Ergebnisse und Diskussion

Die geplanten Bausteine sowie weitere, im Projektverlauf entwickelte, konnten alle durchgeführt werden, auch wenn durch die pandemische Situation Anpassungen nötig waren. So haben 2.500 Personen, v. a. Jugendliche und junge Erwachsene, bei Veranstaltungen und durch das Mitwirken an Projektaktivitäten neue Impulse, Wissen über Zusammenhänge und Handlungsanregungen im Bereich nachhaltiger Ernährung erhalten. Fast 25.000 Personen wurden außerdem durch Materialien (Wimmelbild, Finde-den-Unterschied-Bildreihen, Videos, zusätzliches Workshopmaterial) erreicht.

Die Materialien und Methoden werden auch weiterhin digital bzw. analog zur Verfügung gestellt und von JANUN, EcoCentric, anderen Bildungsinstitutionen und Ehrenamtlichen aktiv genutzt.

Im Detail wurden im Projekt EcoNa:
? Zusammenhänge im Bereich nachhaltiger Ernährung in einem Wimmelbild graphisch aufbereitet, welches digital und gedruckt verfügbar ist (bisher >400 Exemplare in Umlauf und >15.000 Personen in D erreicht) https://www.janun.de/de/netzwerk-projekte/janun-landesb%C3%Bcro/wimmelbilder/econa/. Aufgrund der vielfältigen Einsatzmöglichkeiten wurde das Bild auch auf Bulgarisch übersetzt. Gemeinsam mit den Finde-den-Unterschied-Illustrationsreihen wurden bislang ca. 4.850 Personen in BG erreicht.
? Insgesamt 14 Multiplikator*innen-Schulungen in Deutschland und Bulgarien durchgeführt (präsent, hybrid und digital). 80 ausgebildete Ehrenamtliche wirkten aktiv am Projekt und der Weiterverbreitung der Inhalte und Methoden mit.
? lokal und partizipativ entwickelte Bildungs-Garteninstallationen in 15 verschiedenen bulgarischen Bildungsinstitutionen erstellt. Die Projektteams wurden in BNE und den innovativen Methoden des Projektes geschult und bei der Erarbeitung der Installationen begleitet (538 Kinder und Jugendliche eingebunden).
? Analoge Stadtrundgänge mit dem Thema nachhaltige Ernährung in Bulgarien (23 TN) durchgeführt und drei app-gestützte Rallyes sowie zusätzliches Bildungsmaterial (Videos, Handbuch) für Rundgänge zu essbaren Pflanzen erstellt. In Deutschland app-gestützte Rundgänge und Quizzes zu Ernährung (107 TN) und von Partner*innen entwickelte Rundgänge (524 TN).

Zwei Science-Slams in Lüneburg mit insgesamt 350 TN. In Bulgarien wurde eine „Human Library“ mit 30 TN als Alternativveranstaltung durchgeführt, da die Umsetzung eines sehr unbekannten Formates unter pandemischen Bedingungen deutlich erschwert war.

Die deutsch-bulgarischen Begegnungsreisen wurden umgewandelt in je eine mehrtägige Online- sowie „blended“-Begegnung. In vier weiteren Austauschtreffen erlangten Menschen aus Bulgarien und Deutschland interkulturelle Einblicke in einen Teilaspekt von nachhaltiger Ernährung (z. B. Lebensmittelabfälle, Direktvermarktung) (insgesamt 89 TN).

Insbesondere die Entwicklung von 15 dezentralen Bildungs-Garteninstallationen in Kooperation mit Bildungsinstitutionen in Bulgarien war ein sehr großer Projekterfolg, ebenso das Wimmelbild, welches in verschiedensten Formaten und mit unterschiedlichen Zielgruppen verwendet wurde und wird.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Die aktive Öffentlichkeitsarbeit zeigte sich in zahlreichen Zeitungs- und Radioberichten über das Projekt in beiden Ländern (BG: 26 Beiträge; D: 13 Beiträge), in BG wurde das Projekt sogar in vier Fernsehbeiträgen vorgestellt. Dort lag der Schwerpunkt auf den Garteninstallationen und den Stadtralleys, sodass diese neben dem eigentlichen Bildungseffekt noch eine starke Wirkung in der breiten Öffentlichkeit entfalten konnten. Während der gesamten Projektlaufzeit wurden Veranstaltungen, inhaltliche Beiträge und Neuigkeiten des Projektes über die Websites und Social-Media-Kanäle von JANUN und EcoCentric und über Netzwerke von Partnerorganisationen geteilt. Insbesondere die erarbeiteten Materialien wurden zusätzlich über Newsletter und passende Websites beworben.
Das Projekt wurde beim WeltWeitWissen-Kongress 2020 als beispielhaftes Bildungsprojekt ausgezeichnet und von der Bürgermeisterin von Sofia in einer Gruß- und Dankesrede als innovatives Bildungsprojekt bezeichnet.



Fazit

Mit dem Projekt „EcoNa“ ist es gelungen, das komplexe Themenfeld „nachhaltige Ernährung“ in anschaulichen und zugänglichen Methoden, Materialien und Veranstaltungsformaten aufzuarbeiten. Zahlreiche Kinder, Jugendliche und Erwachsene konnten neues Wissen, Eindrücke und Handlungsmöglichkeiten im Themenfeld erfahren. Insgesamt wurden deutlich mehr Personen erreicht als ursprünglich geplant, ein großer Erfolg während einer Pandemie.

EcoCentric und JANUN gingen kreativ mit den sich verändernden Corona-Auflagen um und nutzten innovative Methoden wie hybride Austauschformate und app-gestützte Rallyes. So konnten durch die digitalen Formate neue Zielgruppen erreicht werden.

Die deutsch-bulgarische Zusammenarbeit zwischen EcoCentric und JANUN war bereichernd. Neben der gemeinsamen Organisation von Online-Begegnungen fand auch ein methodischer Austausch, insbesondere zu digitalen Tools, interaktiven Stadtrundgängen und Bildungs-Garteninstallationen, statt, wobei beide Organisationen voneinander lernen konnten. Der Austausch von jungen Erwachsenen aus Bulgarien und Deutschland ist zwar mit einer insg. höheren Teilnehmer*innenanzahl, durch die digitalen Formate jedoch in geringerer Tiefe geglückt. Digital konnte insbesondere ein inhaltlicher Austausch stattfinden; die persönliche Inspiration und praktisches interkulturelles Lernen werden nach Projektende nachgeholt: Aufgrund der geknüpften Bande zwischen TN und dem bereichernden bisherigen Austausch planen JANUN und EcoCentric, die Präsenz-Begegnungen nachzuholen.

Insgesamt konnten trotz der vielen coronabedingten Unwägbarkeiten die Projektziele erreicht und sogar übertroffen werden.

Übersicht

Fördersumme

121.582,00 €

Förderzeitraum

01.03.2019 - 30.09.2021

Bundesland

Grenzüberschreitend

Schlagwörter

Grenzüberschreitend
Landnutzung
Ressourcenschonung
Umweltkommunikation