Projekt 26381/01

Demonstration einer dezentralen Pflanzenkläranlage am Beispiel des Salem Kinder- und Jugenddorfes Regenbogen in der Oblast Kaliningrad

Projektträger

Salem International gGmbH
Lindenhof Salem 1 - 13
97633 Höchheim
Telefon: 09764-958050

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

In den ländlichen Regionen Russlands werden die Abwässer praktisch unbehandelt in die Gewässer oder ins Grundwasser abgeleitet. Viele vorhandene Kläranlagen sind veraltet, baufällig und meist nicht mehr in Betrieb. Pflanzenkläranlagen haben sich im deutschsprachigen Raum als einfaches und effizientes Ver-fahren der Abwasserreinigung in ländlichen Gebieten bewährt und gehören zu den anerkannten Regeln der Abwassertechnik. Das Projekt hatte zum Ziel, die Technik der Abwasserreinigung in Pflanzenkläran-lagen im russischen Sprachraum zu demonstrieren. Die Herstellung mit örtlichen Mitteln, der zuverlässige Betrieb und die günstigen Betriebskosten prädestinieren sie auch für den Einsatz in ländlichen Gemein-den, Gewerbebetrieben und abgelegenen sozialen/touristischen Einrichtungen Russlands. 2005 ist mit Projektmitteln von DBU und BMU die erste Pflanzenkläranlage (als Feuchtgebietskläranlage) im Oblast Kaliningrad hergestellt worden. Mit dem in diesem Projekt vorgesehenen zweiten Pflanzenkläranlagentyp (Bodenfilter mit weitergehender Abwasserreinigung) sollte ein weiteres Pilotprojekt realisiert werden.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenOrganisatorische Grundlage war die enge Kooperation zwischen dem Antragsteller als Bauherren, zu-ständigen russischen Behörden und den Kooperationspartnern. Die russischen Auftragnehmer wie Rechtsanwalt, Gutachter, Vermessern und Berater unterstützten die planenden deutschen Ingenieure bis hin zur Fertigstellung der naturnahen Kläranlage. Die Berichterstattung der Projektausführung und Pro-jektabrechnung wird in Zwischen- und Abschlussbericht dokumentiert und ins russische übersetzt. Der Ablauf des Projektes ist in folgenden Schritten geplant: 1.) Vorbereitungsphase, Organisation, Koordination, Verträge2.) Entwurfs- und Genehmigungsplanung3.) Vermessung, Registration KA, juristische Betreuung, Gutachten, Expertise4.) Genehmigung, Ausführungsplanung 5.) Ausschreibung der Kläranlage, Vergabe6.) Bauoberleitung, örtliche Bauüberwachung, Abnahme7.) Ökologische und ökonomische Bilanzierung der Pflanzenkläranlage8.) Projektabrechnung, Berichte


Ergebnisse und Diskussion

Im ländlichen Raum und den Städten der Russischen Föderation sind Oberflächengewässer und Grund-wässer punktuell sehr stark durch kommunale, gewerbliche und industrielle Abwassereinleitungen beein-trächtig. Zudem ist der Zustand im Oblast Kaliningrad bei den an die Ostsee grenzenden Brackgewässer Frisches und Kurisches Haff gewässerökologisch als sehr bedenklich einzustufen. Auf absehbare Zeit liegt eine überzeugende Alternative zur kostengünstigen Abwasserbehandlung des ländlichen Raumes im Ein-satz von dezentralen flächenintensiven Verfahren. Die erforderlichen Flächen sind im ländlichen Raum, a-ber auch am Rande der Städte vorhanden. Die sehr scharfen russischen Überwachungswerte, welche hö-her als beispielsweise in Deutschland und den benachbarten Ländern Polen sowie den baltischen Staaten sind, erforderten eine Bodenfilterkläranlage mit Rezirkulation des gereinigten Abwassers sowie eine Nach-reinigung. Die Überwachungswerte für Kläranlagen der Russischen Föderation sollten nach Auffassung der Projektpartner auf das Niveau der Europäischen Union angepasst werden, da 1. die Werte kaum von Klär-anlagen zu schaffen sind und zu höheren Bau- und Betriebskosten führen, 2. bei Überschreitung die Kläranlagenbetreiber mit Strafgebühren belegt werden und 3. grundsätzlich die Verbesserung der Gewäs-ser auch mit niedrigeren Überwachungswerten erzielt werden kann. Ein wesentlicher Aspekt für den Bau von einfachen Abwasserreinigungsanlagen im ländlichen Raum, wie Abwasserteiche, Absetzgruben, Verrieselungen und Bodenfilter-Kläranlagen ist, dass die örtlichen Ressourcen ausreichend vorhanden sind. Die Pflanzenkläranlagentechnik ist bislang in Russland wenig bekannt. Der Einsatzschwerpunkt liegt in ländlichen Kommunen und Städten bis ca. 20.000 Einwohner. Im Oblast Kaliningrad sowie das im Süden angrenzende polnische Masuren und Ermland sowie im Norden angrenzende Litauen stehen überwiegend bindige Böden und hohe Grundwasserstände bzw. Stauwasserhorizonte an. Bedingt durch diese Boden- und Grundwasserverhältnisse ist die Herstellung von Abwasserkanalisationen durch einen erhöhten techni-schen und finanziellen Aufwand gekennzeichnet, da bei der Konstruktion der Abwassersammler tiefe Rohr-gräben, kostenintensive Grundwasserabsenkungen und Bodenaustausch erforderlich sind. Aus Sicht des Gewässerschutzes und aus betriebswirtschaftlichen Gründen sind kostengünstigere Lösung mit semizent-ralen und dezentralen Abwasserkonzeptionen großen zentralen Abwasserkonzeptionen vorzuziehen. In diesem Sinne sowie der Umsetzung von Abwasserkonzeptionen mit mehr dezentralen Kläranlagen als den Standardlösungen (große Kanalisationslängen und Kläranlagen) sind an zukünftige Kläranlagen folgende Bedingungen zu stellen:· Behandlung des Abwassers aus Trenn- oder Mischkanalisationen; hohe hydraulische Pufferkapazität· Ganzjährige, sehr hohe und stabile aerobe Reinigungsleistung; Verbesserung der Gewässergüte· Verwendung örtlicher Baumaterialien, Herstellung mit örtlichen Baufirmen· Einfache robuste Bauweise und Technik · Langfristige Entschlammung und landwirtschaftliche Verwertung des Schlammes· Wartungsfreundlicher Betrieb mit geringem Reparaturaufwand und lokalem Arbeitspersonal· Konkurrenzfähige Herstellungskosten und wirtschaftlicher Betrieb


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Bereits im Oktober 2008 wurde das Projekt im Oblast Kaliningrad auf den sechsten Deutsch-Russischen Umwelttagen dargestellt. Im Jahr 2009 folgten mehrere Zeitungsberichte sowie zum Projektabschluss im Königsberger Express. Weiterhin wurde das Projekt den Kreisverwaltungen der Rajone Baltijsk (dt.: Pi-lau) und Slavsk (dt.:Heinrichswalde) sowie den Gemeindeverwaltungen von Primorsk (dt.: Fischhausen) und Bolshakovo (dt.: Kreuzingen) erläutert. Mit den Bürgermeistern und den zuständigen Projektleitern für Wasserwirtschaft der Kommunalen Dienste wurden Vor- und Nachteile diskutiert. Dabei waren die russischen Umweltfachleute beeindruckt von den stabilen Reinigungsleistungen der Bodenfilter-Kläranlagen, den geringen Betriebskosten sowie der Möglichkeit, mit eigenem kommunalem Personal die Kläranlagen betreiben zu können. Hilfreich waren dabei die bereits gemachten Erfahrungen in den von DBU und BMU geförderten Pflanzenkläranlagen-Projekten in den baltischen Nachbarländern. Am 3. No-vember 2009 wurde in der Duma (Landtag) des Oblast Kaliningrad das fertig gestellte Demonstrations-projekt präsentiert. Unter Beteiligung der DBU nahmen 40 Vertreter aus 8 Landkreisen, Bürgermeister, Landräte sowie Umweltfachleute der Administration und Duma-Abgeordnete an der Veranstaltung teil.


Fazit

In den russischen Gemeinden und kleinen Städten besteht ein großer Bedarf an einfachen, effektiven und kostengünstigen Kläranlagen, um die Lebensqualität der Bevölkerung durch Verringerung der Ge-sundheitsrisiken (Badegewässer, Trinkwasser) zu verbessern. Während in Deutschland und anderen eu-ropäischen Ländern die Anwendung der naturnahen Klärverfahren standardisiert ist, liegen in Russland wenig Erfahrungen mit natürlichen Abwasserreinigungsverfahren vor. Wegen ihrer einfachen, mit örtli-chen Mitteln herstellbaren Bauweise und den geringen Betriebskosten sind diese Anlagen für den Einsatz zur Verbesserung der Ortshygiene, der Gewässerqualität sowie niedrigen Betriebskosten im ländlichen Raum und Städten bis zu 20.000 Einwohnern prädestiniert. Die Umsetzung des Projektes zeigte, dass russische Firmen die Bauausführung dieses einfachen Klärverfahrens umsetzen können. Der planerische und organisatorische Aufwand war insgesamt größer als in Deutschland. Die russischen Fachleute aus Baufirmen, Ingenieurbüros und den Umweltverwaltungen merkten an, dass für die Herstellung weiterer naturnaher Kläranlagen eine russische technische Richtlinie für Planung und Betrieb erforderlich sei. An-dernfalls sei eine zukünftige Genehmigung durch die russischen Baubehörden nicht zu erwirken.

Übersicht

Fördersumme

124.000,00 €

Förderzeitraum

19.05.2008 - 11.01.2010

Bundesland

Grenzüberschreitend

Schlagwörter

Grenzüberschreitend
Landnutzung
Ressourcenschonung
Umwelttechnik