Projekt 20117/01

Bewahrung der national bedeutenden umweltgeschädigten Synagoge im Wörlitzer Gartenreich unter Anwendung regionaler Baustoffe und historischer Handwerkstechniken (Sachsen-Anhalt)

Projektdurchführung

Kulturstiftung Dessau-Wörlitz
Schloß Großkühnau
06846 Dessau

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Ziel des Projektes ist die nachhaltige Beseitigung der durch Witterungs- und Umwelteinflüsse entstandenen Schäden am Bauwerk, verbunden mit der weitest gehenden Wiederherstellung des originalen bauzeitlichen Erscheinungsbildes, speziell der Oberflächen, durch Einsatz historischer Materialien und den zur Verarbeitung notwendigen handwerklichen Technologien. Das Gebäude steht seit einigen Jahren leer und soll wieder eine Nutzung für Ausstellungszwecke erfahren. Bei den in diesem Zusammenhang durchgeführten Untersuchungen der Bausubstanz wurden massive Durchfeuchtungen des Mauerwerks und erhebliche Salzkonzentrationen speziell in der Sockelzone festgestellt, welche die angestrebte Nutzung derzeit ausschließen. Der zementhaltige Außenputz enthält, neben anderen Zuschlagstoffen, dolomitischen Kalk aus Sachsen mit Magnesiumanteilen. Diese sind hinsichtlich ehemals vorhandener erhöhter Umweltbelastungen durch das Kraftwerk Vockerode nach bisherigen Erkenntnissen empfindlich. Dies stellt eine mögliche Ursache für Verluste bauzeitlicher Putze am Bauwerk dar.
Zur Unterstützung der Austrocknung wird eine Bauteiltemperierung installiert. Der Erfolg des Projektes wird durch verschiedene Messmethoden kontrolliert, die gleichzeitig der Weiterentwicklung der Eichung zerstörungsfreier Untersuchungstechniken wie Mikrowellenfeuchtenmessung, Infrarot-Kamera und Ultraschallmessung dienen.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenBei Opferputzen auf Kalkbasis besteht noch Forschungsbedarf vor allem hinsichtlich der Einlagerungskapazität für Salze in Abhängigkeit von der Körnung der lokal anstehenden Sande. Zielstellung ist die Herstellung eines Putzes, der einen guten Salztransport vom Mauerwerk zur Putzoberfläche ermöglicht und ein Porenvolumen >30% aufweist. Verschiedene Mörtelproben wurden auf Musterachsen angelegt. Chemische Analysen und Salzuntersuchungen führten zur Auswahl des am besten geeigneten Putzes. Dieser wird dann als Baustellenmischung mit handwerklichen Mitteln hergestellt und so verarbeitet, dass eine Oberflächenoptik erreicht wird, die dem historischen Erscheinungsbild entspricht. In dem noch feuchten Putz erfolgt die Herstellung der Farbbeschichtung entsprechend Befund unter Verwendung historischer handwerklicher Kalktechniken als freskale Farbfassungen aus pigmentiertem, mehr-jährig gelagertem Malerkalk aus der Hundisburger Baustoffmanufaktur.
Parallel erfolgt auf der Innenseite des Mauerwerks die Installation einer elektrischen Wandteildirektheizung, um den Kapillarstrom im Wandbereich zu unterbrechen sowie zur Sicherstellung der Frostfreiheit im Innenraum. Zur Unterstützung der derzeitigen Diskussion dieses Verfahrens erfolgt eine Raumklimaaufzeichnung mit Erfassung und Auswertung der entsprechenden Werte, insbesondere der Materialfeuchte und der Temperaturverteilung innerhalb der Wand, über den Zeitraum von einem Jahr durch das IDK. (Mikrowellenfeuchtemessung und Ultraschallmessung)


Ergebnisse und Diskussion

Besonders die Innenwandputze der Synagoge zeigten in der Vergangenheit Schäden in Form von dunklen Bereichen und Salzausblühungen, die auf hohe Mauerwerksfeuchte zurückzuführen waren. Deshalb wurde der zerstörte Putz im unteren Bereich beidseitig entfernt und durch einen Kompressenputz ersetzt. Dieser Kompressenputz wurde nach zwei Jahren im Zuge dieser Maßnahme durch nachgestellten histor. Kalkputz ersetzt.
Die Zielstellung, eine möglichst hohe Salzeinlagerungskapazität und gleichzeitig geringen Diffusionswiderstand zu erzielen, wurde durch die Beimengung von Kies der Körnung 2-4 mm in den Unterputz erreicht. Mittels Beimengung von geringen Anteilen Quarzsand in den so dünn wie möglich gehaltenen Oberputz konnte eine höchst mögliche Oberflächenglätte erreicht werden. Ein dauerhafter Nachschub von Salzen aus dem darunter liegenden Erdreich wird durch eine elektrisch betriebene Bauteiltemperierung, die Innenseitig im Sockelbereich des Mauerwerkes angeordnet wurde, unterbunden. Dazu wurden im Bereich des abgenommenen Kompressenputzes Heizdrähte etwa 2 cm tief in die Lagerfugen versenkt und satt mit Mörtel umschlossen. Die Steuerung kann 3 horizontal übereinander angeordnete Heizkreise getrennt voneinander regeln. Durch die Strahlungswärme der Wandtemperierung wird trotz fehlender Wärmedämmung die Frostfreiheit des Gebäudes erreicht.
Messungen hinsichtlich der Mauerwerksfeuchte und Salzkonzentration erfolgen durch das IDK derzeit mittels Datenlogger ständig. Die Daten werden regelmäßig abgelesen und ausgewertet. Eine Auswertung der Ergebnisse des derzeitigen Zustandes liegt noch nicht vor.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

In der Synagoge wurde eine Ausstellung installiert, deren Ausstellungskatalog einen Beitrag über die Sanierungsarbeiten enthält. Im Zusammenhang mit der Eröffnung der Synagoge im November 2003 berichtete ebenfalls die Tagespresse.


Fazit

Mit der angewendeten Putztechnologie konnte die vom Bauherren geforderte Oberflächengüte erreicht werden. Die Herstellung des Putzes stellte kein technologisches Problem dar. Hinsichtlich Ermittlung der richtigen Mischungsverhältnisse bedarf es einiger Versuche, soweit nicht schon entsprechende Erfahrungen vorliegen. Die derzeit auftretenden Feuchtigkeitsbilder sprechen dafür, dass sich bereits Salze im Putz angereichert haben. Entsprechende bauhygrische Untersuchungen sind für das nächste Jahr vorgesehen, da sich die zu erwartenden Veränderungen über einen längeren Zeitraum abspielen und innerhalb weniger Wochen noch nicht eindeutig darstellen. Sie sind zeitlich so koordiniert, dass sie jahreszeitlich mit den Ausgangsmessungen übereinstimmen, um bessere Auswertungsmöglichkeiten zu bieten und witterungsbedingte Einflussfaktoren besser zu erfassen.

Übersicht

Fördersumme

125.000,00 €

Förderzeitraum

31.07.2002 - 31.01.2004

Bundesland

Sachsen-Anhalt

Schlagwörter

Klimaschutz
Kulturgüter
Ressourcenschonung
Umweltforschung
Umwelttechnik