Projekt 13948/01

Modellvorhaben: Entwicklung von dauerhaftem Oberflächenschutz zur Verhinderung von Umweltschäden an historisch-authentischen Putzfassaden

Projektträger

Prof. Dr. Andreas Boué
52076 Aachen

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Nachgestellte historische Putze, die Gips oder Anhydrit in größeren Mengen enthalten, sind nicht witterungsbeständig. Für die Reparatur von historischen Putzen sind sie jedoch unverzichtbar, da sonst die Materialauthentizität gegenüber dem Original nicht eingehalten werden kann. Ebenso wie beim historischen Vorbild müssen die Reparaturflächen durch eine Farbfassung geschützt werden. Die hierfür üblicherweise verwendeten Kalk- bzw. Kalkkaseinfarben der Restauratoren sind jedoch für die genannten Putzsysteme ungeeignet. Es müssen daher neue Farbsysteme entwickelt werden, mit Kalkfüllstoffen und Dispersionsbindern, die ausreichend modifiziert sind, um einen dauerhaften Schutz für die Reparatur-Flächen zu gewährleisten.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenDas Arbeitsprogramm umfasste drei grundsätzliche Aufgaben:
A Recherche, Zusammenstellung und Herstellung von Mustern
Es wurden 20 handelsübliche Farben sowie Systeme aus der restauratorischen Praxis ausgewählt und beschafft. Nach Literaturangaben und in eigenen Versuchsreihen wurden 20 verschiedene Modifikationen von Kalkfarben mit Dispersionen der industriellen Projektpartner (Wacker, Röhm) als Versuchsmuster hergestellt. Die Farben wurden an Kleinproben im Labor untersucht und ihre technologischen Eigenschaften ermittelt.
B Auslagerung und Laborbeanspruchung mit laufender Beobachtung
Verbundprüfkörper wurden ein einer Freibewitterungswand im Institut für Bauchemie ausgelagert, in der die Bauwerkssituation nachgeahmt wird. Die Muster werden laufend beobachtet und Unterschiede im Erscheinungsbild, in der Feuchte und Haftung zusammen mit den Klimadaten untersucht.
C Herstellung von Objektflächen
Im Zuge der Erprobungsarbeiten an den Bauwerken Orangerie Belvedere Weimar und Rokokoschloss Dornburg wurden
Musterflächen angelegt und ebenfalls wie die Freibewitterungswand beobachtet.


Ergebnisse und Diskussion

Die Ergebnisqualität hing von der Summe der in der Freibewitterung eingesetzten Materialien und deren Kombinationen ab. Es wurde eine Aussage erzielt, welche historischen und für Restaurierungszwecke einzusetzenden historisierenden Grundmaterialien durch welche Arten von Oberflächenschutzsystemen mit Anstrichsystemen dauerhaft geschützt werden können. Dabei zeigt sich, dass die von der restauratorischen Praxis gerne im historischen Kontext auf der Basis von Überlieferungen und Befunden verwendeten Kalk- und Kalk-Kaseinfarben auf gipshaltigen Putzen nicht dauerhaft angebracht werden können. Es wird nachgewiesen, dass die erhoffte langfristige Verträglichkeit der Materialien grundsätzlich nicht gewährleistet ist und insbesondere auch durch die verschiedenen Auftragsformen mit ihrem nicht zu unterschätzenden Einfluss der Verarbeitungstechnologie keine Dauerhaftigkeit und Haltbarkeit historisierender bzw. authentischer Maßnahmen auf dieser Stoffbasis möglich ist. Neuere Gedanken gehen aber dahin, dass auch bereits früher keine reinen Kalkfarben, sondern Hilfsstoffe zur Verbesserung des Verhaltens oder sogar ausschließlich organische Bindemittel wie in der Temperamalerei verwendet wurden.

Die vergleichend eingesetzten industriellen Farbsysteme wiesen dagegen teilweise überzeugende Eigenschaften mit entsprechend hoher Beständigkeitserwartung auf. Dabei zeigte sich, dass nicht die Stoffba-sis alleine ( Kalkfarben, Silikate, Silikonharz-, Acrylat-Dispersionen usw.) entscheidend ist, sondern sich je nach Modifikation ein guter Erfolg einstellt. So sind pauschale Aussagen nicht möglich, jedoch Trends und Anwendungsgrenzen aufzuzeigen.

Ein entscheidende Frage ist neben der technischen Funktionalität jedoch auch die ästhetische Akzeptanz. So sind lebendige Farbspiele und eine mattsamtene Oberfläche im historischen Kontext zu bevorzugen. Untersucht wurden daher auch Silikonharzlasuren und -Schlämmen. Sie wiesen annehmbare Eigenschaften nach.

Dem Handwerk, dem Restaurator und auch dem Denkmalpfleger wird im Ergebnis eine Entscheidungshilfe an die Hand gegeben, mit der er in der Lage ist, eine qualifizierte Auswahl der zu wählenden Stoffe und Verfahren vorzunehmen, bzw. Auswahlversuche durchzuführen. Die dazugehörige Matrix wurde in dem Heftchen Farbe auf Kalk und Gips veröffentlicht.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Umfassender Forschungsbericht
Heftchen Farbe auf Kalk und Gips für Handwerker, Restauratoren, Denkmalpfleger
Fachveröffentlichungen in Architekturzeitschrift. Modellanwendungen Orangerie Belvedere Weimar


Fazit

Ein vollständiges Oberflächenschutzprogramm zur Verhinderung von Umweltschäden an historisch-authentischen Putzfassaden wird angeboten. Die Rezepturen werden zusammen mit Herstellern und in der BauWerkstatt umgesetzt und können dort bezogen werden.

Übersicht

Fördersumme

85.347,40 €

Förderzeitraum

01.01.1998 - 27.06.2000

Bundesland

Nordrhein-Westfalen

Schlagwörter

Klimaschutz
Kulturgüter
Ressourcenschonung
Umweltforschung
Umwelttechnik