Projekt 12033/01

Entwicklung einer innovativen Fast-FISH (Fast Fluorescent In Situ Hybridization) Gensonden-Technik zur schnellen und quantitativen Identifizierung von Mikroorganismen in KlÀranlagen und Umweltproben

ProjekttrÀger

ATM Abwassertechnik
Akademiestr. 7
80799 MĂŒnchenZielsetzung und Anlass des Vorhabens Die Belebtschlammbiozönose von Abwasserreinigungsanlagen kann mit klassischen Methoden nur unzureichend und stark fehlerbehaftet identifiziert werden. Die Kenntnis der mikrobiellen Populationen ist aber notwendig, um Störungen in dem Reinigungsverhalten einer Anlage konstruktiv beurteilen zu können und effektive Maßnahmen einzuleiten. Die FISH (Fluorescent In Situ Hybridization) - Technik kann aufgrund des Einsatzes von 16S rRNA gerichteten, spezifischen Gensonden fĂŒr eine schnelle und ge-naue Analyse der Belebtschlammbiozönose verwendet werden, konnte sich aber aufgrund ihrer schlechten Anwendbarkeit in der tĂ€glichen Praxis zur qualitativen und quantitativen Mikroorganismenbestimmung noch nicht durchsetzen. Aus diesem Grund soll in diesem Projekt eine neue und innovative Meßmethode entwickelt werden (Fast-FISH), welche die Vorteile der FISH-Technik nutzt und durch ihre Schnelligkeit und Automatisierbarkeit eine breite Anwendbarkeit in der Praxis ermöglicht. Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenDie Zielsetzungen fĂŒr die erste Projektphase waren die Entwicklung der Fast-FISH-Technik und die Verifizierung anhand zahlreicher Vergleichsmessungen mit der FISH-Technik. Hierbei sollte besonders darauf geachtet werden, eine möglichst praxisrelevante, d.h. kostensparende und umweltschonende Arbeitsanweisung zu entwickeln, um einen spĂ€teren Einsatz in der Praxis zu ermöglichen. Der Einsatz eines an der TU MĂŒnchen bestehenden umfassenden Gensondensatzes soll die Anwendbarkeit der Technik auch fĂŒr die Detektion ungewöhnlicher Bakteriengruppen garantieren. In der zweiten Projektphase sollte die Anwendbarkeit der Fast-FISH Technik unter Beweis gestellt und letztere den bestehenden Anforderungen angepaßt werden. Konkrete Fragestellungen aus der Praxis sollten aufgegriffen und mit Hilfe der entwickelten Meßmethode untersucht werden. Kinetische Untersuchungen zum NĂ€hrstoffabbau, zu KapazitĂ€tsberechnungen sowie physikalische Bestimmungen sollten mit den mikrobiologischen Daten verglichen und ausgewertet werden. Der Einsatz vor Ort auf unter-schiedlichen KlĂ€ranlagen mit verschiedenen Betriebsstörungen sollte die Praxistauglichkeit der Fast-FISH-Methode beweisen. Ergebnisse und Diskussion Der Schwerpunkt der ersten Projektphase lag auf der Entwicklung der Fast-FISH-Technik. Bei dieser Technik sollen die spezifisch in den Bakterien hybridisierten fluoreszenzmarkierten Oligonukleotidsonden abgelöst und in einem geeigneten AuswertegerĂ€t quantifiziert werden. Als Auswerteeinheit wurden nach zahlreichen SensitivitĂ€tstest ein KĂŒvetten-Fluorometer ausgewĂ€hlt. Nach der grundsĂ€tzlichen Etablie-rung der Methode wurden die optimalen WellenlĂ€ngen zur Vermessung verschiedener Fluoreszenzfarb-stoffe, die SensitivitĂ€t des MeßgerĂ€ts, sowie die StabilitĂ€t und Reproduzierbarkeit der Meßwerte ermit-telt. Simultane Fast-FISH-Hybridisierungen mit mehreren Oligonukleotidsonden wurden durchgefĂŒhrt und evaluiert. Es wurde gezeigt, daß die Quantifizierung einzelner bakterieller Spezies in einem Ge-misch verschiedener Bakterienarten mittels der Fast-FISH Technik bereits erfolgreich durchgefĂŒhrt wer-den kann. Um die Anwendungsmöglichkeit der Methode auch in Umweltproben zu demonstrieren, er-folgte exemplarisch die qualitative Analyse von Bakterien in einer kĂŒnstlichen Mischung mit Belebtschlamm. Eine qualitative Aussage war mit Fast-FISH in derartigen Systemen bereits eindeutig möglich, die quantitative Anwendung von Fast-FISH bedurfte jedoch noch weiterer Optimierung. In der zweiten Projektphase konnte das bestehende Protokoll der Fast-FISH-Methode durch die Änderung verschiedener Parameter noch wesentlich verbessert und optimiert werden. So konnte die zuverlĂ€ssige Quantifizierung von den meisten in diesem Projekt untersuchten bakteriellen Gruppen erreicht werden. Eine Ausnahme bildeten Filamente, die mit verschiedenen enzymatischen Methoden aufge-schlossen werden mĂŒssen um fĂŒr Gensonden durchlĂ€ssig zu sein und nur einen sehr geringen Gehalt an ribosomaler RNA aufwiesen. Hier ist eine weitere Verbesserung der Technik notwendig. Um die Ergebnisse, die mit Hilfe der FISH- und der Fast-FISH-Technik bei der Analyse verschiedener SchlĂ€mme erzielt wurden, miteinander vergleichen zu können, wurde ein neuartiges Sondenkonzept entwickelt. Dieses ermöglicht zum ersten Mal, kultivierungsunabhĂ€ngige mikrobielle Bestandsaufnahmen von SchlĂ€mmen mit der Gensondentechnologie durchzufĂŒhren und zuverlĂ€ssig ĂŒber einen lĂ€ngeren Zeitraum hinweg zu vergleichen und zu evaluieren. Basierend auf dem entwickelten Sondenkonzept wurden mittels der FISH- und der Fast-FISH-Technologie zahlreiche Messungen von Schlammproben kommunaler und industrieller KlĂ€ranlagen durchgefĂŒhrt. Die gleichzeitige Anwendung beider Techniken ermöglichte zum einen den stĂ€ndigen Abgleich der neu entwickelten Fast-FISH-Technik bezĂŒglich der ZuverlĂ€ssigkeit der Meßwerte und zum anderen auch die Messung von Filamenten die mittels der Fast-FISH-Technik nicht identifiziert werden konnten. Messungen ĂŒber einen Zeitraum von ĂŒber einem Jahr ermöglichten eine Bestandsaufnahme hinsichtlich der mikrobiellen Zusammensetzung und eine konkrete Bewertung der QualitĂ€t verschiedener belebter SchlĂ€mme. Mit der Fast-FISH-Technologie steht nun erstmals eine Technik zur VerfĂŒgung mit der schnell und prĂ€zise bakterielle Populationen quantifiziert werden können. Mit Hilfe dieser Technologie ist es möglich Än-derungen in der bakteriellen Biozönose frĂŒhzeitig zu detektieren, bevor kostenintensive Störungen der Abwasserreinigungsanlage auftreten. Öffentlichkeitsarbeit und PrĂ€sentation Die aus der Kooperation zwischen der TU MĂŒnchen, Lehrstuhl fĂŒr Mikrobiologie und der ATM hervorgegangene VERMICON AG, wird im Jahre 2001 ein Testkit auf dem Markt bringen, das - basierend auf der Fast-FISH-Technologie - fĂŒr den Einsatz auf KlĂ€ranlagen zur Identifizierung und Quantifizierung mikrobieller Populationen entwickelt wurde. Die Dokumentation in einschlĂ€gigen Fachzeitschriften wird angestrebt. Eine PrĂ€sentation der Ergebnisse erfolgte bereits im Rahmen von Messen (z.B. Biotechnica 1999, Analytica 2000) und ĂŒber FachvortrĂ€ge (Seminar PTS MĂŒnchen, ATV Landesgruppentagung Rosenheim 1999 u.a.). Fazit Das angestrebte Ziel, im ersten Jahr des Projekts die Methodik der Fast-FISH-Technik zur schnellen qualitativen und quantitativen Analyse von Mikroorganismen in Belebtschlammproben von Abwasserreinigungsanlagen zu entwickeln, konnte vollstĂ€ndig erreicht werden. Das Potential des Verfahrens konnte an realen Belebtschlammproben, denen die nachzuweisenden Bakterien kĂŒnstlich beigemischt worden waren, bewiesen werden. In der zweiten Projektphase konnte insbesondere durch eine SensitivitĂ€tssteigerung der Fast-FISH-Gensonden-Technik das Detektionslimit verbessert werden. Es wurden Problemorganismen nachgewiesen und quantitativ erfaßt, die nur in geringen Mengen im Abwasser vorkommen. Dies wird eine schnelle Problemerfassung und eine frĂŒhzeitige Einleitung spezifischer Gegenmaßnahmen, auf die es in der Abwasserreinigungsindustrie in immer stĂ€rkerem Maße ankommt, ermöglichen. Durch konkrete Fragestellungen wurden hier, aufbauend auf den methodischen Erkenntnissen der ersten Projektphase, problemerkennende und problemlösende Konzepte formuliert und angewandt.

Übersicht

Telefon

089/341-867

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089/341-867

Bundesland

Bayern

Fördersumme

212.155,45 €

Förderzeitraum

15.12.1997 - 23.01.2002