Projekt 10620/01

Umweltberatung für kleine und mittlere Unternehmen der Textilindustrie in Tschechien, Polen und Deutschland

Projektträger

SEQUAStiftung für Wirtschaftliche Entwicklungund Berufliche Qualifizierung
Alexanderstr. 10
53111 Bonn
Telefon: 0228/98238-0

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Das Projekt zielt darauf ab, das Umweltmanagement in Textilbetrieben Tschechiens und Polens zu verbessern. Hauptzielgruppe sind Mitarbeiter von kleinen und mittleren Textilbetrieben dieser Länder, die für betriebliche Umweltprobleme und Lösungsmöglichkeiten sensibilisiert werden sollen. Hintergrund des Vorhabens sind die starken Umweltbeeinträchtigungen im Drei-Länder-Eck Tschechien / Polen / Deutschland (Sachsen), an der die Textilindustrie in erheblichem Maße beteiligt ist. Ein besonders großes Problem stellt die Abwasserverschmutzung durch tschechische und polnische Textilbetriebe dar. Im Zusammenhang mit der Vorbereitung auf die angestrebte Mitgliedschaft in der EU wird der enorme Anpassungsaufwand der tschechischen und polnischen Textilindustrie an das (west)europäische Niveau des Umweltschutzes deutlich. Neben den materiellen Voraussetzungen fehlt es vor allem den Klein- und Mittelbetrieben am erforderlichen Know-how, um diese Anpassung zu bewältigen.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenZur Erreichung des o. g. Ziels sollen spezifisch auf die Textilindustrie zugeschnittene Schulungs- und Beratungsmaßnahmen zugunsten ausgewählter Betriebe in Tschechien und Polen durchgeführt werden. Erfahrungen sächsischer Textilbetriebe bei der Anpassung an deutsche und EU-Umweltnormen sollen modellhaft tschechischen und polnischen Textilbetriebe vermittelt werden.
Im ersten Projektabschnitt werden durch Vorbereitungsworkshops und Seminare tschechische und polnische Teilnehmer ausgewählter Betriebe über grundlegende branchenspezifische Inhalte zu Umweltschutz und Umweltmanagement in der Textilindustrie informiert und in die Identifizierung und Bearbeitung von Umweltproblemen in den einzelnen Unternehmen eingewiesen. Schließlich sollen die Teilnehmer konkrete Projektvorschläge für die Umweltschutzberatung in ihren Betrieben erarbeiten.
Wenn von mindestens je drei Unternehmen aus Tschechien und Polen solche Vorschläge vorgelegt werden, wird das Projekt fortgesetzt. Aufbauend auf den erarbeiteten Beratungsprofilen startet dann der zweite Projektabschnitt, in dem detaillierte Beratungsfahrpläne für die Unternehmen erstellt und unter Einsatz deutscher Kurzzeitexperten einzelbetriebliche Beratungen durchgeführt werden. Zum Abschluss des Projektes ist vorgesehen, die Beratungsergebnisse zu dokumentieren und bei einer über den Kreis der Projektteilnehmer hinausgehenden Zahl von Unternehmen der Textilbranche bekannt zu machen, u. a. in Form eines Abschlusssymposiums in Liberec/Tschechien. Dadurch soll über Ländergrenzen hinweg ein umfassender Erfahrungsaustausch für die Lösung von Umweltproblemen innerhalb einer Branche angeregt werden.


Ergebnisse und Diskussion

Ursprünglich war das am 01.01.1999 gestartete Projekt auf die Umweltberatung der Textilindustrie in Polen und Tschechien ausgerichtet. Vor dem Hintergrund der besonders schwierigen ökonomischen Situation der tschechischen Textilindustrie stieß das Beratungsangebot des Projektes bei dortigen Betrieben nur auf geringe Resonanz. Mit Einverständnis der DBU wurde daher entschieden, das Projekt nur mit polnischen Partnern durchzuführen. Durch diese Startschwierigkeiten und die Neuausrichtung des Projektes traten Verzögerungen ein, die zu seiner Verlängerung bis zum 30.06.2001 führten.
Zur Realisierung des Projektziels, das Umweltmanagement in Textilbetrieben Polens zu verbessern, wurden folgende Ergebnisse angestrebt:
- Mitarbeiter von KMU sowie Verbandsvertreter aus dem Textilsektor Polens sind für die Umweltprobleme ihrer Branche sensibilisiert worden und haben einschlägige Kenntnisse über Lösungsmöglichkeiten erworben.
- Mindestens 3 ausgewählte Textilunternehmen Polens sind modellhaft beraten und in die Lage versetzt worden, selbständig Konzepte zur Lösung spezieller Umweltprobleme im eigenen Betrieb zu entwickeln.
Diese Ergebnisse konnten durch einen Vorbereitungsworkshop in Polen, 2 Umweltseminare in Sachsen, modellhafte intensive Beratung von 4 Firmen und ein Abschlusssymposium in Polen erreicht werden. Bei den Betriebsberatungen wurden als Kernprobleme Mängel bei der Abwasserreinigung sowie ein hoher Wasser- und Energieverbrauch identifiziert. Mit allen 4 Firmen konnten technische Lösungsmöglichkeiten in diesen Bereichen erarbeitet werden, die von den Firmenleitungen unterstützt werden. Bei ihrer Implementierung ist mit einer erheblich geringeren Verschmutzung der betrieblichen Abwässer und einer signifikanten Senkung des Wasser- und Energieverbrauchs der Firmen zu rechnen. Insbesondere bei der Abwasserreinigung ist von einer deutlich verringerten Schadstoffbelastung mit Farbrückständen und Chemikalien auszugehen, die in die Flüsse und schließlich in die Ostsee gelangen. Hinzu kommen Kostenvorteile in der Produktion durch geringeren Verbrauch von Wasser und Energie.
Bei den Beratungen wurden auch Empfehlungen zur Einbindung der Lösungskonzepte in den gesamten betrieblichen Ablauf entwickelt. Bei einer beratenen Firma, die bereits nach DIN ISO 9001 zertifiziert ist, können die gefunden Lösungen in ein bereits vorhandenes Umweltmanagementsystem integriert werden. Die dabei gewonnenen Erfahrungen können für andere polnische Textilbetriebe nutzbar gemacht werden.
Durch die Umweltseminare und das Abschlusssymposium wurden unmittelbar 15 polnische Textilbetriebe vom Projekt erreicht. Eine weitere Verbreitung der aus dem Projekt gezogenen Erkenntnisse ist vor allem über den polnischen Kooperationspartner, das Textilinstitut TRICOTEXTIL in Lodz, möglich. Wichtiges Instrument dafür ist der Leitfaden Umweltmanagement in der Textilindustrie, der im Rahmen eines von der DBU geförderten Projektes der sächsischen Textilindustrie 1994 erarbeitet wurde. Dieser Leitfaden wurde unter Anpassung an die polnischen Bedingungen ins Polnische übersetzt und steht prinzipiell allen Textilunternehmen in Polen zur Verfügung.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Öffentlichkeitsarbeit war kein ausgewiesener Arbeitsbereich des Projektes. Dennoch konnten mit dem Abschlusssymposium in Lodz (27.-28.06.01), an dem 37 Personen teilnahmen, über 30 Vertreter aus der polnischen Textilbranche erreicht und somit eine gewisse Öffentlichkeitswirkung in Fachkreisen erreicht werden. Alle Teilnehmer erhielten die polnische Fassung des o. g. Umweltleitfadens. Darüber hinaus wurden die Materialien des Symposiums in einem Tagungsband zusammengefasst.


Fazit

Die angestrebten Ergebnisse des Vorhabens wurden voll erreicht. Multiplikatorwirkung und Nachhaltigkeit des Projektes können insbesondere über die polnische Partnereinrichtung TRICOTEXTIL sichergestellt werden.
In der Projektdurchführung hat sich die Vorgehensweise bewährt, in Seminaren die Vermittlung theoretischen Wissens mit Praxisteilen (Besuche von Textilbetrieben und -facheinrichtungen in Deutschland) zu koppeln und aus den Seminaren heraus intensive einzelbetriebliche Beratungsmaßnahmen zu entwickeln und vorzunehmen.
Wünschenswert wäre, wenn sich mit Unterstützung der DBU eine Fortsetzung der Zusammenarbeit mit der polnischen Textilindustrie zur vertieften Behandlung von Schwerpunktthemen des Projektes realisieren ließe. Ausgehend von den Erkenntnissen der durchgeführten Beratungen wäre das Thema rationeller Energie- und Wassereinsatz - Vergleich und Optimierung der Verbrauchswerte polnischer und deutscher Textilbetriebe ein Ansatzpunkt.

Übersicht

Fördersumme

103.867,92 €

Förderzeitraum

01.01.1999 - 30.06.2001

Bundesland

Grenzüberschreitend

Schlagwörter

Grenzüberschreitend
Internationale Aktivitäten
Umweltkommunikation
Umwelttechnik