Projekt 10526/01

Innovationspotentiale, Innovationshemmnisse und Förderbedarfe kleiner und mittelständischer Unternehmen im Umweltschutzsektor

Projektträger

Klaus Novy Institut e. V.
Löwengasse 1
50676 Köln
Telefon: 0221/3318027

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

In der vorangegangenen Studie des Klaus Novy Institutes über die Umweltschutzwirtschaft in NRW (1996) hatten 85 % aller Betriebe Fördermittel für Forschung und Entwicklung in Anspruch genommen. Es stellt sich also die Frage, welche Innovationspotentiale bei den vorwiegend mittelständischen Betrieben im Umwelt-schutz des Landes NRW vorhanden sind, welche Umsetzungshemmnisse vorliegen und wie der unterstellte latent vorhandene Finanz- bzw. Förderbedarf der KMU effizienter abgedeckt werden kann.
Es soll am Beispiel der NRW Umweltschutzindustrie eine Informationsgrundlage geschaffen werden, die zu einem besseren Verständnis für die Förderprobleme und Innovationsanstrengungen der KMU in einem sich wandelnden Umweltschutzsektor beiträgt. Dabei ist auch die wachsende Bedeutung produktionsnaher Dienstleister zu berücksichtigen. Auf Grundlage der Befragungsergebnisse sollen Maßnahmen erörtert werden, die zum effizienteren Transfer von Mitteln zum relevanten Klientel führen. Das Projekt hat Pilotcharakter für eine mögliche bundesweite Ausdehnung der Befragung.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenIm Unterschied zu anderen Erfassungssytemen bezieht die Datensammlung Dienstleistungen (Engineering, Beratung, Handwerk, Handel, u.ä. ) explizit mit ein. Eine weitere Besonderheit bildet die erweiterte Definition der Umweltschutzindustrie unter Einbeziehung dreier sonst eher vernachläßigter Bereiche: erneuerbare Energie, Stadt- und Bauökologie, umweltfreundliche Konsumgüter. Die schriftliche Befragung der Anbieter von Gütern und Dienstleistungen für Umweltschutzzwecke mit Sitz in Nordrhein-Westfalen fand in der Zeit von Januar 1998 bis April 1998 statt. Der Fragebogen enthielt 32 offene und geschlossene Fragen auf 11 Seiten. Zur Vorbereitung und ergänzend zu der schriftlichen Befragung führten Interviewer face-to-face Gespräche und ein Gruppeninterview mit 64 Vertretern aus Unternehmen durch. Die Rücklaufquote von 410 auswertbaren Fragebögen (464 insgesamt) aus 3500 Betrieben beträgt rund 12%. Die Stichprobe spiegelt im wesentlichen die Größen - und Angebotsverteilung in der Grundgesamtheit wieder und ist somit als repräsentativ anzusehen. Der Stichprobenumfang liegt im Rahmen vorangegangener nicht amtlicher Erhebungen anderer Forschungsinstitute. Im Erhebungszeitraum führte das statistische Bundesamt eine amtliche Sonderbefragung der Umweltschutzwirtschaft durch, so daß die Grundgesamtheit als überbefragt betrachtet werden kann. Die Ergebnisdarstellung erfolgt in tabellarischer Form und enthält Daten zu den Innovationsaktivitäten (Fragen 2.1; 3.7; 2.2 ff.), dem Förderbedarf (Fragen 3.5-3.9), dem Informationssgrad (3.1-3.4). Aufgezeigte ungenutzte Innovationsbereiche und wünschenswerte Förderschwerpunkte signalisieren zukünftige Innovationsschwerpunkte. Abschließend benennen die Betriebe Innovationshemmnisse und geben Auskunft über ihre wirtschaftliche Lage (Umsatz, Beschäftigung, Investition) und ihre Trendeinschätzung.


Ergebnisse und Diskussion

Im Ergebnis liegt eine erste Datengrundlage vor, die zumindest über Innovationsrichtungen im Umweltschutz Auskunft gibt, Förderbedarfe benennt und eine Abschätzung der ökologischen und ökonomischen Auswirkungen ermöglicht. Die Betriebe der Stichprobe weisen ein Umsatzvolumen von 7,6 Mrd. DM aus bei 20.300 Beschäftigten (Basis 1997; nur im Umweltschutzbereich). Die Investitionen sanken von 624 Mio. DM 1995 auf 437 Mio. DM im Jahre 1997. Das Wachstum in der Umweltsparte betrug zwischen 1995 und 1997 + 16 % und überragt damit die sonstigen Aktivitäten der Betriebe. 59 % erwarten weitere Umsatzzuwächse, 39 % Beschäftigungszuwächse.
Fast alle schriftlichen und mündlichen Bemerkungen lassen Informationsdefizite und erheblichen Beratungsbedarf der Betriebe erkennen. Dementsprechend bewerten in der schriftlichen Befragung gut 50 % der Betriebe die Idee der Bezuschußung von Beratungsleistungen für Antragstellung, Dokumentation und Abrechnung geförderter Projekte als besonders wichtig. Die Skepsis von 47 % der Betriebe gegenüber öffentlicher Förderung begründen viele Befragte mit dem Eigenkapitalmangel der Betriebe bei an-teilsfinanzierter Projektförderung und der Furcht vor übermäßigen Nachweispflichten, die auch eine Offenlegung technischer Entwicklungsvorsprünge beinhalten können, und dies schon bei Antragstellung. Deutliche Informationsschwächen zeigten 74 % der Betriebe in Bezug auf die Fördermöglichkeiten der Bundesstiftung. Nur 17 % waren über die Förderaktivitäten der Bundesstiftung informiert. Dieses Defizit konnte zumindest durch diese Befragung und der nachfolgenden Information der antwortenden Betriebe reduziert werden.
Die durchschnittliche Projektdauer errechnet sich mit 14,3 Monaten, der durchschnittliche Betrieb schätzt den Förderbedarf auf 930.000 DM für ein Projekt, allerdings mit erheblichen Abweichungen (Median 350.000 DM). Auffallend hoch schätzen die Betriebe den Finanzbedarf für Sach- und Materialkosten bei Entwicklungsprojekten ein (38 % des Finanzbedarfs). Der Rest des Finanzbedarfs entfällt auf personalintensivere Konstruktions- und Erprobungsphasen (41 %) und die Markteinführung (17 %).
Bei 83 % gab es in der Vergangenheit Innovationsaktivitäten. Fast alle Betriebe (96 %) planen zumindest für die Zukunft Innovationen entweder für neue Produkte und Verfahrenstechniken mit Umweltentlastungseffekten oder organisatorische Innovationen zur Förderung bzw. Verbreitung umweltrelevanter Güter und Dienstleistungen. 70 % der Betriebe erkennen Handlungsfelder für neue Produkte, mit 62 % etwas weniger Betriebe bei den Verfahrenstechniken und 65 % sehen organisatorische Neuerungen als zukünftige Potentiale. Bei den Produktinnovationen liegen die größten Potentiale nach Ansicht von 17 % der Betriebe im Bereich von Systemverbesserung und im Anlagen- und Maschinenbau (14 %). Bei den verfahrenstechnischen Innovationen, verstanden als umweltverbesserte Herstellungsverfahren, konzentriert sich die Mehrheit der Betriebe mit 21 % auf die Abfallverwertung bzw. Kreislaufführung der Abfallstoffe, 14 % auf den Einsatz regenerativer Energien und 12 % auf die Abwärmenutzung. Organisatorische Entwicklungen für mehr Umweltschutz sehen 23 % der Befragten in erweiterten Serviceleistungen, beispielsweise beim Eigenbetrieb umwelttechnischer Anlagen, dem Gebäudemanagement, der Abfallberatung u. ä.. 20 % sind der Ansicht, daß eine ressourcensparendere Logistik mit einem reduzierten Transportaufkommen und Nutzung anderer Verkehrtsträger Potentiale birgt. Der Trend zum integrierten Umweltschutz spiegelt sich auch wieder bei der Wunschfrage nach möglichen Förderschwerpunkten der Bundesstiftung. Recyclingtechniken und regenerative Energien teilen sich als mögliche Schwerpunktthemen die Spitzenplätze mit 47 % bzw. 51 %.
Das kein Innovationsbedarf im Umweltschutz besteht, weil nach einigen Presseurteilen angeblich alles getan sei, glauben nur 6 % der Betriebe, wenn sie marktseitige Hemmnisse bewerten. Eine zunehmende Preiskonkurrenz setzt den meisten (68 %) Betrieben enge Grenzen für neue Produkte und Verfahren. 51 % beklagen zudem Informationsdefizite bei den potentiellen Kunden. Fehlende eigene Finanzen, insbesondere bei 56 % der eigenkapitalschwachen KMU, bilden innerbetrieblich das Haupthindernis für Ent-wicklungsprojekte.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Eine Veröffentlichung der Ergebnisse in einem geplanten Handbuch der Umweltschutzwirtschaft ist vorgesehen. Darüber hinaus erfolgt eine Präsentation in Abstimmung mit der Stiftung , z.B. in Form von Fachartikeln.


Fazit

Hervorragenden Wachstumsbedingungen, erhebliche technische und organisatorische Innovationspotentiale mit Umweltentlastungseffekten im Bereich Abfall, Luft/Klima und Wasser und einem Trend zu mehr integriertem Umweltschutz stehen fehlende eigene Finanzierungsmöglichkeiten in Kombination mit einer erheblichen Skepsis und Uninformiertheit bezüglich der Förderchancen gegenüber. Dies gilt ver-stärkt für Betriebe unter 100 Beschäftigten. Personelle und finanzielle Maßnahmen zur besseren Infor-mation und Beratung der Betriebe vor und während eines geförderten Projektes von der Antragstellung bis zur Dokumentation und Abrechnung könnten den Transfer von Technologieförderung, insbesondere zu den kleineren Unternehmen, verbessern helfen.

Übersicht

Fördersumme

80.653,23 €

Förderzeitraum

27.03.1997 - 05.02.1999

Bundesland

Nordrhein-Westfalen

Schlagwörter

Umweltkommunikation