Projekt 09710/01

Die Agenda 21 als Grundlage von Unternehmensleitbildern

Projektträger

akzente kommunikation und beratung gmbh
Corneliusstr. 10
80469 München
Telefon: 089/202056-22

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Die Agenda 21 als weltweites Umwelt- und Entwicklungsprogramm richtet sich an alle gesellschaftlichen Gruppen. Die Wirtschaft ist für ihre Umsetzung eine besonders wichtige Zielgruppe. Allerdings ist das Leitbild einer nachhaltigen Entwicklung, wie es der Agenda 21 zugrunde liegt, recht abstrakt. Ziel war deshalb, aus dem Leitbild Nachhaltigkeit konkrete Handlungsfelder und Anforderungen für Unternehmen abzuleiten sowie Möglichkeiten der Umsetzung aufzuzeigen.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenUrsprünglich war geplant, in den drei Projektunternehmen März Fashion Group GmbH, München, Private Weissbierbrauerei G. Schneider und Sohn KG sowie Toshipa Europe GmbH Zielworkshops durchzuführen, um jeweils ein unternehmensindividuelles Leitbild sowie eine entsprechende Nachhaltigkeits-strategie zu erarbeiten. Anschließend sollte die Umsetzung in den Betrieben begleitet werden, um daraus Empfehlungen abzuleiten, wie sich Nachhaltigkeit in Unternehmen umsetzen lässt. Da sich diese Vorgehensweise als nicht geeignet erwies, wurde ein Nachhaltigkeits-Check erarbeitet, der Anforderungen in den Bereichen Ökonomie, Ökologie, Soziales und Kooperation umfasst. Als Grundlagen wurden unter anderem die Agenda 21 selbst, die Veröffentlichungen der Enquete-Kommission zum Schutz des Menschen und der Umwelt, Kriterien für eine umweltbewußte Unternehmensführung der Arbeitsgemeinschaft Selbständiger Unternehmer (ASU) e.V., Arbeiten der International Labour Organisation (ILO) sowie des Council on Economic Priorities Accreditation Agency (CEPAA) herangezogen. Mit Hilfe dieser Checkliste können Unternehmen sich überprüfen, um eine erste Grundlage für die Diskussion über Nachhaltigkeit und damit verbundene Unternehmensziele zu erhalten. Vor der Erarbeitung des Nachhaltigkeits-Checks wurden gesellschaftliche relevante Gruppen wie Gewerkschaften, Umweltverbände, Politik und Wissenschaft befragt, welchen Beitrag sie von der Wirtschaft zu einer nachhaltigen Entwicklung erwarten. Die Ergebnisse ebenso wie die Analyse bestehender Umweltleitbilder flossen in die Erarbeitung des Nachhaltigkeits-Checks ein. Ergänzend wurden Praxisbeispielen quer durch alle Unternehmensgrößen und Branchen recherchiert.


Ergebnisse und Diskussion

Der Nachhaltigkeits-Check hat sich für Unternehmen als große Hilfe beim Einstieg in die Diskussion über Nachhaltigkeit erwiesen. Vermieden werden dadurch abgehobene Diskussionen darüber, was Nachhaltigkeit bedeutet, ohne gleichzeitig konkrete Maßnahmen zu entwickeln. Dies war auch die große Befürchtung der Projektunternehmen angesichts der geplanten Zielworkshops gewesen. Da die Kriterien des Nachhaltigkeits-Checks ein sozusagen beispielhaft nachhaltiges Unternehmen in den vier Bereichen Ökonomie, Ökologie, Soziales und Kooperation abbilden, stellen sie eine Messlatte dar, an der sich jedes Unternehmen ausrichten und damit Defizite wie Pluspunkte ablesen kann.

Dass Kooperation sozusagen als vierte Dimension der Nachhaltigkeit mit verschiedenen Kriterien abgebildet wurde, erwies sich ebenfalls als richtig. Zwar kann sicher darüber diskutiert werden, ob Kooperation nicht vielmehr die Voraussetzung für das Erreichen sozialer, ökologischer und ökonomischer Unternehmensziele ist. Doch die betriebliche Realität zeigt, dass es durchaus dienlich ist, dieses Thema als eigene Dimension aufzuführen und ihm so einen hohen Stellenwert zu verleihen. Schließlich gehört zur Verfolgung einer nachhaltigen Entwicklung auch eine Unternehmenskultur, die sich durch Offenheit, Kommunikation und Beteiligung auszeichnet. Nicht zuletzt lassen sich weitreichende ökologische oder soziale Verbesserungen vor allem durch Kooperation in der Produktkette realisieren.

Die Recherche zu beispielhaften Schritten in Unternehmen ergab bemerkenswerterweise, dass jene Betriebe, die sich ökologisch engagieren, nicht gleichermaßen auch im sozialen Bereich mehr Verantwortung übernehmen und umgekehrt. Hier schienen zwei völlig unterschiedliche Traditionen der Unternehmenskultur nebeneinander zu existieren. Ihre Verknüpfung unter dem Vorzeichen Nachhaltigkeit, so dass die eine von der anderen lernen kann, wird deshalb große Potenziale erschließen.

Wünschenswert ist eine Weiterentwicklung des Nachhaltigkeits-Checks zu einem Instrument der konti-nuierlichen bzw. wiederholten Bewertung der Unternehmensleistung. Als Methode wäre die Verknüpfung der Nachhaltigkeitskriterien mit einer Art Self-Assessement geeignet, also eine Verbindung zwischen quantitativer und qualitativer Bewertung. Ein breiterer Einsatz der erarbeiteten Nachhaltigkeitskriterien zeichnet sich im Bereich Unternehmensberichterstattung ab. Für die ersten Versuche verschiedener Unternehmen, einen Nachhaltigkeitsbericht zu erstellen, haben sie eine gute Hilfestellung bei der Festle-gung von Themen und Kernaussagen sowie der Strukturierung des Inhalts geboten.

Die Auswertung bestehender Umweltleitbilder hat schließlich gezeigt, dass bisher nur wenige Unterneh-men Leitlinien aufgestellt haben, die geeignet sind eine nachhaltige Entwicklung anzustoßen und zu fördern. Kein Wunder, hat doch die EG-Öko-Audit-Verordnung bei ihren Vorgaben zur Umweltpolitik einzig die Verbesserung der Umweltsituation im Blick. Da ein ‚nachhaltiges Unternehmensleitbild ohnehin nicht in Unternehmensleitlinien - als Aussagen zu den ökonomischen Zielen und zum Umgang mit den Mitarbeitern - und Umweltleitlinien getrennt sein kann und deshalb unter dem Zeichen Nachhaltigkeit ganz neu konzipiert werden sollte, ist hier für die kommenden Jahre noch eine breite wissenschaftliche Diskussion zu erwarten. Gleichzeitig ist den Unternehmen anzuraten, den Umgang mit Nachhaltigkeit zunächst auf der Ebene von Maßnahmen und Projekten zu üben, bevor eine grundlegende Umgestaltung des Leitbilds angegangen wird: Dies war letztlich - neben der Definition von Handlungsfeldern und Kriterien für Nachhaltigkeit - ein ganz wesentliches Ergebnis dieses Projekts.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Die Projektergebnisse wurden bei der future-Jahrestagung im September 1999 vorgestellt. Der Leitfaden, bestehend mit Projektergebnissen, Nachhaltigkeits-Check und rund 40 Praxisbeispielen wurde im März 2000 veröffentlicht und an die Presse sowie Vertreter gesellschaftlich relevanter Gruppen verteilt.


Fazit

Bei der Umsetzung von Nachhaltigkeit hilft nichts so sehr wie eine Strukturierung des Themas durch Handlungsfelder und die Vermittlung über Aktionen und Projekte - sozusagen eine bildhafte Darstellung des abstrakten Leitbegriffs. Die Sammlung von beispielhaften Schritten zeigte, dass kreative ökologische und soziale Verantwortung in Unternehmen nichts Neues ist, sondern vielfach gelebt wird, weil es zur Unternehmenskultur gehört. Neu ist lediglich eine Sichtweise, die Ökonomie, Ökologie und Soziales miteinander verknüpft. Damit geht gerade in Zeiten der Globalisierung und Virtualisierung von dem Begriff Nachhaltigkeit ein wichtiger Impuls für die Gestaltung des Wirtschaftens aus, der auch die Unternehmen der New Economy künftig stärker erreichen muss.

Übersicht

Fördersumme

91.664,41 €

Förderzeitraum

01.09.1997 - 29.01.2001

Bundesland

Niedersachsen

Schlagwörter

Klimaschutz
Ressourcenschonung
Umweltforschung
Umweltkommunikation