Projekt 09626/01

Sustainable Development und Umweltbildung im Spannungsfeld von Individuen, Umwelt und Gesellschaft

Projektträger

Westfälische Wilhelms-Universität Münster
48149 Münster

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Das zentrale inhaltliche Anliegen des Projektes ist die Ergänzung des traditionellen Ansatzes der Umweltbildung mit seinem individualisierenden Zugriff auf die Umweltproblematik um eine sozialökonomische Problemperspektive. Dazu sollen neben der Förderung individueller Verhaltens-bereitschaften die Anreizstrukturen in den Blick genommen werden. Dabei soll geprüft werden, ob sich der eine solche Problemsicht nahelegende sozialökonomische Ansatz der Umweltbildung in einem internationalen Lernarrangement auch handlungsorientiert erarbeiten lässt. Die Ziele des Projektes liegen in dem Aufbau eines europäischen Netzwerkes von an Umweltproblemen arbeitenden Schulen und in der Erarbeitung von für die Umweltbildung zentralen fächerverbindenden Curriculumelementen.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenGemäß den Zielen des Projektes lassen sich im Projektablauf zwei Arbeitsphasen unterscheiden: Die erste Phase war geprägt von der Lösung organisatorischer Probleme. Hier standen die Zusammenführung der Projektpartner, der formale Aufbau der internationalen Kooperation, die Entwicklung einer EDV-Infrastruktur und Verabredungen über Verfahren der Zusammenarbeit im Mittelpunkt. Die zweite Phase war dann stärker geprägt von Fragen der inhaltlichen Zusammenarbeit.
Am Beginn der Arbeit an den Schulen stand eine schüleraktive Erarbeitung einer Vorstellung der eigenen Stadt und Schule . Daran schloss sich die Durchführung einer Befragung an, in der Daten zum Verkehrsverhalten und Einstellungen gegenüber verschiedenen Maßnahmen zur Verringerung verkehrsbedingter Umweltprobleme erhoben wurden. Diese dienten als Ausgangspunkt für vertiefende Fragestellungen, die im weiteren Projektverlauf international kooperativ bearbeitet wurden.
Die in diesem Projekt verfolgte Arbeit an den kooperierenden Schulen unterscheidet sich in einem wichtigen Punkt von herkömmlichen Unterrichtsreihen. Während diese i.d.R. mit einer Lerngruppe in einem vergleichsweise kurzen Zeitraum eine Problembeschreibung, eine Ursachenanalyse und eine Diskussion von Lösungsansätzen sowie - idealiter - von Durchsetzungshemmnissen vornehmen, war in diesem Projekt angestrebt worden, über einen Zeitraum von zwei Jahren mit verschiedenen Lerngruppen Bausteine zu den verschiedenen Problemdimensionen zusammenzutragen.


Ergebnisse und Diskussion

Der Aufbau eines internationalen Kooperationsverbundes von Schulen erwies sich bereits im Vorlauf als überaus zeitaufwendig und - aufgrund der angestrebten gemeinsamen finanziellen Förderung - bis in viele Details hinein abspracheintensiv. Dies gilt ebenso für die Phase der sich konstituierenden Kooperation. Klärungsbedürftig waren hier Fragen der zu investierenden Arbeitszeit, der Möglichkeiten virtueller Treffen (Chats), des Zugangs zu den netzfähigen Rechnern an den Schulen, die schulinterne Zusammenarbeit verschiedener Lehrkräfte etc. Wünschenswert wäre es, die hierzu notwendigen Absprachen möglichst vor der für die inhaltliche Arbeit vorgesehen Projektlaufzeit vereinbaren zu können. Wir möchten daher eine - möglicherweise auch institutionelle - Trennung von organisatorischer Vorfeldarbeit und inhaltlicher Betreuung eines derartigen Projektes empfehlen.
Mit den elf thematisch zusammenarbeitenden Schulen konnte in diesem Projekt ein Netzwerk von europäischen Schulen aufgebaut werden. Diese hohe Anzahl erwies sich für eine inhaltlich aufeinander abgestimmte Arbeit als bereits zu groß. Wir empfehlen daher, die Zahl der direkt miteinander kooperierenden Schulen auf maximal fünf zu begrenzen.
Die Nutzung der neuen Kommmunikationsmedien spielte in diesem Projekt eine zentrale Rolle. Ohne diese wäre eine inhaltliche Kooperation zwischen Schülern aus fünf europäischen Staaten nicht möglich gewesen. Dennoch gilt: Auch im Zeitalter der elektronischen Kommunikation erwiesen sich die persönlichen Treffen der Lehrkräfte und die dort hergestellten Kontakte als unverzichtbar. Erst hier entfalteten sich unverzichtbare Selbstbindungen gegenüber den Projektpartnern, hier konnten gemeinsame inhaltliche Absprachen getroffen werden und auch eventuell aufgetretene Missverständnisse in der Kooperation (etwa über den Umfang der geleisteten Arbeit) ausgeräumt werden. Rein virtuelle Kooperationsverbünde werden diese traditionelleren Formen der Zusammenarbeit nicht ersetzen können.
Die Projektarbeit an den Schulen konnte in vieler Hinsicht handlungsorientiert, d.h. also problemorientiert und schüleraktiv gestaltet werden: Mit dem Thema verkehrsbedingte Umweltprobleme konnten sich Schülerinnen und Schüler mit realen Problemen ihrer eigenen Lebens- und Erfahrungswelt befassen. Schülerinnen und Schüler führten die Umfrage durch, sie werteten die Ergebnisse aus und bereiteten diese für eine Präsentation im Internet auf. Die Gestaltung der Seiten lag dabei weitgehend in der Hand der Schülerinnen und Schüler.
Vielfach haben Schüler außerschulische Lernorte aufgesucht. Dies gilt selbstverständlich für die Durchführung der Umfrage, daneben hatten die Lernenden zahlreiche Erkundungsaufgaben: So wurden Behörden und Betriebe aufgesucht und Gespräche mit verantwortlichen Politikern durchgeführt. Auf diese Weise konnte die reale Welt in den Unterricht heriengeholt werden wie auch gleichzeitig die Arbeit und die Ergebnisse des Projektes nach außen getragen werden. Darüber hinaus kam es zwischen Rheine und Salzburg wie auch zwischen Rheine und Ussel zum Schüleraustausch, bei dem die gemeinsame inhaltliche Arbeit am Projekt im Mittelpunkt stand.
Schwierigkeiten gab es mit dem angestrebten fächerverbindenden Prinzip des Projektes. Hier zeigte sich, dass ein fächerverbindender Zugriff nicht über die Schulgrenzen hinweg möglich war. Jedoch gelang es, innerhalb der Schulen sowohl naturwissenschaftlich-ökologische als auch soziale und ökonomische Dimensionen der Problematik zu untersuchen, wenn das Projekt entsprechend von Lehrkräften mehrerer Disziplinen getragen wurde. Über die gemeinsame Internetplattform konnten so auch verschiedene Kurse einer Schule zusammenarbeiten und ihre Ergebnisse den Mitschülern zur Verfügung stellen. Auf diese Weise entstand wiederum für Dritte ein durchaus komplexes Bild der dort vor Ort untersuchten Situation.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Das Projekt und seine jeweiligen Teilergebnisse wurden und werden im Internet unter der Adresse www.uni-muenster.de/Umweltbildung/ zweisprachig (deutsch und englisch) präsentiert. Darüber hinaus berichteten lokale Medien über die Arbeit der teilnehmenden Schulen. Kontakte zu Behörden und Verbänden.


Fazit

Die Ergebnisse zeigen, dass das gewählte Lernarrangement einer internationalen themengebundenen Kooperation von Schulen gut geeignet ist, eine Umweltbildung zu fördern, die eher als der traditionelle Ansatz geeignet ist, den didaktischen Ansprüchen des Leitbildes der nachhaltigen Entwicklung gerecht zu werden. Freilich bedarf die Organisation und die Durchführung derartiger Kooperationen zahlreicher organisatorischer und technischer Voraussetzungen an den Schulen. Das Projekt zeigt, dass die Arbeit für einzelne Lehrkräfte - stets neben der üblichen Verpflichtungen - kaum zu bewältigen ist. Derartige Projekte sollten daher das Anliegen der gesamten Schule sein und durch mehrere Lehrkräfte unterschiedlicher Aufgabenfelder getragen werden.

Übersicht

Fördersumme

56.768,74 €

Förderzeitraum

07.01.1997 - 14.02.2000

Bundesland

Nordrhein-Westfalen

Schlagwörter

Klimaschutz
Ressourcenschonung
Umweltforschung
Umweltkommunikation
Umwelttechnik