Projekt 08737/01

Förderschwerpunkt Bioabfallverwertung (3): Das Rotenburger Konzept der dezentralen landwirtschaftlichen Bioabfallverwertung

Projektträger

MT Energie GmbH & Co. KG
Ludwig-Elsbett-Str. 1
27404 Zeven
Telefon: 04285/925858

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Mit dem Inkrafttreten des Kreislaufwirtschafts- und Abfallgesetzes im Jahr 1996 und dem dort festgeschriebenen Verwertungsgebot, wurde die stoffliche und energetische Verwertung von biogenen Reststoffen gesetzlich gefordert.
Zeitgleich suchten die landwirtschaftlich organisierten Brennereigesellschaften einen sinnvollen Verwertungsweg für ihren Brennereiabfall (Kartoffelschlempe). Auch dem Landkreis stellte sich die Frage einer sinnvollen und kostengünstigen Verwertung getrennt gesammelter Bioabfälle. Hier kam die Idee auf, die heiße Kartoffelschlempe und die im Landkreis zukünftig anfallenden Bioabfälle aus der Biotonne zu vergären. Es wurde daraufhin ein Konzept entwickelt, bei dem die Landwirtschaft mit ihren Dispositionsfähigkeiten von der Sammlung bis zur Verwertung in die Wertschöpfung direkt mit einbezogen werden konnte.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenEs soll eine Bioabfallaufbereitungsanlage und Biogasanlage errichtet werden, in der organische Abfälle von Störstoffen befreit, verflüssigt, hygienisiert und auf Inhaltsstoffe untersucht werden. Das erzeugte flüssige Bio-Mischsubstrat, durch die Vorbehandlung hervorragend für eine Vergärung in Biogasanlagen geeignet, wird anschließend zu einer Vielzahl von landwirtschaftlichen Hof-Biogasanlagen gefahren, wo das anfallende Biogas in Blockheizkraftwerden in Strom und Wärme umgewandelt wird. Durch die gemeinsame Vergärung von Gülle und Bio-Mischsubstrat wird die Wirtschaftlichkeit der Hof-Biogasanlagen gefördert. Der anfallende Gärrest wird auf den hofeigenen landwirtschaftlichen Nutzflächen bedarfsgerecht als Sekundärrohstoffdünger verwertet.
Die Vergärung von biogenen Abfällen stellt in diesem Konzept ein zentrales Element zur Schließung von Stoffkreisläufen, zur Produktion erneuerbarer Energie und zur Vermeidung klimawirksamer Spurengasemissionen dar.
Projektrealisierung
Die Gründung der Rotenburger Rohstoff und Energie GmbH & Co. durch 7 Brennereigesellschaften und die Bäuerliche Dienstleistungs- und Verwertungsgesellschaft mit insgesamt ca. 200 Landwirten war der erste Schritt zur Realisierung des Projektes. Daraufhin erfolgte die Beauftragung der TBW Frankfurt eine Machbarkeitsstudie über das Rotenburger Bioabfall-Verwertungskonzept zu erstellen. Nach Bewilligung von Fördermitteln durch die Deutsche Bundesstiftung Umwelt wurde die TBW mit der Planung beauftragt. Ein eingesetzter Bauausschuss prüfte die Vorgaben und vergab die Aufträge.


Ergebnisse und Diskussion

Anlagentechnik
Es wurde eine ca. 20 x 40 m große Halle erstellt, in die 1998 eine Sortierlinie mit manueller Störstoffsortierung und anschließender Hygienisierung installiert wurde.
Die Annahme der Bioabfälle erfolgt in einer geschlossenen Halle. Über einen Annahmebunker werden die Bioabfälle der Sortierung zugeführt und manuell von Störstoffen befreit. In einem Vormischbehälter wird heiße Schlempe und andere flüssige Bioabfälle hinzugegeben, in einer Hammermühle vermahlen und dann in zwei 40 t fassenden Tanks mit 70 °C für 1 Std. hygienisiert. Alle verfahrenstechnischen Vorgänge sind automatisiert, visualisiert und werden protokolliert. Die Kapazität der Anlage liegt bei ca. 15.000 Jahrestonnen.
Im Außenbereich ist eine Biogasanlage mit ca. 2.500 m³ Fermentervolumen installiert, die mit einem Teil des Substrates betrieben wird. Das hier verwirklichte Verfahrenskonzept des Fermentermanagements hat sich hervorragend bewährt. Das erzeugte Biogas wird in drei Blockheizkraftwerden mit zusammen ca. 420 kW verstromt. Mit der entstehenden Abwärme der Blockheizkraftwerke wird die Erhitzung und Hygienisierung der Bioabfälle sichergestellt. Ca. 20% der erzeugten elektrischen Energie wird für den Eigenbedarf der gesamten Anlage gebraucht. Das Gesamtinvestitionsvolumen beträgt etwa 4,3 Mio. DM.
Eingesetzte Stoffe
Die Bioabfallaufbereitungsanlage wurde speziell für die Verwertung der Biotonne konzipiert. Es können aber auch flüssige und andere schüttfähige Abfallfraktionen verarbeitet werden. Der bestehende Genehmigungskatalog erlaubt die Annahme der Biotonne, von Fettabscheiderresten, Kartoffelschlempe, Stärkeabfällen und für Verzehr oder Verarbeitung ungeeigneter Stoffe, um nur die wichtigsten zu nennen. Seit einiger Zeit hat die RoRo die Ausnahmegenehmigung gemäß § 8 Abs. 3 Nr. 2 Tierkörperbeseitigungsgesetz erhalten, Speiseabfälle zu verarbeiten und diese hygienisiert an andere landwirtschaftliche Biogasanlagen abzugeben. Dazu musste der gesamte Betrieb auf die schwarz-weiß Trennung umgestellt werden. Hiermit ist die klare Trennung von unhygienischen und hygienischen Bereichen gemeint. Die Veterinärmediziner überprüften den Verfahrensablauf und die sichere Abtötung von Krankheitskeimen durch die Hygienisierung. Da es keine Beanstandungen gab, konnte der Auftrag angenommen werden die Gastronomieabfälle der EXPO 2000 zu verwerten. So wurden im Jahr 2000 etwa 9.000 t Bioabfälle verarbeitet und davon ca. 5.500 t Bio-Mischsubstrat an landwirtschaftliche Biogasanlagen abgegeben.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Das Vorhaben wurde auf zahlreichen Fachveranstaltungen, -tagungen und auch -messen präsentiert. Der Anlagenkomplex ist Anlaufpunkt zahlreicher Fachbesucher aus dem In- und Ausland.


Fazit

Das Rotenburger Konzept zur zentralen Bioabfallaufbereitung und dezentralen landwirtschaftlichen Verwertung zur Schließung lokaler Stoffkreisläufe und Schaffung neuer Einnahmemöglichkeiten für die Landwirtschaft konnte nicht im vollen Rahmen verwirklicht werden. Der Preisverfall auf dem Markt biogener Reststoffe, vor allem jedoch die politische Entscheidung, dass die Getrenntsammlung von Bioabfällen im Landkreis Rotenburg/Wümme nicht eingeführt wird, zwang die Rotenburger Rohstoff und Energie GmbH vermehrt biogene Abfallstoffe aus anderen Landkreisen einzuweben. Somit konnte das Teilziel des transparenten KrW-/AbfG innerhalb des Landkreises nicht verwirklicht werden. Die Landwirtschaft ist als Betreiber der Bioabfall-Aufbereitungsanlage und als Abnehmer des Bio-Mischsubstrates als Kofermentat weiterhin beteiligt. Eine Verwertungsgebühr für das Bio-Mischsubstrat wird nicht gezahlt. Das energiereiche und problemlos zu vergärende Substrat trägt aber entscheidend zur Effizienzsteigerung der beteiligten Biogasanlagen bei.
Die sich abzeichnende Seuchen- und Hygieneproblematik macht deutlich, dass nur eine zentrale Bioabfallaufbereitung die gestellten Anforderungen sicher erfüllen kann. Die getätigten Nähr- und Schadstoffanalysen garantieren eine effektive Überwachung der wichtigsten Parameter. Damit erhalten Teile des Konzeptes eine ganz neue Gewichtung.

Übersicht

Fördersumme

989.533,86 €

Förderzeitraum

12.04.1996 - 30.04.1998

Bundesland

Niedersachsen

Schlagwörter

Klimaschutz
Landnutzung
Ressourcenschonung
Umweltforschung
Umwelttechnik